Starker US-Arbeitsmarkt vertreibt Rezessionsängste

Der Arbeitsmarktbericht für Juni wurde von den meisten Analysten als gutes Zeichen gesehen. Es habe ganz den Anschein, dass der starke Anstieg der Beschäftigtenzahl außerhalb der Landwirtschaft die Rezessionsbefürchtungen „ad absurdum“ führe. Das sollte reichen, um einer weiteren deutlichen Zinserhöhung um 75 Basispunkte der US-Notenbank Ende des Monats den Boden zu bereiten.

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Der Euro fiel am Freitag gegenüber dem Dollar vorübergehend auf einen 20-Jahres-Tiefststand. Die europäische Gemeinschaftswährung war am Morgen mit 1,0072 Dollar auf den niedrigsten Stand seit Ende des Jahres 2002 gerutscht. Bis zum Nachmittag erholte sich der Euro zwar wieder, notierte aber bei 1,0174 Dollar/Euro nur knapp über der Parität. Seit Jahresanfang hat der Greenback damit bereits mehr als zehn Prozent gegenüber dem Euro gewonnen. Beim Währungspaar Franken/Euro sieht es noch verheerender aus. Mit 98,66 Rappen für den Euro sackte der Euro am Freitag auf ein neues Rekordtief.

Ein robuster Arbeitsmarktbericht für Juni hat die US-Börsen am Freitag dennoch auf ihrem Stabilisierungskurs gehalten. Eine klare Richtung schlugen die wichtigsten Indizes aber bis zum Handelsende nicht ein. Sie schwankten zwischen moderaten Gewinnen und Verlusten, nachdem es in den beiden Handelstagen zuvor nach oben gegangen war. Der Dow Jones Industrial gab letztlich 0,15 Prozent auf 31.338 Punkte nach. Für die erste komplette Woche des neuen Halbjahres bedeutet das einen Gewinn von 0,8 Prozent. Allerdings hat der bekannteste Wall-Street-Index in der ersten Jahreshälfte und nach einem Rekordhoch zu Jahresbeginn 15 Prozent eingebüßt. Der marktbreite S&P 500 sank minimal um 0,1 Prozent auf 3.899 Zähler. Der Technologie-Auswahlindex NASDAQ 100 legte minimal auf 12.126 Punkte zu. Er hat sich damit im Wochenverlauf mit einem Plus von 4,7 Prozent kräftig erholt, muss aber gegenüber seinem Rekordhoch vom vergangenen November immer noch einen Abschlag von 20 Prozent verkraften.

Der Arbeitsmarktbericht für Juni wurde von den meisten Analysten als gutes Zeichen gesehen. Es habe ganz den Anschein, dass der starke Anstieg der Beschäftigtenzahl außerhalb der Landwirtschaft die Rezessionsbefürchtungen „ad absurdum“ führe, sagte er. Das sollte reichen, um einer weiteren deutlichen Zinserhöhung um 75 Basispunkte der US-Notenbank Ende des Monats den Boden zu bereiten. Weitere Details im Jobbericht, die Abkühlung des Lohnwachstums und der jüngste Einbruch der Rohstoffpreise, seien zudem womöglich bereits Hinweise, dass sich die Inflationsaussichten schneller verbessern könnten als gedacht.

Unter den Einzelwerten legte im Dow Apple um 0,5 Prozent zu, während Microsoft um 0,3 Prozent nachgaben. Im Nasdaq 100 legten außerdem die Papiere der Google-Mutter Alphabet moderat zu, während es für die Anteile des weltgrößten Online-Händlers Amazon um 0,7 Prozent abwärts ging.

Twitter büßte 5,1 Prozent ein. Einem Bericht der „Washington Post“ zufolge ist der andauernde Konflikt zwischen Tech-Milliardär Elon Musk und dem Twitter-Management über die Anzahl von Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform eskaliert.  Nachbörslich ging es weiter bergab. Nun kommt tatsächlich, was sich schon eine Weile andeutete – Elon Musk hat am Freitag angekündigt, die Verhandlungen über seine 44-Milliarden-Dollar-Offerte zur Übernahme von Twitter beenden zu wollen. Schon in den vergangenen Monaten hatte er immer wieder öffentlich angedeutet, mit den getroffenen Vereinbarungen unzufrieden zu sein. Musk argumentiert, Twitter habe „irreführende Angaben“ gemacht. Das Unternehmen sei seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen, Informationen darüber zu liefern, wie die Verbreitung von Bots auf dem sozialen Mediendienst einzuschätzen sei, sagte Musk am Freitag in einem Brief an Twitter. Twitter seinerseits will sich gegen sein Ansinnen vor Gericht wehren. „Der Twitter-Vorstand ist entschlossen, die Transaktion zu dem Preis und den Bedingungen abzuschließen, die mit Herrn Musk vereinbart wurden, und plant, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Fusionsvereinbarung durchzusetzen“, erklärte Verwaltungsratschef Bret Taylor. Musk behauptet einmal mehr, dass die Anzahl der Spam-Bots wesentlich höher als fünf Prozent sei, ohne entsprechende Beweise vorzulegen.

Musk wirft dem Management von Twitter zudem vor, das operative Geschäft in jüngster Zeit nicht mehr ordnungsgemäß geführt zu haben. Tatsächlich hat das Unternehmen mit Hauptsitz in San Francisco einen Einstellungsstopp verhängt, leitende Angestellte entlassen und andere wichtige Abgänge im Managementbereich zu verzeichnen. Musk will zudem „weitere wesentliche Verstöße“ gegen die Fusionsvereinbarung gefunden haben. Dies könnte wichtig werden, wenn der Streit vor Gericht geht; denn der Vertrag sieht vor, dass im Falle eines Scheiterns die Partei, die die Vereinbarung bricht, unter bestimmten Umständen eine Entschädigungszahlung in Höhe von einer Milliarde Dollar zahlen muss. Der Konflikt über Spam-Bots reicht wahrscheinlich nicht aus, um Musk den Rücktritt von der Vereinbarung zu ermöglichen. Für Twitter ist die Übernahme von größter Bedeutung. Schließlich hat der Social-Media-Konzern schon seit Jahren Wachstumssorgen und ist nicht profitabel. Bisher ist kein anderer potenzieller Interessent in Erscheinung getreten, der als „weißer Ritter“ auftreten könnte.

Zuvor hatte der robuste US-Arbeitsmarkt schon in Frankfurt für einen versöhnlichen Wochenausklang gesorgt. Der Dax ging mit einem Gewinn von 1,3 Prozent aus dem Markt und eroberte mit einem Schlussstand von 13.015 Punkten die 13.000er-Marke zurück. Auf Wochensicht bedeutet das ein Plus von 1,5 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte legte um 1,7 Prozent auf 26.301 Punkte zu.

Im Fokus stand erneut der angeschlagene Gasimporteur Uniper. Nach der Drosselung russischer Gaslieferungen und damit verbundener Preissprünge hat der Konzern bei der Bundesregierung einen Antrag auf staatliche Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Der Vorschlag dürfte zur Folge haben, dass sich der Bund an dem Unternehmen beteiligt. Uniper schlägt ferner vor, Preissprünge an Kunden weitergeben zu können. So sollen hohe Verluste beendet und die Liquidität gesichert werden. Der Kurs der Uniper-Aktie legte etwas zu.

Währenddessen setzten sich die VW-Aktien an die Spitze des Dax. Gute Nachrichten zum Börsengang der Sportwagenmarke Porsche sorgten für Rückenwind. Die Papiere der Porsche-Holding und die Vorzugsaktien von Volkswagen stiegen jeweils um rund sechs Prozent. Mit einem Börsengang der Marke Porsche könne VW zusätzliche Werte heben, sagten Händler.

Die Papiere von TAG Immobilien büßten nach dem Beschluss einer Kapitalerhöhung als MDax-Schlusslicht mehr als sechs Prozent ein. Der Schritt dient der Finanzierung der Übernahme des polnischen Unternehmens Robyg.

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Kommentare ( 1 )

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Janosik
2 Jahre her

Das ist schon interessant. In anderen Quellen habe ich gelesen dass man in USA die Produktionskapazitäten ausbaut oder die neuen baut. Der Krieg ist also doch gut für die Konjunktur oder was?