Die schwachen Verkaufszahlen des dritten Quartals belasten BMW. Mit einer Prämienkampagne für Verbrenner- und Hybridfahrzeuge soll bis zum Jahresende das Geschäft aufgebessert werden. Bewegt sich der Trend wieder hin zu Verbrennern? Bahnt sich ein Paradigmenwechsel in der europäischen Automobilindustrie an?
BMW verbuchte im dritten Quartal einen Gewinn von lediglich 476 Millionen Euro – ein dramatischer Rückgang von 83,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Neben dem schwachen China-Geschäft und Problemen mit Bremssystemen vom Zulieferer Continental ist der Konzern vornehmlich durch die erdrückenden Standortfaktoren in Deutschland als auch die Transformation hin zur E-Mobilität betroffen.
Ungünstige Standortfaktoren belasten BMW
Die Standortbedingungen in Deutschland entwickeln sich für die Bayerischen Motorenwerke zunehmend zu einer existenziellen Hürde. Insbesondere die immer weiter ausufernden Bürokratieauflagen belasten den Konzern. „Die Wirtschaft ist zunehmend mit kurzfristig wirkenden Gesetzesänderungen und einer anwachsenden Bürokratie konfrontiert“, erklärte Milan Nedeljkovic, Vorstandsmitglied von BMW, auf einer Pressekonferenz in Parsberg bei München.
Um das Ausmaß des Bürokratieapparats greifbar zu machen, genügt ein Blick auf die immensen Kosten, die dieser dem Wirtschaftsstandort Deutschland auferlegt. Eine aktuelle Studie des Münchner ifo-Instituts beziffert den jährlichen Verlust an Wirtschaftsleistung durch bürokratische Auflagen auf rund 146 Milliarden Euro. Diese Summe entspricht ungefähr dem kumulierten Marktwert der drei größten deutschen Automobilhersteller: Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW. – Unfassbare Zahlen. – Ein entscheidender Faktor ist dabei die unzureichende Digitalisierung in Deutschland. Die Studie zeigt, dass durch eine umfassende Digitalisierung und eine grundlegende Reform der behördlichen Abläufe potenziell rund 96 Milliarden Euro eingespart werden könnten.
Neben den bürokratischen Anforderungen belasten vor allem die in den vergangenen Jahren drastisch angestiegenen Energiekosten die Produktionsausgaben großer Industriekonzerne. Folglich ist auch BMW davon betroffen. „Unzuverlässige Transportwege, exorbitante Energiekosten und eine unzureichende Netzabdeckung – das ist für einen modernen Industriestandort schlichtweg inakzeptabel“, betont Nedeljkovic.
Verbrenner-Offensive: So möchte BMW zum Jahresende hin den Umsatz steigern
Um den schwachen Verkaufszahlen entgegenzuwirken, überrascht BMW nun mit einem unerwarteten Vorstoß: Der Automobilhersteller plant, den Absatz durch eine Prämie auf Verbrenner- und Hybridfahrzeuge anzukurbeln. Diese Prämien sollen bis Mitte Januar 2025 ausgezahlt werden und gelten ausschließlich für Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungs- oder Hybridantrieb, die bis spätestens 31. Dezember 2024 zugelassen werden.
Die Prämien sollen auf die verschiedenen Fahrzeugklassen verteilt sein:
- Untere Klasse (UKL) – 2.000 Euro Prämie: BMW 1er (F70), Kompakte Klasse (KKL) – 3.000 Euro: BMW 3er (Baureihe G20),
- Mittlere Klasse (MKL) – 4.000 Euro: BMW 5er (Baureihe G60),
- Große Klasse (GKL) – 5.000: BMW 7er (Baureihe G70); BMW XM; M5, M8, X5 M, X6 M; BMW X-Reihe; BMW 8er-Reihe.
Technologieoffenheit: Bahnt sich ein Trendwechsel an?
Handelt es sich bei dieser Maßnahme lediglich um eine Reduzierung der Lagerbestände und einen klassischen Jahresendverkauf, oder deutet sich eine Trendwende in der deutschen Automobilindustrie an? Verschiebt sich der Fokus womöglich weg von der E-Mobilität und wieder hin zu den traditionellen Verbrennungsmotoren? – Es besteht Hoffnung!
In diesem Kontext ist hervorzuheben, dass BMW sich nie ausschließlich auf die E-Mobilität fokussiert hat. Stattdessen verfolgte der Konzern in den vergangenen Jahren einen konsequent pragmatischen Ansatz, der auch den Verbrenner weiterhin im Produktportfolio verankerte.
Die Bayerischen Motorwerke könnten mit der Weiterführung dieses Ansatzes ein Vorbild für die Branche sein, indem sie zeigen, wie profitabel das Geschäft mit Verbrennern im Vergleich zu Elektrofahrzeugen faktisch gesehen ist.
Auch BMW-CEO Oliver Zipse betonte bereits häufig die Wichtigkeit der Technologieoffenheit und auch, dass die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren unerlässlich bleibt. Zugleich kritisiert er das von der EU geplante Verbot von Benzin- und Dieselautos ab 2035 und bezeichnet es als einen grundlegenden Fehler.
Wie wahrscheinlich ist eine Rückkehr der Branche zum Verbrennungsmotor?
Um den verschärften EU-Regulierungen entgegenzuwirken, haben sich BMW und der Automobilgigant Stellantis entschieden gegen die geplante Absenkung der Flottengrenzwerte ausgesprochen. Diese sollen ab 2025 von derzeit 116 g/km auf lediglich 93,6 g/km sinken – ein Vorhaben, das die Hersteller vor enorme Herausforderungen stellt.
Doch Appelle allein reichen nicht aus: Es braucht konkrete Maßnahmen, um das EU-Klimadiktat wirksam zu kontern. Gleichzeitig ist eine klare Stellungnahme der Bundesregierung erforderlich, um den drohenden Niedergang der Branche abzuwenden.
Nur ein geeinter Widerstand aller führenden Akteure kann die Weichen für dringend notwendige Veränderungen stellen. Eine geschlossene Allianz der Branchenriesen – VW, BMW, Mercedes und Stellantis – im Schulterschluss mit europäischen Regierungen könnte nicht nur auf eine Lockerung der Flottengrenzwerte hinwirken, sondern auch übergreifend das Verbrenner-Verbot und weitere Klimaziele der EU-Bürokraten ins Wanken bringen.
Die Bedeutung der Automobilindustrie für Europa darf dabei nicht unterschätzt werden. Sie bildet mit nahezu 14 Millionen Beschäftigten und einem Anteil von über 7 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU das wirtschaftliche Rückgrat des Kontinents. Ihr Einfluss könnte richtungsweisend sein – vorausgesetzt, die führenden Hersteller vereinen ihre Kräfte und handeln entschlossen.
Es steht außer Frage, dass eine Rückkehr zum Verbrenner unter anderem aufgrund des massiven Nachfragerückgangs dringlicher denn je erscheint. Doch welche Faktoren sind verantwortlich für diesen drastischen Nachfrageeinbruch im Bereich der E-Mobilität? Welche Kriterien beeinflussen das Kaufverhalten der Verbraucher in einem solchen Maße?
Zweifel machen sich breit: Mangelnde Zuverlässigkeit der neuen Antriebsart
Ein entscheidender Faktor für die sinkende Nachfrage nach E-Autos in Deutschland könnte die zunehmende Skepsis der Verbraucher gegenüber der Zuverlässigkeit der neuen Antriebstechnologie sein. Insbesondere die Themen Reichweite und Ladeinfrastruktur werfen bei vielen potenziellen Käufern Zweifel auf.
Eine Studie der HUK-Coburg belegt die Unzufriedenheit bei E-Auto-Besitzern: Jeder dritte E-Autofahrer – konkret 34 Prozent – plant, wieder auf einen Verbrenner umzusteigen. Die wachsende Unzufriedenheit mit Elektrofahrzeugen wird zudem durch die Zufriedenheitsstudie 2024 des Marktforschungsinstituts Uscale bestätigt. Diese beleuchtet insbesondere die Erfahrungen von Fahrern der Marken Opel und Peugeot und zeigt alarmierende Zahlen: Lediglich 3 Prozent der Peugeot-Fahrer und 8 Prozent der Opel-Fahrer würden ihr Elektroauto weiterempfehlen.
Ein weiterer wesentlicher Grund für den Rückgang der Nachfrage ist zweifellos der Wegfall der staatlichen Kaufprämie. Bis zum 17. Dezember 2023 konnten Käufer von Elektroautos noch einen Umweltbonus von bis zu 6.750 Euro in Anspruch nehmen. Die Einführung dieser Subvention hatte eine künstlich aufgeblähte Nachfrage erzeugt, die nun in sich zusammenfällt. In diesem Zusammenhang zeigt der „DAT Report 2024“ deutlich, dass für 33 Prozent der potenziellen Käufer ein Elektroauto ohne staatliche Förderung keine Option ist.
Doppelmoral: Das E-Auto ist nicht nachhaltig
Hinzu kommt die Kritik an der angeblichen Nachhaltigkeit von E-Autos, die zunehmend lauter wird. Ihre Batterien werden oft unter erheblichem Einsatz von Kohlekraft hergestellt, wodurch der vermeintliche ökologische Vorteil stark relativiert wird. Hinzu kommt, dass der Abbau zentraler Rohstoffe wie Kobalt und Lithium mit erheblichen CO2-Emissionen einhergeht.
Es mehrt sich der Verdacht, dass ganz andere ideologische Interessen im Vordergrund stehen, die mit dem Klimaschutz nichts zu tun haben. Doch in der heutigen Zeit, in der ein Großteil der Menschen verlernt hat zu hinterfragen, ist es ein Leichtes, die Menschen in solche Narrative einzulullen.
Fazit: Folgt eine Umstrukturierung der Automobilindustrie?
Angesichts sinkender Verkaufszahlen und wachsender Verbraucherzweifel an Elektrofahrzeugen rückt der traditionelle Verbrenner wieder verstärkt in den Fokus der Automobilbranche. Dabei spielt BMW seine strategische Offenheit geschickt aus und positioniert sich als Verfechter technologischer Vielfalt, anstatt sich ausschließlich den Vorgaben der EU zu unterwerfen.
BMW zeigt, dass eine Rückbesinnung auf bewährte Technologien ökonomisch gesehen mehr als sinnvoll sein könnte.
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passend dazu ein Neidartikel im Neidkitzelblatt
„Italienische Autoindustrie:
Der gedemütigte Mann unterwegsLamborghini, Ferrari, Ducati: Im italienischen Motorvalley bauen sie spritschluckende Straßenmonster für Machos alter Art. Wie lange geht das noch gut?“
https://www.zeit.de/2024/50/italienische-autoindustrie-lamborghini-ferrari-luxusautos
die deutsche Automobilindustrie hatte einmal starke Lobbyistenverbände. Wann auch immer sie den Einfluss zu Gunsten der Klimaretter NGOs verloren oder gar freiwillig abgegeben haben, weiß ich nicht. Sie haben es. Dann tröteten sie mit in das Horn und trällerten das Lied „wir müssen das Klima retten“. So kommt es zu den Vorgaben der EU über Strafzahlungen und zum Bürokratismus. Sie gingen wohl davon aus, dass die deutschen Autofahrer zum Kauf ihrer überteuerten e-Autos / SUVs gezwungen werden können. Gerade die deutsche Automobilindustrie möge sich jetzt nicht beklagen. An einen Paradigmenwechsel glaube ich nicht. Die Prämien gibts ja nur bis Jahresende.… Mehr
BMW ist überwiegend in Familienbesitz. Da können angestellte Manager nicht einfach nur machen, was sie wollen. Die Dividende der Eigentümer geht vor !
Gut so !
„Ein entscheidender Faktor für die sinkende Nachfrage nach E-Autos in Deutschland könnte die zunehmende Skepsis der Verbraucher gegenüber der Zuverlässigkeit der neuen Antriebstechnologie sein. Insbesondere die Themen Reichweite und Ladeinfrastruktur werfen bei vielen potenziellen Käufern Zweifel auf.“ Das ist sehr, sehr vorsichtig, freundlich und diplomatisch ausgedrückt! Wenn man sich in dem ohnehin schrumpfenden Kreis der potentiell fähigen und willigen Neuwagenkäufern umhört, dann klingt das extrem unfreundlicher, ja gröber und vernichtender an! Das Thema: Kauf eines reinen „E-Fahrzeuges“, wird gelegentlich im verarmten einfachen Volk mit Zweifeln am gesunden Verstand positiver Verfechter einer solchen Kaufabsicht sehr unflätig in Zusammenhang gebracht. Es ist… Mehr
Ich zähle mich zwar nicht zum „verarmten, einfachen Volk“ (eher zum genauen Gegenteil), aber ich käme als belesener und technisch erfahrener Mensch auch nicht auf die Idee, mir ein (reines) E-Auto unter den derzeit vorherrschenden Systembedingungen zu kaufen. Diese Denk- und Handlungsweise fällt mit übrigens auch im vergleichbaren „Standes-Umfeld“ auf. Gilt im Übrigen auch für PV- und Wärmepumpentechnik. Diejenigen, die sich das locker leisten könnten, machen es eben genau NICHT. Es gibt sinnvollere Betätigungsfelder. Offensichtlich bemüht sich Politik & Wirtschaft im Einklang die weniger Gebildeten oder willentlich Uninteressierten für dumm zu verkaufen. Anscheinend mit steigendem, manchmal auch stagnierendem Erfolg.
Nö. Es geht um Boni für den Vorstand. Und die Boni errechnen sich üblicherweise aus den Jahresabschlusszahlen. Genau wie die Dividende das tun sollte.
Ich bin sogar überzeugt davon, dass Elektroautos – zumindest BEV – maximal ein Nischenprodukt bleiben werden. Zuviele Nachteile für die meisten Menschen werden den Markt schon nicht in den Himmel wachsen lassen .
Gerade BMW, die ja immer mit „Freude am Fahren“ werben, sollten am eigenen Leib spüren, dass richtige Autofreaks keinen Spass an einem Fahrzeug haben, das zwar dank enorm hohem Drehmoment beschleunigt wie Bolle, dabei aber klingt wie die Strassenbahn ….
Wie war das : „das muss kesseln“ …
Das Geräusch eines losbrüllenden V8 erzeugt Gänsehaut – das Geräusch eines losschnurrenden E-Autos erzeugt Brechreiz …
Handelt es sich bei dieser Maßnahme lediglich um eine Reduzierung der Lagerbestände und einen klassischen Jahresendverkauf, oder deutet sich eine Trendwende in der deutschen Automobilindustrie an? Der Abverkauf bereits gebauter und damit vorfinanzierter Autos ist der Grund für diese Aktion und nichts anderes. Solche Aktionen gibt es ständig, bei allen Volumenherstellern. Die E-Mobilität ist Teil der weltumspannenden Transformationsagenda und wird durchgezogen werden, komme was wolle. Für eine Umkehr zum Verbrenner dürfte es auch zu spät sein. Verbrenner und E-Auto parallel funktioniert nicht, weil die Verbrenner bequemer in der Handhabung sind. Vielleicht müsste man einen schnellen Schlußstrich unter die Verbrenner Produktion… Mehr
Ich lese immer, dass die E-Autos keine Verbrenner seien. Das ist nicht korrekt. Man kann auf jeder Autobahn, auf jeder Strecke von nur 5 Kilometern, mindestens einen Brandfleck auf dem Seitenstreifen beobachten. Diese Brandflecken gab es vor den E-Autos nicht. Die Dinger brennen wie Zunder und sie tun es irgendwann alle. Diese fahrenden Wärmepumpen sind nicht nur ein Flop, die sind ein Verbrechen, insbesondere an der Umwelt.
Das ist Quatsch. Das sind bei uns in der Region immer Verbrenner, die da abbrennen. Das gab es auch schon immer, zu Zeiten von Vergaserautos war es sogar noch schlimmer. Bei verdreckten Ventilsitzen schlagen die Flammen zurück in den Vergaser und die Karre brennt. Beim Einspritzer passiert das sehr viel seltener, durch die Zusätze im Benzin, die ein Verkoken verhindern, auch bei Vergasern kaum noch.
Nö, eher nicht. Die regelrecht in den Asphalt gebrannten, sichtbaren Stellen, rühren praktisch IMMER von der brennenden Batterie .
Wenn ein Benziner brennt – was extrem selten vorkommt, Diesel brennt gar nicht – brennt er immer nach oben .
Da die Batterie aus Gewichtsgründen im Fahrzeugboden sitzt, ist unter dem Wagen im Brandfall die Hitzeentwicklung extrem hoch – das hinterlässt die sichtbaren Spuren im Asphalt.
In unsere Nachbrschaft steht eine Ladesäule! Sie blockiert zwei Parkplätze, ist aber meistens unbesetzt! Wenn doch einmal ein E-Auto vorfährt und dort stundenlang über Nacht auflädt, der Fahrer aussteigt und irgendwohin zu Fuß verschwindet, macht man höchstens darüber lustig! Wenn der Fahrer am nächsten Morgen wieder auftaucht und mit seinem Gefährt wegfährt, weiß man, was man auf jeden Fall nicht machen würde!
Mal kurz bei der ideologischen Konkurrenz (der vielen e-auto-magazine) geschaut und siehe da: Gassenhauer wie der X3 sind von der Prämie ausgenommen. Und die E-Auto-Fanatiker liefern auch eine logischere Erklärung mit: BMW hat seinen Strafzahlungsspielraum dieses Jahr übererfüllt und somit noch Platz für Verbrenner. Die Premien sind also eine Win-Win-Situation: Verkaufszahlen pushen, anstatt für die Autos im nächsten Jahr mehr Strafe zahlen zu müssen, wenn die Flotten-Grenzwerte sich wieder verschärfen. Denn, Herr Märtin, das ist doch das Problem jedweder Spekulation unsererseits: Ein Konzern, selbst ein DAX-Konzern wie BMW, kann sich nicht außerhalb der Regularien bewegen. Ja es mag gewisse Lobby-Einflüsse… Mehr
Richtig. Solche Prämien würden VW oder Mercedes nie zahlen. BMW kann es als einziger Konzern da sie innerhalb der Grenzwerte liegen. Schade das im Artikel auf diese Gründe nicht eingegangen wird.