Düngemittelhersteller drosselt Produktion – und warnt vor Engpässen auch bei Lebensmitteln

Nachdem bereits eine Produktionsanlage stillgelegt wurde, wollen die Stickstoffwerke Piesteritz, einer der letzten Düngemittelhersteller in Deutschland, ihre Produktion auch in der zweiten Anlage drosseln. Es drohen nicht nur Engpässe bei Düngemittel und AdBlue für Dieselfahrzeuge, sondern auch bei Lebensmitteln.

picture alliance / ZB | Peter Endig
Archivfoto: Blick auf das Verwaltungsgebäude der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, aufgenommen am 20.09.2012 in Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt)

Bei Düngemitteln und dem Zusatzstoff AdBlue für Dieselfahrzeuge drohen erhebliche Versorgungsengpässe. Denn Deutschlands größter Ammoniak- und Harnstoffproduzent, das Traditionsunternehmen Stickstoffwerke SKW Piesteritz hat angekündigt, aus wirtschaftlichen Gründen die Düngemittelproduktion ihrer zweiten Anlage weiter zu drosseln. Einer der letzten Düngemittelhersteller Deutschlands hat bereits eine Produktionsanlage stillgelegt. „Auf unbestimmte Zeit“ – wie es bei dem Wittenberger Betrieb heißt.

„Seit nahezu drei Jahren warnen wir vor massiven Verwerfungen auf dem Düngemittelmarkt als Folge des russischen Angriffskrieges“, so die Geschäftsführerin Antje Bittner in einer Erklärung. Doch bis heute habe die Politik absolut nichts Wirksames gegen das Fluten des europäischen Marktes mit billigen russischen Düngemitteln unternommen.“ Davon betroffen ist auch das wichtige Produkt AdBlue. Wenn das nicht mehr in ausreichendem Maße erhältlich ist, können keine Dieselfahrzeuge und Traktoren mehr fahren, das dürfte zu erheblichen Problemen in der Lkw-Logistik und in der Landwirtschaft führen.

Eine wesentliche Ursache für den Mangel sind die extrem hohen Gaspreise; die liegen derzeit bei über 50 Euro pro Megawattstunde und lassen die Kosten bei den europäischen Düngerherstellern so extrem ansteigen, dass sich eine Produktion hierzulande nicht mehr rechnet.

Für die AfD-Bundestagsfraktion warnt deren agrarpolitischer Sprecher, Stephan Protschka, seit langem davor, dass die stark gestiegenen Gaspreise und unverhältnismäßige Auflagen wie die CO2-Steuer die systemrelevante Düngemittelproduktion in Deutschland gefährden. Wenn die Bundesregierung jetzt nicht endlich handelt, drohen dramatische Versorgungsengpässe. So Protschka und weiter: „Diese betreffen nicht nur Düngemittel, sondern auch wichtige Nebenprodukte wie CO2 – erforderlich für die Betäubung in Schlachtereien und die Kohlensäure in Getränken – sowie den Diesel-Zusatz AdBlue. Die Folgen dieser Verknappung könnten massive Verteuerungen sein. Schlimmstenfalls könnten ganze Lieferketten zusammenbrechen.“

Mit verantwortlich für hohe Preise ist der extrem schwache Euro; der verteuert Importe von Düngemitteln erheblich und trägt damit zu drastischen Preiserhöhungen bei. Zudem wird auch auf den Weltmärkten der Dünger knapp, unter anderem ist die Produktion im Iran unterbrochen. Dies wirkt sich ebenfalls steigend auf die Preise aus.

Die Landwirte haben ihre Einkäufe von Düngemitteln immer weiter verschoben. Sie sind aufgrund der chaotischen grünen Landwirtschaftspolitik verunsichert, viele tendieren dazu, ihre Höfe aufzugeben. Ihre Lager sind vielfach leer, müssten aber jetzt ihre Frühjahrsbestellungen vorbereiten – und Dünger einkaufen. Die extrem hohen Preise für Düngemittel verschärfen deren wirtschaftliche Lage. Zudem werden auch Kali- und Phosphordünger deutlich teurer.

Nicht umsonst warnt der Düngemittelhersteller SKW Piesteritz auch vor Engpässen bei Lebensmitteln. „Die Bundesregierung ist aufgefordert, für die Industrie endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Produktion in Deutschland überhaupt noch ermöglicht“, schreibt Carsten Franzke, Geschäftsführer SKW Piesteritz: „Wenn eine Produktion in Deutschland überhaupt noch gewollt ist, dann müssen dringend die Beschaffungskosten für Energie und Gas reduziert werden.

Und: „Kurzfristig muss die Gasspeicherumlage auch für die inländische Industrie, und nicht wie zuletzt nur für die ausländischen Verbraucher, ersatzlos gestrichen werden. Auch das CO2-Zertifkatesystem muss in absehbarer Zeit grundlegend überarbeitet werden. Die Energienebenkosten sind auf ein Maß vor 2022 zurückzuführen. Alle Fakten sind bekannt. Die Auswirkungen sehen wir längst im Abwandern der heimischen Industrie und dem Verlust hochwertiger Arbeitsplätze. Es helfen keine ideologisch gefärbten Analysen, wir leben in der Realität. Die Politik muss handeln – sofort.“


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