Im Gegensatz zum neuen Management der Deutschen Bank fehlt es den Damen und Herren in der EZB und in Berlin aber an Einsicht. Und solange sich das nicht ändert, können die Institute nur versuchen Zeit zu gewinnen. Alle, nicht nur die Deutsche.
Die Deutsche Bank baut 18.000 Stellen ab und verkleinert ihr Investmentbanking radikal. Die Börse weiß nicht so recht, was sie mit dieser Nachricht anfangen soll. Ist das jetzt eigentlich eine gute oder eine schlechte Nachricht? Ist die Deutsche Bank „schuldig im Sinne der Anklage“, dass ihr Desaster hausgemacht ist? Oder ist sie nur Spielball und Opfer größerer Entwicklungen? Und: Weil ich dauernd darauf angesprochen werde: Ist das jetzt der Beginn der von mir prognostizierten Bankenkrise oder lassen die Ereignisse das nur glauben?
Von allem ein bisschen.
Der strategische Missgriff des Herrn Jain
Fangen wir mit der Lage der Deutschen Bank an, so können wir feststellen, dass ihre Lage das Ergebnis einer Mischung interner wie externer Faktoren ist. Die Bank hat Fehlentscheidungen getroffen, keine Frage. Der frühere Vorstand unter Jain hat eine gewaltige Wette abgeschlossen, die nicht aufgegangen ist: Nämlich, dass das Investmentbanking zum Glanz der 80er und 90er Jahre, der Ära der Gordon Geckos, zurückkehren würde. Die Bank müsste nur lange genug durchhalten, bis sich alle anderen zurückgezogen haben, dann könnte sie die Früchte ihrer Geduld einfahren. Die Frage, warum all die anderen, die Goldmänner, und die JPMorgans, die Citis und die Schweizer zu einem ganz anderen strategischen Lagebild gekommen sind und warum man ausgerechnet in Frankfurt die Weisheit ganz allein mit Löffeln gefressen haben sollte, war damals schon berechtigt.
Das ist aber nur die eine Hälfte der Gleichung.
Der Fisch wird an Land nicht atmen, egal wie lange ihn die Zentralbank anschreit
Die andere liegt in der Ertragserosion und den systemischen Kreditrisiken die die Zentralbank ein paar Kilometer weiter zu verantworten hat. Sie hat sich so tief eingegraben, dass sie aus dem Loch nicht mehr rauskommt und sie zerstört damit die Lebensfähigkeit der anderen Teile der Deutschen Bank, wie übrigens des gesamten Sektors überhaupt. Dass es der Deutschen Bank hinsichtlich des Verhältnisses ihrer Kosten zu ihren Erträgen schlechter geht als der Branche kommt aus den eigenen Fehlern, aber dass es mit dem Ausweg schwierig bis unmöglich ist, dass ist nicht die Schuld der Bank.
Der Mangel an mathematischem Lösungsraum
Denn was können wir aus den wenigen Zahlen, die die Bank über ihr Reformprogramm veröffentlicht hat, jetzt schon mit Gewissheit lernen? Das Ergebnis wird sein, dass die Bank Zeit gewinnt, dabei Eigenkapital verbrennt, schrumpft und am Ende kleiner, aber kaum profitabler sein wird. Um das zu verstehen müssen wir uns nur ein paar Eckdaten ansehen:
Reduzieren wir aber Erträge und Kosten gleichzeitig um 20%, dann landen wir – nicht wirklich überraschend – bei einer unveränderten Cost-Income-Ratio von ca. 100%. Da ist die Bank jetzt auch. Fairerweise muss man festhalten, dass die Ratio ohne das Programm der Bank wohl in zwei Jahren eher bei 120% läge und die Bank also schwere operative Verluste erleiden würde – von ca. 4,5 Mrd. Euro pro Jahr, also ca. 9 Mrd. in zwei Jahren, was genau dem außerordentlichen Verlust entspricht, den die Bank jetzt über die Rückstellungen für Abfindungen erleidet.
Hase Bank und Igel Geldpolitik
Diese Bank befindet sich im Abwärtswettlauf von Kosten und Erträgen und damit ist sie nicht allein, denn die Unmöglichkeit, die Erträge signifikant zu steigern oder auch nur zu stabilisieren, wurzelt in den monetären Rahmenbedingungen, die die EZB setzt. Egal wie schnell der Hase Bank den fallenden Erträgen hinterherrennt, der Ertragskiller Igel EZB ist schon da.
Ist also das was die Deutsche Bank tut, der Beginn der Krise? Nein, das ist er eher nicht, aber er ist das Wetterleuchten, das das Problem unters Brennglas stellt und eigentlich den Verantwortlichen in der Politik und der Geldpolitik klar machen müsste, dass der Handlungsbedarf nicht allein bei den Banken liegt, sondern auch und vor allem bei Ihnen. Wir brauchen ein Bankenrestrukturierungsgesetz, das es den Banken ermöglicht Kosten zu vertretbaren Abfindungen abzubauen und wir brauchen eine Ende der zerstörerischen Zinspolitik im Gleichschritt mit einer dramatischen Kapitalstärkung des Kreditsektors.
Im Gegensatz zum neuen Management der Deutschen Bank fehlt es den Damen und Herren in der Europäischen Zentralbank und in Berlin aber an Einsicht. Und solange sich das nicht ändert, können die Institute nur versuchen Zeit zu gewinnen. Alle, nicht nur die Deutsche.
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Die Deutsche Bank wurde gezielt zerstört. Das ist meine feste Meinung. Erst war sie „Prügelopfer“ in den USA wegen Kreditvergaben – obwohl sie nur das getan hatte, was alle taten. Faule Kredite abstossen und als Giftpapiere verkaufen. Aber die Deutsche Bank wurde dafür als einzige bestraft. Ist ja auch Deutsch – zu Zeiten von Obama/Merkel gab es keine Hilfe mehr für Deutschland. Im Gegenteil ! Dann musste die Deutsche Bank jede Menge faule Staatsanleihen aus Süd-Europa kaufen, die sie garnicht haben wollte. Die Politik in EU und Berlin wollte es aber unbedingt. Deutschland „muss seinen Beitrag“ leisten zur Rettung des… Mehr
Herr Dr. Krall ist ein Marktbefürworter und unterstellt dass der Markt alles regelt. Man kann dies so sehen und seine Argumentation diesbezüglich entsprechend aufbauen. Was er aber nie erwähnt ist dies. Was passiert mit den Opfern dieser Marktradikalität? Die Erfolgreichen haben es gut. Eine Gesellschaft besteht aber nicht nur aus Erfolgreichen. Bestes Bespiel ist der Länderzusammenschluß in der EU. Die Nullzinspolitik und die Targetsalden sind eine Folge der unterschiedlichen Wirtschaftsentwicklungen innerhalb der EU. Die Abgehängten müssen eben auch irgendwie versorgt und gerettet werden. Den Preis dafür zahlen die Erfolgreichen. Ist dies die Lösung. Die Blasenbildung am Immobilienmarkt ist ja gerade… Mehr
ihre Erkenntnis mit Hilfe physikalischer Gesetzmäßigkeiten ist nicht zu kritisieren. Allerdings unterschlagen Sie die Realitäten ein wenig. Die gemeinsame Währung ist kein Versuch sondern Realität. Der haben wir uns zu stellen. Gäbe es die gemeinsame Währung nicht gäbe es auch keinen Nullzins und alle damit zusammenhängenden Probleme. Diese simple Erkenntnis war den Vätern des Euro scheinbar nicht zu vermittlen. Herr Dr. Waigel ist ja heute noch ganz stolz auf sein „Meisterwerk“. Er hat den Schaden ja nicht zu tragen. es sind ie kleinen Leute in den wirtschaftsschwachen Staaten. Wie ich ja schon erwähnte explodieren die Sozialhaushalte- Alles mit eine Folge… Mehr
Ein Arbeitskreis „Wie reite ich ein totes Pferd“ könnte ihnen weiterhelfen. Wenn etwas nicht richt läuft, dann muss es korrigiert werden. Dabei MUSS es Verlierer geben.
Die armen naiven unschuldigen Geschäftsbanken und die böse böse EZB. Nun, da wird schon fleißig an einem (falschen!) Narrativ gebastelt, um den Steuerzahlern den nächsten Banken Bail-Out nahezubringen.
Dabei haben die Geschäftsbanken – vor allem die großen Spieler – mit einer beispiellosen Ausweitung der Kreditvergabe (Stichword Subprime) das Geldsystem 2008 kollabieren lassen; seitdem liegt es auf der Intensivstation im Koma und muss von den Zentralbanken per massiver Bilanzausweitung am Leben gehalten werden, weil die Politik sich für die Rettung der Banken und Bankeigentümer zu Lasten der realen Wirtschaft entschieden hat.
Im Geschäftsbericht der Bank (p. 210) heißt es: „… unter Berücksichtigung des risikobereinigten Geschäftsergebnisses hat der Vorstand einen Gesamtbetrag der leistungsabhängigen variablen Vergütung für 2018 in Höhe von 1,9 Mrd. Euro festgelegt“. Der Gewinn vor Steuern betrug 2018 1,3 Mrd. Euro, die Aktionäre bekamen rund 200 Mio. Euro Dividende. Für mich grenzt das an ein Ausplündern der Aktionäre. Auch in den vergangenen Jahren betrugen die Boni (trotz Verlusten) immer so um die 2 Mrd. Euro. Mein Fazit: Von mir bekommt diese Bank keinen roten Pfennig mehr (Kapitalerhöhung?), den kläglichen Rest meines Investments schreibe ich notfalls dann eben komplett ab. Zur… Mehr
Eines konnte ich den Büchern und Artikeln von Herrn Krall nie entnehmen, das hat er, soweit ich mitbekommen habe, nie erklärt: Warum führt die Nullzinspolitik der EZB zu einer Ertragserosion der Banken? Die Leitzinsen sind doch Gewinne der EZB.
Wenn die EZB 1 % Leitzins verlangt und die Bank einen Kredit zu 6 % hergibt … und dann die EZB ihren Zins auf 0 % senkt und die Bank den Kreditzins auf 5 % – was hat sich dann am Gewinn der Bank geändert?
Sehr geehrter Herr Scheinast, leider sind Sie dank dem Wust an Falschinformationen durch die Mainstreammedien einem gigantischen Hoax aufgesessen. Würden Geschäftsbanken Traumzinserträge von 5% bis 6% erwirtschaften können, so würden sie sich wohl alle deutschen Banken in siebten Himmel der Glückseligkeit befinden und das europäisches Bankensystem würde sich nichtstatteswen nicht dieser bedrohlichen Zwangslage befinden, denn eher liegt der zu erreichende zu er erreichtende Marktzins tatsächlich bei 1,5% wenn nicht gar noch darunter.. Hierzu der passende Link: https://youtu.be/jd9LNx5zZqk
Ach ja? Wie sieht es denn mit den Überziehungszinsen ihres Girokontos aus? Viele kleine und teilweise auch mittlere Unternehmer müssen ihre Produktionsoder Dientsleistung per Kontokorrentkrediten vorfinanzieren. Das läppert sich dann.
Doch, das habe ich in großer Ausführlichkeit erklärt: Sie finden es im Buch „Der Draghi-Crash“ im Kapitel „Die Zerstörung des Kreditsystems“, auch in meinem Vortrag, zum Beispiel für die Solit-Gruppe (bei Youtube leicht zu finden) und in meinem bereits 2015 publizierten Artikel „Gefangen zwischen Geldpolitik und Aufsicht“ in der Fachzeitschrift DIE BANK.
Die Deutsche Bank ist der „Schwarze Schwan“ der nächsten Systemkrise! Selbst das o.g. Buchkapital von €63 Mrd ist eine Illusion, wird die DB doch an der Börse derweil mit weniger als €14 Mrd. bewertet!. Demgegenüber steht ein Derivateportfolio von (Stand 31.12.2018) von €43519 Milliarden -ja, das ist kein Schreibfehler: Mehr als das 3100fache der Marktkapitalisierung!
Da mag sich jeder selber ausrechnen, was weltweit passiert, wenn die DB ausfällt.. 🙁
Richtig, ca. 43519 Milliarden sind tatsächlich – wenn auch über einige Banden gespielt – im Feuer. Der ungeschonte, merkelanisch ausgenommene und Übelstes gewohnte „deutsche Steuerzahler“ wird die Deutsche Bank jedenfalls – systemrelevant oder nicht – nicht retten. Keine Angst! Er kann es schlicht nicht. Kosten kann es ihn dennoch jede Menge CO2-, Umwelt-, Strom-, Solidaritäts-, Sekt-, KfZ-, Grund-, Nichtgrund-, Körperschaft- , Gewerbe-, Verbrauch-, Mehrwert-, Tabak-, Alkohol-, Bums-, Abwasser-, Nahrungsmittel-, Kaffee-, Versicherungs-, Renten-, oder andere seiner fast 800 Milliarden jährlicher Steuern. Und die Medien werden vielleicht auch wie bei Griechenland, dem Euro oder dem Klima von „Rettung“ quatschen. Den Aktionären deutscher… Mehr
Ob die Deutsche Bankl existiert oder nicht, ändert eigentlich doch nur etwas für die Aktionäre der Deutschen Bank. Die sind dann etwas ärmer – auf dem Papier.
Wenn dieses -Geldhaus- 18000 Angestellte entlässt und Deutsche Bank CEO Christian Sewing, wie berichtet, 25% seines Einkommens in Deutsche Bank Aktien anlegen will dann muss die Not schon ganz schoen gross sein. Die, die noch immer ein Konto bei dieser Pleitebank haben müssen echt mit Ignoranz und Blindheit geschlagen sein.
Herr Krall, der Euro ist politisch gewollt und nur politisch vertretbar. Niemand in Europa oder der EU wäre ohne diese politischen Gründe, die seiner Einführung zugrunde lagen, je darauf gekommen, für miteinander wirtschaftlich (und kulturell) inkompatible Staaten eine gemeinsame Währung einzuführen. Insoweit spielen die von Ihnen schon seit langem (und nicht erst in diesem Beitrag) angesprochenen und kritisierten Entscheidungen und Zielrichtungen der EZB und der EU für diese Entscheidungsträger keine Rolle. Wenn ich einen großen Krieg führen will, so wie Hitler 1939 oder Roosevelt 1941, dann beginne ich ihn in jedem Fall, in der anfangs nie unbegründeten Hoffnung, der Verlierer… Mehr
Das Problem ist doch, die machen einfach immer weiter, mit dem Gelddrucken. Es geht ja auch gar nicht mehr anders. Damit wird sich eine Finanzkrise, insbesondere ein Crash immer wieder hinausschieben lassen. Es muß erst eine Wirtschaftskrise kommen, die das ganze Kreditsystem, den Aktienmarkt und damit das Finanz-und Bankensystem zum Einsurz bringt. Vorher kommt kein Finanzcrash, verehrter Herr Krall, auch nicht im kommenden Jahr, wie Sie auf TE „verkündet“ haben. Das Finanzsystem allein kann und wird immer weiter auf Zeit spielen, weil es die Mittel dazu hat, die Notenpresse.