Wer ist eher weg – Benziner, Diesel oder die EU?

Verbrennermotoren haben sich als Prinzip, Wärme in Kraft umzusetzen, bisher als am effektivsten bewährt. Ihre Energieversorgung ist mit Kohlenwasserstoffen deutlich effektiver als bei Batterien. Gerade deshalb sind sie schon über 130 Jahre alt – die EU nach Maastricht magere 30 Jahre. Die Frage ist, wer eher verschwindet.

Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb sollen ab 2035 in der EU verboten sein. Es sollen nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die im Betrieb keine sogenannten Treibhausgase ausstoßen. Darauf haben sich in der vergangenen Woche Unterhändler der EU-Staaten und des EU-Parlaments in Brüssel geeinigt. Im Jahr 2026 soll die Entscheidung überprüft werden können, hieß es schwammig. Geprüft werden solle möglicherweise, ob der Einsatz von sogenannten E-Fuels für Autos künftig in Frage kommen könnte. Darauf hatte in der Bundesregierung vor allem die FDP gedrängt. Sie hat sich jedoch nicht durchgesetzt.

Damit will die EU-Spitze jenes unheilvolle »Fit for 55«-Programm im Rahmen des »Green Deal« durchsetzen, jenes Deindustrialisierungsprogramm vor allem Deutschlands, über das niemand abgestimmt hat. Timmermans’ große Worte: »Diese Übereinkunft sendet ein starkes Signal an die Industrie und Verbraucher: Europa vollzieht den Übergang zu emissionsfreier Mobilität.« Keiner lacht über die unsinnigen Worte von der »emissionsfreien Mobilität« – als ob es die gäbe.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Neue Technik hat alte immer dann abgelöst, wenn sie Vorteile versprach, also besser, schneller, ja und auch energiesparender war. Energieeffizienz war bisher immer schon ein wesentlicher Antrieb für neue Entwicklungen. James Watts Dampfmaschine setzte sich durch, weil sie den Brennstoff Kohle besser in Kraft verwandelte als alle anderen Maschinen, die es seinerzeit gab. Sie brauchte keine Zwangsverordnung, eine andere Technik musste nicht eigens verboten werden. Dieses jetzt angestrebte Verbot des Verbrennerantriebes zeigt, dass etwas Ausgereiftes zerstört werden soll.

Jetzt sollen Automobile verboten werden, ohne dass eine neue Technik verfügbar ist. Es gibt keine Infrastruktur. Elektrizitätsversorger lächeln milde, wenn sie erklären, was eigentlich getan werden müsste, um die Strommengen zu produzieren und zu verteilen: komplette Städte aufgraben, neue, dicke Leitungen verlegen – dann haben wir noch nicht über das weite Land geredet, in das auch die Energiemengen über Stromkabel transportiert werden müssten. Nicht verraten wurde bisher, wo die Fachkräfte sind, die dieses Jahrhundertwerk ausführen sollen.

Es ist auch nicht absehbar, woher die benötigten gewaltigen Strommengen kommen sollen. Geradezu lächerlich in einem Lande, in dem grüne Minister mit Begeisterung Kraftwerke abschalten und zum Stromsparen aufrufen, weil kein Strom vorhanden ist, und in dem Blackout-Planspiele mittlerweile gängig geworden sind.

Ideologie statt Sachverstand
Atomlaufzeitverlängerung: Es gab keine ergebnisoffene Prüfung
E-Autos sind deutlich teurer als Benziner und Diesel, und sie werden auch teuer bleiben. Ohne Subventionen bleiben sie für den Massenmarkt unbezahlbar. Zur Erinnerung noch die lustige Ansage Merkels (war mal Bundeskanzlerin) aus dem Jahre 2013, im Jahre 2020 sollten eine Million E-Autos auf den Straßen fahren. Von diesem sozialistischen Planungsziel ist nichts übrig geblieben. Im Juli dieses Jahres fuhren nach Kraftfahrtbundesamtsdaten 618.000 Elektroautos auf den Straßen von insgesamt rund 60 Millionen Kfz.

Bei der Produktion des zentralen Bausteins, den Elektro-Batterien, handelt es sich letztlich um eine Materialschlacht, bei der es darum geht, so viele Rohstoffe wie möglich zu bekommen, zu vermischen und in Zellen abzupacken. 80 Prozent des Preises hängen von den notwendigen Rohstoffen ab, vor allem Lithium, Nickel, Kobalt. Die sind knapp, deren Preise steigen. China nimmt zudem eine entscheidende Position bei Rohstoffen und Produktion ein, und wird diese Industriemacht mit Sicherheit ausnutzen. Dagegen ist die Beteiligung an einem Hafenterminal unerheblich zu nennen.

Aus dem Fernen Osten werden auch die künftigen Benzin- und Dieselmotoren kommen. Bereits jetzt haben europäische Autohersteller in China große Autowerke errichtet, sie werden aus dem Mutterland der Autoentwicklung verschwinden. Denn nicht nur die Chemieindustrie verlagert ihre Produktion nach China. Wohl nur selten wurde ein derartig irreales Unterfangen angeschoben, wie einem kompletten Kontinent die Mobilität drastisch einzuschränken und sie auf wenige zu beschränken, die sie sich leisten können.

VW-Chef Oliver Blume räumt auf…
Volkswagen erwacht aus dem Traum vom autonomen Fahren
Dies geschieht alles unter dem Narrativ »Klimakatastrophe«, einer Hypothese, mit der Menschen vor allem Angst gemacht werden soll und die zur Rechtfertigung von nahezu allem dient. Dabei geht es um die Vernichtung der individuellen Mobilität. Freie Fahrt für Rennradfahrer wie Audi-Chef Duesmann jubelt. Der fordert mittlerweile auch autofreie Tage und ein Tempolimit in Deutschland. Duesmann führt ebenfalls eine sogenannte »Energie- und Klimakrise« an als Grund für ein sogenanntes Umdenken in der deutschen Verkehrspolitik.

Eigentlich wären verstopfte Straßen, marode und gesperrte Brücken, stillstehende und unpünktliche Züge in der Tat genügend Anlass schon seit langem gewesen für ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Doch für den Audi-Chef fahren Leute sonntags aus purem Freizeitspaß herum. Bei einem Sonntagsfahrverbot würde er gerne mit seinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren, hat er noch hinzugefügt. Intern hat er die Audi-Strategie an weltweite Trends angepasst. Dort ist keine Abkehr von Benzin- und Dieselantrieb zu sehen – im Gegenteil, den Menschen ist nicht klarzumachen, warum sie auf ihre wichtige Errungenschaft verzichten sollen, der individuellen Mobilität.

Audi steigt in die Formel 1 ein und wird ab 2026 mit dem Formel-1-Rennstall Sauber als Audi-Werksteam antreten. Der Rennwagen soll mit einem Hybridantrieb fahren, also einer Kombination aus Verbrenner und Elektroantrieb. Der ach so böse Verbrenner soll aber nur mit aufwendig hergestelltem synthetischen Sprit befeuert werden. Außerdem hält er die Entscheidung, als erster Autohersteller auf Autos mit Verbrennungsmotoren verzichten zu wollen, für richtig. Wird der jüngste Beschluss der EU, »Autos weg!« wahr, muss er gleich auf sein Unternehmen in Deutschland ganz verzichten. Er ist dann nicht mehr Audi-Chef – ebensowenig wie die Brüsseler Besatzung in ihren Ämtern sitzt. Sie müssen nichts ausbaden, was sie anrichten. Das müssen die Menschen ausbaden – sowohl in der Autoindustrie, vor allem der deutschen, als auch diejenigen, die morgens noch zur Arbeit fahren müssen, ohne Bus oder Bahn, weil es sie nicht gibt.

Der nächste chinesische Kauf?
Übernahme einer Chip-Fabrik durch chinesisches Tochterunternehmen wird zum Politikum
Welchen Bestand der jetzige Beschluss haben wird, ist offen. Er muss noch Rat und Parlament passieren. Wenn sich der politische Wind in Europa dreht, ist ein solches Verbot schnell aufgehoben. Vor allem süd- und osteuropäische Länder müssten eine drastische Einschränkung der Mobilität ihren Bürgern klarmachen und sehen den Schritt entschieden kritischer. Die EU will Kritik dieser Länder offensichtlich mit altbewährten Mitteln stopfen: mit Milliarden bei Wohlverhalten. Immerhin hat Matteo Salvini in Italien wiederholt, was er im Wahlkampf schon sagte: Verbrennerverbot ist falsch.

Bleibt die Frage: Wer ist eher weg – Benziner oder Diesel oder die EU? Noch sind solche Beschlüsse vom EU-Bürger zu weit weg, um sie wahrzunehmen. Doch kaum auszumalen, was geschieht, wenn das Elend angesichts Hunderttausender entlassener Mitarbeiter aus der Autoindustrie sichtbar wird und die Gewerkschaftsbosse ihren »Kollegen« nicht mehr erklären können, warum sie keinen Arbeitsplatz mehr haben.

Verbrennermotoren haben sich als Prinzip, Wärme in Kraft umzusetzen, bisher als am effektivsten bewährt. Ihre Energieversorgung ist mit Kohlenwasserstoffen deutlich effektiver als bei Batterien. Gerade deshalb sind sie schon über 130 Jahre alt – die EU nach Maastricht magere 30 Jahre. Die Frage ist, wer eher verschwindet.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 97 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

97 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Wolf
2 Jahre her

Es geht doch gar nicht darum, dass alle Elektroauto fahren, die Masse soll mit Bus, Bahn und Lastenfahrrad unterwegs sein. Die anderen dürfen freie Straßen und genügend Parkplätze genießen.

H.Moser
2 Jahre her

Es sind lt.Statista eh nur 76.000 (2021). Die Lügner (Synonym für Politiker) rechnen gerne die Hybridfahrzeuge dazu und stellen das dann ins Internet.

Phil
2 Jahre her

Die EU wird den Verbrennermotor nicht überleben, sie ist de facto seit 2008 am Ende und will es sich einfach nicht eingestehen. Wenn der Euro zerbricht, ist auch die EU Geschichte. Die EZB-Bilanz ist mittlerweile bei über 9 Billiarden angelangt, womit sie so viel Geld gedruckt hat wie das gesamteuropäische BIP beträgt. Wie würde man einen Konzern bezeichnen, der so viel Geld für den Kauf von wertlosen Konzerninternen Firmenschulden hingeblättert hätte, wie der gesamte jährliche Konzernumsatz beträgt? Das Wort „Pleite“ wäre da noch eine euphemistische Bezeichnung. Die selbstgemachte Energie- und Verschuldungskrise der Eurozone wird demnächst in einer Hyperinflation münden, danach… Mehr

H.Moser
2 Jahre her

Der Verbrenner hat das EAuto schon einmal verdrängt.
Die Einheitspresse vergisst seit Jahren zu erwähnen, dass das EAuto ca. 40 Jahre älter ist als das Verbrennerauto, es sich also um eine, gegenüber dem Verbrenner, veraltete Technologie handelt.
Der Versuch, uns das als „neue“ Technologie zu verkaufen, ist nichts anderes als eine weitere der vielen Lügen, mit denen wir in den letzten Jahren überhäuft wurden.
Das ist einfach in der Wikipedia nachzulesen, daher muss ich favon ausgehen, dass diese Lügen von „der Wissenschaft“ bewusst in Szene getzt werden.

Peterson82
2 Jahre her
Antworten an  H.Moser

Etwas absurd von „veraltet“ zu spr vechen. Genauso wie im Artikel zu behaupten dass der Verbrenner „effizient“ ist. Ist er im Vergleich zum E-Motor nicht im Geringsten. Der damalige Tod des E-Autos um 1900 entstand durch die massenhaft billige Schwemme von Erdöl, also in einer Zeit in der man in Texas irgendwo in den Boden bohrte und das schwarze Gold raussprudelte. Zudem waren Bleiakkus völlig überfordert mit großen Reichweiten. Jetzt so zu tun als wäre das E-Auto eine aufgewärmte Suppe zeugt nur von Unverständnis über Technik, denn der E-Motor ist seit 100 Jahren bis auf wenige Effizienzpunkte quasi ausentwickelt. Es… Mehr

H.Moser
2 Jahre her
Antworten an  Peterson82

Tschuldigung.
Mir war nicht klar, dass sich der Verbrenner in den letzten 100 Jahren im Gegensatz zur Speichertechnologie nicht weiterentwickelt hat.
/Sarkasmus off

Cimice
1 Jahr her
Antworten an  Peterson82

Man muss schon unterscheiden. Das Auto mit Elektromotor ist eine feine Sache, das Auto mit Batterie ist es nicht. Was die Effizienz anbelangt: Unterschlagen werden gerne die Verluste, die beim Laden eines BEV entstehen. So gehen bis zu 20 % der elektrischen Energie verloren bzw. wandeln sich in Wärme um, müssen aber bezahlt werden. Man stelle sich vor, beim Benzin tanken würden jeweils 20 Prozent des Kraftstoffe auf den Boden statt in den Tank fließen. – Wirkliche Zukunft hat das Elektro Auto erst, wenn es wirksamere, schnellere und wesentlich kostengünstigere Speicher für elektrische Energie gibt.

Richy
2 Jahre her

Die E-Autos werden sich nur durchsetzen, wenn sie im Kauf und im Betrieb günstiger sind. Das kann nur gelingen, wenn der Kauf weiterhin massiv von der Politik finanziell unterstützt wird, der Strompreis insgesamt oder zumindest für das Aufladen der PKWs stark subventioniert wird. Und es muss natürlich genügend Strom dafür zur Verfügung stehen. Wenn diese Maßnahmen, die den Steuerzahler aber erheblich belasten werden, greifen, dann könnte sich e-Mobilität eventuell durchsetzen. ABER: An der weltweiten CO2-Bilanz wird das nichts ändern. Da andere Länder (Afrika, Asien, Nord- u. Südamerika) weder diesen Schwachsinn wollen noch in ihren Regionen durchsetzen können, werden weiterhin genauso… Mehr

santacroce
2 Jahre her

So wie ich der Presse entnehmen konnte, springen die Italiener bei dem Verbrennerverbot gerade ab. Man erklärte die Entscheidung der EU für unsinnig und gefährlich, Hunderttausende von Arbeitsplätzen in den Automobilfabriken und bei den Zulieferern in Italien würden dadurch vernichtet.
Meloni und ihr Kabinett scheinen Brüssel nicht zu folgen zu wollen. Auch andere Länder Europas mit Interesse an einer wohlstandsgebenden Industrie sollten so handeln. Allerdings in Dummland wird es nicht passieren, da fordern sogar schon die Hersteller von Automobilen ihre eigene Abschaffung und outen sich als Jünger der neuen Klimareligion.

Evero
2 Jahre her

Ja, das Durchsetzen der flächendeckenden Elektromobilität ist ein wahres Husarenstück der Schildbürger in der EU-Administration. Ich fresse einen Besen mitsamt Stil, wenn das bis 2035 wahr wird. Ich bin überzeugt, es wird nie gelingen, weil die Elektromobilität keine spezielle Vorzüglichkeit aufweist, dass sie wirtschaftlich zum Selbstläufer würde. Diese Technologie ist weder technisch noch wirtschaftlich und insbesondere, was die Mobilität anbelangt nicht dem Verbrenner überlegen. Der Treiber der Elektromobilität ist ein ideologisches, teures Steckenpferd der Politik und gestützt durch einseitige Gewinnsucht von Marketingexperten. Von Nachhaltigkeit keine Spur. Es sollen bewußt Billionenwerte funktionierender Technologie verschrottet werden, damit die Konzerne teuer neuen Schrott… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Evero
Fui Fujicato
2 Jahre her

Nach Darwins Evolutiontheorie (survival of the fittest) ist der Niedergang aller Mobilitätszerstörer + -verhinderer vorprogrammiert !
Wieviele Idiologen wollen der Mehrheit der EU-Bevölkerung + v.a. den neu zugewanderten Clan-Mitgliedern zukünftig ihre persönliche Mobilität einschränken und/oder untersagen ???
v.a. die letztgenannten finden Euch + werden Euch zeigen, wo wirklich der Hammer hängt !!!
Die EU-Bevölkerung schläft … aber die Neubürger sind hellwach … und lassen sich so leicht nicht den Spaß an den neu erworbenen AMG, AUDI, BMW, PORSCHE, u.v.a.m. Neufahrzeugen nehmen !!!

Der Ketzer
2 Jahre her

„Die EU will Kritik dieser Länder offensichtlich mit altbewährten Mitteln stopfen: mit Milliarden bei Wohlverhalten.“ … diese Milliarden sind bisher überwiegend aus Deutschland (größter Netto-Zahler) gekommen, werden aber absehbar ausfallen. Damit wäre dann auch die Frage beantwortet, wer oder was eher weg ist …

Der Winzer
2 Jahre her

Als erstes wird bereits in kurzer Zeit unser Wohlstand in Deutschland „weg“ sein. Alles weitere wird sich dann zeigen, aber auch einen „Verbrenner“ muss man sich dann leisten können (die markanteste „Wohlstandsgrenze“ in aufstrebenden Ländern wie z.B. Indien ist das eigene Auto und sei auch nur ein Tata Nano) … .

Last edited 2 Jahre her by Der Winzer