Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord. Der Preis für eine Unze des Edelmetalls lag am Freitag bei über 2.220 Euro und damit gut 15 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Als Treiber gelten die Käufe von Zentralbanken aus den Schwellenländern.
Auch die türkische Notenbank baute im ersten Quartal ihre Goldbestände aus, ebenso wie die chinesische Zentralbank. Letztere hat 18 Monate in Folge Zukäufe zu ihren Goldreserven ausgewiesen. Auch die traditionelle Rolle von Gold als «Krisenwährung» kommt immer stärker zur Geltung. Nach dem Krieg in der Ukraine sorgt auch der Gaza-Krieg nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres für große geopolitische Spannungen.
Die Niedrigzinsen der vergangenen Jahre lieferten den Regierungen Anreize zu einer starken Verschuldung. Historisch gesehen führten Überschuldungen meist zu Staatsfinanzierungen durch die Notenbanken, zu verstärkter finanzieller Repression und zu Inflation. Auch dies spricht für Anlagen in Gold. Nach dem rasanten Anstieg sind die Meinungen der Finanzmarktteilnehmer über die weitere Entwicklung des Goldpreises nun gespalten.
«Ein Sprung von 2.000 auf 2.400 Dollar innerhalb solch kurzer Zeit lässt sich nicht fundamental erklären», sagt Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank. «Da ist sehr viel Spekulation dabei.» Der Goldpreis könne folglich auch rasch um 200 bis 300 Dollar korrigieren, denn bei schnellen Anstiegen gebe es stets auch ein Rückschlagspotenzial. Auf dem aktuellen Preisniveau könnten Anleger bei Gold auch einmal Gewinne mitnehmen.
Safra-Sarasin-Chefvolkswirt Claudio Wewel sieht dagegen keine Gefahr für einen deutlichen Rückschlag. Vor allem die Käufe der Zentralbanken sorgten dafür, dass der Preis für das Edelmetall einen gewissen Boden habe. «Damit der Goldpreis wieder unter 2.200 Dollar fällt, müsste es zu einem sehr speziellen Szenario kommen», sagt er. Ein solches könnte beispielsweise eine deutliche Annäherung von China und den USA oder ein deutlicher Rückgang der geopolitischen Spannungen sein – beides derzeit eher unwahrscheinlich. Für das vierte Quartal dieses Jahres rechnet Wesel mit einem Goldpreis von 2.300 Euro.
Dow schließt über 40.000 Punkten
Nach der jüngsten Rekordjagd ließen es die US-Aktienmärkte am Freitag zwar ruhiger angehen, gleichwohl schaffte es der Dow Jones Industrial fast mit der Schlussglocke über die Marke von 40.000 Punkten, die er tags zuvor erstmals in seiner Geschichte geknackt hatte. Letztlich gewann der Leitindex gut 0,3 Prozent auf 40.004 Zähler, woraus ein Wochengewinn von gut 1,2 Prozent resultierte. Für den breit gefassten S&P 500 ging es am Freitag um 0,1 Prozent auf 5.303 Punkte aufwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 sank hingegen um 0,1 Prozent auf 18.546 Zähler.
Unter den Einzelwerten reagierten Applied Materials mit minus 0,9 Prozent auf Quartalskennziffern des Herstellers von Anlagen für die Halbleiterindustrie. Das IT-Dienstleistungsunternehmen DXC Technology schockte mit seinen Jahreszielen für Umsatz und bereinigten Gewinn. Die Papiere brachen um knapp 17 Prozent ein.
Die Anteilscheine von Reddit zogen um zehn Prozent an. Die Online-Plattform ist eine Partnerschaft mit OpenAI eingegangen, um ihre Inhalte in den beliebten Chatbot ChatGPT zu integrieren. Analysten zufolge dürfte dies das Datenlizenzierungsgeschäft von Reddit ankurbeln.
Die Titel von Cracker Barrel verloren 14,5 Prozent, nachdem die US-Restaurantkette angekündigt hatte, ihre Quartalsdividende um 80 Prozent zu kürzen. Ziel sei es, das Mittel für einen grundlegenden Umbau der Marke und der Läden zu verwenden, hieß es. Cracker Barrel leidet unter einem deutlichen Gästerückgang und Marktanteilsverlusten.
Bei den zuletzt wieder gehypten Aktien von Gamestop setzten sich die wilden Kursausschläge mit einem Verlust von knapp 20 Prozent fort. Die Handelskette für Unterhaltungssoftware wies einen unerwartet niedrigen Nettoumsatz für das abgelaufenen Quartal aus und kündigte an, eventuell bis zu 45 Millionen neue Aktien auf den Markt bringen zu wollen. Mit den Einnahmen könnten Übernahmen oder Investitionen finanziert werden.
Der Kurs des Euro behauptete sich im US-Handel. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0872 US-Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen bauten ihre leichten Anfangsverluste im Handelsverlauf etwas aus. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere betrug 4,42 Prozent.
Dax schwächelt vor den Feiertagen
Zuvor hatte der Dax vor den Pfingstfeiertagen den Abstand zu seinem Rekordhoch erneut etwas erhöht. Sein Minus, das im Tagesverlauf bis zu 0,6 Prozent betragen hatte, konnte der Leitindex aber etwas reduzieren und schloss 0,2 Prozent tiefer bei 18.704 Punkten. Das Ergebnis der Handelswoche fällt mit minus 0,4 Prozent negativ aus.
Angetrieben von den Erwartungen an eine baldige Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed hatte der Dax im Wochenverlauf bei knapp 18.893 Punkten eine neue Bestmarke aufgestellt. Mit der 19.000er Marke vor Augen, sagte der Finanzmarktexperte Andreas Lipkow, scheine dem Dax auf seiner Rekordjagd so langsam die Luft auszugehen. Commerzbank-Experte Thorsten Weinelt sprach von einer zunehmend überkauften Lage, sodass die Aufwärtsdynamik vorerst an Fahrt verlieren könnte. Der MDax, der die zweite deutsche Börsenliga darstellt, legte dagegen in dieser Woche mit 2,6 Prozent deutlich zu. Für ihn ging es am Freitag um 0,2 Prozent auf 27.441 Punkte nach unten.
Im Fokus standen die Aktien des Rüstungskonzerns Renk . Sie verloren im SDax nach einer Platzierung durch den Finanzinvestor Triton in der Spitze fünf Prozent , holten dies im Verlauf aber mehr als vollständig auf. Am Ende hatten sie es mit 0,4 Prozent ins Plus geschafft. Anleger witterten nach einer Korrektur seit Anfang April offenbar eine Kaufgelegenheit.
Im MDax ging es für die Titel des Chemiekonzerns Lanxess um 4,1 Prozent nach unten. Exane BNP hatte die Papiere ebenso wie das Analysehaus Jefferies abgestuft. Noch viel stärker unter Druck gerieten dort die Aktien von Redcare Pharmacy, dem größten Indexgewinner im vergangenen Jahr. Sie setzten ihre Anfang April begonnene Korrektur mit einem Abschlag von gut neun Prozent verstärkt fort.
Von den deutlichen Kursgewinnen der vergangenen Wochen blieb für die Anleger von Siemens am Freitag kaum etwas übrig. Die Papiere des Dax-Konzerns rutschten zwischenzeitlich auf das tiefste Niveau seit Februar, bevor sie das Minus wieder etwas eindämmten. Am Montag hatten sie noch ein Rekordhoch erreicht, auf das zuletzt Gewinnmitnahmen gefolgt waren.
Sartorius waren erneut schwach, mit minus 3,3 Prozent fielen sie in Richtung Jahrestief. Der Erholungspfad beim Labor- und Pharmaausrüster bleibe steinig, schrieb die Deutsche Bank in ihrem Kommentar zum Kapitalmarkttag. Es sei enttäuschend, dass sich der Auftragseingang im zweiten Quartal offenbar noch einmal abschwäche.
Einige Werte wurden auch am Freitag wieder mit Dividendenabschlag gehandelt und erschienen deshalb optisch billiger. Im Dax waren dies Adidas, Eon, Deutsche Bank und Heidelberg Materials, wobei sich das Minus bei Adidas in Grenzen hielt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,49 Prozent am Vortag auf 2,54 Prozent.
Unternehmen im Fokus
Kommende Woche wird unter anderem Nvidia Zahlen veröffentlichen. Anleger versprechen sich von ihnen Aufschluss über die weitere Entwicklung der Technischen-Aktien. Am Donnerstag werden sich die G7-Finanzminister und Notenbank-Chefs treffen. Hier könnte es neue Hinweise auf den Zeitpunkt von Zinssenkungen geben.
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