Siemens und die Götter der Energiewende

Kaeser wies die Kritik von Schulz zurück, Siemens habe durch öffentliche Aufträge jahrzehntelang vom Staat profitiert. Kaeser: Siemens habe nur in den vergangenen fünf Jahren mehr als 20 Milliarden an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen überwiesen.

© Odd Andersen/AFP/Gettxy Images

Ein Bild für die Götter: Ziemlich laut waren Martin Schulz und seine Spaßgesellen von der SPD draußen vor dem Reichstag zu demonstrierenden Siemens-Mitarbeitern. Sie tun das, was sie am liebsten tun, wenn sie draußen im Freien stehen: Auf den Kapitalismus schimpfen. Und auf die Millionäre.

Da schimpft EU-Millionär Schulz auf die Millionäre, die so verantwortungslos handeln. Schulz hat mit Sicherheit nicht seine Genossin Christine Hohmann-Dennhardt angesprochen, die sich nach 13 Monaten Arbeit als Vorstand für »Integrität und Recht« bei VW mit 12 bis 15 Millionen € und rund 8.000 € pro Monat Rente verabschiedet hat.

Drinnen im Bundestag hat er in einer aktuellen Stunde von „verantwortungslosen Managern“ gesprochen und dabei den Siemens-Chef im Blick gehabt. Außerhalb des Bundestages prollt er vor demonstrierenden Siemens Mitarbeitern: „Ich kann euch Hoffnung machen darauf, dass wir uns das nicht gefallen lassen.“ Wir dürfen ihm untertänigst empfehlen, einmal bei Gerd Schröder nachzufragen, wie seinerzeit dessen „gerettet“ – Rufe vor der Frankfurter Holzmann Konzernzentrale geendet haben.

Schulz: „Dass ein multinationaler Konzern, dass der Management Fehlentscheidungen so organisiert, dass die Belegschaft bluten muss, das ist das übliche Verhalten von verantwortungslosen Managern.“

Energie-Hoffnung
Wende ohne die Schwampel Jamaika
Das nennt man Chuzpe: Im Bundestag die Voraussetzungen schaffen, dass Zehntausende von Beschäftigten arbeitslos werden, Millionen Euro in die Taschen von Energiewende-Profiteuren fließen und die Infrastruktur eines Industrielandes zerstört wird. Und außen auf die bösen Konzerne schimpfen. Ausgestattet mit dem sanften Gemüt einer Heidschnucke, die den heißen Atem der Wolfsrudel hinter sich spürt, hören die Siemens Mitarbeiter ausgerechnet denjenigen zu, die den Ausstieg aus der Kraftwerkstechnologie mit beschlossen haben und direkt verantwortlich dafür sind, dass sie jetzt auf der Straße stehen werden.

Schulz und seine Genossen im Glashaus betonen, Siemens konnte immer auf die Belegschaft bauen, bekam Fördermittel und zerschlage jetzt Vertrauen.

Das war für Siemens Chef Joe Kaeser wohl ein wenig starker Tobak. Er antwortet dem SPD-Chef in einem Brief und erinnert ihn an dessen eigene Verantwortung: „Vielleicht sollten sie sich dabei auch überlegen, wer wirklich verantwortungslos handelt: diejenigen, die absehbare Strukturprobleme pro aktiv angehen und nach langfristigen Lösungen suchen, oder diejenigen, die sich der Verantwortung und dem Dialog entziehen.“

Kaeser an Schulz: »Diese Frage hat ja auch bei der politischen Führung unseres Landes brennende Aktualität.“

Kaeser wies außerdem die Kritik von Schulz zurück, Siemens habe aufgrund seiner öffentlichen Aufträge jahrzehntelang vom deutschen Staat profitiert. Kaeser: Siemens habe alleine in den vergangenen fünf Jahren mehr als 20 Milliarden an Steuern und Abgaben (Sozialversicherungsbeiträgen) an den deutschen Staat überwiesen.

In Deutschland gebe es aufgrund der Energiewende kaum mehr Nachfrage für Gas und Kohlekraftwerke. Dann der wohl unvermeidliche Kotau, die Energiewende sei in der Sache richtig, „in Ausführung und Timing“ jedoch höchst unglücklich.

Kahlschlagland
Siemens: Es brennt lichterloh!
Außerhalb des Landes hört sich das schon anders an. Da macht Kaeser Witze über die deutsche Energiewende. Wer je die Energiepolitik eines Landes bestimmen müsse, müsse einfach das Gegenteil von dem machen, was in Deutschland gemacht werde, sagte er einst auf einer Energiekonferenz. Vor den dort versammelten Experten wollte er wohl nicht vollkommen blöde dastehen und seinen als auch den Ruf von Deutschlands Industrie nicht vollends ruinieren. Die Förderung von Photovoltaik in Deutschland finde er so sinnvoll wie den Anbau von Ananas in Alaska, sagte er mit Blick auf Strauß.

Die demonstrierenden Siemens Mitarbeiter – wohl die meisten Gewerkschaftsmitglieder – hätten SPD-Chef und Gewerkschaftsmitglied Schulz durchaus einmal fragen dürfen, was denn seine Genossin Barbara mit dazu beigetragen hat, dass sie jetzt hier auf der Straße stehen. Und dabei dürfte es durchaus etwas lauter werden. Denn die hat schon vor Jahren kräftig im Hintergrund mit daran gedreht, dass dem Kraftwerksgeschäft der Saft abgedreht wird, bzw. noch effektiver, deren Finanzierung. Die staatliche KfW-Bank sollte sich aus der Mitfinanzierung aller Anlagen zurückziehen, die irgendetwas mit Kohletechnologie zu tun haben, also nicht nur die Kraftwerke, sondern auch Maschinen für den Kohlebergbau und dem Transport von Kohle.

Die Anlagenbauer hatten dagegen protestiert, weil ohne eine solche Finanzierungshilfe kaum Kraftwerksprojekte realisierbar sind. Sie retteten sich seinerzeit mit dem mageren Argument, es sei für das Klima besser, wenn moderne Anlagen aus Deutschland weniger CO2 ausstoßen als die schlechteren Anlagen der Konkurrenz.

SPD-Umweltministerin Hendricks hat aus ihrem Etat die Finanzierung von ähnlichen Großprojekten bereits vollständig gestrichen.
Über allem schwebt ein konkretes Lieferverbot. Bisher darf aufgrund der Wirtschaftssanktionen nur nach Russland keine Turbine geliefert werden. Lediglich im vergangenen Jahr verirrten sich zwei Siemens Großturbinen auf die Krim und sorgten für eine kleine Krise. Nicht gerade ermunternde Vorzeichen selbst für einen großen Konzern, sich ins lange und teure Turbinen-Verkaufsgeschäft zu stürzen.

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Die demonstrierenden Siemensianer hätten mal dem Ottmar Edenhofer vom Potsdamer Klimafolgenforschungsinstitut stärker auf die Finger klopfen können. „Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto das Weltvermögen um.“ Sagt der tatsächlich, hat aber nicht den Mut, den auf der Straße stehenden Kumpels und Siemens Mitarbeitern zu-zurufen: „Ja, ihr habt Pech! Habt euch nicht so, jahrzehntelang auf Kosten der Dritten Welt gelebt und deren CO2 Anteil an der Weltgemeinschaft verpulvert! Stellt euch nicht so an, Opfer für den Sieg müssen gebracht werden.“ Sehr deutlich redet er der Enteignung das Wort: „Dass die Besitzer von Kohle und Öl davon nicht begeistert sind, liegt auf der Hand. Man muss sich von der Illusion freimachen, dass internationale Klimapolitik Umweltpolitik ist. Das hat mit Umweltpolitik, mit Problemen wie Waldsterben oder Ozonloch, fast nichts mehr zu tun.“

Diese markigen und durchaus programmatischen Worte hat er schon vor sieben Jahren vor Beginn einer anderen ominösen Klimakonferenz ausgerufen, der in Cancun. Und die war 2010.

Die Siemens Mitarbeiter sollten wissen: Schon immer ging es Klimakriegsgewinnlern darum, grünen Technologien uneinholbare Vorteile gegenüber den rentablen wie Kohle oder Kernkraftwerken zu verschaffen. Der Zusammenbruch einer ganzen Industriesparte jetzt ist ein sichtbarer Ausdruck, ein sichtbares Ergebnis dieser ideologischen Kriegserklärung.

Helds Ausblick 19-2017
Am Ende eines historischen Irrwegs
Vorzuwerfen ist Siemens, dass sie wider besseres Wissen kritiklos mitgemacht haben. Schon der Vorgänger von Kaeser, Peter Löscher, begann damit, dem Konzern einen grünen Anstrich zu verpassen. In höchsten Tönen lobten alle die Notwendigkeit der Energiewende und konnten sie nicht schnell genug herbeisehnen.
Gerade erst diente sich die Berliner Siemens Abteilung »Lobby und Co.« einer künftigen Bundesregierung an. »Ein beschleunigter Aus-stieg aus der Kohleverstromung muss die klimapolitische Priorität der nächsten Bundesregierung werden«, heißt es in einem zweiseitigen Arbeitspapier, das die Berliner Lobbyabteilung des Konzerns an Vertreter von Grünen, CDU und FDP geschickt hat. »Die vorzeitige Stilllegung der CO2-intensivsten Kraftwerke sollte geprüft werden.«
Auf europäischer Ebene solle sich die neue Bundesregierung zudem für einen CO2-Mindestpreis und ein Ende der Subventionen und Kapa-zitätszahlungen für CO2-intensive Kraftwerke einsetzen, heißt es in dem Papier weiter.

Das hätte der Martin und seine Siemens Gewerkschaftsgenossen auch mal ansprechen können, wie konventionelle Kraftwerke ausgetrocknet werden sollen. Verblüffend zu sehen, wie einer der größten deutschen Konzerne die Grünen auf der grünen Seite überholen wollen. Zumindest hier in Deutschland. Die Konzernstrategen dachten wohl, dann würde man mehr Gaskraftwerke und damit mehr Turbinen benötigen. Ein Irrtum, den die Mitarbeiter teuer bezahlen.

Siemens‘ Konkurrent General Electric hat es wohl besser. Auch der Konzern wurde heftig von der Anti-Kohlewut der Grünen um die alte Obama Regierung getroffen, kann aber sicherlich jetzt wieder nach vorne blicken. Präsident Trump will die wichtige Energieversorgung wieder vom Kopf auf die Füße stellen und lässt neben Öl und Gas auch Kohle ausbauen. Dann fällt vermutlich wieder die eine oder andere Turbine als Großauftrag ab.

Ganz zu schweigen von Indien und China. Dort gehen wöchentlich zwei große Kraftwerke ans Netz. Der gewaltige Energiehunger von mehr als 1 Milliarde Menschen lässt sich nicht mit ein paar Sonnenzellen und Windrädern decken.

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Kommentare ( 58 )

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58 Comments
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Hans Diehl
7 Jahre her

Schaut mal hier.
https://www.euwid-energie.de/vattenfall-bestellt-siemens-gamesa-turbinen-fuer-offshore-projekte/?utm_medium=push_notification&utm_source=rss&utm_campaign=rss_pushcrew
Vattenfall bestellt bei Siemens Gamesa 113 Turbinen für Offshore-Projekte
Vattenfall wird in seinen Offshore-Windenergieprojekten in Dänemark,
Siemens-Gamesa-Windturbinen der 8-Megawatt-Klasse einsetzen. Hierüber
haben beide Unternehmen jetzt einen Vertrag über die Lieferung von
113 Windturbinen geschlossen. Zitat Ende.

Wenn die nicht die Photovoltaik aufgegeben hätten, wäre das jetzt auch ein Geschäft.
Stattdessen klagen sie nun über mangelnden Absatz an Gasturbinen.

Gasturbinen werden weniger benötigt, weil Gaskraftwerke von
Sonne und Wind aus dem Markt gedrängt werden.

Ein Management das die Energiewende ernst genommen hat konnte
das so einschätzen..

Jens Frisch
7 Jahre her

„Die Förderung von Photovoltaik in Deutschland finde er so sinnvoll wie
den Anbau von Ananas in Alaska, sagte er mit Blick auf Strauß.“

Ist das noch Galgenhumor oder schon Zynismus?
In den Gegenden rund um den Äquator fällt das 5-6 fache an Sonnenenergie an als in unseren Breitengraden. Aber egal: Die Energiewende in ihrem Lauf….

Hans Diehl
7 Jahre her

In einem Punkt kann ich dem Autor des Artikels nicht widersprechen,wo er die Genossin von Schulz ins Spiel bringt, die Großzügig übersehen wird, wenn es um Abzocke geht. Wenn er aber gleich wieder die Energiewende als Ursache für die Probleme bei Siemens in den Vordergrund stellt, lässt er seiner Ideologie freien Lauf. Die Energiewende ist nun mal eine seit langem, mehrheitlich beschlossene Sache. Leider haben viele das nicht so ernst genommen, in der Hoffnung da wird schon bald eine Regierung kommen, die das wieder rückgängig macht . Als ich 1992 meine erste Photovotaikanlage baute, kamen nur Siemensmodule in Frage, weil… Mehr

Old-Man
7 Jahre her

Der Buchhänler aus Würselen,wer hört denn dieser Lachnummer überhaupt noch zu?
Heute hat er bei der Juso Versammlung noch mächtig Dampf abgelassen,hoffentlich bekommt der Wicht nicht noch einen Herzkasper,wäre schade um diesen billigen Komiker!!
Wenn Siemens Leute entlassen will,dann ist es eben so,da kann dann auch der Martin nichts ändern.
Wer der eigenen Industrie die Geschäftsgrundlage Stück für Stück zerstört,der muss nicht jammern,der muss handeln!

Fitzibitz mit Armbrust
7 Jahre her

Durch die Mindestpreispolitik der EU verdienen die Chinesen an den Solaranlagen weit über 100%.

Immer wieder lohnt es sich, die Frage zu stellen: Cui bono …

havald
7 Jahre her

holger douglas scheint kein general electric-aktionär zu sein. falls doch: bitte zuerst ein glas klosterfrau melissengeist einwerfen, bevor die kurse nachgeschlagen werden. 2001 hat von pierer siemens an die new yorker börse gebracht. heute kommen noch 29% der aktionäre aus deutschland, 21% aus den usa. ständig werden geschäftsbereiche verkauft. deutsche namen haben diese nachfolgeunternehmen selten. nomen est omen. auch der chef zieht das amerikanische jo dem deutschen josef vor. der welt(!)markt für gasturbinen leidet an überproduktion. die bundesregierung sorgt hier mit der energiewende für eine verschärfung der ohnehin schon schwierigen lage. mehr nicht. ge werden schlechtere zeiten vorausgesagt als siemens.… Mehr

Zapatak
7 Jahre her

Ich bin total und hemmungslos schadenfroh! Die deutsche Regierung ist die Fortsetzung des Handelskriegs der USA gegen die Deutschen und der Konzern beugt sich, schleimt sich ein und wanzt vor der Macht, zum Kaputtlachen,
Es scheint der historisch erstmalige Sonderfall sich abzuzeichnen, daß ein westlicher Industriestaat eine Rezession/Depression geradezu herbeizwingt, mit allen administrativen Möglichkeiten.
Da werden auf lange Sicht nicht „nur“ ein paar Tausend Arbeitsplätze wegfallen. Im übrigen qualifiziertes Personal, das überall auf der Welt willkommen ist.
Ich gönne es uns. Die Deutschen sind wild entschlossen, sich abzuschiessen. Reisende soll man nicht aufhalten.

Marc Hofmann
7 Jahre her

Löscher und Kaeser sind doch die Marionetten im Klimawandel Mafiasystem. Der einzig wahre Siemens Manager war Heinrich von Pierer….dem hat man jedoch abgesägt…und zwar mit dem Dolche des „Schmiergeld Skandal“. Und Schmiergelder wurden schon vorher und jetzt noch mehr auf dieser Welt für Geschäfte und auch in der Politik und Medien gezahlt….EU-Deutschland ist mit seinen politischen und medialen Schmiergeldskandalen genauso mit von der Partie…nur wird dies hier versteckter betrieben…z.b. über die GEZ. Hier hat die Politik die ÖR-Medien in der Hand….nach dem Motto bist du willig so bekommst Du von uns, der Politik, noch mehr aus dem GEZ Gebührentopf….schließlich ist… Mehr

Wolfgang Wegener
7 Jahre her

Irgendwie muss ich bei Angela Merkel immer an Hape Kerkeling denken, der als Königin Beatrix vorm Schloss Bellevue vorfuhr und sich schon auf „Lekker Essen“ freute. Und die mit hoher Wahrscheinlichkeit verheerenden geschichtlichen Aufarbeitungen nach ihrem Abgang wird sie wahrscheinlich als „nicht hilfreich“ eh nicht lesen. Sie kann dann ja Kartoffelsuppe kochen.

Aber meine Mitkommentatoren haben recht: Das Problem ist nicht Frau Merkel, das Problem ist ein politisches System, in dem eine derart banale Person an die Spitze kommen kann. Das kann ich nur „auf das Allerhärteste“ missbilligen. Und fast wäre ja Cem Özdemir sogar Außenminister geworden. Danke, Herr Lindner.

Zapatak
7 Jahre her
Antworten an  Wolfgang Wegener

Lekker Essen :-))))

onesome59
7 Jahre her

Die sog. „Energiewende“, eine aus pseudoreligiösen Motiven (Klimareligion) herbeigeführte Deindustrialisierung und Zerstörung Deutschlands, ist eines der größten Staatsverbrechen dieses Jahrhunderts – mit womöglich noch verheerenderern Folgen für unser Land als der verbrecherische, Menschen verachtende Nationalsozialismus und dessen Konsequenzen (II. Weltkrieg) im vorigen Jahrhundert.