BMW-Chef Oliver Zipse zeigt sich in Glasgow als einer der wenigen Industrieverantwortlichen der Autobranche, die über den Tellerrand hinausdenken. Glücklicherweise setzt auch Noch-Verkehrsminister Scheuer auf synthetische E-Fuels statt einzig Elektro-Antrieb.
Auf der seit 31. Oktober stattfindenden 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021, international bekannt als COP 26, wurde von den fast dreitausend Delegierten aus über 140 Ländern viel gesprochen, debattiert und gestritten, von dem ein Abdruck in Schriftform nicht lohnt. Nur ein Satz von dort hat es bis in die Schlagzeilen gebracht, der sich lohnt, zitiert zu werden: „Es ist Zeit zu handeln. Jetzt.“ Und das Wichtigste sei nun gemeinsam „einen klaren, verbindlichen Pfad mit klaren Zielen zu wählen und auch zu verfolgen“.
Mit dieser Glasgower Erklärung für emissionsfreie Fahrzeuge wurde im Klartext das Ende des Verbrennungsmotors eingeleitet.
Und jetzt kommt der Gag: Diese Erklärung haben – neben 24 Staaten und 38 Regionen und Städten – von den Autoherstellern von Rang und Namen nur Daimler, Volvo, BYD, Jaguar Land Rover sowie die US-Autobauer Ford und General Motors unterschrieben. Der Volkswagen-Konzern und BMW haben die Vereinbarung nicht unterschrieben!
Das Umweltministerium, vertreten durch Staatssekretär Flasbarth, sah seine Umwelt-Felle als fanatischer Befürworter des E-Auto davon schwimmen. Doch durchgesetzt hat sich dann endgültig unter anderem der noch amtierende Bundesverkehrsminister Scheuer. Kurz nach Veröffentlichung der Erklärung in Glasgow bekräftigte Scheuer die Einigkeit der Bundesregierung in der Verbrennungsmotor-Frage und hielt auf Twitter fest: „Wir wollen saubere & klimaneutrale Mobilität, aber eben technologieoffen. Der FOSSILE Verbrenner muss 2035 auslaufen! Was in der Glasgow-Erklärung fehlt? – eFuels aus erneuerbaren Energien in Verbrennungsmotoren zu nutzen.“ So Scheuer wörtlich. Flasbarth resignierte. „Ich bin hier ja nicht auf einem Egotrip“, fasste er die Zwickmühle des Bundesumweltministeriums zusammen, das für sich nach eigenen Angaben gerne die Erklärung unterschrieben hätte.
Aber genau das war die bisherige Linie des Umweltministeriums und seiner Verantwortlichen, die voll für den Elektrotrip der Bundesregierung inclusive der Fördermilliarden für Infrastruktur und Anschaffung von E-Autos verantwortlich waren. Stets bemängelten sie, dass für die Herstellung von E-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff eine Menge Ökostrom nötig ist. Und übersahen dabei völlig, dass auch für die angestrebte Flotte von mindestens 10 Millionen Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen erhebliche Mengen an grünem Strom erforderlich sind, sollen E-Autos wirklich klimafreundlicher fahren als Verbrennerautos. Noch wird geglaubt, dass diese Menge in den kommenden Jahren mit einem Kraftakt zu erreichen wäre.
Das ist ein Irrtum! Faktum ist: Diese Zusatzmenge – die Betonung liegt auf Zusatz – an grünem Strom ist in Deutschland in keinem Fall bei der jetzigen Energiepolitik – raus aus der Kernkraft, raus aus der Kohle – zu erreichen. Ökostrom fehlt in Deutschland heute, und wird morgen in noch größerem Ausmaß fehlen. Weder für den Betrieb von E-Autos noch für die Produktion von E-Fuel steht in Deutschland ausreichend „grüner“ Strom zur Verfügung. Experten bezeifeln sogar, dass überhaupt genügend Strom in Zukunft im Netz wäre. Strom-Rationierung und Blackouts werden bereits vorgerechnet.
Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass E-Fuels für Deutschland im Ausland produziert werden müssen, da wo die Sonne ständig scheint und/oder Wind stetig weht. Nicht nur Verkehrsminister Scheuer ist davon überzeugt, dass dies keine unüberwindbare Hürde darstellt. Auch die Ampel-Verhandler setzen auf E-Fuels und hatten dies auch schon ausdrücklich in ihrem Sondierungspapier verankert – zum großen Frust der grünen Elektro-Hardliner. Dazu gibt es noch ein interessantes Detail: Der Siemens-Konzern baut derzeit zusammen mit dem Autohersteller Porsche und dem Saudi-Ölkonzern Aramco in Chile eine Fabrik für E-Fuels.
Für BMW ist „Technologieoffenheit“ das Zauberwort. Zwar sollen auch bei BMW im Jahr 2030 die Hälfte der BMW-Autos nur mit Strom fahren. Aber es solle weiterhin Verbrennerfahrzeuge geben, die mit synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff betrieben werden können. Synthetische Kraftstoffe sollten auch für Pkw hergestellt und genutzt werden.
Damit gehört Oliver Zipse zu den wenigen Industrieverantwortlichen aus der Autobranche, die über den Tellerrand hinausdenken und das Weltklima als Ganzes im Auge haben und nicht nur in einzelnen Ländern oder Modellreihen ihres Konzerns. Selbst wenn global jährlich 30 Millionen neue Elektroautos auf den Markt kämen – unterstellt, sie seien grün betrieben und produziert – bedeutet das angesichts des Altbestands an 1,6 Milliarden Verbrennerautos nur einen Klimatropfen auf den heißen Stein. Wirksamer Klimaschutz kann nur betrieben werden, wenn dieser Altbestand CO2-neutral gestellt wird, also im Fahrbetrieb zwar CO2 emittiert, aber kein zusätzliches CO2 entsteht. In E-Fuels wird bereits vorhandenes CO2 recycelt, es entsteht also kein neues. Das ist der Trick!
Bei Daimler dagegen wird anders gedacht. Als einziger deutscher Autohersteller hat Daimler-Chef Ola Källenius auf der Klimakonferenz in Glasgow mit anderen Herstellern ein konkretes Datum für ein Verbrenner-Aus vereinbart. Auf dem jüngsten Automobilwoche-Kongress hat der Daimlerchef die Festlegung auf ein Enddatum für den Verbrennermotor vehement verteidigt. „Ich habe unterschrieben, weil wir davon ausgehen, dass die Kunden im Premium-Segment schneller einen Zugang zu Ladeinfrastruktur haben“, so Källenius. So werden die allermeisten Mercedes in einer Garage geparkt, die sich im Zweifel mit einer Wallbox ausstatten lässt.
Zudem ist für Källenius klar, dass das Kapital des Unternehmens spätestens ab 2025 zum Großteil nur noch in die Elektromobilität fließen soll und der Umstieg beschleunigt wird. „Wenn man einmal losgeschwommen und in der Mitte eines Flusses ist, dann will man auch an das andere Ufer“, so Källenius. Zudem wachse der Druck von Investoren, auf CO2-Neutralität umzusteigen. Källenius rechnet damit, dass im Jahre „2030 + X“ Schluss ist mit dem Verbrenner
Dagegen spricht sich auch EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean wie der VDA und BMW, und völlig anders als ihr Vorgänger Timmermanns, für Technologieoffenheit aus. Noch könne man nicht sagen, welche Technik die erfolgreichste sein werde. Und: „Ich halte ein Verbrenner-Verbot schlichtweg für falsch“.
Elektromobilität ist die Zukunft, heißt es an vielen EU-Stellen. EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean sieht das nicht so einseitig. Im Rahmen des „Handelsblatt Auto-Gipfels“ zeigte sie sich als Befürworterin alternativer Kraftstoffe. „Flüssige Kraftstoffe für die Straße zu haben wäre absolut großartig“, sagte die Rumänin. „Die Infrastruktur ist schon da“, fügte sie mit Blick auf Tankstellen und Raffinerien an.
Für Vălean sind Übertragungsnetze wichtiger als Ladenetze. Für die Produktion von E-Fuels braucht es große Mengen an grünem Strom, der nicht verfügbar ist. Erste Anlagen in industriellem Maßstab entstehen aktuell in Chile, wo sie Windenergie nutzen sollen. Vălean sprach sich angesichts der Antriebswende für höhere Investitionen in Übertragungsnetze aus. Es werde immer mehr Strom gebraucht, so die Kommissarin.
Denn der Verkehrskommissarin ist bewusst, dass auch andere Transportzweige ihre Emissionen senken müssen und deshalb Interesse an E-Fuels haben könnten. Beispielsweise die Luftfahrt, deren Vehikel sich kaum elektrifizieren lassen. Wer wie viel synthetische Treibstoffe brauche und bekomme, solle der Markt regeln, erklärte Vălean. Die Politik müsse den Markttrends folgen.
Zu wenig Geschwindigkeit beim Ausbau öffentlicher Ladenetze für E-Autos sei dagegen nicht das größte Problem. Viele Staaten würden schon jetzt die Ausbauziele aus Brüssel erfüllen, obwohl diese noch nicht einmal verbindlich in Kraft getreten seien, so Adina Vălean. Und: „E-Fuels „wären absolut großartig“.
Zum Abschluss sei Fritz Indra zitiert, Motorenpapst aus Wien: “Habe eben auf ZDF gehört, dass Deutschland dem Verbrenner mit syn. Kraftstoffen eine Chance gibt und deshalb diesen Unsinn zum Ausstieg aus den Verbrennern nicht unterschrieben hat … Ist das nicht ein riesiger Erfolg?“
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Angesichts der absehbaren Stromkrise nach Abschaltung der nächsten Kraftwerke ist es vernünftig , die Mobilität wie bisher mit sparsamen Verbrennern zu gewährleisten. Wer synthetische Kraftstoffe herstellen will, braucht dazu verlässliche Stromproduktion, die kann der ganze Ökozirkus aber nicht bieten. Die Ladeinfrastruktur für Batterieautos ist andererseits nicht baubar, schon gar nicht in den Städten, in denen die Menschen in Mietwohnungen leben. Sollte die Erkenntnis gereift sein, daß moderne Kernkraftwerke auch Treibstoffe synthetisieren können, indem man die reichlich und zuverlässig bereitstehende Energie dazu nutzt, wird es kein Schaden sein, wenn man dazu passende Verbrenner bauen kann, die nicht schlechter sind, als die,… Mehr
Habe das neulich an Prof. Mo Latif geschrieben, nach seinem Auftrieb bei Markus Lanz: Sehr geehrter Herr Professor, ich konnte Ihren Argumenten bei Lanz in allen Teilen gut folgen. Sie stellen fest, dass seit 1990 der CO2-Anstieg in der Atmosphäre ca. 60% beträgt. Damals gab es ca. 5 Milliarden Menschen, heute knapp 8. Das ergibt einen Zuwachs von 60%. Genauere Zahlen finden Sie unter https://countrymeters.info/de/World – aber es passt so schön mit den 5 + 3 = 8, nicht wahr? Warum haben Sie das nicht erwähnt? Gut, ist auch peinlich, belegt oder unterstützt aber die Behauptung, der CO2-Anstieg sei menschengemacht. Ob das… Mehr
Diese Regierung hat das Abkommen nicht unterschrieben. Aber die nächste wird es unverzüglich zur Rettung des Planeten unterzeichnen. Wo ist jetzt der Erfolg? Deutschland stürzt sich in die volle Abhängigkeit ausländischer Energiekonzerne.
Afrika wächst jede Woche um eine Million Einwohner Punkt was glauben Sie was diese Leute alles für Kobalt, Lithium und anderen seltenen Dreck aus den Bergwerken raus buddeln können? Dumm nur, dass diese Millionen auf dem Planeten Erde auch so einen gigantischen CO2 Fußabdruck hinterlassen.
Eine Frage sei im Zusammenhang dieses Themas gestattet: Warum eigentlich das Auto? Warum soll ausgerechnet das Auto nach dem Sinn der Klimareligiösen abgeschafft werden? Obwohl der Verkehr gar nicht den Hauptanteil an der weltweiten Emission von CO2 verantwortet, sondern der Energ8ieverbrauch der Industrie und des Hausbrandes/Klimatisierung? Der Schlüssel liegt in den unterscheidlichen Lebenswelten. Die Klimareligiösen stammen – in der gesamten westlichen Welt – überwiegend aus dem akademischen Teil der Mittelschicht. Politisch und kulturell hat der sich in den letzten 50 Jahren deutlich nach links bewegt. Vor allem aber haben sich seine Lebensumstände drastisch verändert. Die akademische Mittelschicht lebt, zumindest in… Mehr
Oh nein, diese Manager sind mitnichten dumm. Es geht um Fördergelder, also Subventionen. Wirklich dumm sind die Kinder, die Freitags mit hüpfen, der Greta, Luisa und Carla nachplärren und NICHT zur saturierten Wohlstandsklientel zählen. Sie sind es, die die Zeche zahlen müssen. Die Gretas, Carlas, Luisas und Manager aus der saturierten Wohlstandsecke dagegen sind die Profiteure.
Was genau fangen Sie bei einem Blackout mit ihrem Dieselauto an?
Raus aus der Stadt zu Freunden/Verwandten auf’s Land zum Beispiel, denn nach zwei Tagen ohne Strom und Wasserspülung beginnt der Exodus aus den Großstädten. Wer früher fährt und weiter kommt, ist klar im Vorteil.
Toll, eine Weltuntergangsmaschine!!!
Was glauben Sie denn, was passiert, wenn wir ernsthaft anfangen CO2 aus der Luft zu filtern?
Wir sind erdgeschichtlich schon an der Untergrenze. Das ist auch die Untergrenze dessen, was unsere Pflanzen brauchen…
Sie wissen schon, die Dinger, die unseren Sauerstoff produzieren? Der ist nämlich promiskuitiv und bindet sich mit so ziemlich allem. Unsere braven Pflanzen spalten ihn wieder vom Kohlenstoff ab, nennt man Photosythese.
Eine Atmosphäre ohne Pflanzen ist eine Atmosphäre ohne Sauerstoff. Eine Atmosphäre ohne CO2 ist eine Atmosphäre ohne Pflanzen….
E-Fuels sind super.
Denn wer braucht schon indonesische Regenwälder? So ein unproduktiver Mist.
Schöne Palmölplantagen müssen da hin, damit der deutsche Grünling sein Öko-Gewissen befriedigen kann, ohne auch nur einmal im Leben Konsequenz zeigen zu müssen.
Nee Freunde, E-Fuel ist auch nur Gaga. Dann bleiben wir doch lieber gleich beim Strom, und bauen ein paar schöne nagelneue AKWs.
Nuke ist die Zukunft.
Bitte beschäftigen Sie sich mit der Technologie hinter „E-Fuel“ – Sie scheinen das mit sogenanntem Biosprit zu verwechseln. Wenn man dank Kernenergie Strom im Überfluss hätte, könnte man ohne Ende Benzin synthetisieren.
Dann kämpfen auch Sie für den Bau von modernen KKWs der neuesten Generation, wie es sinnvoll ist. Aber letztlich, wenn alle auf der Erde nur noch mit künstlichem Sprit fahren, heizen etc., wozu man CO2 der Atmosphäre verbraucht, fehlt der bald CO2, denn unter 200 ppm bzw. 150 ppm (C3-, C4-Pflanzen) gehen alle Pflanzen ein – und so auch alles höhere Leben. Zudem ist der CO2-Gehalt der Atmosphäre erdgeschichtlich so weit unten wie kaum jemals!
Ja, mein Fehler. Ja, könnte man. Noch besser. Bloß woraus? Ich darf aber den Kommentator bfwied hier zitieren: „Aber letztlich, wenn alle auf der Erde nur noch mit künstlichem Sprit fahren, heizen etc., wozu man CO2 der Atmosphäre verbraucht, fehlt der bald CO2, denn unter 200 ppm bzw. 150 ppm (C3-, C4-Pflanzen) gehen alle Pflanzen ein – und so auch alles höhere Leben.“ Die Erde filtert selbst CO2 und lagert es in Kabonsenken ein. Die Konzentration ist erdgeschichtlich gering (zumal die Erde auch nicht mehr so geologisch aktiv ist wie ehedem). Was ist das Problem, wenn wie ein paar dieser… Mehr
Alles lange bekannt: https://de.wikipedia.org/wiki/E-Fuel und https://de.wikipedia.org/wiki/Methanolwirtschaft
Problem: Recht teuer. Ganz billig wäre, weniger Kinder machen; leider ist Kindermachen extrem billig … . Geht zudem leichter als jede andere Technik. TE zu „E-Fuels: “ vom 13-11-21
Sehr richtig. Im Kriegsfall muss der Feind nur das zentral gekoppelte Stromnetz ausschalten und Deutschland steht still.
Dummheit ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Nobelpreisträger leben woanders.