Ein Schweizer und ein amerikanisches Unternehmen gerieten in den vergangenen Wochen in erhebliche Schwierigkeiten, weil sie sich zu stark am Zeitgeist orientierten. Besonders heftig erwischte es den weltgrößten Braukonzern, dessen Absatz in den USA in die Knie ging ...
Anheuser-Busch InBev hatte für die Marke Bud light mit Transgender-Influencer Dylan Mulvaney geworben – und damit ganz offensichtlich die Stammkundschaft auf die Barrikaden getrieben. Der Marktanteil von AB InBev am gesamten amerikanischen Biermarkt brach um signifikante 5,2 Prozentpunkte auf knapp 37 Prozent ein. Fast 70 Prozent dieses Rückgangs gingen auf das Konto der Sorte Bud Light, aber auch andere Marken des Konzerns wurden durch den Konsumentenboykott in Mitleidenschaft gezogen.
Dagegen legte der Absatz bei vergleichbaren Produkten von Konkurrenten wie Coors oder Miller deutlich zu – während der gesamte Bierabsatz leicht rückläufig war. Anheuser-Busch InBev zog jedenfalls die Notbremse und leistete Abbitte: „Die Menschen wollen ihr Bier nicht in Verbindung mit so einer Debatte genießen. Sie wollen, dass Bier einfach ist, dass es für jedermann ist und dass sie es mit ihrer Familie und ihren Freunden ohne größere Gedanken trinken können“, zitierte die „Neue Zürcher Zeitung“ Unternehmenschef Michel Doukeris aus einem Interview. Seit dem Boykott hat man die Produktion neuer Bud-Light-Werbung forciert und sich dabei auf die Themen Fußball und Country-Musik konzentriert. Dem Handel wurde angeboten, nicht verkaufte Kästen Bier, deren Verfallsdatum überschritten wurde, zurückgeben zu können. Ein teurer Spaß. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ist im zweiten Quartal um knapp 30 Prozent gesunken.
In ein vergleichbares Fettnäpfchen tappte der Uhrenkonzern Swatch in Malaysia. Bereits Mitte Mai konfiszierten die Behörden in der Hauptstadt Kuala Lumpur in 16 Geschäften insgesamt 172 Uhren der Pride-Kollektion im Wert von rund 12.400 Franken. Mittlerweile hat die Regierung die sogenannte „Pride-Kollektion“, die in den Regenbogenfarben der LGBTQ+-Bewegung gestaltet ist, verboten. Das Innenministerium begründete das Verbot damit, dass die Produkte der Moral und den Interessen Malaysias schaden könnten, „indem sie die LGBTQ+-Bewegung fördern, unterstützen und normalisieren, obwohl die Öffentlichkeit dies nicht akzeptiert“. Wer gegen das Verbot verstößt, wird hart bestraft. Die Strafen reichen von Geldbußen in Höhe von 4.000 Euro bis zu drei Jahren Gefängnis. Homosexualität steht in Malaysia, wo annähernd zwei Drittel der Bevölkerung muslimisch sind, unter Strafe.
In jenen malaysischen Gliedstaaten, in denen die Scharia, das Rechtssystem des Islam, herrscht, können Homosexuelle ausgepeitscht und zu langen Haftstrafen verurteilt werden. Der Chef von Swatch, Nick Hayek, reagiert mit Unverständnis: „Wir bestreiten vehement, dass unsere Uhrenkollektion in Regenbogenfarben und mit einer Botschaft von Frieden und Liebe für irgendjemanden schädlich sein könnte. Im Gegenteil, Swatch vermittelt immer positive Botschaften und Freude am Leben. Das ist nichts Politisches.“ Man frage sich zudem, wie die Regierung die vielen schönen natürlichen Regenbögen konfiszieren wolle, die tausendmal im Jahr am Himmel Malaysias auftauchten, fügte Hayek süffisant hinzu. Swatch hat inzwischen Klage gegen die Konfiskation eingereicht.
Für die Weltbörsen waren diese Vorfälle indes nichts weniger als eine Episode. Der Dow Jones Industrial kam am Freitag jedenfalls etwas weiter voran und legte damit auch auf Wochensicht zu. Die zinssensiblen Technologiewerte bekamen indes den deutlichen Anstieg der Renditen am Bondmarkt zu spüren. Der Dow legte um 0,3 Prozent auf 35.281 Punkte zu. Die Wochenbilanz ergibt ein Plus von 0,6 Prozent. Der marktbreite S&P 500 fiel am Freitag um 0,1 Prozent auf 4.464 Zähler. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,7 Prozent auf 15.028 Punkte nach unten.
Die Erzeugerpreise legten im Juli etwas stärker zu als erwartet. Sie stiegen zum Vorjahresmonat um 0,8 Prozent, während Volkswirte im Schnitt eine Rate von 0,7 Prozent erwartet hatten. Im Vormonat waren sie noch um revidierte 0,2 Prozent (zunächst 0,1) geklettert. Die Erzeugerpreise beeinflussen die Verbraucherpreise, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Die allgemeine Inflation ist laut Zahlen vom Donnerstag im Juli auch etwas gestiegen. Die Fed hatte im Juli nach einer Zinspause ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation erneut angehoben.
Von Unternehmensseite standen die Aktien von News Corp im Fokus, die an der S&P-500-Spitze um 4,7 Prozent stiegen. Der Medienkonzern von Rupert Murdoch hatte zwar im abgelaufenen Quartal einen Umsatzrückgang von fast zehn Prozent und einen Gewinneinbruch von rund 75 Prozent verzeichnet. Konzernchef Robert Thomson blickt aber dank der „bemerkenswerten Möglichkeiten“ der künstlichen Intelligenz (KI) optimistisch in die Zukunft. Die Verwendung generativer KI biete eine „bemerkenswerte Gelegenheit“, neue Einkommensquellen zu erschließen und gleichzeitig die Kosten zu minimieren, sagte Thomson.
Unter den Technologiewerten verzeichneten Aktien von in den USA gelisteten, chinesischen Konzernen teils deutliche Verluste.
Der Euro litt unter der Aussicht auf eine womöglich weiterhin recht straffe Geldpolitik in den USA und wurde zuletzt mit 1,0946 US-Dollar gehandelt. Die Rendite für zehnjährige Anleihen stieg auf 4,17 Prozent.
Der DAX hatte zuvor eine durchwachsene Woche mit deutlichen Verlusten beendet. Der deutsche Leitindex schloss gut ein Prozent tiefer bei 15.832 Punkten, womit er einen Wochenverlust von 0,8 Prozent verbuchte. Die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten blieb erst einmal eine zu hohe Hürde für den DAX, der Ende Juli noch einen Rekord von 16.528 Punkten erreicht hatte. Mit dem heutigen Kursrückgang rutschte er zudem unter die 100-Tage-Linie als Indikator für den mittelfristigen Trend, behauptete sich aber über seinem am Dienstag erreichten Vierwochentief. Der MDAX der mittelgroßen börsennotierten Unternehmen verlor 0,9 Prozent auf 28.084 Punkte.
Unternehmensseitig sah die Agenda nach der jüngsten Zahlenflut am Freitag deutlich übersichtlicher aus. Die deutlichsten Bewegungen gab es im Nebenwerte-Index SDAX. Die Aktien von Spitzenreiter Varta sprangen um 10,8 Prozent hoch. Damit machte der Batteriehersteller die Kursverluste der vergangenen zwei Wochen, die mit Eckdaten für das erste Halbjahr und gesenkten Unternehmenszielen ihren Ausgang genommen hatten, großteils wieder wett. Verantwortlich für die Erholung machten Börsianer nicht die nun veröffentlichten endgültigen Zahlen, sondern Eindeckungskäufe von Anlegern, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hätten.
Dagegen sackten Metro mit minus 7,3 Prozent ans Indexende. Der Großhändler hatte im vergangenen Quartal schlechter als erwartet abgeschnitten. Dem Stahlkonzern Salzgitter brockte die Aussicht auf schwächere Geschäfte nach dem schon trägen ersten Halbjahr einen Kursrückgang um 3,9 Prozent ein.
Bechtle führte mit plus 6,4 Prozent die Gewinnerliste im MDAX an. Der IT-Dienstleister geht dank einer besseren Stimmung im Mittelstand von einer Belebung der Nachfrage im zweiten Halbjahr aus.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,56 Prozent am Vortag auf 2,58 Prozent.
Der Dax könnte sich in der neuen Woche Experten zufolge weiter stabilisieren. Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba konstatierte an den Finanzmärkten zuletzt einen vorsichtigen Optimismus. Allerdings zeige die aktuelle Wochenbilanz an den Märkten, dass man noch nicht von einem Befreiungsschlag sprechen könne, warnte Windt vor zu viel Optimismus. Die Anleger dürften daher das am Mittwochabend anstehende Fed-Protokoll zur letzten Sitzung besonders auf eindeutige Hinweise abklopfen, dass der Zinsgipfel erreicht sei. Zudem sei ein Ende des Erhöhungszyklus in der Eurozone noch nicht in Sicht. Denn hier sei die Inflation deutlich höher, und die Europäische Zentralbank (EZB) habe erst später als die US-Währungshüter mit der geldpolitischen Straffung begonnen.
Für Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank „war, ist und bleibt die Inflationsbekämpfung maßgeblich für die Kapitalmarktentwicklung“. Dank der geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der vergangenen Monate, welche zunehmend auch die Konjunkturentwicklung dämpften, „liegen die unerträglich hohen Inflationsraten aus dem vergangenen Herbst deutlich hinter uns“, betonte er. Die Teuerung ist Kater zufolge zwar noch zu hoch, als dass man schon endgültig Entwarnung geben könne. Doch trotz aller Unwägbarkeiten über die nächsten Wirtschafts- und Inflationsdaten rückten die anstehenden Leitzinssenkungen im kommenden Jahr zunehmend in den Fokus, was die Aktienmärkte perspektivisch unterstützen werde. Vorsichtiger äußerte sich hingegen Katers Kollege Jörg Krämer von der Commerzbank. Er rät davon ab, auf Zinssenkungen der EZB bereits im kommenden Jahr zu wetten.
Die anstehenden Konjunkturdaten, deren Bedeutung für ihre geldpolitischen Entscheidungen Fed wie EZB betonten, dürften die divergierende Wirtschaftsentwicklung in den USA und dem schwächeren Europa belegen, glaubt Kater. „Vor allem in Deutschland läuft es derzeit nicht rund, hier dürfte die ZEW-Konjunkturumfrage (am Dienstag) abermals enttäuschende Nachrichten liefern. In den USA sind (ebenfalls am Dienstag) leicht höhere Einzelhandelsumsätze und (am Mittwoch) eine etwas gestiegene Industrieproduktion zu erwarten.“
Am Dienstag stehen zudem Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsatz aus China auf der Agenda. Zeichen einer Besserung in dem Land, das derzeit mit einer schwachen Konjunktur und einem kränkelnden Immobiliensektor kämpfe, „dürften den Börsen dann auch hierzulande Auftrieb verleihen“, so Helaba-Analystin Windt. Hinzu komme die Aussicht auf konjunkturelle Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung. Zuletzt hatten Daten aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft Dax & Co eher kalt gelassen.
Unternehmensseitig wartet der Montag noch einmal mit einem Schwung von Unternehmensberichten auf – allerdings nur aus der zweiten und dritten Reihe. Ihre Zahlen angekündigt haben etwa aus dem MDAX TAG Immobilien, der Solar- und Windkraftpark-Betreiber Encavis und der Versicherer Talanx. Die Zahlen der Online-Apotheke DocMorris könnten am Donnerstag den Aktien der deutschen Konkurrentin Redcare Pharmacy Impulse geben. Am Freitag legt der Autobauer Volkswagen Absatzzahlen für den Juli vor.
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Zum Glück scheint die „Abstimmung mit den Füßen“ ja noch zu funktionieren. Gleiches wird übrigens auch bei den E-Cars passieren, wartet es nur ab.
Und dass die Trans-Werbung bei der mehrheitlich konservativen Kundschaft mindestens Befremden, oft Ärger auslöst, das hat Herr Doukeris nicht im Vorfeld geahnt?
Oder wollte er dem „Zeitgeist“ intern nicht widersprechen, so vernünftig und im Unternehmensinteresse es auch gewesen wäre? In jedem Fall: Fehlbesetzung.
Die grösste staatlich induzierte Immobilienblase dieser Welt als „kränkelnder Immobiliensektor“ zu bezeichnen, ist ein Euphemismus ohne gleichen. Man hat den Chinesen der Mittelschicht kaum andere Investitionsmöglichkeit gelassen, als ihr Privatvermögen in eine massive Immobilienblase zu investieren. Jetzt wo es vielen Menschen bewusst geworden ist, dass diese staatlich geförderte Geldvernichtung ihre Ersparnisse vernichten wird und sie dagegen protestieren wollten, wurden sie durch das Coronaregime am Reisen und Protestieren gehindert. Der Chinesische Immobilienmarkt macht ca. 1/4 der gesamten chinesischen Wirtschaftstätigkeit aus und ist das Rückgrat der chinesischen Wirtschaft. Die USA hat für ihre Staatsanleihen das Tripple A Rating verloren, die BRICS-Staaten wollen… Mehr
„Der Chef von Swatch, Nick Hayek, reagiert mit Unverständnis: ‚Wir bestreiten vehement, dass unsere Uhrenkollektion in Regenbogenfarben und mit einer Botschaft von Frieden und Liebe für irgendjemanden schädlich sein könnte. Im Gegenteil, Swatch vermittelt immer positive Botschaften und Freude am Leben. Das ist nichts Politisches.‘“
Natürlich nicht! Ich liebe … ich liebe doch alle … alle Menschen … na, ich liebe doch …
Go woke- get broke!
Es gibt es noch, das gesunde Volksempfinden. Ein Glück, das vermittelt Hoffnung.
Spannend dürfte in ein paar Tagen(!) die BRICS-Konferenz in RSA werden, sofern sie nicht von den US sabotiert würde, bzg. eines wieder auf Gold -& Rohstoffen?- basierten Währungsstandards. Nix Papierdollar, nix digital. Cash in Gold!
Markus Krall ua. haben da interssante Ansichten & Erklärungsansätze, und ob da noch Las Vegas Börsen mit US-$-Papier und verbandelten € eine solche Rolle noch werden spielen können?
Der One-World-Warenkapitalismus zeitigt, abseits von Topographien, anhand der reinen Weltanschauungen: neue Stämme. Die Überwindung der Nationalstaaten, diese feuchte Friedens- & Beglückungsphantasie der Linken, sowie einiger auf Positionserhalt erpichten Super-Milliardäre, stellt sich so möglicherweise als Holzweg dar. Der Mensch ist halt doch auf Konflikt gebürstet.
……ein freund – sitzend in dem entsprechenden eu – parlamentsausschus – berichtet mir über die einführung eines digitalen euro! anders als panetta, einem vorstandsmitglied der entscheidenden und ausführenden bank, ist ein digitaler euro nicht allgemein verfügbar und nutzerfreundlich, sondern ausgesprochen schädlich für das volk und ein zeichen, daß die totale diktatur mit dem wegfall der freiheit begonnen hat! dieser digitale euro steht kurz vor seiner einführung! all the best from cambridge/mass.! ……ein freund – sitzend in dem entsprechenden eu – parlamentsausschus – berichtet mir über die einführung eines digitalen euro! anders als panetta, einem vorstandsmitglied der entscheidenden und ausführenden bank,… Mehr
Herr Hayek von Swatch stellt sich absichtlich dumm, obwohl er das bestimmt nicht ist. Natürlich ist so etwas eine politische Botschaft, darum macht er es ja. Dann soll er wenigstens dazu stehen und diese archaischen Gesetze verurteilen. Oder schweigen. Aber bitte keine Scheinheiligkeit.
Die Wirtschaft weltweit geht den Bach runter. Auch wenn in hiesigen Medien oft die US Wirtschaft gepriesen wird. Seitdem Biden Präsident ist hat jeder amerikanische Haushalt 709 Dollar pro Monat weniger in der Tasche (Quelle CNN Business vom 11 August). In Deutschland und Europa dürfen die Zahlen wohl ähnlich aussehen.
Linke Regierungen führen immer in die Armut.
Die Armut der Bürger ist nicht zwangsläufig Armut des Staates.
Der US-Bürger mag weniger in der Tasche haben,die Wirtschaft wuchs 2021 um 5,7%,das BIP auf 23 Billionen$.
Quelle:The World Bank GDP growth (annual %).
Auch in D ist es deutlich.
Kein Geld für Schulen,Kitas,Krankenhäuser oder flaschensammelnde Rentner.
Jedoch Milliarden für Sozialleistungen an illegale Migranten,zur Entwicklungshilfe an Länder ,die uns überholt haben(China,Indien)oder als Kriegshilfen an die Ukraine.