Die Stimmung besser als die Lage

Ob es in den USA nun doch zu einer Rezession kommt, ist die Frage, welche derzeit die Börsianer umtreibt. Hinweise versprach man sich in der letzten Juliwoche von den Quartalszahlen der großen Technologie-Konzerne. Und die waren durchaus problematisch.

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Bei Apple, nach Saudi Aramco die zweitwertvollste Firma der Welt, brach der Gewinn im Frühjahrsquartal um elf Prozent ein. Lockdown-bedingte Fabrikschließungen in China und anhaltende Probleme in der globalen Lieferkette belasteten. Alle Konzerne sind offensichtlich sehr durch den starken Dollar belastet, der im Vergleich zum Euro auf einem 20-Jahre-Hoch steht. Das kostete alle Konzerne einige Prozentpunkte bei Gewinn und Umsatz – auch bei Microsoft.

Ohne die Aufwertung des Dollars wäre der Umsatz nicht nur um zwölf Prozent, sondern um 16 Prozent gestiegen, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Auch Microsoft spürte die Produktionsausfälle in China. Auch das Cloud-Geschäft, in dem Microsoft nach Amazon der weltweit zweitgrößte Anbieter ist, bildet nach wie vor eine tragende Säule des Konzerns; mit einer Wachstumsrate von 40 Prozent boomt es aber nicht mehr so wie inmitten der Corona-Pandemie. Microsofts soziales Netzwerk Linkedin und die hauseigene Suchmaschine Bing verzeichneten zudem ein Umsatzminus von 100 Millionen Dollar, da sich der globale Werbemarkt allmählich etwas abschwächt.

Das spürt auch Alphabet. Der Konzern aus Mountain View ist der größte Anbieter für Digitalwerbung weltweit und gilt somit als Vorbote dafür, wie es in dem Sektor grundsätzlich läuft. Auf der Videoplattform Youtube wuchs das Werbegeschäft bereits langsamer als im Vorjahresquartal. Insgesamt verzeichnete Alphabet einen Gewinn von 16 Milliarden Dollar, 14 Prozent schwächer als im Vorjahresquartal.

Richtig düster sieht die Lage bei Facebooks Mutterkonzern Meta aus. Offenbar trauen die Werbekunden Meta zunehmend weniger zu, die für sie relevanten Zielgruppen zu erreichen; insbesondere nachdem Änderungen in Apples Betriebssystem iOS vergangenes Jahr dazu führten, dass Meta weniger Kundendaten absaugen kann. Für Meta ist das fatal, denn das Unternehmen macht 98 Prozent seines Umsatzes mit Werbung. Entsprechend schlecht lief das vergangene Quartal: Zum ersten Mal in der Firmengeschichte vermeldete Meta zugleich sinkenden Umsatz und einbrechenden Gewinn. Besonders die aus China stammende Videoplattform Tiktok macht Meta inzwischen Konkurrenz. Auch bei Amazon häufen sich zurzeit die Probleme. Das zweite Quartal in Folge verzeichnete der Konzern aus Seattle einen Verlust. Mit 1,52 Millionen Angestellten ist Amazon der größte Arbeitgeber der USA. Der Konzern hat angekündigt, die Belegschaft reduzieren zu wollen. Trotzdem legte der Kurs am Freitag um mehr als zehn Prozent zu, weil Analysten mit noch deutlich schlechteren Zahlen gerechnet hatten.

Der Dow Jones Industrial stieg zum Wochenausklang am Freitag gleichwohl um knapp ein Prozent auf 32.845 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Juni. Auf Wochensicht bringt es der Dow auf einen Gewinn von drei Prozent. Den historisch eher schwachen Börsenmonat Juli hat der Index mit einem Aufschlag von 6,7 Prozent beendet, das ist für den Dow der stärkste Juli seit zwölf Jahren. Unterstützung erhielten die Aktienkurse zuletzt von der Erwartung, dass die US-Notenbank Fed bei ihren Zinserhöhungen möglicherweise aufgrund der oben geschilderten Rezessionsgefahren doch etwas behutsamer vorgehen werde.

Der technologielastige NASDAQ 100 legte am Freitag mit 1,8 Prozent auf 12.948 Punkte sogar noch stärker zu. Hier war der Juli mit plus 13 Prozent der beste Börsenmonat seit April 2020. Der marktbreite S&P500 gewann 1,4 Prozent auf 4.130 Zähler.

Der Chip-Riese Intel wurde allerdings zur Kasse gebeten. Stacy Rasgon vom Investmenthaus Bernstein nannte die Profitabilität „erschreckend“ und die neuen Jahresziele „garstig“. Mit minus 8,6 Prozent fanden sich die Aktien abgeschlagen am Ende des Dow wieder. Nicht gut kamen auch Aussagen des Konsumgüterriesen Procter & Gamble an, die Aktie war mit minus 6,2 Prozent zweitgrößter Verlierer im Index. Der Konzern rechnet in diesem Jahr mit Gegenwind von der hohen Inflation. Auf den Beifall der Investoren stieß ein Rekordgewinn des Ölkonzerns Exxon Mobil. Die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise verschafften dem Unternehmen im zweiten Quartal einen Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar. Der Kurs stieg um 4,6 Prozent. Noch besser kamen indes die Zahlen des Kontrahenten Chevron an, der zudem den milliardenschweren Aktienrückkauf aufstockte. Chevron-Aktien zogen an der Dow-Spitze um 8,9 Prozent an.

Zuvor hatte schon die Deutsche Börse einen versöhnlichen Wochen- und starken Monatsabschluss verzeichnet. Auch hierzulande sandten einige starke Unternehmensergebnisse positive Impulse. Der Dax kletterte am späten Nachmittag auf den höchsten Stand seit Mitte Juni und schloss mit einem Plus von 1,5 Prozent bei 13.484 Punkten. Auf Wochensicht ergab sich ein Zuwachs von rund 1,7 Prozent. Für den Monat Juli steht ein Dax-Gewinn von 5,5 Prozent zu Buche. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen gewann zwei Prozent auf 27.365 Zähler.

Oben im Dax wurden vor dem Wochenende die Papiere des Online-Modehändlers Zalando und des Chipherstellers Infineon von der guten Stimmung im Internet- beziehungsweise Technologiesektor mit hochgezogen, sie gewannen 6,5 beziehungsweise 3,5 Prozent. Keinen Halt fanden dagegen die Aktien des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care. Nach dem Kurseinbruch am Vortag um mehr als 14 Prozent ging es nun weiter abwärts auf den tiefsten Stand seit 2009. Am Dax-Ende verloren sie letztlich 3,4 Prozent.

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