US-Verbraucherstimmung auf Rekordhoch

Politik dominiert kurzfristig die Kursentwicklung, Huawei auf schwarzer Liste, Enttäuschung bei Dürr und Baidu, Sprung bei Luckin Coffee.

BRYAN R. SMITH/AFP/Getty Images

Politische Börsen haben kurze Beine, lautet ein Sprichwort. Allerdings laufen sie bisweilen recht flink von Hochs zu Tiefs und umgekehrt. Vergangene Woche verschreckte zunächst Donald Trumps Gebrüll die Händler an der Wall Street. Ob der US-Präsident nach den Drohgebärden im Zollkonflikt mit Europa und China erneut zubeißt, wird sich herausstellen. Ohne Zweifel beeinflusst er die Kurse in New York und Frankfurt. Immerhin scheint die Gefahr, dass die bereits wirkenden Importzölle die US-Konsumenten verschrecken, gering. Der US-Handelsriese Walmart legte soeben gute Quartalszahlen vor, die die Gemüter beruhigten. Der Händler ist in der Lage, die höheren Importkosten an Kunden weiterzugeben. Zwar treibt dies die Preise. Eine inflationsbedingte Änderung der US-Zinspolitik, die Aktienmärkte derzeit nachhaltig stützt, scheint aber noch unwahrscheinlich. So gesehen sollten Anleger versuchen, die Geräusche zu ignorieren, auch wenn sie manchen Trade vermiesen.

Nach drei Gewinntagen in Folge sind die US-Aktienmärkten jedenfalls mit Verlusten ins Wochenende gegangen. Der Dow Jones Industrial notierte am Freitag über weite Strecken zwar moderat im Plus, fiel im späten Handel jedoch ab und schloss mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 25.764 Punkten. Daraus resultierte für den US-Leitindex ein Wochenverlust von rund 0,7 Prozent. Der breit gefasste S&P 500 sank am Freitag um 0,6 Prozent auf 2.860 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor ein Prozent auf 7.504 Punkte. Nachdem in dieser Woche immer wieder Hoffnungen genährt worden seien, dass im Handelsstreit zwischen China und den USA eine Lösung nahe sei, hätten am Freitag die Pessimisten wieder die Oberhand gewonnen, hieß es unter Marktteilnehmern.

Dazu trugen auch die am Freitag umgesetzten Maßnahmen der Vereinigten Staaten gegen den chinesischen Telekom-Ausrüster Huawei bei. Der Konzern und etliche seiner Tochtergesellschaften befinden sich nun auf einer schwarzen Liste von Unternehmen, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Dies setzte vor allem Halbleiterwerte unter Druck. Aktuelle US-Konjunkturdaten zeigten nur wenig Einfluss auf die wichtigen Indizes. Die Stimmung der US-Verbraucher hatte sich im Mai stark verbessert und war auf den höchsten Stand seit gut 15 Jahren gestiegen. Der Sammelindex wirtschaftlicher Frühindikatoren – ermittelt vom privaten Forschungsinstitut Conference Board – hatte sich im April wie erwartet verbessert.

Unter den Einzelwerten in den USA rückten die Avantor-Aktien in den Blick. Dem Pharma- und Laborzulieferer gelang mit einem Volumen von 2,9 Milliarden US-Dollar (rund 2,6 Mrd Euro) der bisher zweitgrößte Börsengang des Jahres. Bei einem Ausgabepreis von 14 Dollar lag der erste Kurs rund fünf Prozent höher bei 14,72 Dollar. Aus dem Handel gingen sie mit 14,50 Dollar. Noch erfolgreicher verlief das US-Börsendebüt des chinesischen Online-Kaffeeanbieters Luckin Coffee. Der erste Kurs von 25 Dollar lag knapp 50 Prozent über dem Ausgabepreis von 17 Dollar. Aber auch die Luckin-Coffee-Aktien kamen im Verlauf wieder zurück und schlossen bei 20,38 Dollar. Die Foto-Plattform Pinterest hatte mit ihren ersten Quartalszahlen seit dem Börsengang enttäuscht. Die Papiere fielen um 13,5 Prozent. Pinterest hatte zwar etwas mehr Umsatz verzeichnet als am Markt erwartet worden war – aber auch deutlich mehr Verlust. Allerdings hatte der Kurs seit dem Börsengang Mitte April zuvor auch schon um mehr als 50 Prozent zugelegt. Besonders enttäuschte die Umsatzprognose von Baidu: Die Papiere des chinesischen Suchmaschinenbetreibers sackten um mehr als 16 Prozent ab.

Der DAX zeigt sich robust und hat sich vom kürzlichen Sturz unter die 12.000-Punkte-Marke bereits wieder erholt, obwohl am Freitag ein Minus von 0,6 Prozent (auf 12.239 Punkte) zu Buche stand. Top-Gesprächsthema unter Börsianern war die Meldung, dass die USA bis auf weiteres keine Sonderzölle auf Autos und Autoteile aus Europa verhängen werden. US-Präsident Donald Trump kündigte an, eine Entscheidung über diese Abgaben um bis zu sechs Monate zu verschieben. Dieser Entschluss dürfte vor allem Hersteller wie BMW, Daimler und Volkswagen freuen.
Die Aktie des Anlagenbauers Dürr erwischte es dagegen hart. Zwar konnte das Unternehmen hat im ersten Quartal 2019 den Umsatz um rund 13 Prozent auf 950 Millionen Euro steigern. Das operative Ergebnis ging jedoch auf 54,6 Millionen Euro (von 56,8 Millionen Euro im Vorjahr) zurück. Die Dürr-Aktie verlor im frühen Handel am Freitag zeitweise um bis zu 8,6 Prozent, ein Dreieinhalb-Monats-Tief.

Auf Talfahrt ging es auch mit der Delivery Hero-Aktie. Grund war die Ankündigung des Internet-Händlers Amazon, beim britischen Bringdienst Deliveroo in das Liefergeschäft für Essen einzusteigen. Einer Mitteilung von Deliveroo zufolge, habe Amazon die jüngste und 575 Millionen Dollar schwere Finanzierungsrunde angeführt. Insgesamt haben mehrere Investoren bisher 1,53 Milliarden Dollar in das Unternehmen gesteckt. Das Geld wolle Deliveroo in Technik und den Ausbau des Geschäfts investieren, hieß es weiter. Diese Ankündigung machte die Mitbewerber und deren Anteilseigner nervös. So auch die Aktionäre von Delivery Hero, denn sie trennten sich massenhaft von dem Titel. Die Delivery Hero-Aktie fiel am Freitag um bis zu 5,6 Prozent.

Positive Überraschungen in Sachen Konjunktur waren zuletzt rar gesät. Doch nun ist die deutsche Wirtschaft in den ersten drei Monaten des Jahres stärker gewachsen als von vielen erwartet. Denn das Bruttoinlandsprodukt verzeichnete im Vergleich zum Vorquartal ein Plus von 0,4 Prozent, nachdem Deutschland im Schlussquartal 2018 nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt war. Vor allem die starke Inlandsnachfrage dürfte für das gute Ergebnis gesorgt haben. „Allerdings dürfte die Konjunkturdynamik im weiteren Verlauf des Jahres 2019 eher wieder an Fahrt verlieren“, so Allianz-Volkswirtin Katharina Utermöhl. „Wenig spricht angesichts des schwierigen globalen Umfelds für eine v-förmige Erholung in der Industrie, und die Binnennachfrage dürfte ohne Rückenwind aus der Außenwirtschaft eher an Dynamik verlieren. Wir halten an unserer bisherigen Wachstumsprognose von 1,0 Prozent für dieses Jahr fest.“

Der interne Krieg bei dem italo-französischen Brillengiganten Essilorluxottica ist zu Ende. Der Gründer des italienischen Brillenherstellers Luxotttica, Leonardo Del Vecchio, einigte sich mit Essilors Chef Hubert Sagnières im Duell um die Konzernführung und zieht sein Schlichtungsgesuch an die Internationale Handelskammer zurück. Im Namen des Prinzips „gleiche Rechte“ für die beiden Partner, die 2017 die Fusion besiegelt hatten, beauftragten Del Vecchio und Sagnières sowohl den Luxottica-CEO Francesco Milleri als auch den Essilor-Geschäftsführer Laurent Vacherot. Diese sollen den Integrationsprozess und die Verschlankung der neuen Gruppe EssilorLuxottica mit rund 150.000 Angestellten und einem Erlös von 16 Milliarden Euro im Jahr 2018 beschleunigen. Die beiden Manager sollen außerdem einen neuen CEO für den Großkonzern suchen. Der Streit war ausgebrochen, weil Del Vecchio den Franzosen im März vorgeworfen hatte, das Fusionsabkommen und die Verpflichtung zu loyaler Zusammenarbeit verletzt zu haben. Der Aktienkurs des in Paris gelisteten Konzerns litt stark unter dem internen Machtkampf. Kein Wunder, dass die EssilorLuxottica-Aktie nach Veröffentlichung des Friedensabkommens ein Plus von über drei Prozent verzeichnen konnte. Für den Brillengiganten interessiert sich auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der dieser Tage Luxotticas Firmensitz in Agordo besuchte.

Die aktuellen Schwankungen an den Aktienmärkten haben viele Anleger weltweit wieder verunsichert. Dabei werfen Dividendenpapiere langfristig am meisten Rendite ab, wie die aktuelle Statistik des deutschen Fondsverbands BVI erneut zeigt. So kamen Portfolios, die globale Aktien beinhalten, in den vergangenen 30 Jahren im Schnitt auf ein Plus von 610 Prozent oder sieben Prozent Rendite im Jahr. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum warfen globale Rentenfonds 305 Prozent ab, globale Mischfonds mit Schwerpunkt Aktien kamen immerhin auf einen Gewinn von 480 Prozent. Aber die Volatilität vieler Aktienfonds fällt, wie derzeit wieder zu beobachten ist, ebenfalls spürbar höher aus.


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Kommentare ( 3 )

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Konservativ_DasGuteBewahren
5 Jahre her

– Eine Scheidung ist immer schmerzlich ! –

Aber da es darum geht: China ODER die USA – muss Trump da durch und sich von China trennen wirtschaftlich. Danach wird es besser für die USA, wenn sie wieder Technologie-Führer sind und die eigene Produktion ankurbeln im Land und wieder exportieren können !! Deutscland sollte es genauso machen.

Auch die EU müsste sich trennen – nur leider machen da unsere kommunistischen Eliten und GRÜNEN nicht mit. China ist eheer der heimliche Vorstand der EU – mit Deutschland als Zentrale mit Merkel als Globalistin.

SCHLIMM !!

Marc Hofmann
5 Jahre her

Wenn man keine Importe hat, dann braucht man auch vor Importzöllen keine Angst haben….somit fördert Trump mit seinen Importzöllen die heimische Wirtschaft. Die USA haben genug Rohstoffe im eigenen Land

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

Nur das dadurch einiges teurer wird.