Kraftfahrtbundesamt genehmigt Diesel-Nachrüstung

Die ADAC »Unternehmenskommunikation« verkündet: »Es hat sich gezeigt, dass die Katalysatoren auch nach 50.000 km zuverlässig arbeiten.« Die Jubelmeldung kommt vom ADAC Württemberg. Der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg hatte dem ADAC die entsprechende Testreihe bezahlt.

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Jetzt ist die Bauernfängerei amtlich: Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat die ersten Nachrüstsysteme für Diesel-Fahrzeuge genehmigt. Damit können Diesel-Pkw der Schadstoffklasse Euro 5 von Volvo, Daimler AG, Volkswagen, Audi, Skoda und Seat mit »Stickoxid-Minderungssystemen« – wie es heißt, nachgerüstet werden. Somit ist nach Erteilung dieser ABE für einen Großteil der Fahrzeuge mit der Motorenbezeichnung EA189 und EA288 mit 1,6 Liter und 2,0 Liter Hubraum eine Nachrüstung zulässig.

Die sollen im realen Fahrbetrieb einen Emissionswert von 270 mg NOx pro Kilometer nicht überschreiten, damit dürfen diese nachgerüsteten Fahrzeuge von Verkehrsbeschränkungen ausgenommen werden. Das KBA: »Auf diese Weise kann die Mobilität vieler Fahrzeughalter in den besonders belasteten Regionen erhalten werden.«

Abzocken, abzocken, abzocken
Dieselfahrverbote in Stuttgart
Die Baumot Group in Königswinter, die Abgasnachbehandlungssysteme baut, jubelt erleichtert auf: Nach Angabe des Unternehmens könnten rund 1,3 Millionen Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns nachgerüstet werden. Noch im Oktober sollen laut Aussage von Baumot-Chef Marcus Hausser die ersten Systeme ausgeliefert werden. Die Aktien des Herstellers Baumot gingen daraufhin in die Höhe. Die waren so tief in den Keller gefallen, dass Hausser seine Aktionäre nur mit der Aussicht auf ein »deutliches Upside-Potenzial« bei der Stange halten konnte.

»Weiterhin erwarten wir, dass in den kommenden Monaten eine Verordnung zur Hardware-Nachrüstung von Diesel-Pkw in Deutschland durchgesetzt wird«, verkündete er schon vor einem Jahr und war sich sicher: »Die bisherigen Urteile der Verwaltungsgerichte sowie die geplanten und teilweise bereits durchgesetzten Fahrverbote stützen diese Einschätzung.«

Der ADAC überschlägt sich vor Begeisterung: »Der ADAC Württemberg begrüßt die Zulassung weiterer Hardware-Nachrüstsysteme für Diesel-Autos durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA).« Der Einsatz des ADAC für Hardware Nachrüstung trage erste Früchte, jubelt die »Unternehmenskommunikation« in Württemberg erleichtert aus der Geschäftsstelle, direkt am Neckartor in der Innenstadt Stuttgarts liegt, also an Deutschlands ‚luftgefährlichster‘ Stelle, wenn man den manipulativen Messungen folgen will.

Wie alle Klimaschützer hat es auch der ADAC eilig: »Um Fahrverbote für Euro-5-Dieselfahrzeuge zu vermeiden und die Luft in besonders belasteten Städten wie Stuttgart rasch zu verbessern, müssen so schnell wie möglich Nachrüstsätze für volumenstarke Modelle anderer Hersteller auf den Markt kommen.«

Ein Verbot nach dem anderen
Grüne gegen Diesel und Benziner
Der Verkehrsclub will gerade die grundsätzliche Wirksamkeit der Hardware-Nachrüstung nachgewiesen haben. Er hatte drei Autos mit nachgerüsteten SCR-Systemen zur Stickoxidreduktion jeweils 50.000 Kilometer fahren lassen. Sie sollten maximal 270 mg/km NOx im Realbetrieb auf der Strasse ausstoßen dürfen – dies in einem Temperaturbereich von fünf bis 30 Grad. Bei niedrigeren Temperaturen und über 30 Grad dürfen etwas mehr NOx ausgestoßen werden. Das sieht die neue Nachrüst-Richtlinie vor, die auch den Mehrverbrauch limitiert.

Das Ergebnis, wie es die ADAC »Unternehmenskommunikation« verkündet: »Es hat sich gezeigt, dass die Katalysatoren auch nach 50.000 km zuverlässig arbeiten.«
Nun muss man dazu erwähnen, dass diese Jubelmeldung aus Stuttgart vom ADAC Württemberg kommt. Der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg hatte dem ADAC die entsprechende Testreihe bezahlt.

Aus Sicht nüchterner Techniker stellt sich das Ergebnis doch etwas anders da. Für ihn ist der Testzeitraum für eine endgültige Bewertung zu kurz. Ein Blick in die Prüfprotokolle des ADAC in München wiederum zeigt dennoch, dass die Systeme nicht einmal das Stadium der Vorentwicklung erreicht haben.

»Dieser positive Befund gilt für die Zuverlässigkeit nur mit Abstrichen. Die in wenigen Wochen durch die nachrüstbar aufgebauten und auf das jeweilige Testfahrzeug abgestimmten SCR-Systeme waren in diesem Entwicklungsstadium noch nicht in der Lage, eine durchgehende zuverlässige Funktion zu gewährleisten: Temporäre Systemausfälle und mechanische Defekte an SCR Komponenten zeigten sich eben so wie ein zeitweilig instabiles Energiemanagement.«

Stuttgart: Jagd auf Dieselfahrer beginnt
So fielen die Systeme zweimal aufgrund defekter Hauptsicherungen aus. Denn die große Schwierigkeit: niedrige Temperaturen. Der Katalysator wandelt die Stickoxide mit Hilfe des aus dem Harnstoff gewonnenen Ammoniaks erst bei höheren Temperaturen um. Das ist vor allem im Winter problematisch, wenn die Motoren und Katalysatoren erst spät ihre Betriebstemperaturen erreichen, im Kurzstreckenverkehr in der Innenstadt oftmals überhaupt nicht. Deswegen müssen die Katalysatoren aufwändig geheizt werden. Heizelemente, die teilweise 3000 Watt verbrauchen (mehr als eine Heizplatte auf dem Elektroherd) und ordentlich Treibstoff schlucken. Die Ausfälle der Elektrik zeigen zudem, dass die Systeme noch nicht ausentwickelt sind.

»Die mechanische Dauerhaltbarkeit der SCR-Komponenten, die Vermeidung von Ablagerungen sowie ein stabiles und effizientes Energiemanagement scheinen die bisher größten Herausforderungen einer serientauglichen SCR zu sein,« heißt es vornehm zurückhaltend im Prüfprotokoll.

Das Testtagebuch verzeichnete mehrere Ausfälle und entsprechende Nachbesserungen. Dazu gehören eine undichte Kühlwasserleitung, eine nicht funktionierende Füllstandsanzeige des AdBlue Tanks, sowie ein mechanischer Defekt eine Abgasleitung zum Hydrolysereaktor. Die Zusatzbatterie im Kofferraum konnte durch den fahrzeugseitigen Generator nicht unter allen Bedingungen zuverlässig aufgeladen werden. In der Folge wurde das SCR-System unter bestimmten Fahrsituationen vorsichtshalber deaktiviert beziehungsweise die Dosierraten herabgesetzt, um die stabile Energieversorgung der Fahrzeugsysteme durch Überlastung des Bordnetzes nicht zu gefährden.« Vernichtender kann eine Kritik nicht ausfallen.

Windig, windiger, am windigsten
Fahrverbote aus Modellrechnungen
Offen ist, wer die Garantie übernimmt, wenn zum Beispiel der Motor zerstört wird. Die Autohersteller haben bereits abgewunken und wollen nicht für Schäden aufkommen, die eine nicht von ihnen entwickelte Technik verursacht. Doch da winkt schon die Werbung: »Seien Sie einer der ersten, dessen Auto nicht von Fahrverboten betroffen sein wird.« Die kommt von einer »Aktion Hardwarenachrüstung«. Die wiederum ist eine Initiative des Aktionsbündnisses »Gerechtigkeit im VW-Abgasskandal«. Mit bei den Gerechtigkeitsfanatikern: Axel Friedrich, Hartmut Bäumer von Bündnis 90/die Grünen, ehemaliger Richter und Landtagsabgeordneten, und einer der Hersteller der SCR-Nachrüstsysteme, die Baumot Group AG, die den Autofahrern da so nett Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen.

Heuchlerischer geht‘s nicht. Axel Friedrich ist eine ominöse Figur, die mal Abteilungsleiter des Umweltbundesamts war, dann die internationale NGO international Council on clean Transportation (ITCC) mit gegründet hat, die den VW-Skandal ausgelöst hatte, und der schließlich bei dem dubiosen Abmahnverein »Deutsche Umwelthilfe e.V.« mitarbeitet.

Erfahrung im Umgang mit Filtersystemen für Autoabgase hat er. Als damaliger Bundesumweltminister hatte Sigmar Gabriel 2006 Friedrich für ein teures Desaster mit nutzlosen Russpartikelfiltern für Diesel verantwortlich gemacht und rausgeworfen.

Jetzt will Friedrich wieder für »Gerechtigkeit« und für saubere Luft in den Städten sorgen, nachdem er wesentlich an der Verteufelung selbst moderner Motoren mitgewirkt hat. Dass fast neue Diesel-Pkw aus Deutschland heute in vielen östlichen Ländern ihre Besitzer dort erfreuen, ist auch seinem Schaffen zu verdanken.
Prinzip »Geschäfte mit Umwelt« heute: Die Luft ist so sauber wie nie, absurd niedrige Grenzwerte werden selbst mit manipulierten Messstationen nur selten überschritten. Aber für Panik ist immer Platz; Grundlage für gute Geschäfte auf Kosten anderer.


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Kommentare ( 12 )

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12 Comments
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AnSi
5 Jahre her

Jetzt bin ich froh, dass ich keines dieser Fabrikate fahre und ich werde auch niemals eines davon erwerben. Abzocke, dreiste Abzocke ist das!
Mein Euro4-Diesel gehört zu mir, wie mein Name an der Tür!
Sollte man mir den eines Tages verbieten und mich zum E-Auto nötigen, dann werde ich mir zusätzlich eine Hängerkupplung für ein Diesel-Aggregat zur Ladung des Zugfahrzeugs zulegen! Alternativ zünde ich JEDEN Tag 4 Kerzen am Adventskranz an und koche mit Gas.

Wolfgang M
5 Jahre her

Dass man mit HW-Nachrüstungen bis zu 75% Schadstoffausstoß sparen kann, ist ein alter Hut. Die Nachrüstungen wurden ständig von den Herstellern sabotiert. Schlimmstes Beispiel: BMW lieferte sein SUVs in den USA und in Europa mit verschiedenen Abgassystemen aus. Die europäischen SUV lassen sich mit Originalersatzteilen und Original-SW von BMW auf saubere BMW umrüsten. Trotzdem stellt sich BMW quer. Ich frage mich, was Hr. Douglas mit diesem Artikel ausdrücken will. Eine der Fragen war immer die Finanzierung. Die Besitzer hatten wegen der „billigen“ Abgasanlage auch Geld gespart. Dass sie sich an einer neuen Anlage beteiligen, halte ich für angemessen. Ich kenne… Mehr

Holger Douglas
5 Jahre her
Antworten an  Wolfgang M

Nachrüstung ist Unsinn. Es ist nicht damit getan, SCR-Kats, AdBlue-Tanks, Leitungen, Pumpen für AdBlue, Gasgenerator für die Harnstoff-Hydrolyse, Steuerelektronik, das Ganze 2 Jahre zu testen incl Crashtest ( man will ja wissen, ob sich die Katanlage im Falle eines Crashs in den Passagierraum bohrt ), einzubauen, sondern es muss auch tief in die Motorsteuerung eingegriffen werden. U.a. Lesen Sie bitte hier:

https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/mobilitaet/diesel-nachruestung-wo-vernunft-keine-chance-hat/

StefanH
5 Jahre her

Oh, da dürften die Afrikaner aber enttäuscht sein: Deutlich weniger billige Fahrzeuge aus Deutschland, die dann in Afrika 50 Jahre – natürlich voll öko – weiterlaufen …
(Und der gemeine Deutsche schluckt diesen Schwachsinn auch noch, weil es ist ja gut für die Umwelt, harharhar …)

Reimund Gretz
5 Jahre her

Die Diskussionen über ein winziges Mosaikteil CO 2 im Ökosystem und die Behauptungen damit Einfluss auf das Klima nehmen zu können sind einfach nur noch lächerlich! Umweltschutz ist mehr als Co 2! Brandrodung der Regenwälder, Raubau an der Natur, Ressourcen, Meeresverschmutzung … der Mensch ist der größte Feind der Natur! Nur eine intakte Natur hat Einfluss auf das Klima! Die Natur kommt ohne den Menschen aus, aber der Mensch nicht ohne eine intaktes ökologisches System! Die Natur hat Einfluss auf das Klima! Die wachsende Überbevölkerung MENSCH sorgt für das Zurückdrängen und Zerstörung der Natur der Einfluss der Menschen wird daher… Mehr

Heinrich Wolter
5 Jahre her
Antworten an  Reimund Gretz

Nur mal kurz zur Erinnerung: NOx hat nichts mit dem Klima zu tun.

mlw_reloaded
5 Jahre her

Die so von 5 auf 6 umgerüsteten Fahrzeuge sind ja nicht plötzlich Euro6 laut Papieren. Dazu müsste der ganze Sermon der Neuzertifizierung durchexerziert werden, inklusive Tankanzeige im KI, Anlasssperre, neuer WLTP Prüf-Fahrten, usw.; desweiteren ist die KFZ-Steuer unverändert. Die Preisfrage ist: Darf man mit einem umgerüsteten Fahrzeug in eine Verbotszone, wenn es laut Papieren eigentlich dort nicht hinein dürfte? Und: wer prüft im Einzelfall, ob die Technik auch wirklich eingebaut und funktionstüchtig ist?

M.E.S.
5 Jahre her

Nicht nur Axel Friedrich ist ehemaliger Mitarbeiter im Umweltbundesamt, sondern auch der im Ministerium des BaWü-Verkehrsministers arbeitende Dr. Uwe Lahl, von dem man sich wundert, warum er nicht altershalber schon ausgeschieden ist. In der Zeit von Dr. Uwe Lahl im UBA wurden die heute mit ihren Euro 5 Diesel gelackmeierten Autokäufer schon einmal wider besseren Wissens zum Kauf geködert, nämlich mit Steuervergünstigungen. Lahl wusste schon damals, dass mit den Euro 5 Dieseln die Luftgrenzwerte bis 2020 nicht eingehalten werden könnten. Bei solchen personellen Konstellationen würde ich mich vor einer Umrüstung zweimal fragen, ob ich nicht erneut Scharlatanen aufsitze, möglicherweise auch… Mehr

Fui Fujicato
5 Jahre her

Was dem Bürger in D und anderen EU-Staaten vorenthalten wird ist Rechtssicherheit und Bestandsschutz, d.h. die Sicherheit, daß einmal geschlossene Verträge auch eingehalten werden. Dies gilt sowohl für nationale Verträge (z.B. hinsichtlich Arbeitslosen-, Renten-, Kranken-, Lebens-versicherung, Altersvorsorge, Sparguthaben, etc.) als auch hinsichtlich supranationaler Verträge (z.B. hinsichtlich aller EU-Verträge und Vereinbarungen). Zur Erinnerung : Alle in D und der EU zugelassenen Fahrzeuge wurden ursprünglich vom KBA oder ähnlichen Organisationen zum Strassenverkehr zugelassen (z.T. sogar steuerlich begünstigt und – durch Einbau eines Katalysators und einer Abgasrückführung – als schadstoffarm eingestuft). Und diese Fahrzeuge wurden (in unheiliger Kooperation von Autoherstellern, Politik, NGOs, Umweltverbänden)… Mehr

Konservativ_DasGuteBewahren
5 Jahre her

=> EURO6-Norm für Diesel. Alle 500 km 0,5 Liter „AdBlue“ kaufen und nachkippen. So ein Schwachsinn !! Bin froh, dass ich einen BMW EURO5- habe ! NOx in der Landwirtschaft ist da eher problematisch, wenn die Felder mit Stickstoff überladen werden und in das Grundwasser gelangen. Nur in Deutschland werden die Bürger so gegängelt von GRÜN-LINKS. Es nimmt einfach kein Ende. Deutschland am Gängelband der Deindustrialisierung von GRÜN-Linken Maoisten. China freut sich und produziert für die ganze Welt ungestört. Und dazu das GRÜNE Schmoll-Mädchen Greta, die zu klein ist, um zu begreifen, dass CO“ nur 0,038 % der Luft ausmacht… Mehr

Andreas aus E.
5 Jahre her

Mal grundsätzlich zum Thema Personentransport: Kann man Leute nicht einfach per Rohrpost verschicken? Das würde Platz für Bürgersteige einsparen, die elende Dauerdiskussion über Pendlerabgase fiele weg, schließe könnte besser kontrolliert werden, wer wann wo gerade ist.

mlw_reloaded
5 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Hyperloop, aber genausogut können wir das Geld in die Fusion stecken.