VW-Krise: Gestern noch am Abgrund, heute schon einen Schritt weiter

Zu hohe Arbeitskosten belasten VW, zu hohe Gehälter und Sonderzulagen und zu viele Mitarbeiter – ein Problem, das man noch klug und elegant händeln könnte, indem man sozialverträglich und sukzessive agiert. Aber in Kombination mit zu hohen Energie- und Materialkosten sowie einem Verkaufsrückgang geht dem Konzern die Puste aus.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Michael Probst

Vorgestern schrieb ich noch auf TE über die VW-Krise: „Der Konzern, in dem wohl die Politik mitspricht wie in kaum einem zweiten, stürzt in eine Krise, die sogar noch dramatischer sein dürfte, als es bis jetzt den Anschein hat …. VW trudelt weiter in Richtung Abgrund.“ Heute überraschen uns die erschreckenden Zahlen nicht, denn man hat sie geahnt. Der Gewinn von VW ist im Vergleich zum Vorjahr um 63,7 Prozent eingebrochen, bei Mercedes um fast die Hälfte übrigens. Wir reden nicht über ein Problem von VW schlechthin, sondern über das Problem der deutschen Autoindustrie generell, nur dass bei VW Besonderheiten sowie die Bedeutung durch die schiere Größe des Konzerns mit 120.000 Beschäftigten in Deutschland hinzukommen.

Das operative Ergebnis von VW liegt bei 2,86 Milliarden Euro und damit um 41,7 Prozent unter dem vom Vorjahr. Einem leichten Plus in den Verkäufen in Nordamerika und einem größeren in Südamerika steht aber ein Rückgang von -1 Prozent in Westeuropa und von sage und schreibe -12 Prozent in China. Zudem produziert VW auf politischen Druck hin E-Autos, die keiner kaufen will. Steigende Kosten für Energie, Material und Personal stehen zu wenig verkauften Autos entgegen.

Zu hohe Arbeitskosten belasten VW, zu hohe Gehälter, zu hohe und zu viele Sonderzulagen und schlicht zu viele Mitarbeiter stellen ein großes Problem dar, das man noch klug und elegant händeln könnte, indem man sozialverträglich und sukzessive agiert. Aber in Kombination mit viel zu hohen Energiekosten, zu hohen Materialkosten und einem Verkaufsrückgang geht dem Konzern die Puste aus. Bei zu hohen Materialkosten sprechen wir noch lange nicht von Habecks grünem Wunderstahl. Wenn der kommt, werden die Materialkosten noch einmal einen Sprung vollführen. Aber er wird nicht kommen, weil die Stahlhersteller selbst von dieser Idee aufgrund zu hoher Kosten trotz Subventionen Abschied nehmen, denn in der Stahlindustrie sieht es ähnlich trist aus wie in der Automobilindustrie. Die Krise ist überall, die Habeck-Rezession wirkt.

Abstiegsfreude beim "Stern" in Hamburg
Stern: VW-Arbeiter "zu lange" wie „Maden im Speck“ - oder eher Opfer der Politik?
Das Hamburger Magazin „Stern“ ist ungewollt ehrlich, wenn die Damen, Herren und Diversen Journalisten lästern, dass die VW-Mitarbeiter „wie die Maden im Speck“ lebten – und das auch noch zu lange“. Denn, so der Stern: „Die VW-Party ist vorbei“. Damit kennt man sich beim „Stern“ aus, wie es ist, wenn die Party vorbei ist, weil man die Zeichen der Zeit übersieht und die Realität nicht zur Kenntnis nimmt.

Aber auch die Konzernchefs wollen die Gehälter kürzen, Nullrunden einführen, Zulagen streichen, um damit 800 Millionen Euro einzusparen. Vielleicht auch Werke schließen, gefährdet sind Werke in Emden, in Salzgitter, in Dresden, in Braunschweig, Chemnitz. Vor allem sind es Werke, die mit der E-Mobilität zu tun haben. Da aber durch die EU-Verordnungen zum Flottenwert der CO2-Emissionen und dem Verbrenner-Aus das Management durch die Politik in die falsche Richtung getrieben wurde, weil durch Habecks Energiepolitik die Kosten für Energie und Material zu hoch sind und weiter steigen, wird das Management weder etwas hinsichtlich dessen, was produziert wird, noch bei den Energie- und Materialkosten etwas ändern können.

+++ Sondersendung +++
TE-Spezial: VW in der Krise
Es kann deshalb nur im Bereich Mitarbeiter tätig werden, heißt Werksschließungen, Verlagerung von Produktion ins Ausland, Entlassungen, Gehaltskürzungen. Man sieht, wie asozial die Politik der Sozialdemokraten und der Grünen und der FDP ist. Und wie pharisäerhaft es ist, wenn diejenigen, die die Hauptschuld an der VW Krise tragen, jetzt auch noch der Konzernführung das letzte Mittel aus der Hand schlagen wollen, um den Konzern abzusichern, die Krise einzubremsen, indem sie fordern, dass die Jobs sicher bleiben und die mit den Sozialdemokraten verbandelten Gewerkschaften die Arbeiter in einen Arbeitskampf hetzen, der die Talfahrt von VW noch beschleunigen wird.

Würden die Gewerkschaftsbonzen wirklich für die Interessen ihrer Mitglieder, für die Beschäftigten von VW streiten, würden sie zum Streik aufrufen gegen die Regierungspolitik, die ihre Existenz gefährdet. Denn das Übel kommt nicht allein vom Management, es kommt vor allem von der Regierung, die übrigens Teil des Managements ist. Eine Autohasserin, die über keinen Studien- oder Berufsabschluss verfügt, im Aufsichtsrat von VW gibt für die Misere nur das Sinnbild ab.

Man muss wissen, VW ist wie ein großer Tanker und Tanker haben ein großen Wenderadius, es braucht Zeit, wenn sie einen neuen Kurs einschlagen sollen. Wird die Zeit verpasst, wird sich die Krise rasant vergrößern. Sie dürfte jetzt schon größer sein, als man ahnt.

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Kommentare ( 9 )

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Lesterkwelle
1 Stunde her

Isch over. 700 000 Euro fur den BT-Vorsitzenden. Betriebsausfluege fuer den BR nach Rio in die Puffs. Jahreswagen, Haustarife. 6000 Euro fuer den Pfoertner. Piech und Hartz machtens moeglich. Und alles unter den strengen Augen der niedersaechsichen Landesregierung. Hei, wir haben das genossen. Kein Wunder, dass die VW-Kutschen masslos ueberteuert sind. Und jetzt faellt alles aus den Wolken. Deutschland 2024.

Michael Grieme
1 Stunde her

Offenbar hat hier ein Unternehmen unter politischen Einfluss versucht, ideologische und politische Ziele zu verfolgen statt seiner Unternehmensziele. Krachend gescheitert. Ja wer hafted denn nun für den Schaden? Politiker? Manager? Gewerkschafter? Nein. Es haften die Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer und Aktionäre.

Raul Gutmann
1 Stunde her

Speziell an den Autor als DDR-Geborenen: Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen
Das Land Niedersachsen als bevorzugter Großaktionär handelte Jahrzehnte gegen Markt und Gesellschaft.
Rache ist ein Gericht, das kalt serviert wird – Der Sozialstaat folgt dem Sozialismus zeitverzögert
„Man muß für all seine Taten in dieser Welt bezahlen. So oder so. Nichts ist umsonst. – Außer Gottes Gnade.                 True Grit, USA 2010 (Prolog)

lkempf
1 Stunde her

Ein Konzern, der sich eine 20%-ige Beteiligung des Bundeslandes N-S leistet und dessen Konzernaufsicht sprich Aufsichtsrat (Grüß-Gott-August-Gremium) aus Gewerkschaft, Arbeitnehmervertretung und sogar links-/grün-gedrehten Arbeitgeber-Vertretung besteht, kann betriebswirtschaftlich betrachtet immer nur am äußeren Rand seiner Wettbewerber stehen. Die Margen des VW-Konzerns waren schon immer unter ferner liefen. Bestes Beispiel ist die Produktivität am Standort Wolfsburg. Dort zeigt sich, dass es um lokale Sozialpolitik und nicht um die Wettbewerbsfähigkeit eines internationalen Konzerns geht.
Herr Blume wird entweder das Richtige und Notwendigste tun oder VW wird drittklassig.

Last edited 1 Stunde her by lkempf
RalledieQ
1 Stunde her

Was haben die deutschen Autohersteller gemeinsam? Sie sind alle den Schulabbrechern aus den Parlamenten hinterhergedackelt.

Andreas F
1 Stunde her

Warum sollten Gewerkschaften sich für geringe Steuern einsetzen? Warum sollten die sich für höhere Freibeträge einsetzen? Warum sollten die sich mit der Politik anlegen, wenn ein Posten als Funktionär in einer Gewerkschaft für viele Linke Politiker die Weiterverwendung nach dem Plenarsaal darstellt?

Nein, die Gewerkschaften haben sich ebenso von den Arbeitern entfernt wie die SPD

Ralf Schweizer
1 Stunde her

Tja, die deutsche Autoindustrie. Man schaue sich z.B. die aktuellen Stellenanzeigen in der Forschung und Entwicklung von Mercedes an, ganze 10 Stellen in Deutschland, 8 davon bei AMG. Dafür 221 freie Stellen in Indien, vom Motoren- bis zum Gesamtfahrzeugentwickler, ist das nicht wundervoll? Danke an alle Nieten in Nadelstreifen in den Vorstandsetagen und in der Politik und noch mehr Dank an die Millionen Nieten in den Wahlkabinen. Ob die Schwaben langsam merken, was nicht zusammengeht, nämlich «beim Doimler schaffe ond dr Kretschmann wähle»? Da habe ich so meine Zweifel.

J. Braun
1 Stunde her
Antworten an  Ralf Schweizer

Geben Sie nicht den Grünen und ihren Wählern die Schuld. Ohne eine willfährige CDU, in Baden-Württemberg mit dem sauberen Schwiegersohn Strobl des Kofferträgers Schäuble und ohne die SPD im Bund mit dem vergeßlichen Cum-Ex-Schulz wären die Ökospinner völlig belanglos. Und deshalb ist momentan auch ein Zusammenbruch der Regierung mit anschließenden Neuwahlen völlig sinnlos. Denn dann wird Olaf der Vergeßliche nur durch Merz, den Blackrocker, ausgetauscht und der Wirtschaftsabwicklungsminister bleibt uns erhalten. Erst wenn mindestens bei einem der beiden hier im Beitrag angesprochenen Autokonzerne der Insolvenzverwalter bestellt ist, wacht der Schlafmichel langsam aus seinen ökosozialistischen Träumen auf. Und dann, aber erst… Mehr

Bernd Bueter
1 Stunde her

E-Schrott mit Haltung – der grün-rote VW Verkaufsschlager als woker Ladenhüter.
Oder: sozialistische Ar..hkriecherei ist nun mal sowas von erfolgreich, da kommt kein Mensch auf die Idee, denen da was davon abzukaufen. Nicht mal aus Mitleid.