Die dramatische Wirtschaftslage in Deutschland erschüttert auch das Handwerk. Die Zahl der Insolvenzen in der Branche ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Stark betroffen ist u.a. das Bäckereihandwerk.

Deutschland steckt in einer anhaltenden Rezession. Seit zwei Jahren befindet sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP), der primäre Indikator zur Messung der Wirtschaftsleistung, im Abwärtstrend. Während das BIP im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent zurückging, sank es 2024 um weitere 0,2 Prozent. Auch für das laufende Jahr prognostizieren Experten keine Besserung. Analysten des Handelsblatt Research Institutes erwarten für 2025 einen erneuten Rückgang um 0,1 Prozent.
Handwerk unter Druck: Wirtschaftsflaute trifft die Branche mit voller Wucht
Besonders das Handwerk bleibt von der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche nicht verschont. Eine aktuelle Erhebung der Unternehmensgruppe Creditreform liefert nun detaillierte Einblicke in die Lage der Branche. Laut Angaben der Auskunftei fiel der Indikator für die Geschäftslage im Handwerk im laufenden Jahr auf 45,8 Punkte – der niedrigste Wert seit 2010.
Nur etwas mehr als die Hälfte (51,6 Prozent) der Handwerksbetriebe bewertete ihre aktuelle Geschäftslage als positiv, im Jahr 2024 lag dieser Anteil noch bei 55,3 Prozent. Gleichzeitig meldeten mehr Unternehmen sinkende Umsätze.
Die Zahl der Insolvenzen in der Branche schnellte 2024 um 18,9 Prozent auf 4.350 Fälle nach oben. Das ist ein Plus von 690 Pleiten im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Stand seit 2016. Besonders dramatisch ist der Anstieg mit 38,9 Prozent im Metallhandwerk und im Handwerk des gewerblichen Bedarfs.
Traditionshandwerk steht vor Problemen: Bäckereisterben als Sinnbild der Krise
Besonders hart trifft die wirtschaftliche Schieflage das Bäckerhandwerk. Eine Analyse der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass der Gesamtumsatz der Backwarenbranche mit rund 282.000 Beschäftigten und 21,8 Milliarden Euro zwar stabil erscheint, doch das klassische Bäckerhandwerk schwindet rasant.
Allein in den vergangenen zehn Jahren schrumpfte die Zahl der Betriebe um 30 Prozent. Parallel dazu gingen etwa 20.000 Arbeitsplätze in der Branche verloren. Der Rückgang wird besonders deutlich im historischen Vergleich: Während es in den 1950er-Jahren noch über 55.000 handwerkliche Bäckereien in Deutschland gab, sind es heute weniger als 10.000.
Ein entscheidender Faktor ist der Wandel im Konsumverhalten. Immer mehr Verbraucher greifen auf industriell gefertigte Backwaren aus dem Supermarkt oder von Großbäckereien zurück. Diese können durch Massenproduktion ihre Produkte erheblich günstiger anbieten und verdrängen dadurch kleine Betriebe.
Doch die Wurzeln der Krise reichen tiefer. Die wirtschaftspolitische Linie der Bundesregierung trägt maßgeblich zur Misere bei. Die steigenden CO2-Abgaben sowie die hohen Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien und Stromnetze haben die Energiekosten in extreme Höhen getrieben – eine Belastung, die vor allem kleinere Betriebe trifft. Hinzu kommen immer neue Regulierungen und bürokratische Auflagen, die den Mittelstand zunehmend erdrücken und zahlreiche Klein-, bzw. mittelständische Betriebe in die Insolvenz getrieben haben.
Steigende Lohnkosten: Existenzbedrohung für kleine Bäckereien
Ein wesentlicher Faktor, der die Krise im Handwerk verschärft, ist der stetige Anstieg der Lohnkosten. Was zunächst nach einer wichtigen Anpassung klingt, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten der Arbeitnehmer auszugleichen, entwickelt sich für viele Betriebe zu einer finanziellen Zerreißprobe.
Während höhere Löhne auf der einen Seite das Handwerk attraktiv machen und helfen könnten, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen, setzen sie insbesondere Familienbetriebe und kleine Unternehmen unter Druck. Die ohnehin geringen Gewinnmargen lassen kaum Spielraum für höhere Löhne, sodass zwangsläufig die Preise für Endverbraucher angehoben werden müssen.
Besonders kritisch könnte die für 2026 geplante Erhöhung des Mindestlohns werden. Die Untergrenze soll dann von aktuell 12,82 Euro auf 15 Euro steigen. Es steht somit eine weitere Belastung für viele Betriebe an.
Bäckermeister Tobias Exner brachte das Problem in der Bild-Zeitung treffend auf den Punkt: „Den höheren Mindestlohn zahlen die Kunden. Wo soll das Geld sonst herkommen?“
Preissteigerungen bei Backwaren, aber auch bei Baustoffen wie Holz oder Metall, führen unweigerlich zu neuen Lohnforderungen, da Arbeitnehmer ihre Kaufkraft erhalten wollen. Diese Dynamik befeuert dann die sogenannte Lohn-Preis-Spirale.
Sollte sich dieser Kreislauf fortsetzen, könnte die Inflation wieder verstärkt an Fahrt gewinnen. Bereits jetzt zeichnet sich ein bedenklicher Anstieg ab: Seit September des vergangenen Jahres kletterte die Inflationsrate in der Eurozone von 1,7 Prozent auf 2,4 Prozent (Stand: Februar 2025).
Auftragsflaute setzt Handwerksbetriebe unter Druck
Auch der massive Auftragsrückgang bringt das Handwerk zunehmend in Bedrängnis. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, beschreibt die Situation gegenüber dem Stern wie folgt: „Vielen Handwerksbetrieben, vor allem im Baubereich, brechen die Aufträge weg. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Kredite und Personal.“ Angesichts dieser Entwicklung rechnet er mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzen in den kommenden Monaten.
Bürokratie und hohe Energiepreise als Wachstumsbremse
Ein zentraler Belastungsfaktor für das Handwerk bleibt die ausufernde Bürokratie. Anstatt sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, müssen Betriebe immer mehr Zeit für Dokumentations- und Berichtspflichten aufwenden. Die zunehmenden administrativen Hürden binden zudem auch wertvolle finanzielle Ressourcen, in Form von Personalkosten und schränken die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen spürbar ein.
Des Weiteren kommen die enorm gestiegenen Energiekosten hinzu, die das Handwerk zusätzlich belasten. Viele Betriebe können die höheren Kosten nicht eins zu eins an ihre Kunden weitergeben, da die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher verständlicherweise fehlt. Die Folge: Sinkende Gewinnmargen und ein Rückgang der Investitionsbereitschaft. Gerade für Kapitalgeber verliert das Handwerk zunehmend an Attraktivität, da die Ertragsaussichten immer schlechter werden.
Die Verantwortung für diese fatale Entwicklung liegt maßgeblich bei der scheidenden Ampelregierung, die mit ihrer ideologiegetriebenen Politik ein wirtschaftsfeindliches Umfeld geschaffen hat.
Fazit: Das Handwerk am Abgrund
Der deutsche Mittelstand steht weiter unter Beschuss. Die Krise im Handwerk ist ein weiteres Symptom der wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre. Die Ideologiepolitik hat Deutschland in den Abgrund gestürzt. Steigende Energiekosten, überzogene Bürokratie und zusätzlich kontinuierlich steigende Löhne setzen insbesondere kleine und mittelständische Betriebe massiv unter Druck.
Der wachsende Auftragsmangel der u.a. durch die genannten Faktoren entsteht, ist ein alarmierendes Signal für den wirtschaftlichen Abschwung. Ohne eine radikale Kurskorrektur, eingeleitet durch Entlastungen, angefangen bei den Energiepreisen und den Bürokratieanforderungen bleibt dem Handwerk nur der schleichende Niedergang.
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Ich habe den Artikel nicht zuende gelesen. Diese Firmeninsolvenzen lassen sich im Insolvenzregister nicht bestätigen. Im Einflussbereich des Amtsgericht Bielefeld und Detmold sind Privatinsolvenzen vorherrschend. Vermutlich handelt es sich vielmehr um Marktbereinigung.
Das mit den Handwerkern stimmt nicht. Die verlangen nach wie vor absolute Phantasiepreise. Man bekommt nicht mal ein Angebot, man muss darum betteln. Niemand ruft zurück. Im Heizungsbereich werden die Subventionen bei der Wärmepumpe komplett abgesahnt. Kein Angebot für Wärmepumpen liegt unter 30 TEuro, der maximalen Fördersumme.
So war es auch nach der Wiedervereinigung mit den Abschreibungsmöglichkeiten für Grundbesitz. Die Käufer haben kaum etwas davon gesehen.
Förderungen werden immer abgesahnt. Warum sollen die Handwerker nicht daren teilhaben wollen?
Es ist die Politik, die diese Umstände schafft…
Da schließt sich der Teufelskreis. Die Artikel beim Bäcker sind nunmal erheblich teurer als an der Backtheke und auch dort macht sich die Inflation deutlich bemerkbar. Echte Bäckereien in Familienbesitz muß man seit langem mit der Lupe suchen; es dominieren die Backketten und die arbeiten wohl oft genauso mit Teiglingen wie die Backtheken.
Seit ich Zeit habe, backe ich mein Brot alle drei bis vier Wochen selbst. Das Brot macht mich satt, und es schmeckt. Und ob es mich mehr als 8 Euro pro kg preiswertestes Bäckerbrot der echten Sorte kostet? Vermutlich nicht. Denn Biomehle gibt es schon sehr preiswert.
Die Wahrheit ist: Kaum jemand will noch bei einem Bäcker oder Fleischer kaufen. Alle gehen zu Kaufland an die Theke, egal ob bei der Wurst oder den Brötchen. Hieran sind nicht die Kosten schuld, sondern Kostenvorteile der Großen. Selbst wenn die Energiepreise etc. runtergehen, die kleinen Bäckereien und Fleischereien sterben nun mal aus.
Kaum jemand will das noch lernen. Hinzu kommt, dass die Kleinen übermäßig unter den Regeln leiden. Wer darf denn z. B. noch schlachten? Oder im Hinterhof sein Schwein füttern? Was spräche denn dagegen, dass der Wirt am Ort ein Schwein füttert? Es dann geschlachtet wird und fürs Dorf nach Dorfgeschmack verarbeitet wird. In Polen wird das noch gemacht. Die Wurst schmeckt nicht nach Einheitsware. Bei uns darf ein Verein noch nicht mal Kuchen auf seinen Festen verkaufen, um Einnahmen zu erzeugen. Gesundheitsrisiken? Wer um seine Gesundheit fürchtet, muss dort ja nicht kaufen. Bei uns im Ort hat ein Metzger einmal… Mehr
Das Sterben der Bäcker und Fleischer wird sich fortsetzen. In vielen ländlichen Gegenden, wo es früher mitunter 2-3 Bäcker und Fleischer in Orten mit wenigen tausend Einwohnern gab, gibt es nichts mehr. Die Leute sind gezwungen, kilometerweit zum nächsten Supermarkt zu fahren. Die Back- und Fleischwaren, die man da bekommt, na ja, reden wir nicht darüber. Anderes Thema: Ist es überhaupt noch zeitgemäß, das BIP als Gradmesser zu verwenden? Das war sicher gerechtfertigt, als produzierendes und wertschaffendes Gewerbe noch überwog. Inzwischen fließt ein nichtproduzierender und eben nicht an der Wertschöpfung beteiligter Wasserkopf mit ein, der lediglich den Niedergang verwaltet. Insofern… Mehr
Die Insolvenzen liegen doch nur am Fachkräftemangel. Mit dem 500k pro Jahr Einwanderungsplan der Blockparteien wird sich das schon wieder einrenken…^^
Die Gewissheit, dass sich der linksgrüne Sozialismus nun unter Merz noch radikaler fortsetzt, ist das perfekte Signal für kleine und große Unternehmer „aufzuhören zu produzieren“.
Jetzt hat die CDU/CSU/SPD doch bald ihre Billionen Sonderschulden. Dann gibts die staatlich finanzierte Semmel-Prämie für die Bürger, dass Geld muss schließlich raus. Jetzt dann ist jeder linke Mumpitz durch die Lügen-Fritz-Regierung finanzierbar.
An wen richtet sich dieser Artikel? 20% der Wähler wissen das alles schon, den anderen 80%, die hier nicht lesen, ist es egal:
Handwerk? Kann weg!
Autos? Kann weg!
Energieversorgung? Kann weg!
Krieg? Ja bitte! Jeder Schuss ein Russ!
…und unsere Bevölkerung wird leider immer primitiver…
Aus Protest praktiziere ich einfach eine maximale Konsumverweigerung. Amazon liefert auch aus dem Ausland, Kleidung kann ich bei Auslandsaufenthalten holen und bei uns nehme ich nur Lebensmittel unserer Bauern. Ja, das merkt kein Mensch, aber ich weiß, dass daran praktisch keine MWS verdient wird und das finde ich gut. Danke Gen Z, No Buy Year ist eine gute Idee
Apropos Märchensteuer. Die Spatzen pfeifen es schon vom Dach, dass die 19% wohl auch nicht mehr lange Bestand haben werden. Aber bitte nicht freuen, es wird nicht weniger.
Als es 2013 um die Erhöhung der damals geltenden Mehrwertsteuer von 16% ging, forderte die CDU 2 Prozent mehr, die SPD wollte gar nicht erhöhen.
Der „Kompromiss“ sah dann so aus: Es wurde um 3 Prozent erhöht.
Es wurde um 3 Prozent-Punkte erhöht, die tatsächliche prozentuale Erhöhung lag dagegen bei satten 18,75% (19/16-1).
Kann ja nicht anders sein. Während die Schulden praktisch unendlich in die Zukunft geschoben werden können, sind die Zinsen in festen Zeiträumen fällig.
Genau so mache ich das auch schon seit längerem. Vor allem die Lebensmittel vom Bauern. Glücklich kann sein, wenn man einen in der Nähe mit Hofladenverkauf, Wurst- oder Eierautomat hat. Ein Bekannter von mir macht Nudeln selbst und hat sich eine professionelle Nudelmaschine gekauft. Da kann ich auch partizipieren. Man kann schon eine Menge einsparen.