Tichys Einblick
300 Arbeitsplätze weg

Stellenabbau bei Vaillant: Geschäft mit Wärmepumpen eingebrochen

Nach dem Wärmepumpen-Boom folgt die Wärmepumpen-Krise. Die Nachfrage könnte dieses Jahr um 44 Prozent einbrechen. Der Heiztechniker Vaillant muss deswegen Stellen streichen, 300 davon in Deutschland.

picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann

Die Debatte um das Heizungsgesetz von letztem Jahr zeigt Wirkung – wenn auch nicht wie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beabsichtigt. Eigentlich sollte das Heiztechnikunternehmen Vaillant von der Entwicklung profitieren. Doch stattdessen ist das Geschäft mit der Wärmepumpe eingebrochen.

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat angegeben, dass im Jahr 2023 rund 353.000 Wärmepumpen abgesetzt wurden; für das Jahr 2024 sollen weniger als 200.000 abgesetzt werden. Das wäre ein Rückgang von 44 Prozent. Auch außerhalb Deutschlands hat die Nachfrage nachgelassen. Der europäische Markt für Heiztechnik habe im vergangenen Jahr zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen, so Vaillant.

Statt auf die staatlich geförderte Technik umzustellen, haben offensichtlich viele Bürger vor Torschluss noch einmal eine Gas- oder Ölheizung einbauen lassen. Schon zuvor hatten Branchenvertreter beklagt, dass die Ungewissheiten und der Streit um das Heizungsgesetz für Unsicherheit am Markt sorgten. Bereits im Sommer 2023 war die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpe eingebrochen.

Vaillant hat daher angekündigt, weltweit 700 Stellen abzubauen – 300 davon in Deutschland. Das Unternehmen wolle sich damit einer neuen Nachfragesituation und den künftigen Markt- und Kundenanforderungen stellen. Der Stellenabbau solle „möglichst zeitnah“ erfolgen und trifft vor allem den Firmensitz in Remscheid. Dort gibt es insgesamt 4.300 Mitarbeiter. Freiwerdende Stellen würden nicht nachbesetzt, geplant seien auch vorgezogene Ruhestandsregelungen. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung der Maßnahmen liefen bereits.

Seinen Konzernumsatz hatte der Hersteller um drei Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gesteigert. Zu den Gewinnen machte das Unternehmen keine Angaben. Vaillant beschäftigt insgesamt 17.500 Mitarbeiter, die Traditionsfirma wird dieses Jahr 150 Jahre alt. Nach eigenen Angaben will sie zu einem führenden Hersteller von elektrischen Wärmepumpen werden. Ein Sprecher bezeichnete Vaillant als Marktführer in Deutschland und sprach davon, dass das Geschäft in der Vergangenheit stark gewachsen sei.

Vaillants Mitbewerber Stiebel Eltron steht vor ähnlichen Problemen. Obwohl die Zuschüsse für eine Wärmepumpe so „hoch wie nie“ seien, schnappe der Kunde nicht zu, so Stiebel-Eltron-Chef Kai Schiefelbein. Die Vorbehalte seien „psychologischer Natur“, die negativen Vorbehalte müssten erst wieder verschwinden, so Schiefelbein gegenüber dem Magazin Spiegel im April. Die Firma hat deswegen auf Kurzarbeit umgestellt.

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