Industrie-Pleite: Deutsche Fertigungen produzieren deutlich weniger als erwartet

Die Produktion in Deutschland ist im Spätsommer stark eingebrochen. – Branchenübergreifend verzeichneten die Betriebe einen gewaltigen Produktionsrückgang.

picture alliance/dpa | Lars Penning

Laut dem Statistischen Bundesamt, sank die Gesamtherstellung im September um 2,5 % gegenüber dem Vormonat und übertraf damit die Prognosen, die lediglich von einem Minus von 1,0 % ausgegangen waren. Besonders drastisch fiel der Einbruch -wie bereits zu erwarten war- in der Automobilbranche aus, welche ein Minus von 7,8 % hinnehmen musste.

Auch die chemische Industrie verzeichnete mit einem Rückgang von 4,3 % einen empfindlichen Einbruch. Im Jahresvergleich verschärfte sich der Rückgang weiter: Die übergeordnete Industrieproduktion sank um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der dramatische Einbruch in der Automobilindustrie lässt sich vor allem auf gravierende Herausforderungen im Bereich der E-Mobilität sowie auf die zunehmend widrigen Standortbedingungen in Deutschland zurückführen, mit denen die Autobauer zu kämpfen haben.

Die brachiale „Nachfrageflaute‟, bezogen auf E-Autos, sowohl national als auch international, trifft die deutschen Hersteller hart und zeigt sich deutlich in den Quartalszahlen für das dritte Quartal. Mercedes-Benz verzeichnete einen Gewinneinbruch von 54 %, während Volkswagen sogar einen Rückgang von 63 % hinnehmen musste. Doch wer denkt, schlimmer gehe es kaum, wird bei den Zahlen von BMW und Audi eines Besseren belehrt: Bei BMW brach der Gewinn um gewaltige 84 % ein, und Audi musste mit einem fast beispiellosen Rückgang von 91 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rechnen.

Dunkle Aussichten für Deutschlands Automobilbranche

Diese Zahlen sprechen Bände: Ändert sich nicht schnellstmöglich etwas am Kurs, der Automobilhersteller und der Bundesregierung, bzw. der Europäischen Union, welche die „Klima-Instruktionen‟ vorschreiben, könnte die aktuelle Krisensituation jedoch nur die Spitze des Eisbergs sein.

Ja, es könnte tatsächlich noch durchaus schlimmer kommen: Prognosen zufolge könnte die Fahrzeugproduktion in Deutschland bis 2029 um etwa 5,5 Millionen Einheiten einbrechen – ein Rückgang von rund 13,8 %.

Eine Studie des Ifo-Instituts prognostiziert zudem, dass durch die nahezu vollständige Umpolung der Branche auf die E-Mobilität, bis 2030 mindestens 215.000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Auch eine Studie im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) schätzt, dass bis 2035 rund 190.000 Jobs gefährdet sind, sofern keine politischen Maßnahmen ergriffen werden.

Chemieindustrie – Gashahn zu! Und jetzt?

Neben der Automobilindustrie trifft die Krise insbesondere die deutsche Chemiebranche hart. Bereits 2023 musste die Chemieindustrie in Deutschland einen deutlichen Umsatzrückgang von etwa 12 % hinnehmen. Für 2024 könnte sich die Lage noch weiter verschärfen.

Die Auftragslage ist besorgniserregend, und große Unternehmen wie BASF, Covestro, Evonik und Lanxess operieren weit unter ihren Kapazitätsgrenzen. Im ersten Halbjahr 2024 erreichte die durchschnittliche Auslastung der Produktion nur 77 %, deutlich unter dem angestrebten Niveau von 85 %

Hauptgrund dafür sind die exorbitanten Energiekosten in Deutschland, die der der Branche massiv zusetzen. Besonders betroffen ist BASF, einer der größten Gasverbraucher Deutschlands, dessen Produktionskosten durch die gestiegenen Preise für Gas erheblich belastet werden.

Am Standort Ludwigshafen benötigt BASF jährlich rund 20 Millionen Tonnen Energie, von der ein erheblicher Teil aus Gas gewonnen wird. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts und dem initiierten Stopp russischer Gaslieferungen kämpft BASF zunehmend damit, den Standort wirtschaftlich am Leben zu halten.

Während das internationale Geschäft des Chemiekonzerns Milliardengewinne einfährt, bleibt der deutsche Standort ein Sorgenkind: Der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller betonte, dass das Unternehmen in Deutschland aufgrund struktureller Probleme und hoher Kosten seit Jahren Verluste schreibt. 2023 allein verzeichnete BASF am Standort Ludwigshafen ein Minus von 1,6 Milliarden Euro.

Auch Covestro leidet massiv unter den hohen Energiekosten, die einen erheblichen Teil der Betriebskosten ausmachen. Etwa 50 % des benötigten Gases setzt der Konzern zur Strom- und Dampferzeugung ein. Im Jahr 2022, nach Beginn des Ukraine-Kriegs, beliefen sich die Energiekosten für Covestro auf rund 2,2 Milliarden Euro – eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Seitdem haben sich die Energiekosten nicht nachhaltig erholt.

Die drastisch gestiegenen Kosten in der Chemieindustrie führen zu unvermeidlichen Produktionsstillständen und nagen zunehmend an der Wettbewerbsfähigkeit.

Angesichts der dramatischen Lage in der Automobil- und Chemiebranche ist die Botschaft unmissverständlich: Die Zukunft der deutschen Industrie steht auf der Kippe – alles deutet düster auf eine bevorstehende Rezession hin.

Prognosen und wirtschaftliche Ausblicke

Die deutsche Wirtschaft befindet sich auf rasanter Talfahrt, ohne dass wirkungsvolle

Impulse zur Umkehr in Sicht wären. Ein anhaltender Rückgang der Produktion droht die

Bundesrepublik tiefer in eine ausgewachsene Wirtschaftskrise zu reißen, deren

Auswirkungen bereits jetzt spürbar sind.

Für dieses Jahr schraubt die Bundesregierung ihre Erwartungen weiter drastisch nach unten: 2024 markiert das zweite Rezessionsjahr in Folge. Für 2024 wird ein Rückgang des

Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 % prognostiziert, nach einem Minus von 0,3 % im Jahr 2023.

Doch dieses düstere Szenario ist vor allem ein deutsches Phänomen – während die internationale Konkurrenz wirtschaftlich weitaus stabil bleibt, rutscht Deutschland als „schwarzes Schaf“ der G7-Nationen weiter ab. Für 2024 rechnen die übrigen Mitglieder mit moderatem Wachstum: Kanada könnte um 1,3 % zulegen, Frankreich um 0,8 %, Italien rechnet mit 0,6 % Wachstum, Japan mit 1,0 %, während die Vereinigten Staaten ein Wachstum von 1,5 % anstreben. Das Vereinigte Königreich wird voraussichtlich um geschätzte 0,4 % wachsen.

Die Zahlen lassen keinen Zweifel: Deutschlands isolierte Lage im internationalen Vergleich stellt die wirtschaftspolitische Ausrichtung und Zukunftsfähigkeit des Landes zunehmend infrage.

Fazit

Der beispiellose Produktionsrückgang in Deutschlands Schlüsselindustrien zeigt, wie gravierend die aktuelle Krise bereits ist und welche noch größeren Gefahren drohen könnten. Die Bundesregierung hat es bisher versäumt, wirksame Maßnahmen gegen die rapide wirtschaftliche Abwärtsspirale zu ergreifen, und trägt damit eine Mitverantwortung für die derzeitige Lage.

Statt den Standort Deutschland durch wettbewerbsfördernde Reformen und eine verlässliche Energiepolitik zu stärken, -beispielsweise durch die Nutzung von Kernkraft-haben politische Fehlentscheidungen die Produktionskosten in die Höhe getrieben und den Standort stark belastet.

Insbesondere die Auto- und Chemiebranche, die u.a. das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, stehen mit leeren Auftragsbüchern und hohen Kosten vor ernsten Existenzfragen.

Während die übrigen G7-Staaten sich stabilisieren und neue Impulse setzen, taumelt Deutschland. Die Gefahr wächst, dass die Bundesrepublik nach 2023 abermals zum Schauplatz wirtschaftlichen Scheiterns und zum Gespött der Welt wird. „Made in Germany“ hat ausgedient – Dank des grünen Wirtschaftswunders.

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Kommentare ( 10 )

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Hartwig Sendner
1 Monat her

So langsam sollten die Menschen aufwachen und erkennen das die Öffentlichkeit seit mehr als 30 Jahren hinter die Fichte geführt werden. So langsam sollte jeder erkennen welche negativen Auswirkungen diese wahnsinnige Politik hat. Wir in Deutschland verlieren gerade im Moment ganze Industriezweige, die gut bezahlte Arbeitsplätze über Jahrzehnte bereithielten. Unsere Kinder und Kindeskinder werden uns eines Tages fragen, warum wir diesen Unsinn mitgemacht haben. Warum lassen wir uns einreden das wir das Klima retten müssen. Wir, Deutschland, wird dabei langsam aber sicher verarmen. Wir stellen die beste Automobilproduktion der Welt um, um ein Elektroauto zu bauen, dass bei den Kunden… Mehr

wegmitdenaltparteien
1 Monat her

In einem Punkt muss ich Ihnen vehement widersprechen:
Es handelt sich nicht um politische Fehlentscheidungen, sondern um eine minutiös geplante politische Agenda, die ohne Skrupel und Rücksicht auf Verluste durchgezogen wird. Die CDU ist im Übrigen eine Mittäterpartei und Teil des Problems, keinesfalls aber ein Teil einer möglichen Lösung.

JoergJ.
1 Monat her

Ach, alles halb so wild. Am Ende springt selbst unter einem grünen Kanzler Merz der Steuerzahler für alles ein, wird halt alles verstaatlicht. DDR 2.0
Das grüne Wirtschaftswunder halten in seinem Lauf, weder Ochs, noch Esel auf. (Frei nach Erich Honecker)

Gernoht
1 Monat her

20 Mio. Tonnen Energie? War ich da in der Unterstufenphysik gerade Kreide holen? Ich dachte bisher, Energie wird in Öchsle gemessen.

Dr.KoVo
1 Monat her

Ich wusste noch garnicht, dass man Energie in Tonnen mißt. Ma lernt ja nie aus. Wir haben heute 20 kg Strom verbraucht.

Innere Unruhe
1 Monat her

Was erwartet man denn? Seit mindestens 15 Jahren werden MINT und Ausbildungen als minderwertig im Vergleich zu Soziologie, Politologie, Kunst, Sozialpädagogie und anderen Berufen aus dem Sozialen und Politischen gesehen. MINTler werden nicht überragend besser bezahlt, ihre Jobs werden als umweltfreundlich und ausbeuterisch, ja kapitalistisch, beschrieben… Kein Wunder, dass viele es nicht länger machen wollen und die Interessen der Industrie als Gegensatz zu den Interessen der Gesellschaft sehen. Industrie muss wieder bessere Lobby beim Bürger haben. Wir haben die Bedeutung der Industrie im Vergleich zur Humanität und Umweltschutz und Gerechtigkeit vernachlässigt. Dabei gibt es keine Humanität ohne Industrie. Humanität kostet.… Mehr

GP
1 Monat her
Antworten an  Innere Unruhe

Besonders ihren letzter Satz sollten sich die wohlstandsverwahrlosten geisteswissenschaftlichen urbanen „Eliten“ hinter die Ohren schreiben….

Michael M.
1 Monat her
Antworten an  GP

Absolut und neben Humanität gilt für den Umweltschutz (der allerdings in einem „vernünftigen“ und finanzierbaren Rahmen betrieben werden muss) das gleiche.

Mausi
1 Monat her
Antworten an  Innere Unruhe

Wenn man Klimawandel bekämpfen will, kann man das auf zwei Arten tun: A la D, indem „man“ auf Wohlstand verzichtet (was ja seit zig Jahren und trotz hoher installierter Leistung aus Sonne und Wind keinerlei CO2 Einsparung gebracht hat) oder indem „man“ zusieht, dass die fortschrittliche Technologie möglichst weit verbreitet wird. Wieviele Atomkraftwerke für sauberen Strom hätte die Regierung von unseren Steuergeldern kaufen und verschenken können? Wieviele saubere Autos? Wieviele Filter in Schornsteinen?
Hinter dem Klimawandel-Gott stehen m. E. ganz andere Interessen. Ich bin eher fürs Einhegen von D zugunsten des Euro, für einen unattraktiven Gürtel im Westen Rußlands.

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  Mausi

Wenn wir unsere effektive umweltfreundliche und sicherheitsbewusste Industrie auslagern, wo wird sie hingehen? -In Länder mit niedrigeren Standards, denn DE hat fast die höchsten Standards bezüglich Arbeitssicherheit und Umweltschutz!
Wem ist es gedient, wenn eine Fabrik aus De nach Indien geht, wo Farbe ungefiltert ins Grundwasser darf???
Industrie muss in Ländern mit den höchsten STandards stattfinden, damit dem Klima gedient ist…