Hubertus Heil bricht Versprechen zum Mindestlohn

Vertreter der Ampel und der Union beklagen gern den Verlust an Vertrauen in ihre Arbeit. Sie schieben die Schuld fremden Mächten zu. Doch es sind sie selbst mit ihren gebrochenen Versprechen, die dafür sorgen. So wie jetzt Hubertus Heil.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, 04.09.2024

Die große Koalition hat 2014 erstmals einen Mindestlohn für Deutschland beschlossen. Es war einer der Erfolge, mit denen die SPD vor ihren Mitgliedern begründete, warum sie wieder in die ungeliebte Zusammenarbeit mit der Union gegangen ist. Seinerzeit gab es Bedenken, die Höhe des Mindestlohns könne als politisches PR-Instrument missbraucht werden. Jedes Mal, wenn ein Politiker eine aussichtslose Wahl gewinnen wolle, würde er einfach eine Erhöhung verlangen. Um das auszuschließen, wurde eine Kommission gegründet, die alleine und unabhängig über die Höhe entscheiden sollte.

Sieben Jahre nach dem Versprechen, dass mit dem Mindestlohn niemals Wahlkampf gemacht werde, hat die SPD Wahlkampf mit dem Versprechen gemacht, den Mindestlohn auf 12 Euro zu erhöhen. Nach dem Wahlsieg passierte genau das. Den nächsten Wahlkampf vor Augen hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) schon eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro in Aussicht gestellt.

Vermeintliche Prämie
Ampel will Rentner zum Weiterarbeiten bringen
Sein Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat nun in der ARD gesagt: „2026 wird der Mindestlohn zwischen 14 und 15 Euro liegen.“ Zwar sei die Kommission unabhängig – wie die SPD es 2014 versprochen hat –, doch die Kommission müsse sich auch an EU-Richtlinien halten. Die wiederum sähen einen entsprechend hohen Mindestlohn vor. Dies soll Heil auch in einem Brief an Kommissions-Chefin Christiane Schönefeld geschrieben haben, wie Bild berichtet. Denn der Mindestlohn müsse 60 Prozent des durchschnittlichen Bruttomedianlohns betragen.

Die Kommission ist also völlig frei, über die Höhe des Mindestlohns zu entscheiden. Solange sie sich genau auf die Höhe festlegt, die der zuständige Arbeitsminister vorgibt – und mit der dessen Kanzler schon anfängt, den hoffnungslosen Wahlkampf anzukurbeln. Die Ampel braucht keine fremden Mächte, um jegliches Vertrauen in sie zu verspielen.

Wobei es um mehr als nur Vertrauen geht. Manche Branchen brechen nach einer willkürlichen Erhöhung des Mindestlohns zusammen. So klagten die Verleger schon nach der Erhöhung auf 12 Euro, dass ein Zustellen ihrer Zeitungen sich nicht mehr finanzieren lasse. Die Ampel war deshalb bereit, den Verlegern im Gegenzug Subventionen von anfangs über 200 Millionen Euro im Jahr zu zahlen. Binnen weniger Jahre sollte der Betrag auf über 600 Millionen Euro steigen. Mit den staatlichen Eingriffen generieren die Sozialdemokraten eine Wirtschaft, die zunehmend aus eigener Kraft nicht mehr existenzfähig ist.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 21 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

21 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
H. Priess
5 Tage her

Man darf nicht vergessen, mit jeder Erhöhung des Mindestlohnes gibts mehr Steuereinnahmen, die Einnahmen der Renten und Krankenkassen usw. steigen und so das BIP was dann die ReGierung als Wachstum verkaufen kann. Ich weiß nicht, nach welchem Modell Herr Heil die 60% berechnet, der Durchschnittsverdienst liegt bei 4100 Euro, der Median bei 3400 Euro also eine breite Spanne.

Gerhard-66
5 Tage her

Leute denkt doch alle bitte einfach nur an den Tag eurer Hochzeit. ich habe nichts Versprochen. Ich habe mich nur Versprochen..:-)

Lieben tun wir Sie trotzdem..:-)

Last edited 5 Tage her by Gerhard-66
Fieselschweif
6 Tage her

Wer von Produktivität und Marktpreisbildung keine Ahnung hat, ja nicht mal weiß was das ist, der kann als unterkomplexer Linkspopulist locker auch 20 oder 50 Euro Stundenlohn verlangen. Nur darf man sich dann nicht wundern, warum die Wirtschaft abwandert, zumal ja noch Steuern und Sozialabgaben des Landes mit der höchsten Steuern- und Abgabenlast obendrauf kommt. Linkspopulisten wissen nicht, wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist, wann man den Leuten/Unternehmens kein zusätzliches Geld mehr abpressen kann, ohne, dass die ihre Konsequenzen ziehen. Das erkennen die nicht mal, wenn man sie mit der Nase draufstößt. Dann glauben Leute wie Esken und Co.… Mehr

Last edited 6 Tage her by Fieselschweif
Niklot
6 Tage her

Eine Staatswirtschaft ist überhaupt nicht existenzfähig. Auch diese Kommission ist nur eine von vielen vermeintlich unabhängigen Institutionen. Andere wären die Ethikkommission, das RKI, die Monopolkommission, die Zulassungsbehörden für Impfstoffe, das BVerfG.

Guenther Adens
6 Tage her

„Die Ampel war deshalb bereit, den Verlegern im Gegenzug Subventionen von anfangs über 200 Millionen Euro im Jahr zu zahlen. Binnen weniger Jahre sollte der Betrag auf über 600 Millionen Euro steigen. Mit den staatlichen Eingriffen generieren die Sozialdemokraten eine Wirtschaft, die zunehmend aus eigener Kraft nicht mehr existenzfähig ist.“ Nein, die regierenden Sozialdemokraten generieren nicht eine Wirtschaft, die….sondern sich selbst auf Steuerzahlers Kosten. „Die SPD ist hundertprozentige Eigentümerin der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG). Die DDVG ist wiederum an über 40 deutschen Tageszeitungenbeteiligt, deren Gesamtauflage zusammengerechnet auf 2,2 Millionen Exemplare geschätzt wird. Diese Auflage stellt über 10% der in Deutschland täglich verkauften… Mehr

Hosenmatz
6 Tage her

Preisfrage: Was passiert, wenn die Arbeitskraft den Lohn von 15 €/h + die Lohnnebenkosten (also insgesamt wohl annähernd 30 €/h für den Unternehmer) nicht mehr erwirtschaften kann? Wenn z.B. der Kunde nicht bereit bzw. finanziell in der Lage ist, mehr als bisher für eine Ware oder Dienstleistung zu bezahlen? Was wird ein Unternehmer mit diesem Arbeitsplatz oder vll. mit seinem ganzen Unternehmen tun?

Punti
6 Tage her

“It seems to me to be equally plain that no business which depends for existence on paying less than living wages to its workers has any right to continue in this country. By „business“ I mean the whole of commerce as well as the whole of industry; by workers I mean all workers, the white collar class as well as the men in overalls; and by living wages I mean more than a bare subsistence level-I mean the wages of decent living.” (Franklin D. Roosevelt) Das sieht man nach einer achtzigjährigen kapitalistischen ‚Erfolgsgeschichte‘ mit enormem Wohlstandswachstum für ‚alle‘ inzwischen offenbar… Mehr

Niklot
6 Tage her
Antworten an  Punti

Und? Nicht niedrige Löhne sind das Problem sondern Steuern und Abgaben für Gott und die Welt, vor allem für Leute, die selbst nicht arbeiten, aber arbeiten könnten, und eine um sich selbst kreisende Industrie, die sich zwecks Bemutterung dieser Nichtleister gebildet hat.

Klaus D
6 Tage her

eine Wirtschaft, die zunehmend aus eigener Kraft nicht mehr existenzfähig ist……was ganz sicher nichts mit dem mindestlohn zu tun hat. Eine wirtschaft die nur hungerlöhne zahlen kann ist von vornherein zum scheitern verurteilt. Die wirtschaft hat selber den größten teil dazu beigetragen das sie nicht mehr existenzfähig ist siehe zb lobbyismus, subventionen abgreifen usw.

ketzerlehrling
6 Tage her

Menschen suchen sich immer den leichtesten Weg und der führt immer zu Leid bei Mitmenschen und letztlich bei ihnen selbst. Lernresistent und arrogant.

Thorben-Friedrich Dohms
6 Tage her

Ein gesetzlicher Mindestlohn ist der, leider notwendige, Ersatz für menschlichen Anstand seitens vieler Arbeitgeber. Leider wird er oft mit miesen Tricks umgangen. Auch hier, wie in so vielen Bereichen, mangelt es nicht an Regeln und Gesetzen, sondern an deren Durchsetzung. Ich persönlich möchte z.B. nicht, dass die Sevicekraft, die mir ein Bier für 5,90 Euro bringt, sich eben diesen Preis nicht leisten kann und ich sehe ein Trinkgeld als Dank für guten Service und nicht als Lohnersatzleistung zu Gunsten des Wirtes.

Last edited 6 Tage her by Thorben-Friedrich Dohms