Das Handelsblatt, einst Pflichtlektüre für Unternehmer und Manager, wirft seinen Chefredakteur Sven Afhüppe raus. Der bisherige Digitalchef Sebastian Matthes übernimmt und soll nun die Redaktion verkleinern. Über journalistische Ansprüche ließ Verleger Dieter von Holtzbrinck nichts verlauten.
Es müssen also wieder einmal „unterschiedliche Auffassungen zur weiteren strategischen Entwicklung des Handelsblatts“ dafür herhalten, dass ein Chefredakteur „im besten Einvernehmen“ gekegelt wird. Sven Afhüppe muss zum Jahresende seinen Stuhl beim Düsseldorfer Wirtschaftsblatt räumen. Aber die eigentllichen Gründe sind wohl weniger in den unterschiedlichen Ansichten über die Zukunft zu finden als in kurzfristigen Sparmaßnahmen, denen unter anderem etwa 20 Stellen in der Redaktion zum Opfer fallen sollen.
Ab Januar soll dann Sebastian Matthes mit dem eisernen Besen durch die Redaktionsräume fegen und für geringere Kosten sorgen. Was Verleger Dieter von Holtzbrinck mit dem Personalwechsel tatsächlich im Sinne hat, geht aus seinem Grußwort an den künftigen Chefredakteur Matthes hervor. Er freue sich sehr darüber, so von Holtzbrinck, „dass mit Sebastian Matthes ein publizistischer Digitalexperte aus der Chefredaktion heraus das Handelsblatt in seiner publizistischen Kraft weiter ausbauen kann und dabei noch konsequenter die Vorteile der Digitalisierung für Leser und User im Einklang mit verstärkten vertrieblichen Aktivitäten nutzt.“ Mit dem Hinweis auf verstärkte vertriebliche Aktivitäten macht von Holtzbrinck klar, was ihm an Afhüppe nicht gefiel: Zu viel der teuren Redaktion und zu viel an Nachdruck auf journalistische Inhalte – und zu wenig ertragsfördernde Verkaufe. Und natürlich noch schnelleren und kostensparenden Ausbau der Digitalisierung samt digitaler Inhalte. Dabei hatte Afhüppe durchaus in Sachen Digitalisierung einiges vorzuweisen. In den vergangenen Jahren führte er das Blatt auf eine Digital-First-Strategie, vernetzte Print- und Onlineredaktion miteinander und wagte eine strikte Bezahlschranke für die digitalen Inhalte. Insgesamt entwickelte sich die Auflage unter seiner Regie stabil und verzeichnete zuletzt sogar steigende Abozahlen und Einzelverkäufe.
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Ohne Medienabgabe wird es wirtschaftlich eng, mit Medienabgabe wird es auch eng, nur anders.
Das ist doch mal vorbildlich, bei Sparmaßnahmen nicht die fleißigen Arbeiter abzubauen, sondern den Wasserkopf zu entschlacken.
Mhh, wenn dort nun aber mit den „eisernen Besen“ durchgefegt wird, dann werden vermutlich auch noch einige der „fleißigen Arbeiter“ ihren Platz u. Stuhl räumen müssen.