Tempolimit: Bundesrat stimmt dagegen

Der Bundesrat hat klar gegen ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen entschieden. Mittlerweile stellt sich ohnehin eher die Frage, wo es angesichts von Staus, Dauerbaustellen, unsicheren Brücken und ramponierten Fahrbahnen noch möglich ist, schnell zu fahren.

imago/photothek

Soll wieder so lange abgestimmt werden, bis das Ergebnis passt? Jetzt hat der Bundesrat klar gegen ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen gestimmt. Keine Mehrheit fand der Vorschlag des Umweltausschusses, eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h für Autobahnen in die Straßenverkehrsordnung hinein zu schreiben. Schon vor kurzem lehnte bereits der Bundestag einen entsprechenden Vorschlag ab.

Im internationalen Vergleich zählen deutsche Autobahnen jedoch zu den sichersten. In anderen Ländern passieren wesentlich mehr Unfälle auch mit tödlichen Folgen als in Deutschland, obwohl dort überall Geschwindigkeiten reduziert sind.

Nur noch auf wenigen Kilometern auf den Autobahnen gibt es keine Geschwindigkeitsbeschränkungen. Die Autobahnen hierzulande gelten als vergleichsweise sicher, die meisten Unfälle passieren bei niedrigeren Geschwindigkeiten auf innerstädtischen und auf Landstraßen. Entscheidend ist nicht die absolute Geschwindigkeit, sondern die für den jeweiligen Streckenteil angepasste. An bestimmten Stellen können bereits 50 km/h zu schnell sein, während auf einer freien Autobahn deutlich mehr als 130 noch gut vertretbar sind. Bei starkem Regen oder Schnee sind auch Tempo 130 zu viel. Wer will, muss bekanntlich nicht schneller fahren.

Nichts spricht aber dagegen, auf den letzten freien Strassenteilen das Auto schnell rollen zu lassen. Die Fahrzeuge sind dementsprechend konstruiert, dass Fahrwerk und Bremsen ihre Dienste tun und die Autos sicher auf der Straße halten. Eines der wenigen Werbeargumente für den deutschen Automobilbau übrigens noch weltweit.
Mittlerweile stellt sich die Frage auch eher andersherum: Wo ist es angesichts von Staus, Dauerbaustellen und unsicheren Brücken und gesperrten Brücken und ramponierten Fahrbahnen noch möglich, schnell zu fahren?

Die einschlägigen NGOs und Lobbyvereine wie Deutsche Umwelthilfe, Verkehrsklub Deutschland und unter anderem der BUND wollten Tempo 120 und am besten gleichzeitig Tempo 30 in den Städten. Sie zitieren gern angeblich aktuelle Umfragen, nach denen die Mehrheit der Deutschen für ein Limit sei. In den Medienberichten ist dann die Rede von einem »breiten gesellschaftlichen Bündnis«. So breit scheint das Bündnis nicht zu sein, die Umfragen fanden wohl eher unter den Mitgliedern dieser Organisationen statt.

Sieht man sich die mehrere hunderttausend Fans zählende Facebook Seite von »Fridays for Hubraum« an, dürften erhebliche Zweifel an solchen dubiosen Umfragen aufkommen. Bei einer etwas seriöseren Umfrage von Bild stimmten 70 Prozent der Befragten gegen das Limit. Selbst die eigenen Genossen der Linken stimmten in Gedenken an ihre alten Trabizeiten seinerzeit vor der Bundestagsentscheidung deutlich gegen ein Tempolimit.

Dass der ADFC, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub für ein Tempolimit ist, kann kaum überraschen. Amüsant dagegen die Äußerung des mit Steuermillionen gefütterten ominösen Vereins Deutsche Umwelthilfe, der der CSU eine inhaltliche Zusammenarbeit mit der AfD vorwarf. Beide Parteien sprachen sich gegen das Tempolimit aus.

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Kommentare ( 35 )

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Wolfgang M
4 Jahre her

Angeblich sind 70% der Bevölkerung für ein Tempolimit. ADAC und AvD hat sich inzwischen an die Mehrheit der Mitglieder angepasst. Unseren Politikern in Bund und Land ist egal, was sich die Bürger wünschen. Auch ein Beweis dafür, dass unsere Demokratie beschädigt ist. Nun wird gesagt, es seien doch nur noch so wenige Autobahnen unbegrenzt. Dann kann es ja auch nicht mehr schlimm sein, auch diese noch zu begrenzen. Scheuer meint, dass ein Tempolimit gegen den gesunden Menschenverstand sei. Da müssen dann die restlichen ca. 200 Länder dieser Welt bescheuert sein. Deutschland weiß mal wieder alles besser. Was den US-Amerikanern das… Mehr

Joachim
4 Jahre her

@Heida: Ziemlich egoistisch ihre Forderung. Zudem klingt m.E. ein wenig durch, daß sie mit Autobahnfahrten doch schon tw. überfordert zu sein scheinen. Tempo 130 würde sich für sie übrigens auch gar nicht viel ändern. Denn ihre ersten beiden Situationen (rechts LKW, die auch mal auf die mittlere bzw. linke Spur wechseln) würden ja unverändert bleiben bei Tempo 130. Und auch bei Tempo 130 gilt das Rechtsfahrgebot. Oder meinen sie, wenn Tempo 130 ist, können sie die ganze Zeit mit 120 oder so links zuppeln? „Von der linken Spur werde ich durch von hinten heranrasende lichthupende SUVs rasch vertrieben“ Also solche… Mehr

Marcel Seiler
4 Jahre her

Völlig richtig. Mir geht es auch so, auch mit einem stärkeren Auto. Bei den Lesern von Tichys Einblick ist dieser Aspekt allerdings nicht gern gesehen. Das macht ihn allerdings nicht falsch.

Otis.P. Driftwood
4 Jahre her

Statt 130 einzuführen, sollte man besser über das Mittelspurprivileg für Frauen, Rentner und Ossis nachdenken.

Alexis de Tocqueville
4 Jahre her

Kaufen Sie ein richtiges Auto oder bleiben Sie von der Straße weg. DAS macht den Verkehr flüssiger.

Endstadium0815
4 Jahre her

Hier in meiner Region wurde in einer Stadt auf der meistbefahrenen Durchgangsstrasse Tempo 30 eingeführt. Seitdem gibt es meistens nur Staus und lange Wartezeiten. Autos, Busse und LKW`s müssen andauernd wieder anfahren und bremsen und das ist aluter und schmutziger als die Autos mit 50 durchfahren zu lassen. Welcher Sinn stekct also dahinter? Ausserdem sind dort in beiden Fahrtrichtungen auf jeder Seite 3 Blitzer installiert.

Alexis de Tocqueville
4 Jahre her
Antworten an  Endstadium0815

Es geht (wie bei allem, was die Rotgrünen tun) nicht um Sicherheit oder Umwelt.
Es geht schlicht darum, Ihnen Ihre Freiheit zu nehmen, weil sie den genderfeminisierten, körnerfressenden Radfahrerhippies der urbanen Bourgeoisie nicht paast.

Andreas aus E.
4 Jahre her

Das kenne ich auch noch. Aber wäre da nicht ein generelles Überholverbot für LKW nicht sinniger? Und Erlaubnis, mit – sagen wir 120 – dann Dauermitte zu fahren? Dann könnte links weiterhin schneller gefahren werden, ohne Sie zu bedrängen.

Was Unfälle betrifft: Da ist es völlig egal, ob Sie ein LKW mit 80 zerquetscht oder ein SUV mit 250 hintenrin ballert, für Kleinwageninsassen gilt dann: Finito.

Andreas aus E.
4 Jahre her

Ich besitze kein Auto, fahre höchst selten (bis nie), kann darum kaum mitreden. Tu das aber doch, denn gelegentlich fahre ich ja mit. Es gibt durchaus noch Autobahnabschnitte, die zeitweise gähnend leer sind, sogar tagsüber. Warum da nicht „volle Pulle“, wenn verantwortbar?
Es geht bei der Diskussion einzig um Ablenkung auf ein de facto nichtexistentes Problem – und sicher darum, die Vorliebe linksgrüner Politik zu befriedigen: Leuten wieder irgendwelche Vorschriften machen zu können, was zu verbieten, zu gängeln.
Ich denke mittlerweile, eine metapolitische Diskussion müsste sich psychologisch mit den Gemütszuständen diverser Parlamentarier und „Aktivisten“ beschäftigen.
Herrschaftssucht wäre vielleicht ein Denkansatz.

NinMV
4 Jahre her

Ich habe folgende Erfahrung gemacht : Sobald hinter der Hamburger Stadtgrenze idF Richtung Norden, 120 aufgehoben ist, zieht sich der Verkehr auseinander und es wird entspannter.

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  NinMV

Hinter Elmshorn – das kenne ich 🙂 dort probierte Bekannter sein Motorrad aus, über 300 waren da machbar. Allenfalls störte der Lärm etwas… fehlte nur noch der Knall bei Erreichen der Schallgeschwindigkeit 😉

EndemitdemWahnsinn
4 Jahre her

Na, als ob es keine anderen Probleme gäbe. Aber das ganze ist trotzdem paradox, wo doch die ganzen linksgrünen Parteien so auf dem Klimahype sind, müssten sie doch konsequenterweise auch für ein Tempolimit stimmen. Daran sieht man ganz deutlich, dass dieser Klimawahnsinn wirklich absurd und nur ein Mittel ist, die Bevölkerung zu melken. Jetzt müssten ja eigentlich alle, die dagegen gestimmt haben, aus den Mainstreamparteien rausgeworfen werden, so wie die, die in Thüringen gegen die Linken gestimmt haben. Die deutschen Autobahnen sind eh eine Katastrophe, entweder ist gleich brutal auf 60 oder zumindest auf 80 beschränkt, wegen den Baustellen alle… Mehr