Die negativen Meldungen über Tesla häufen sich. Die jüngsten Berichte über stockende Verkäufe des erfolgsverwöhnten US-Elektrobauers in seinem Hauptabsatzmarkt China lassen aufhorchen. Tesla bietet inzwischen Preisnachlässe und kostenloses Laden an, um den Absatz seiner Elektroautos anzukurbeln.
Der Elektroautobauer Tesla muss die Preise nun auch in Europa und den USA senken. Je nach Konfiguration werden Kunden in Deutschland laut Medienberichten dann zwischen einem und 17 Prozent weniger für die Limousine Model 3 und den weltweiten Tesla-Bestseller Modell Y bezahlen. In Deutschland gibt es das Model 3 laut Tesla-Webseite ab 43.990 Euro. Das sind 6000 Euro weniger als bisher, wie der Blog „Teslamag“ berichtet. Bereits am Vortag hatte Tesla in den USA die Preise stark gesenkt.
Maßgebend für den Schlussspurt waren die Rücknahmen der pandemiebedingten Beschränkungen durch die Regierung. Hinzu kamen vorgezogene Käufe, da zum Jahreswechsel bestimmte Subventionen für Elektroautos und auch Steuersenkungen für spritsparende Verbrenner wegfielen. Für Chinesen als bekannte Schnäppchenjäger war es das Signal, die Verkaufsläden der Autohändler zu stürmen.
Auch bei Tesla. Getrieben von dem vollmundigen Versprechen von Elon Musk an seine Kapitaleigner, in 2022 erstmals mindestens 1,3 Millionen Autos zu produzieren, powerte vor allem Teslas größte Gigafactory in Shanghai bis November, was die Bänder hergaben. Tesla Inc. setzte im November 2022 insgesamt mehr als 100.000 in China hergestellte Fahrzeuge ab und stellte damit einen neuen Auslieferungsrekord auf. Musk erreichte damit sein Produktionsziel.
Im Zeitraum Januar bis November 2022 setzte der kalifornische Autobauer somit kumuliert rund 655.000 in China produzierte Fahrzeuge ab. Im Tesla-Werk in Shanghai werden sowohl die Limousine Model 3 als auch der Crossover Model Y produziert.
Aber trotz des vermeintlichen Absatzrekords wurden offenbar viele Tesla-Autos nur im Lager abgesetzt, nicht verkauft. Und die Lager schwollen an, und erstmals in der Firmengeschichte offenbar so stark, dass das US-Unternehmen in China, aber auch anderswo, erhebliche Rabatte und Kaufanreize für den Kauf von Lagerfahrzeugen anbot.
Bereits im Dezember wurde die Produktion der Elektroautos Model 3 und Model Y in der Gigafactory Shanghai für drei Tage unterbrochen. Zusätzlich wird Tesla, wie Ende Dezember 2022 durchsickerte, die Produktion im Werk Shanghai im Januar 2023 für fast zwei Wochen komplett einstellen, die Bänder der E-Autoproduktion stehen dann in China still.
Chinesische Verbraucher, die ein Tesla-Fahrzeug kaufen, das bereits produziert wurde, können nun einen zusätzlichen Rabatt von 6.000 Yuan oder rund 860 US-Dollar erhalten, zusätzlich zu dem Versicherungszuschuss von 4.000 Yuan oder rund 570 US-Dollar, der in diesem Monat verfügbar ist (November: 8.000 Yuan).
Auch in den USA bot Tesla am Jahresende rabattierte Fahrzeuge und kostenlosen Strom. Für die Tesla Modelle 3 und Y, die noch 2022 ausgeliefert wurden, sollen in den USA Preisnachlässe von 7500 Dollar gegeben werden und in Kanada von 5000 Dollar.
Nach einer Recherche der Automobilwoche setzte Tesla ebenfalls auf Incentives, um den Absatz zum Jahresende hoch zu halten, so zum Beispiel auf Preisnachlässe und kostenloses Laden am Supercharger. Beim Model Y liegt der Angebotsvorteil bei 3000 Euro, beim Model 3 sind es sogar 5000 Euro. „Tesla hat beschlossen, eine kostenlose Supercharger-Gutschrift zu gewähren, die einer Fahrleistung von etwa 10.000 km entspricht, wenn Sie zwischen dem 15. Dezember und dem 31. Dezember 2022 ein Tesla-Fahrzeug in Empfang nehmen“, schrieb der Hersteller auf seiner deutschen Webseite. Laut Tesla bekommt der Kunde den entsprechenden Betrag auf seinem Tesla-Konto gutgeschrieben und hat dann zwei Jahre Zeit, ihn zu nutzen. Kommt das Fahrzeug vor Jahresende nicht beim Kunden an, geht dieser leer aus.
Eine Haftung lehnt der Hersteller ab. Das ist aber gerade bei elektrischen Lagerfahrzeugen ein wichtiger Punkt. Laut Experten sind Batterien im Prinzip eine chemische Fabrik und unterliegen einer natürlichen Alterung, auch wenn sie nicht genutzt werden. Wie schnell sie altern, hängt sehr stark von der Temperatur und vom Ladezustand ab. Autoingenieur-Legende Fritz Indra erklärt: „Grundsätzlich gilt: je höher die Temperatur je schneller die Alterung. Wenn ein Elektroauto 7 Monate in der prallen (kalifornischen) Sonne steht, ist die Batterie hinüber ohne dass auch nur ein Meter gefahren wurde. D.h., sie hat nur mehr etwa 70 % Speicherkapazität.“
Extrem stark ist auch die Abhängigkeit der Alterung vom Ladezustand, in dem das Fahrzeug abgestellt wurde. Ganz schlecht sind niedrige und hohe Ladezustände. Abgestellte E-Autos müssten eigentlich immer in einem idealen Temperaturfenster und konstanten mittleren Ladezustand der Batterie sein, was natürlich Energie erfordert.
Logischerweise wird sich keine Werkstatt je eine Batterie auf Lager legen. Und kein Hersteller von Elektroautos wird sich länger Neuwagen auf Lager stellen, sondern versuchen, nur das zu bauen, was fest bestellt ist. Denn je nach Lagerdauer und Temperatur sind die Neuwagen in toto natürlich genauso unbrauchbar wie ihre Batterien. „Lagerfahrzeuge müssten eigentlich dauernd am Stromnetz hängen damit die ideale Temperatur und Ladezustände gehalten werden können. Im Winter heizen und im Sommer kühlen. Wer ein länger rumstehendes E-Auto kauft, müsste sich da genau informieren“ (Fritz Indra).
Einer dieser Grundsätze aus dem Marketing- und Verkaufsbereich der Unternehmenslehre lautet: Verkaufe hochwertige und hochpreisige Güter bei Absatzstockungen nie über den Preis.
Rabatte und Preissenkungen für High-Value-Produkte sind langfristig „tödlich“. Zum einen leidet das Image des Produktes und – bei Automobilen – des Unternehmens nachhaltig. Denn die Wertigkeit des Produktes sinkt in den Augen der Käufer. Zum zweiten wird es dem Vertrieb in späteren guten Zeiten nur schwerlich gelingen, auf das alte Hochpreis-Niveau zurückzukommen.
Genau diese Erfahrung macht zurzeit Elon Musk beim Absatz von Tesla in China. Es gibt viel Ärger für Elon Musk.
Wie der Spiegel berichtet, reagieren Tesla-Käufer in China wütend auf die Preissenkungen. Tesla-Käufer haben vor Auslieferungszentren des Autobauers protestiert. Sie fühlen sich von den plötzlichen deutlichen Preissenkungen des Elektroauto-Pioniers um 6 bis 13,5 Prozent getäuscht. Hunderte Tesla-Besitzer haben sich vor den Ausstellungsräumen und Auslieferungszentren von Tesla versammelt, um gegen die Preispolitik des US-Unternehmens zu protestieren. Nach den überraschenden Preissenkungen im Dezember forderten sie nachträgliche Rabatte und Gutschriften für Verträge, die sie kurz davor unterschrieben hatten.
Laut CNN haben allein in Shanghai etwa 200 Käufer des Tesla Model Y und Model 3 vor einem Tesla-Auslieferungszentrum wütend mit Plakaten protestiert, nachdem Tesla die Preise für diese Modelle zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten deutlich herabgesetzt hat. Viele sagten, sie hätten geglaubt, dass die Preise, die Tesla Ende vergangenen Jahres für seine Autos verlangte, nicht so abrupt und nicht in dem Ausmaß gesenkt würden, wie es der Autohersteller gerade angekündigt hatte, heißt es in dem CNN-Bericht. Denn gerade das Auslaufen der staatlichen Kauf-Subvention Ende 2022 hat viele dazu bewogen, ihre Käufe abzuschließen.
Der Unmut beschränkt sich laut CNN nicht allein auf die Tesla-Niederlassungen in Shanghai. In den sozialen Medien veröffentlichte Videos hätten auch in anderen chinesischen Städten von Chengdu bis Shenzhen größere Menschenansammlungen gezeigt.
Den enttäuschten chinesischen Tesla-Kunden, die Ende 2022 ihre E-Autos kauften und den zusätzlichen Rabatt nicht erhielten, bleibt nicht viel Hoffnung, aber viel Verärgerung. Da sind sie mit Forderung bei Tesla China-Statthalter Tom Zhu an den falschen geraten. Als Antwort des US-Autobauers auf ihre Forderung nach Entschädigung nach einer Reihe spontaner Protestaktionen, sagte ein Tesla-Vertreter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Unternehmen keine Pläne habe, diese Käufer für die entgangenen Rabatte zu entschädigen.
Offenbar müssen auch Chinesen den Umgang mit marktwirtschaftlichen Gepflogenheiten noch lernen. Das Gleiche gilt im Umkehrschluss aber auch für Tesla in China.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
In zwei Jahren haben wir einen neuen Höhepunkt an Rabatten! Das hier ist der Beginn des Endes völliger Maßlosigkeit, die mit Autos begann und jetzt beim Bauen gelandet ist.
Tesla ist eine typisch amerikanische MISSION: puritanische Weltenrettung per E- Auto – was für ein Kitsch, was für ein Quatsch!
Hatte vor einigen Jahren mal Gelegenheit das das halbjährliche Verkaufsförderung/Rabatt Programm für PKW des ehemaligen Arbeitgebers von Herrn Becker, der BMW AG zu betrachten.
Dieses hatte Taschenbuch Dimensionen.
Kochen alle nur mit Wasser…..
Da jetzt den Finger zu heben kann sich Herr Becker sparen. Aber so ist das halt mit den selbsternannten Experten…
Bei mir klingeln die Tesla-Verkäufer ebenfalls seit Monaten mit immer neuen Rabatten an. Alles nur weil ich mal ein paar Probefahrten mit S, X und 3 gemacht habe (vorher wollte ich kaufen, danach habe ich jeglichen Respekt vor Teslafahrern verloren). Ich könnte natürlich mit einer kurzen E-Mail diese Werbung abstellen, genieße dafür aber zu sehr das dadurch gebotene Entertainment: Einerseits ist da der Verfall der Marke und des Images (siehe Artikel). Andererseits das dicke Minus der selbstverliebten Anhängerschaft, sei es monetär (siehe Artikel) oder mental (Wenn der Groschen fällt, dass man Opfer einer kommerzialisierten Filterbubble ist) und das Selbstbild, durch… Mehr
Mal etwas grundsätzliches dazu: Die Energiewende, wie auch der Push beim E-Auto, ist eine politische Kopfgeburt, die marktwirtschaftliche Grundsätze durch massive Subventionen aushebelt. Und das merkt man nicht nur an jeder Ecke, es führt auch nicht zum gewünschten Endergebnis, wenn man den Menschen bei jeder Gelegenheit vorkaut, warum sie jetzt endlich ein neues Produkt kaufen sollen, wenn der propagierte Vorteil in der Praxis vom Großteil der Konsumenten gar nicht erfahren wird. Die Marketingkrücke vom „menschgemachten Klimawandel“ fährt deswegen total an die Wand. Schon seit Jahren. Es wäre von vornherein ehrlicher gewesen, den Menschen klarzumachen, dass ein E-Auto nebst alternativer Energieversorgung… Mehr
Bei Tesla kommen viele Faktoren zusammen, die für sinkende Nachfrage sorgen. Zunächst mal die Optik, mit der jeder Tesla wie eine große Tupperdose auf Rädern wirkt. Ob nun Model X, Y oder Z ist völlig egal und so einfallslos wie der Name selbst. Der Innenraum, das Lenkrad und ein Brett ohne Armaturen, spricht optisch nicht an. Hinsichtlich seiner Antriebsart ist das Fahrzeug von Hause aus sehr eingeschränkt und nur was für die Landstraße oder als LKW-Begleitfahrzeug auf Autobahnen geeignet. Bei 180 km/h geht ihm schnell die Puste aus und der Vorteil bei der Beschleunigung ist dahin. Wenn es was zu… Mehr
Gestern bin ich zufälligerweise in Karlsruhe beim Teslahändler vorbeigefahren. Draußen standen mehr als ein Dutzend Modell 3 herum, alle in weiß. Schon etwas bizarr und langweilig.
Teslas Geschäftsmodell war und ist Subventionen abgreifen. In Amerika hat sich Tesla immer Zuschüsse, günstige Kredite und großzügige Steuererleichterungen gesichert. Tesla lockte nicht nur in Amerika immer mit den gleichen Argumenten: der neuen Technologie für klimafreundliche Elektromobilität und Arbeitsplätze. Elon Musk spielte fintenreich Elondas Spiel mit den Staatshilfen spielte, um ein ganzes und sehr kritisches Buch zu füllen: Edward Niedermeyer: Ludicrous „The Unvarnished Story of Tesla Motors, 2019“.
Na da hat man den (alten) Bock aber zum Gärtner gemacht. Etwas subjektiveres als den größten Kritiker Fritz Indra zum Thema Elektromobilität zu befragen ist wohl niemandem eingefallen. Der Mann ist ein Gewächs der guten alten Verbrennerschule und sollte bei seinen Leisten bleiben. Diese Märchen der kaputten Akkus sind weder belegt noch haltbar. Die Fahrzeuge werden vom Werk mit einem gut ausbalancierten Akkustand von 30-70% ausgeliefert und dann abgestellt. Im normalen Modus befindet sich das Fahrzug in einer Art Standby, sprich, GPS/GSM Netz sind aktiv für Remote-Abfragen. In diesem Zustand verbraucht das Fahrzeug etwa 0,5% Akku pro Tag. Man kann… Mehr
Alleine die „Remote-Abfragen“ sind schon ein Killerkriterium, da rede ich noch gar nicht von den katastrophalen Batterieproblemen.
Selbstverständlich ist es ein Problem wenn Akkus in der prallen Sonne (oder auch bei 2-stelligen Minustemperaturen) herumstehen, E-Biker kennen das auch.
Das merkt man sicherlich nicht gleich, aber nach einer gewissen Zeit eben sehr wohl. Was das in Prozent ausmacht ist sicher diskutabel, aber auch nicht wirklich beweisbar, da die Nutzung bzw. das Ladeverhalten eben auch je Kunde massiv unterschiedlich ist.
Überzeugt Tesla-Anhänger mögen das negieren, aber die Physik läßt sich nicht außer Kraft setzen.
Elektroautos können nur mit sportwagen-ähnlichen Fahrleistungen aufwarten um ihre inhärenten Nachteile zu kaschieren: Ladezeit, Herstellungskosten und Betriebssicherheit. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Wie Solarenergie auch werden hier keine grösseren Fortschritte mehr machbar sein. Der ganze Absatz funktioniert auch nur Dank Subventionen. Und man kann nur „gratis“ laden wegen Subventionen und auch nur am Anfang. Sollte je der Otto-Motor verschwinden wird man mit dem Elektroauto bevormundet und abgezockt werden wie nie zuvor. Die Regierung kritisiert? Laden geht nicht mehr. Zu schnell gefahren? Laden geht nicht mehr. Der totalitären Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Elektroautos geben auf ein fiktives Problem eine… Mehr