Starke Börse trotz Rezessionsängsten

Die Börsianer setzen wohl schon wieder auf Optimismus. Aber ohne einschneidende Korrekturen werden auch dieses Mal die Folgen der jahrelangen globalen Geldschwemme kaum zu bewältigen sein.

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Tesla-Chef Elon Musk versuchte sich kürzlich als Ökonom. In einem Tweet schrieb er: „Unternehmen, die inhärent einen negativen Cashflow aufweisen, also Wert vernichten, müssen sterben, damit sie keine Ressourcen mehr verbrauchen.“ Das klingt provokativ, aber Musk hat Recht. So konnten in den vergangenen Jahren viele hochverschuldete Firmen nur deshalb überleben, weil sie dank Niedrigzinsen nicht von ihren Schulden erdrückt wurden. Wenn die derzeit steigenden Zinsen nun dazu führen, dass solche „Zombie-Unternehmen“ aus dem Markt ausscheiden, ist das kein Drama für die Wirtschaft als Ganzes.

Tatsächlich sind Rezessionen immer wieder erforderlich, um Ungleichgewichte zu korrigieren: Ohne die – höchst unpopuläre – Rosskur der frühen 1980er Jahre unter Fed-Chef Paul Volcker hätten etwa die USA ihr Inflationsproblem nicht in den Griff gekriegt. Und ohne einschneidende Korrekturen werden auch dieses Mal die Folgen der jahrelangen globalen Geldschwemme kaum zu bewältigen sein.

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Die Börse ist derzeit allerdings eher auf Optimismus gerichtet. Unter Führung der Technologiewerte legten die US-Börsen am Freitag jedenfalls kräftig zu und hat damit auch auf Wochensicht deutlich gewonnen. Der technologielastige und zinssensible NASDAQ 100 stieg um 2,1 Prozent auf 13.566 Zähler. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 1,3 Prozent auf 33.761 Punkte zu. Für den marktbreiten S&P 500 ging es sogar um 1,7 Prozent auf 4.280 Zähler hoch. Auch die Wochenbilanz fällt mit plus 2,7 Prozent für den Nasdaq 100, plus 2,9 Prozent für den Dow und plus 3,3 Prozent für den S&P 500 stark aus. Die Rally läuft nun seit Mitte Juni. Als Haupttreiber gilt die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik mit nicht ganz so großen Zinsschritten so steuert, dass eine starke Eintrübung der Konjunktur vermieden werden kann. Allein der Nasdaq 100 erholte sich seit seinem Juni-Tief bei 11.037 Punkten inzwischen um rund 23 Prozent und erreichte zum Handelsende am Freitag den höchsten Stand seit Ende April.

Mitte der Woche hatte die nachlassende Teuerung in den USA die Hoffnung angefacht, die Fed könnte die Leitzinsen demnächst womöglich nicht mehr ganz so stark erhöhen. Mary Daly, Fed-Präsidentin von San Francisco, sagte jedoch, die Inflation sei nach wie vor zu hoch, weshalb auch im kommenden Jahr mit einer restriktiven Geldpolitik zu rechnen sei. Für Daly ist ein weiterer großer Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten im September durchaus denkbar.

Bei den Unternehmen sorgte Apple mit Aussagen zur iPhone-Fertigung für Zuversicht. Dem Konzern zufolge sollen in diesem Jahr mindestens genauso viele iPhones der neuesten Generation hergestellt werden wie im vergangenen Jahr. Apple setzt dabei auf betuchte Kunden und einen schwindenden Wettbewerb, um dem globalen Abschwung in der Elektronikindustrie zu trotzen. Für die Apple-Aktie ging es um 1,7 Prozent nach oben.

Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Walt Disney eroberten im Dow ein weiteres Mal den Spitzenplatz mit plus 2,6 Prozent, nachdem sie am Mittwoch und Donnerstag angetrieben von guten Quartalszahlen bereits vorne gelegen hatten.

Der Dax kletterte am Nachmittag mehrmals über die vielbeachtete Marke von 13.800 Punkten und blieb am Ende nur minimal darunter, überwand aber immerhin das Vorwochenhoch bei 13.792 Zählern. Letztlich gewann der Leitindex 0,7 Prozent auf 13.796 Punkte und erklomm damit den höchsten Schlussstand seit mehr als zwei Monaten. Auf Wochensicht legte das Börsenbarometer um rund 1,6 Prozent zu. Der MDAX als Index der mittelgroßen Werte endete am Freitag nur unmerklich höher bei 27.907 Zähler.

Unter den Einzelwerten stiegen die Bayer-Aktien um 4,8 Prozent. Der Konzern errang im Streit mit BASF um den Verkaufspreis für das Saatgutgeschäft vor einigen Jahren einen Erfolg. BASF legte dennoch um 1,7 Prozent zu.

Der Mobilfunk-Anbieter freenet erhöhte nach guten Geschäften im zweiten Quartal die Prognose für das operative Jahresergebnis, was den Aktien ein Plus von 2,1 Prozent bescherte. Knorr-Bremse waren nach endgültigen Quartalszahlen mit minus 11,3 Prozent Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte. Aussagen des Bremssystemherstellers für Lkw und Schienenfahrzeuge zu den Aktivitäten in China seien negativ gewertet worden, sagte Analyst Akash Gupta von JPMorgan.

Uniper sprangen nach zwei Handelstagen mit Verlusten um 9,3 Prozent nach oben. Ein Händler verwies auf Berichte, wonach der schwer angeschlagene Energiekonzern vorgeschlagen hat, für Asien bestimmtes Flüssiggas aus den USA nach Europa umzuleiten und Asien über einen Kooperationspartner in Australien zu beliefern. Das Gas könnte so früher in Europa verfügbar sein und Lücken in der Gasversorgung stopfen.


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Kommentare ( 8 )

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Martin
2 Jahre her

Sicher mag es noch Rückschläge geben, ich rechne aber mit der großen Aktienparty! Denn im Grunde gibt es zwei Wege: die FED erhöht wie ähnlich wie beim Volcker-Schock die Zinsen schnell und sehr stark, bis die 2% Zielinflation erreicht sind. Der andere Weg besteht darin, die Zinsen moderat zu erhöhen, bis ein weiterer Anstieg der Inflation gestoppt, das Risiko einer Hyperinflation gebannt ist, um dann über einen längeren Zeitraum eine höhere, langsam zurück gehende Inflation zu akzeptieren. Bei Variante 1 wären Aktienbesitzer klar die Verlierer. Der Markt scheint aber mit Variante 2 zu rechnen. Die USA sind viel zu hoch… Mehr

RMPetersen
2 Jahre her

Musk hat Unternehmen, die ohne staatliche Subventionen und fürsorgliche Staatsgesetze schon Pleite wären.
Ist schon lustig, wenn so Jemand ökonomsiche Ratschläge gibt. Anererseits: Es ist schon ein besonderes Talent, sich so nahe und so geschickt an den Regierungen zu etablieren. Ich bin gespannt, ob dieser Ritt auf der Rasierklinge weiterhin gut verläuft..

thinkSelf
2 Jahre her

Es gibt keinen Grund warum Aktien fallen sollten. Und zwar selbst dann nicht wenn der „Westen“ kollektiv kollabiert.

Die Renditen. Am Anleihemarkt und damit auch die Zinsen für Kredite rauschen schon seit Wochen wieder ordentlich nach unten.

Anlagealternativen gibt es eh nicht.und die Gelddruckmaschinen in Japan, Europa und China laufen fröhlich weiter.

giesemann
2 Jahre her

Solange man immer mehr Geld braucht, um sich ein Dach über dem Kopf zu mieten oder zu kaufen, so lange ist eher zu wenig Geld da als zu viel. Das ist der Blick auf die Angebotsseite. Und solange immer mehr Nachfrager ins Land strömen, so lange wird das auch so bleiben. Usw.

Peter Gramm
2 Jahre her

Aladdin läßt grüßen. Drei oder vier große Spieler stellen Das ihnen anvertraute Geld zur Verfügung. Diese Spieler bestimmen was in den Vorstandsetagen zu geschehen hat. Der Herr Käser hat das ja erleben müssen. So etwas hört man halt nicht auf Hauptversammlungen. Es geht nur um Profit. ESG ist nur schöner Schein. Green washing sozusagen. Die besten Renditen werfen momentan Rüstungskonzerne ab. Die Kehrseite dieser Renditen manifestiert sich in Flüchtlingsströmen deren Kosten immer andere tragen müssen.

Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
2 Jahre her

Ich bin voll investiert. Aber es wird noch Rücksetzer geben, wenn die zittrigen Hände ihre Gasrechnung präsentiert bekommen, dann werden Fondsanteile liquidiert. Ich habe 2009 mir genau überlegt, was ich wollte und kam zu dem Schluss, dass einzig alleine direkte Beteiligung in Form von Aktien richtig sind. Ich habe nie Anleihen besessen, Fonds können mir auch gestohlen bleiben, Versicherungen auch. Die ganzen Riester- und Rürupversprechen lösen sich ja inflationssbedingt ja auch gerade in Luft auf.

Sterlitz
2 Jahre her

Crack-up-Boom.
Lieber Firmenanteile im Portfolio, als inflationierendes Giralgeld auf dem Konto

Wilhelm Roepke
2 Jahre her

Wohin auch sonst mit dem Geld? Anleihen sind in einer großen Blase, Immobilien zinssensibel und ohne Preissetzungsmacht, Kryptos zertrümmert und Gold von Konfiskation bedroht.