Grüner Zeitgeist macht die Wirtschaft kaputt

Nach VW steht jetzt Mercedes im Visier der Kritiker. Für die deutsche Industrie ist das gefährlich – es geht um die Grundlagen unseres Wohlstandes. Die Industrie trägt eine Mitschuld: Statt sich gegen Ökowahn zur Wehr zu setzen, macht sie mit und passt sich opportunistisch dem Zeitgeist an.

© Patrik Stollarz/AFP/Getty Images
Dieter Zetsche, chief executive officer of German car maker Daimler AG, gives a speech during the congress of the German Greens' party in Muenster, western Germany on November 13, 2016

Die deutsche Energieindustrie ist bereits in weiten Teilen kaputt gemacht worden: Den Grünen waren besonders die deutsche Energie- und Automobilindustrie schon immer ein Dorn im Auge. Angela Merkel, stolz auf den Titel der Klimakanzlerin, hat dafür gesorgt, dass die Energieunternehmen faktisch enteignet wurden – zur großen Freude der Grünen und der Ökos in allen Parteien. Die nächsten Stufen im großen und edlen Plan zur Rettung des Weltklimas durch Deutschland sind nun die Stilllegung aller Kohlekraftwerke und das Verbot des Verbrennungsmotors.

Schummeln, statt sich dem Zeitgeist zu widersetzen

Was seit Beginn des VW-Abgasskandals mit der deutschen Automobilindustrie geschieht, ist brandgefährlich für Deutschland. Und Unternehmen wie VW und Daimler tragen eine Mitschuld: Statt sich offensiv gegen den Ökowahn zu stellen, haben sie lieber herummanipuliert, in dem naiven Glauben, dass es keiner merken wird. Das ist die mutige Strategie der deutschen Großindustrie: Sich opportunistisch anpassen, gute Mine zum bösen Spiel machen, sich superökologisch und „nachhaltig“ geben – und insgeheim lieber schummeln, statt sich dem Zeitgeist zu widersetzen.

Von Werbeagenturen, die sich allzu oft als Hohepriester des grünen Zeitgeistes verstehen, haben sie sich einreden lassen, ihre Werbung ganz auf „Öko“ und „Nachhaltigkeit“ abzustellen (ich kann das Wort wirklich nicht mehr hören). So als ob den Konsumenten beim Autokauf die Rettung des Planeten vor dem Klimagau das wichtigste Anliegen wäre. Die Hersteller warfen Hunderte Millionen an Werbemitteln zum Fenster raus, um sich gegenseitig ökologisch zu überbieten.

Die neueste Strophe im Klimakatastrophenlied

Die Automobilunternehmen passen sich dem Zeitgeist an und singen lautstark mit im grünen Klimakatastrophenlied. Die neueste Strophe ist das Loblied auf das Elektroauto, obwohl das nachweislich für die Umwelt überhaupt nichts bringt. Merkel hatte wahnwitzige Ziele verkündet, nach denen es in wenigen Jahren eine Million Elektroautos in Deutschland geben sollte. Statt Merkel einen Vogel zu zeigen, haben sich die deutschen Autokonzerne für eine Prämie zum Kauf von Elektroautos eingesetzt und versicherten gehorsam, sie hätten die Zeichen der Zeit erkannt.

Die Autokunden sind klüger

Aber die Kunden sind klüger als Frau Merkel und haben einen Strich durch die Rechnung gemacht: Kaum jemand hat ein Elektroauto gekauft. Die Kunden als die wahren Herrscher der Wirtschaft haben Merkel gezwungen, ihr „Wir schaffen das mit einer Million Elektroautos bis 2020“ offiziell zurückzunehmen.

Statt dass die deutsche Automobilindustrie widerspricht, lässt sie sich von grünen Politikern (damit meine ich auch Angela Merkel) an der Nase herumführen. Daimler-Chef Zetsche verkleidete sich als Öko und biederte sich beim Grünen Parteitag an – und wird trotzdem dort ausgelacht von Delegierten, die auf Plakaten „Fahrrad statt Auto“ fordern. Die Grünen gerieren sich als geniale Unternehmensstrategen und behaupten in jeder Rede und jedem Interview, ohne ihren weisen Rat ginge die deutsche Automobilindustrie vor die Hunde. Denn bekanntlich wissen nur die Grünen, wie man eine sinnvolle Produktpolitik macht. Als Sozialpädagogen und Kulturwissenschaftler oder einfach Studienabbrecher sind sie besser qualifiziert als das gesamte Management der weltweit führenden deutschen Automobilindustrie, den Weg in die Zukunft zu weisen.

Lob der Autokäufer

Mein Lob gilt den einfachen Autokäufern: Sie kaufen nach wie vor VW, trotz „Abgasskandal“. Und die Konsumenten werden auch weiter Mercedes kaufen. Weltweit. Die Konsumenten lassen sich durch die hysterischen Medienberichte oder gar durch Boykottaufrufe von linken Aktivisten nicht beirren. Sie haben abgestimmt und sagen: Ökowahn – Nein Danke! Den Grünen rufe ich zu: Beratet lieber die Fahrradhersteller, davon versteht ihr vielleicht was. Aber die deutsche Automobilindustrie kann auf besserwisserische grüne „Unternehmensberater“ liebend gerne verzichten. Wann wird ein Autoboss so mutig sein, das den Grünen und Frau Merkel zu sagen? Mutig die Wahrheit auszusprechen, statt sich opportunistisch anzupassen und heimlich zu schummeln: Wäre das nicht mal eine Überlegung wert, liebe Vorstände der deutschen Automobilunternehmen?

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Kommentare ( 62 )

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3Affen
7 Jahre her

Ich werde trotzdem kein Auto eines deutschen Premium-Betrugskonzerns mehr kaufen – für den ersten Eindruck gibt es keine 2. Chance, ebenso wenig wie für kriminelle Handlungen. zero tolerance und Bestrafung statt Rehabilitation – und alle haben mitgemacht – Politik und Automobilindustrie – Hand in Hand – und der treue Michel hat es geglaubt und billigen Treibstoff erhalten – und jetzt ist Donald Trump und /oder die Grünen schuld. Mir geht meine Gesundheit vor und nicht das dubiose Ziel der AM-Weltrettung. Warum z.B. werden die AKWs in Frankreich nicht stillgelegt? – ah weil China gerade 100 neue für die E-Mobilität baut…Ich… Mehr

Dirk Röder
7 Jahre her

Diese Antwort entbehrt jeglicher Logik auf folgenden Ebenen: 1. Den Zusammenhang zur Physik bei Schadstoffen ist mir nicht klar. Ich vermute, Sie meinten Chemie 2. Wenn Sie (und andere) beschließen ihre Arbeit aufgrund von rechtlich nicht gestützten Argumenten nicht mehr anzutreten, müssen Sie mit den Konsequenzen leben. Denn 3. verstoßen Bauträger meines Wissens nicht gegen Gesetze der BRD oder der EU. Hingegen tun dies die Autobauer und das nachweislich mit Vorsatz. Sie können saubere Diesel bauen, nur sind die teurer und bedürfen regelmäßiges Nachfüllen von großen Mengen AdBlue. Mir will einfach nicht in den Kopf, wieviel Toleranz Mitbürger für vorsätzlichen… Mehr

Pe Wi
7 Jahre her

Letzten Winter.

Sören Hader
7 Jahre her

„Wieso zeitgetaktete Aufladung? Das heißt: Wir reglementieren den Stromzugang.“ Nee. Wird der Stromzugang reglementiert, wenn es Nachtspeicheröfen und entsprechende Tarife zu bestimmten Tageszeiten gibt? Strom werden Sie als Privatkunde immer bekommen. Aber es wird vermehrt Tarifsysteme geben, wo es den Strom billiger gibt, wenn nicht viel nachgefragt wird und teurer, wenn die Nachfrage hoch ist. Ob nun ein Elektrofahrzeug für Sie persönlich Sinn macht, dass können nur Sie selbst entscheiden. Für andere sieht das schon wieder anders aus. Genauso wie für den einen ein kleiner Kombi genau das Richtige ist und der andere den SUV mit 7 Sitzen braucht. „Außerdem… Mehr

Old-Man
7 Jahre her

Wenn die Sache nicht zu ernst wäre,könnte man darüber lachen,aber das lachen bleibt uns im Halse stecken!

Ich stimme ihnen in ihrer Analyse zu,aber glaube,das es noch schlimmer kommen wird.

portofino
7 Jahre her

Fällt Ihnen nicht auf, dass gerade diese „Weltretter-Mentalität“ (Kernenergie-Austritt) nichts Neues im deutschen Geiste ist – und oft naiv und
genauso fundamentalistisch wie zerstörerisch-?

Von der nach wie vor Weltweitboomenden
Kerntechnologie hat sich Deutschland durch den perversen Mainstream- Ökowahn längst abgekoppelt,

Obwohl gerade die Kernkraft eine „Der“ umweltfreundlichsten aller Techniken ist, – dank jahrzehntelanger deutscher hoher ausgereifter Ingenieurkunst.

Kernenergie ist die preisgünstigste, umweltfreundlichste und sicherste Stromerzeugung weltweit und somit volkswirtschaftlich vollkommen unverzichtbar.

Lothar Finger
7 Jahre her

Der Wind hat keine „Rohstoffkosten? Um Wind „ernten“ zu können wird geschützter Wald und mehr geopfert. Vielleicht mal bei “ Geopferte Landschaften“ nachschauen wie so etwas aussieht! Keine Rohstoffkosten? Wofür sind denn die Milliarden ausgegeben worden oder kostet es nichts wenn man 27 tausend Windkraftanlagen aufbaut auch dort wo kein Windertragsgebiet ist? Und dann : Die Sonne schickt keine Rechnung? Stimmt wirklich! Ich habe die Rechnung bis dato immer vom EVU bekommen und das wird sich auch nicht ändern! Und die berechnen nicht was die Sonne spart, sonder das was sie von mir abziehen können. Und das tut die Windkraftlobby… Mehr

Hans Diehl
7 Jahre her
Antworten an  Lothar Finger

Lothar Finger sagt: Der Wind hat keine“Rohstoffkosten? Um Wind „ernten“ zu können wirdgeschützter Wald und mehr geopfert. @ Lothar Das ändert doch nichts an der Tatsache, dass der Rohstoff Wind, selbst nichts kostet. Erst das Erntewerkzeug in Form eines Windrades verursacht Kosten. Ganz anders bei den fossilen Rohstoffen. Bis die am Erntewerkzeug Kraftwerk angekommen sind, haben die schon immense Kosten für Erschließung, Abbau, oft verbunden mit Vernichtung ganzer Dörfer, und Landschaften verursacht. Dazu kommt, dass die Rohstoffkosten bei den fossilen Kraftwerken weiter anfallen. Bauen Sie mal einen Windpark neben ein Kohlekraftwerk. Nach Fertigstellung werden Sie erkennen, welches Kraftwerk ohne Rohstoffkosten… Mehr

Hans Diehl
7 Jahre her

Und die Solarenergieförderung hat auch dazu geführt, dass seit deren vorrangiger Einspeisung, die Großhandelpreise auf dem Strommarkt sich halbiert haben.

Wenn diese Einsparungen nicht beim Verbraucher ankommen, kann man das nicht den EE als Kosten anlasten.

Sören Hader
7 Jahre her

Okay, die Stromerzeugung ist nochmal ein weiteres Thema, versuche aber beides zusammen zu beantworten. Die Abschaltung von Atomstrom, Kohlestrom und Verbrennungsmotoren macht ja nur dann Sinn, wenn entsprechende leistungsfähige Alternativen vorhanden sind. Wenn nicht, muss man auch entsprechende Abschaltpläne nach hinten verschieben. Beim Atomstrom sehe ich vergleichsweise geringe Probleme. Schon jetzt wurden einige Kraftwerke abgeschaltet und die Anteile wurden durch Gaskraftwerke, Wind- und Solarenergie übernommen. Der Anteil lag zu Spitzenzeiten bei gerade mal ca. 20%. Kohle macht in der Stromproduktion dagegen die Hälfte aus. Das wird alles andere als leicht sein, dass vollständig zu kompensieren. Und das Verbrennungsmotorenverbot sehe ich… Mehr

karel
7 Jahre her

Sorry, das war nicht die „Klima-Kanzlerin“, den Ausstieg vollzog rot-grün um 2000 mit dem EEG- und dem Atom-Ausstiegs-Gesetz. Natürlich wird längst ausgeblendet, daß es die Kanzlerin war, die als gelernte Physikerin die AKW-Laufzeiten nachhaltig verlängert hat.. Aber keine 3 Monate später legte die Atom-Lobby ihr dieses „Fukushima“-Ei ins „Nest“. Was dann folgte, war ein grandioser Erfolg der linksdrehenden „Katastrophen“-Medien. Die Geigerzähler, die Jod-Tabletten waren ausverkauft, obwohl Japan fast auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten liegt. Etwa 80 % der in Panik getriebenen Bevölkerung wollte den Atom-Ausstieg. Ach ja, die Kanzlerin war´s . PS: nach diesem „Fukushima“-Trip, nämlich eine Woche lang… Mehr