Die Auto-Dichte steigt weiter auch in deutschen Großstädten

Die Deutschen tun nicht, was die tonangebenden Kreise hierzulande wollen. Selbst in Großstädten ist die Zahl der Autos pro Einwohner gestiegen. Derweil schwächelt der Markt für E-Autos ausgerechnet in China und den USA, während er in Deutschland auf niedrigem Niveau wächst.

© Andreas Gebert/Getty Images

„Gasgeben“ ist das Synonym schlechthin fürs Auto in Deutschland. Noch. Und zwar sowohl fürs Fahren als auch für die entsprechenden Wirtschaftsbereiche. Aber vermutlich in 20 Jahren wird es wohl das Wort „Stromern“ sein, das dann für die individuelle Mobilität und die damit verbundene Branche stehen wird. Abgasfrei und mit erstaunlicher Akku-Reichweite. Hoffentlich. Doch so einfach, wie dies für manche Ideologen zu sein scheint, ist es nicht, denn die Verbraucher verhalten sich zumindest derzeit nicht so wie sich dies viele grüngefärbte Autogegner wünschen.

Das ist nicht nur bei den Verkäufen der angeblich so verhassten SUV so, die nach wie vor nach oben zeigen. Auch der Autokauf allgemein nimmt nicht ab, sondern zu. Fridaysfor-Future-Proteste, Dieselverbote, Verkehrswende – all das scheint vergessen, wenn es um das eigene Auto geht. Darauf weist das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen in einer neuen Studie hin. So steige der Autobestand in Großstädten immer weiter. Demnach entfallen 2019 bei einem Bestand von 47,1 Millionen Autos statistisch 567 Stück auf 1000 Einwohner. Zehn Jahre zuvor waren das noch mit 504 Autos pro 1000 Einwohner. Auch in den eigentlich gut mit öffentlichem Nahverkehr erschlossenen Ballungsräumen legte die Zahl der angemeldeten Autos zu. Beispielsweise in München, Hannover, Leipzig, Braunschweig und Düsseldorf wuchs der Bestand laut CAR-Analyse in dem beobachteten Zehnjahreszeitraum stärker als im bundesdeutschen Schnitt von 14 Prozent.

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Interessant ist, dass trotz des medialen Trommelfeuers vom allgemeinen Weltuntergang wegen des bösen Automobils mit Verbrennungsmotor ausgerechnet das Wachstum der Elektromobilität international schwächelt. Nicht überall, aber zum Beispiel in China, dem angeblichen Leitmarkt für die E-Mobilität. Dort sind im dritten Quartal 2019 die Neuzulassungen der abgasfreien Autos um satte 21 Prozent auf 243000 E-Fahrzeuge (Batterie und Hybrid) im Vergleich zur Vorjahresperiode eingebrochen. Grund: Der starke Rückgang ist sowohl auf die Reduzierung der Kaufanreize für Elektroautos als auch auf den wirtschaftlichen Abschwung im Zuge der Handelsstreitigkeiten mit den USA zurückzuführen. Doch es gibt diesbezüglich auch Positives aus dem Reich der Mitte zu vermelden: Denn dank der hohen Zugewinne in der ersten Jahreshälfte liegt der E-Auto-Absatz mit 871 000 Einheiten nach drei Quartalen des Jahres 2019 noch im Plus (kurioserweise ebenfalls mit 21 Prozent).

Dagegen ist der Gesamtfahrzeugmarkt in China nach neun Monaten bereits um mehr als zehn Prozent rückläufig. Der Marktanteil für Elektroautos bis Ende September lag bei 4,7 Prozent nachdem dieser zwischenzeitlich bereits die Fünf-Prozent-Hürde überschritten hatte. Nach China stagniert auch der Markt für Stromer in den USA. Dort, dem zweitgrößten E-Fahrzeugmarkt auf der Welt, treten die Zulassungen im dritten Quartal mit rund 87 000 Einheiten auf der Stelle. Im Jahr 2019 wurden in den ersten neun Monaten 236 000 E-Fahrzeuge abgesetzt, ein mageres Plus von gut 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil steigt marginal auf 1,85 Prozent (1,82 Prozent).

Jedoch verschiebt sich die Gewichtung zwischen rein elektrischen Fahrzeugen (Batterie) und Hybriden zugunsten der rein elektrischen Fahrzeuge. Insgesamt wurden im Betrachtungszeitraum 16 Prozent mehr Batterie- und 27 Prozent weniger Hybrid-Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum neu zugelassen. Marktführer ist weiterhin der Hersteller Tesla, der allein im dritten Quartal mit rund 52 000 Pkw-Neuzulassungen für rund 59 Prozent des E-Autoabsatzes in den USA verantwortlich war. Das sind die zentralen Ergebnisse des „Electromobility Report 2019“ des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, der die wichtigsten E-Fahrzeugmärkte und Absatztrends der Hersteller regelmäßig untersucht.

Anders stellt sich die Situation in Europa dar, wo vielerorts eine hohe Dynamik erkennbar ist. Deutschland bleibt drittwichtigster E-Fahrzeugmarkt und kann seinen Vorsprung nach drei Quartalen 2019 sogar ausbauen. Mit einem Zuwachs von 48 Prozent zählt Deutschland derzeit zu den am stärksten wachsenden E-Auto Märkten weltweit. Das Absatzvolumen beläuft sich nach drei Quartalen 2019 auf rund 74 000 Einheiten. Während der Absatz der Hybride aktuell stagniert, haben sich die Verkäufe der rein elektrischen Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Aktuell erreichen die Verkäufe von Batterieautos einen Marktanteil von rund 1,7 Prozent.

Insgesamt liegt der Marktanteil von E- Fahrzeugen (inkl. Hybride) bei 2,7 Prozent. Zu den beliebtesten E-Modellen nach drei Quartalen 2019 gehören der Renault Zoe (7 872), das Tesla Model 3 (7 678) und der BMW i3 (7 089). Trotz der positiven Entwicklung der E-Mobilität in Deutschland ist der durchschnittliche CO 2 -Ausstoß der neuzugelassenen Fahrzeuge 2019 mit 157,5 g/km noch genauso hoch wie ein halbes Jahr zuvor. Der Dieselanteil an den Neuwagenzulassungen bleibt mit Stand Ende September stabil bei knapp einem Drittel (32,3 Prozent. Gleichzeitig steigen die Neuzulassungen von SUV/Geländewagen auf einen Rekordwert von 30,4 Prozent nach drei Quartalen (Vorjahreszeitraum: 27,1 Prozent). Der typische SUV-Käufer schert sich also nicht um die Negativ-Schlagzeilen für diese Fahrzeuggattung. Im Jahr 2014 lag der SUV-/Geländewagenanteil noch bei 17,4 Prozent, während der Dieselanteil an den Neuwagenzu-lassungen 47,8 Prozent betrug.

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Ist SUV fahren rational?
Norwegen nimmt mit einem aktuellen durchschnittlichen CO 2 -Flottenausstoß von 59 g/km für die im Jahr 2019 zugelassenen Fahrzeuge eine Vorreiterrolle ein und erreicht damit jetzt bereits die Ziele des Jahres 2030 der EU. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte der durchschnittliche CO 2 -Ausstoß um 15 g/km reduziert werden. Hauptverantwortlich dafür ist der hohe Marktanteil der E-Autos in Norwegen, der im Jahr 2019 nach neun Monaten bei 56 Prozent liegt. In absoluten Zahlen konnte der Absatz um 18 Prozent auf rund 62 000 E-Fahrzeugen gesteigert werden. Entgegen dem aktuellen Gesamtmarkttrend in Großbritannien wächst die E-Mobilität auf der Insel weiter, wenn auch nur moderat auf 48 000 Einheiten an. Auch im britischen Markt ist ein Trend zu rein elektrischen Fahrzeugen zu erkennen. Die Anzahl der reinen Batterieautos hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dabei mehr als verdoppelt, während die Anzahl der neuzugelassenen Hybride um rund 32 Prozent gesunken ist. Im dritten Quartal sorgte vor allem Tesla mit dem Model 3 für eine erhebliche Belebung des Batterieautomarktes im Königreich. Insgesamt steigt der Marktanteil von E-Fahrzeugen (Stand Ende September) auf 2,6 Prozent.

In Frankreich entwickelt sich die Elektromobilität ebenso gegen dem Markttrend. Trotz eines stagnierenden Gesamtmarktes wächst die Anzahl der E-Autos um 36 Prozent auf 42 000 Fahrzeuge an. Der E-Marktanteil beträgt ebenfalls rund 2,6 Prozent. Die Niederlande zeigen weiterhin die stärkste Dynamik im Bereich der E-Mobilität. Der E-Absatz steigt um 126 Prozent trotz eines stark rückläufigen Gesamtmarktes (-7,6 Prozent). Großen Anteil am Wachstum hat auch hier das Tesla Model 3. Rund 42 Prozent des gesamten E-Autoabsatzes in den Niederlanden entfallen auf das Model 3. Durch das starke Wachstum liegt der Marktanteil dieses Segments erstmals im zweistelligen Bereich (10,1Prozent).

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Kommentare ( 9 )

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WandererX
4 Jahre her

Jetzt rächt sich die schlechte Stadtplanungspolitik der letzten Jahrzehnte: viel zu wenig wohnungsnahe Supermärkte und Kioske. Das ginge nur über Wohnungsverdichtung, sprich Geschosswohnungsbau statt Eigenheim- Siedlung. So aber hat nun jede Familie zwei bis drei Autos – die Politik hat komplett versagt. Sie hat die Lage gar nicht erkannt, sondern immer von „einsichtigen“ Bürgern geträumt(die den Theoretikern in ihrer Theorie „praktisch“ folgen). So erfolgen in den Grosstädten inzwischen aber teils brutale Gegenmittel durch den Stadtrat: extrem hohe Parkgebühren selbst am Stadtrand: die Oma einen Nachmittag besuchen kostet dort 8,-€, ins Zentrum fahren gerne auch 15 € für einen Stadtbummel, wie… Mehr

Andreas Lange
4 Jahre her

Fast komplett aus Wasserkraft, wie auch in Schweden. Nordeuropäische Flächenländer mit vergleichsweise wenig Industrie, aber vielen Flüssen und geringer Bevölkerungsdichte sind da im Vorteil.

Und dank der Gewinne als zweitgrößter europäischer Öl- und Gasexporteur (!!!) nach Russland kann das alles auch großzügig gefördert werden…

Agrophysiker
4 Jahre her

Was in den grünen Betrachtungen immer wegfällt, sind die Gründe für den wachsenden Mobilitätsbedarf. Und vieles davon hat auch gerade rot-grün gefördert (Ich sage nicht, dass davon alles schlecht ist, aber vieles kann man nicht ohne die Nebenwirkung mehr Autoverkehr haben). Da ist zum einen die weit höhere Erwärbstätigkeit der Frauen, oft weiter entfernt vom Arbeitsort des Partners. Zum einen leigt es an der besseren Qualifikation der Frauen, oft aber auch einfach an den gesunkenen Reallöhnen, so dass ein zweites Gehalt praktisch zwingend ist. Unsichere Arbeitsverhältnisse. Daher zieht man eben nicht so leicht zum Arbeitsplatz. Wegfall der Werkswohnungen und ausgeprägter… Mehr

WandererX
4 Jahre her
Antworten an  Agrophysiker

Die ganze deutsche Stadtplanung und Baupolitik beruht noch auf einem Planungs- und Baurecht aus der Zeit von 1920 bis 1960, ein bischen ausgebremst über Umweltrecht aus den 1970ern. Ausgangspunkte waren dabei die Interessen des Individuums (Egoismus des einzelnen Wählers) und der Wirtschaft plus der Natur ab 1972: Eine „Gesellschaft“ gibt es da nicht. Alles ist technizistisch gedacht. Seit den allzu oft stark feministischen Grünen wurde dann alles von oben hochgradig moralisiert, nur läßt sich davon natürlich kaum jemand, der älter als 25 Jahre ist, beeindrucken. Moral und gutmütiger Einzelwille können nicht gute Planung ersetzen. So haben wir heute den hochsubventionierten… Mehr

Dr No
4 Jahre her

Auch der antreibende Strom ist nicht abgasfrei zu haben.
Die in Deutschland installierten Windräder und Sonnenpaneele reichen ja nicht einmal annähernd aus, den übrigen Strombedarf zu decken, wie bitte sollen damit zusätzlich Millionen von E-Autos geladen werden??
Dieser Strom käme dann – hoffentlich! – nach Abschaltung deutscher Kern- und Kohlekraft aus dem Ausland – was man sich teuerst bezahlen lassen wird – und dabei selbstverständlich auch aus so manchem Kohlekraftwerk z.B. aus Polen oder Tschechien.

Thorsten
4 Jahre her

Ein sehr bedeutsames Ereignis hat in China stattgefunden: die Förderung von E-Autos und regenerativen Energien wird eingestellt. Höchstwahrscheinlich werden chinesische Firmen versuchen brutalst auf dem Weltmarkt zu expandieren.

Es wird ein Massaker – wie bei den Solarzellen- geben. Mal sehen, was dann übrig bleibt.

KoelnerJeck
4 Jahre her

16 Klimafragen an die Abgeordneten des deutschen Bundestages

Hier geht’s zum Link: https://www.klimafragen.org/

Worum geht’s?

Aufgrund eines behaupteten Klimanotstandes sollen neue Gesetze erlassen werden. Diese schreiben uns unsere Art zu leben vor, haben nachteilige Umweltfolgen und können zur Deindustrialisierung Deutschlands führen. Das bedeutet den Verlust von Wohlstand und sozialer Sicherheit.

Regierung und Parlament veranlassen somit gezielt eine Senkung des Lebensstandards und gefährden damit Arbeitsplätze, Alterssicherung und soziale Hilfen in Notfällen. Dann sollten unsere gewählten Vertreter zumindest nachweisen, dass sie den zugrunde liegenden Sachverhalt vollständig verstehen und die Konsequenzen durchdacht haben.

Marcel Seiler
4 Jahre her
Antworten an  KoelnerJeck

Bei http://www.klimafragen.org kann man diese wirklich seriöse Initiative mit der eigenen Unterschrift unterstützen. Was man tun sollte.

T. Pohl
4 Jahre her

Nicht zu vergessen die Verkehrsbehinderung durch Grüne Bürgermeister, z.B. durch de-optimierte Ampelschaltungen, die zum Ampelstopp z.T. alle 250 m führen wird intensiviert. Dies führt zu schlechter Luft, hohem Verbrauch und anderem, das dann später von den Grünen benutzt werden wird um Fahrverbote zu rechtfertigen. Ganz schön hinterhältig. Das einzige was hilft, ist die GrünInnen nicht zu wählen.