Deutsche Ingenieurskunst? Vorsprung durch Technik? Denkste. Das war einmal. Nicht nur Bäcker und Gaststätten finden keine Leute mehr: Gerade auch die wichtigen Stützen unserer Volkswirtschaft im Maschinenbau oder in der Auto-Industrie müssen Fachkräfte inzwischen mit der Lupe suchen – und finden trotzdem keine.
Und es wird nicht besser – im Gegenteil. Die Experten vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln zeichnen ein düsteres Bild: Selbst bei einer schwächelnden Konjunktur werden in fünf Jahren etwa 84.000 Ingenieure fehlen. Sollte die Volkswirtschaft, Habeck zum Trotz, plötzlich anspringen, wären es sogar 390.000 zu wenig.
Denn bis 2029 werden knapp 700.000 Ingenieure ihren Job altersbedingt an den Nagel hängen. Die Babyboomer-Generation verabschiedet sich in den Ruhestand – und es rücken nicht annähernd genügend junge Leute nach.
Seit 2012 ist die Zahl der Studien-Anfänger in den Fächern Maschinenbau und Verfahrenstechnik um 32 Prozent gesunken. Im Wirtschaftsingenieurwesen sind es 28 Prozent weniger, in der Elektrotechnik und der IT immer noch erschütternde 23 Prozent. Dagegen ist im gleichen Zeitraum die Zahl der Erstsemester in den Fächern Sozialwesen und Psychologie um 30 Prozent gestiegen.
Unter die zehn begehrtesten Studiengänge an unseren Hochschulen haben es 2022 gerade drei sogenannte MINT-Fächer geschafft (steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik):
- Informatik (144.000 Studenten, Platz 2)
- Maschinenbau (88.000, Platz 7)
- Wirtschaftsinformatik (66.000 Studenten, Platz 9).
Im Branchenverband der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA haben sich Betriebe zusammengeschlossen, die insgesamt 943.000 Mitarbeiter beschäftigen und jedes Jahr 244 Milliarden Euro Umsatz machen. Der VDMA fürchtet den Nachwuchs-Kollaps: „Dass in Maschinenbau und Elektrotechnik die Zahl der Erstsemester so stark sinkt, betrachten wir mit großer Sorge. Unter unseren Mitgliedsunternehmen ist der Fachkräftemangel Problem Nummer 1.“
Doch auf einen neuen Wirtschaftsinformatiker kommen derzeit fast zwei Psychologie-Studenten. Die werden in den wichtigen Unternehmen des deutschen Mittelstands aber wenig bis gar nicht gebraucht. Auch Absolventen aus dem Sozialwesen finden kaum einen Job in der Wertschöpfung. Allenfalls staatsfinanzierte Stellen kommen für sie in Frage.
Aber bleiben wir fair: Auch wer ein volkswirtschaftlich unbrauchbares Fach zu Ende studiert, macht immerhin einen Abschluss. Das verdient heutzutage schon Anerkennung – in Zeiten von Ricarda Lang und Omid Nouripour.
Die beiden Parteivorsitzenden der Grünen haben weder ein abgeschlossenes Hochschulstudium noch eine Berufsausbildung.