VW verschiebt die Markteinführung seines Elektro-Flaggschiffs in den USA

Volkswagen wollte sein Modell ID.7 im dritten Quartal 2024 auf den US-Automarkt bringen. Daraus wird jetzt nichts, der Konzern hat es sich anders überlegt. Aus gutem Grund. Dennoch bekräftigt VW sein Engagement für die Elektromobilität.

picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON

Volkswagen verschiebt die Markteinführung der elektrischen Limousine Modell ID.7 in den Vereinigten Staaten und Kanada auf unbestimmte Zeit, wie Automobilwoche berichtet. Ursprünglich war der Plan, das Mittelklasse-Modell im dritten Quartal dort einzuführen. Mit dieser Entscheidung passt der Konzern seine Elektro-Strategie für den US-Automarkt an.

Die Entscheidung hat zum einen mit der nachlassenden Nachfrage der Amerikaner nach Elektroautos zu tun: Während der Markt für große Verbrenner-Modelle wächst, schrumpft der Elektromarkt. Zum anderen steigen die Käufer in den USA von Limousinen auf Pick-ups und SUV-Modelle um. Dadurch verliert der ehemals wichtige Markt für Mittelklasse-Limousinen Bedeutung.

Daraus folgt: Der ID.7 käme in doppelter Hinsicht zur falschen Zeit. Wenn Ex-VW CEO Herbert Diess, Vater der totalen Elektrifizierung des VW-Konzerns, das noch hätte erleben können …

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Als Hintergrund: Drei Pick-ups haben es 2023 an die Spitze der US-Auto-Charts geschafft. Mit rund 750.000 Verkäufen landete wie schon seit Jahren der Ford F-150 auf Position eins, danach folgen die direkten Wettbewerber Chevrolet Silverado und RAM Pick-up. Insgesamt wurden 2023 in den USA rund 2,86 Millionen Pick-ups verkauft, die drittgrößte Gruppe am Gesamtmarkt mit einem Marktanteil von 18 Prozent. Rechnet man dazu noch die größte Gruppe der SUV mit 56 Prozent Marktanteil hinzu, so besteht der US-Automarkt inzwischen zu drei Vierteln aus großen Verbrenner-Automobilen.

Der Marktanteil reiner Limousinen ist inzwischen auf 22 Prozent geschrumpft. Spitzenreiter darunter war als beliebtestes Modell der Toyota Camry. Unter den TOP 20 Modellen konnte sich nicht ein deutsches Fabrikat platzieren.

VW steht mit seiner Absage nicht alleine. Auch andere Hersteller streichen wegen der strukturell rückläufigen Nachfrage danach Limousinen aus ihrem Angebot. Subaru plant, den Legacy einzustellen. Chevrolet beendet die Produktion des Malibu. So sind nur noch vergleichbare Modelle von Toyota, Honda, Nissan, Hyundai und Kia auf dem US-Markt.

Vor diesem Hintergrund bewertet Volkswagen seine Entscheidung, die Einführung des ID.7 auf Sankt Nimmerlein zu verschieben, als „marktgerecht“. „Volkswagen hat sich verpflichtet, marktgerechte Entscheidungen zu treffen und dabei auf seine Kunden zu hören“, sagte der Autohersteller am Mittwoch laut Automobilwoche in einer Erklärung. „Da sich die Marktdynamik weiter verändert, verschiebt Volkswagen die Einführung der ID.7-Limousine in den USA und Kanada.“ Ein neuer Termin für einen Marktstart wurde nicht bekannt gegeben.

Kein Wunder, denn der VW-US-Chef selber zweifelt am Erfolg. So hatte der CEO der Volkswagen Group of America, Pablo Di Si, noch im März gesagt, dass er nicht damit rechne, dass ID.7 und ID Buzz in den USA große Verkaufsschlager werden. Er bezeichnete die beiden Fahrzeuge aber pflichtgemäß als Vorzeigeprojekte. Zugleich wies VW darauf hin, dass die Nachfrage nach dem ID.7 und dem ID.7 Touring in Europa und insbesondere in Deutschland, wo er gebaut wird, höher als erwartet sei.

Trotz der Absage bekräftigte VW sein Engagement für die Elektromobilität und verwies auf den aktualisierten kompakten Crossover ID.4 und den kommenden Minivan ID Buzz, der im vierten Quartal auf den US-Markt kommen soll.

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Kommentare ( 22 )

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22 Comments
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Nibelung
5 Monate her

Die Autoindustrie hat sich strategisch selbst ein Bein gestellt, wenn man an den Interessen des Käufers vorbei produziert und das rächt sich nun, denn die Jungen sind vom Vehikel mit 4 Rädern in den Ballungszentren abgekommen oder können es sich nicht leisten und die Alten finden vordergründig nicht mehr so viel aufregendes daran und nur noch der Mittelbau in schwächerer Anzahl den Käufermarkt darstellt. Davon kann man nicht leben, von den ganzen Querelen der Betrügereien und selbst geschaffenen Unsicherheiten abgesehen. Bleibt nur noch der Exportmarkt, wo sich die Bürger noch Autos leisten können, aber auch da werden sie schwer in… Mehr

Teiresias
5 Monate her

Es wird programmierbares Zentralbankgeld brauchen, um Verbraucher in die E-Mobilität zu zwingen.
Vielleicht ist das der Plan.

BK
6 Monate her

Einen Pick-up auf Rahmenbasis, mit V8–Motor, Starrachse, Hinterradantrieb und großer Ladefläche zu bauen, sollte keine große Ingenieurskunst sein. Diese Autos wären einfach zu produzieren und würden auch gern in Europa gekauft werden, wenn diese nicht so abartig teuer wären und die Spritpreise an der Tanke nicht astronomisch hoch. Die E-Autos sind bei VW schon immer Ladenhüter gewesen. Warum man das nicht einsehen will und jetzt noch mit einem ID7 kommt, ist unverständlich. In deren Konzern fehlt es an geilen Modellen. Das muss optisch was hermachen. Egal was man nimmt, ob VW, Skoda, Audi oder Seat, es ist so nichtssagend wie… Mehr

Wolfgang Schuckmann
6 Monate her

Kurzmitteilung an Tichys Einblick. Ich zahle nicht mein Abonnement um nicht mal in der Lage zu sein, ohne Werbung, die den gesamten Raum auf meinem Mobilphon einvernahmt, in Ruhe zur Kenntnis zu nehmen, bzw. einen Kommentar in Ruhe schreiben zu können.
So habe ich mein Engagement nicht verstanden.
Wenn das weiter nicht mehr möglich ist ungestört einen Kommentar schreiben zu können, dann erübrigt sich diese Zusammenarbeit
in Zukunft.
Sollte diese Störung weiter bestehen, werde ich mein Abonnement kündigen. Mit freundlichen Grüßen W. Schuckmann

Altchemnitzer
6 Monate her

Ich fahre seit 20 Jahren ein E-Auto, zu Meiner ! Zufriedenheit. Eines habe ich in dieser „BRD“ gelernt. Wenn der Staat etwas subventioniert, protegiert und das Pendant verbietet, dann ist das nichts für mich. Es ist kein Selbstläufer und wird es auch nie.

Guzzi_Cali_2
6 Monate her

E-Auto-Fahrer meinen immer noch, sie umscheint eine grünlich schimmernde Aura aus Vorreitertum und Bessermenschsein. Für mich sind es Doppelmoralisten schlimmster Sorte und es umgibt sie eher die Aura aus technischer Ignoranz, regimetreuer Hörigkeit und bräsigem „Teil der Masse sein wollen“, die es sich noch leisten kann. Daher: Wenn mir einer erzählt, daß er E-Auto fährt, ist er als Gesprächspartner eher ausgespart und erntet von mir eine Reaktion, wie einer, der vergessen hat, die Toilettentür zu verriegeln.

littlepaullittle
6 Monate her

Volkswagen will in den E-Markt und hat doch noch nicht einmal seinen Dieselskandal abgeschlossen:Das Kapitalanleger-Musterverfahren gegen VW (wg. „Dieselskandal“) vor dem Oberlandesgericht Braunschweig wird noch lange zur Schande von Volkswagen gereichen. Es dauert schon viele Jahre und ist lange noch nicht absehbar, weil es noch durch viele Instanzen gehen kann.

bkkopp
6 Monate her

Da es in den USA mindestens 100 Millionen Haushalte ( ca. 80 Mio. EFH) mit der Möglichkeit zu privaten Ladestationen gibt, und auch das Potential für Solardächer noch lange nicht ausgeschöpft ist, dürfte für BEVs, und auch für modernisierte PHEVs, noch reichlich Marktpotential gegeben sein. Auch Firmenparkplätze scheinen öfter mit Ladestationen ausgestattet zu sein als bei uns, was ein Aufladen tagsüber ermöglicht. Deshalb wird die Modellstrategie der Hersteller noch reichlich Käufergruppen mit den passsenden Modellen suchen und finden. Der Fahrzeugbestand soll ca. 280 Mio. sein ( Pkw und Pick-ups) bei 330 Mio. Einwohner. Damit könnte das Marktpotential für BEVs und… Mehr

c0benzl
6 Monate her

Autos in dieser Groesse kauft man fuer laengere Strecken, fuer problemloses Reisen. Das passt halt nicht zusammen mit einer Batterie unterm Hintern.

Zwischenzeitlich raeumen die Japaner, Koreaner und bald die Chinesen den Massenmarkt auf.

Kann die deutsche Autoindustrie mit ihren gruenen Boutique-Produkten ihre Position halten? Da braucht man viel Optimismus …

Mike76
6 Monate her

Ich frage mich ernsthaft, was ein „Zwerg“ wie VW auf dem US-amerikanischen Automarkt zu suchen hat? Die Zeiten, wo Käfer, Bulli und Golf, die auch die Amerikaner seinerzeit als Gegenentwurf zu ihren fetten Karren durchaus interessant und für kaufenswert fanden, dort einen lohnenswerten Absatzmarkt fanden, sind schon sehr lange vorbei. Bei meinem letzten Autohausbesuch (Dienstwagen ist ein VW), saß ich mal eine Weile in so einem ID-7. Langeweile pur, und überall viel zu viel billiges Plastik verbaut. Ein Dachhimmel aus dünnstem Stoff/Schaum, dass es zum Fremdschämen gereicht. Dazu kommen Türdichtungen, die den Namen Dichtung nicht verdienen. Alles nur einfachste Ausführung.… Mehr

Last edited 6 Monate her by Mike76