Verschnaufpause in Frankfurt, neuer Optimismus an der Wall Street

Für die gute Stimmung im Tech-Sektor zum Wochenausklang sorgten starke Abonnentenzahlen des Streaming-Pioniers Netflix. Auch der angekündigte massive Stellenabbau der Google-Mutter Alphabet, die damit anderen Tech-Riesen wie Microsoft, Amazon und Facebook-Mutter Meta folgt, stieß am Markt auf ein positives Echo.

© Getty Images

Der Goldpreis hat sich im vergangenen Jahr gut gehalten. Während die meisten Anlageklassen häufig starke Verluste verzeichnen mussten, war der Preis für das Edelmetall – trotz gewissen Ausschlägen – auf Jahressicht stabil. Laut Daten des World Gold Council (WGC) wollten Privatanleger ihre Vermögen vor Inflation und der angespannten geopolitischen Lage schützen.

Auffällig sei aber auch das Volumen der Käufe von Zentralbanken gewesen, die ihre Goldreserven 2022 massiv aufgestockt hätten – und zwar auf den höchsten Stand seit November 1974. Der größte Käufer war 2022 die Türkei. Die türkische Zentralbank kaufte netto 122,8 Tonnen Gold zu, die gesamten Goldreserven des Staates stiegen damit auf 517 Tonnen. Den Großteil der Reserven halten aber immer noch die Industrieländer. Auf Platz eins stehen hier mit großem Abstand die USA, die derzeit über Goldreserven im Volumen von 8134 Tonnen verfügen. Deutschland hat mit 3355 Tonnen die zweitgrößten Reserven, es folgen Italien und Frankreich. Dann kommen Russland mit Goldreserven von 2298 Tonnen und China mit 1980 Tonnen. Die Schweiz hält ebenfalls beträchtliche Reserven des Edelmetalls, diese belaufen sich laut der Statistik auf 1040 Tonnen.

Am Freitag stand Gold allerdings nicht im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Angetrieben von Techwerten verbuchten die US-Aktienmärkte klare Gewinne. Gestützt hätten Spekulationen, dass ein Großteil der schlechten Unternehmensnachrichten bereits eingepreist sei, hieß es am Markt. Die Technologietitel an der Nasdaq profitierten von unerwartet guten Quartalszahlen von Netflix und zogen überdurchschnittlich an. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von ein Prozent auf 33.375 Punkte. Damit reduzierte der US-Leitindex sein Minus für die abgelaufene Woche auf rund 2,7 Prozent. Der marktbreite S&P 500 gewann am Freitag 1,9 Prozent auf 3.973 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 2,9 Prozent auf 11.619 Punkte zu. Das war der höchste Tagesgewinn seit Ende November. Damit hat der 2022 besonders gebeutelte Index nun schon die dritte Gewinnwoche in Folge hinter sich.

Für die gute Stimmung im Tech-Sektor zum Wochenausklang sorgten starke Abonnentenzahlen des Streaming-Pioniers Netflix. Auch der angekündigte massive Stellenabbau der Google-Mutter Alphabet, die damit anderen Tech-Riesen wie Microsoft, Amazon und Facebook-Mutter Meta folgt, stieß am Markt auf ein positives Echo. Die Aktien von Netflix erklommen den höchsten Stand seit neun Monaten und gewannen letztlich 8,5 Prozent. Damit waren sie Spitzenreiter im technologielastigen Nasdaq-100-Index. Vor allem beim Zuwachs der Kundenzahl überzeugte der Konzern, indem er im Schlussquartal 2022 unter dem Strich 7,66 Millionen neue Abonnenten hinzugewann und damit die Erwartungen deutlich übertraf. Zahlreiche Analystenhäuser hoben ihre Kursziele an.

Die A-Aktien von Alphabet verteuerten sich um 5,3 Prozent. Als nächstes Schwergewicht der Tech-Branche streicht die Google-Mutter tausende Arbeitsplätze. Weltweit sollen rund 12.000 Jobs wegfallen. Das entspricht rund sechs Prozent der Belegschaft. Die Papiere der Telekom-Tochter T-Mobile US endeten praktisch unverändert, nachdem sie fast den gesamten Handelsverlauf im Minus notiert hatten. Hacker haben sich Zugriff auf Daten von rund 37 Millionen Kunden des Unternehmens verschafft. Allerdings geht es den Angaben des Unternehmens zufolge nicht um hochsensible Kundendaten. Dennoch schloss der Mobilfunker nicht aus, dass durch den Vorfall hohe Kosten entstehen könnten.

Der Euro hielt sich auch im US-Handel über der Marke von 1,08 US-Dollar. US-Staatsanleihen gaben nach. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg auf 3,48 Prozent.

Der deutsche Aktienmarkt hatte zuvor nach den deutlichen Vortagesverlusten einen Erholungskurs eingeschlagen. Der Leitindex DAX kletterte wieder über die runde Marke von 15.000 Punkten. Am Ende stand ein Plus von 0,8 Prozent auf 15.034 Punkte zu Buche. Die Wochenbilanz jedoch fällt nach der jüngsten Rally mit minus 0,4 Prozent erstmals in dem noch jungen Börsenjahr negativ aus. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen gewann am Freitag 1,3 Prozent auf 28.477 Punkte. Unter den Einzelwerten hierzulande stachen Siemens Energy mit kräftigen Kursschwankungen heraus.

Am Ende gingen die Aktien 0,8 Prozent höher aus dem Handel. Dem Energietechnikkonzern machen die Probleme der Windkrafttochter Siemens Gamesa weiter schwer zu schaffen, weshalb er seine Margenprognose für das laufende Geschäftsjahr senkte. Allerdings überraschten alle anderen Geschäftsbereiche von Siemens Energy positiv und zudem wurde die Jahresprognose für den freien Barmittelzufluss trotz der Probleme angehoben. Bei der Lufthansa stand nach wie vor die bevorstehende Übernahme der ITA Airways das beherrschende Thema. Zuletzt hieß es, dass der MDAX-Konzern der einzige Interessent sei, der ein Angebot für die defizitäre italienische Staats-Airline abgegeben hat. Der Aktienkurs hat in diesem Jahr schon mehr als 20 Prozent zugelegt und schloss am Freitag bei 9,58 Euro.

An der Dax-Spitze wurden die Anteilsscheine von Zalando von einem positiven Analystenkommentar beflügelt und zogen um rund fünf Prozent an. Die Analysten der Bank of America sind nun insgesamt positiv gestimmt für europäische Online-Einzelhändler. Mit den stark gesunkenen Erwartungen sei der Sektor nunmehr attraktiv bewertet, wobei die Chancen überwögen. 2023 dürfte zwar kaum Umsatzwachstum bringen, doch hätten sämtliche Unternehmen das Problem verstanden und feilten jetzt an den Kosten und der Bilanz.

Aufmerksamkeit zogen zudem die Anteile von Hypoport auf sich, die als Schlusslicht im Nebenwerteindex SDAX 3,7 Prozent einbüßten. Der Finanzdienstleister hatte sich durch die Ausgabe neuer Aktien frisches Geld besorgt, um wieder auf Wachstumskurs gehen zu können. Die Anleger zeigten sich dennoch verschnupft.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,03 Prozent am Vortag auf 2,13 Prozent.

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Kommentare ( 1 )

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RMPetersen
1 Jahr her

Dann kommen Russland mit Goldreserven von 2298 Tonnen …“
Der Teil, der in den USA liegt, kann Russland wohl abschreiben.
Und ich denke, daß auch Deutschland seine in den USA liegenden Reserven nie zurückholen, es nicht einmal versuchen wird. Die Beschlagnahme von Gold und Devisen durch die USA Anfang März 2022 hat gezeigt, daß die früheren Regeln nicht mehr gelten.

Michael Palusch
1 Jahr her

„Deutschland hat mit 3355 Tonnen die zweitgrößten Reserven…“ Wann wurde das zuletzt nachgezählt, soweit mir bekannt, wird Deutschland seit Jahren der Zugang zu den in den USA lagernden Goldreserven verwehrt. „Auch der angekündigte massive Stellenabbau… stieß am Markt auf ein positives Echo.“ Wir gehen goldenen Zeiten entgegen! Kaum auszudenken wie positiv erst das Echo der „Anleger“ ausfallen wird, wenn in Deutschland viele Firmen im Habeckschen Sinne ihre Produktion einstellen, ohne insolvent zu sein. Der Stellenabbau dürfte dort total sein und nur noch „gesunde“ Unternehmen, befreit von den unsicheren Kantonisten Arbeitskraft, tummeln sich auf dem Markt und führen einen fairen Wettbewerb… Mehr