Die New Yorker Börsen haben am Freitag einen starken Wochenschluss hingelegt. An der Wall Street kletterten der Leitindex Dow Jones Industrial und der marktbreite S&P 500 erneut auf Rekordhöhen.
An der Technologiebörse Nasdaq drehten die Kurse im Verlauf ins Plus, nachdem dort Inflationssorgen nur anfangs für einen Dämpfer gesorgt hatten. Der NASDAQ 100 rückte am Ende des Handelstages um 0,6 Prozent auf 13.845 Punkte vor. Von seinem Mitte Februar erreichten Rekordhoch ist er nunmehr weniger als 35 Zähler entfernt. Der Dow gewann 0,9 Prozent auf 33.801 Punkte, womit sich auf Wochensicht ein Plus von rund zwei Prozent ergibt. Im S&P 500 ging es am Freitag um 0,8 Prozent auf 4.129 Punkte hoch. Alle drei Indizes schlossen nur knapp unter ihren Tageshochs. Wirtschaftsoptimismus und billiges Geld der Notenbank treiben insbesondere die Standardwerte.
In den USA stiegen die Erzeugerpreise im März stärker als erwartet. Steigen mit einer zunehmenden Inflation auch die Renditen an den Kapitalmärkten, dann können sich Kredite für Unternehmen verteuern. Das wiederum trifft Technologiekonzerne stärker, die auf Investitionen in IT und Software angewiesen sind. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen tendierte am Freitag anfangs in Richtung 1,7 Prozent, zuletzt betrug sie nur noch rund 1,66 Prozent. Dies half auch den Techwerten wieder nach oben.
Die Aktien des Industriekonzerns Honeywell stiegen an der Dow-Spitze um 3,2 Prozent, angetrieben von einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Schlusslicht waren die Papiere der Apothekenkette Walgreens Boots Alliance mit minus 1,1 Prozent. Mit 1,1 Prozent verloren Johnson & Johnson ähnlich viel. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA prüft Fälle von Thrombosen nach einer Corona-Impfung mit dem Vakzin des Herstellers.
Positive Impfstoffmeldungen hielten dagegen die Hersteller Pfizer und Biontech bereit. Sie wollen ihr Corona-Vakzin in den USA künftig auch bei Jugendlichen ab zwölf Jahren einsetzen. Die Biontech-Hinterlegungsscheine gewannen 6,7 Prozent, Pfizer schlossen 1,8 Prozent höher.
Am deutschen Aktienmarkt hielten sich die Anleger am Freitag zurück. Der deutsche Leitindex DAX schloss kaum verändert mit 0,2 Prozent im Plus bei 15.234 Punkten. Für die erste Handelswoche im neuen Quartal bleibt damit ein kleines Plus von 0,7 Prozent in den Büchern. Am Dienstag war der DAX erstmals über die Marke von 15.300 Punkten geklettert.
Da lohnt sich ein Blick zurück: Viele Börsianer werden sich an die Rally zur Jahrtausendwende erinnern. Auf mehr als 8.000 Zähler kletterte der DAX im März 2000. Dann kam der brutale Absturz. 8.000 war danach lange Synonym für exzessive Übertreibung. Wer damals, zum scheinbar schlimmsten Zeitpunkt, in den DAX investierte, hat seinen Einsatz inzwischen nahezu verdoppelt. Der richtige Zeitpunkt ist beim Aktienkauf extrem wichtig: Im Februar vergangenen Jahres stand der DAX bei 14.000 Punkten, einen Monat später unter 9.000. Natürlich ist es besser, billig einzukaufen. Wann aber genau ein günstiger Zeitpunkt ist, lässt sich meist erst nachher bestimmen. Eine einfache Erkenntnis hilft aus dem Dilemma: Auf lange Sicht sind die Aussichten sehr gut. Weil die Weltwirtschaft wächst und starke Unternehmen überdurchschnittlich profitieren, zeigt der Trend nach oben. Und wer zwischendurch immer einmal nachgekauft hat, kann die Schwankungen seines Depots reduzieren. Die große Herausforderung ist es, die Emotionen im Griff zu haben. Die Geschichte des DAX beginnt übrigens am 1. Juli 1988 mit einem Stand von 1.163 Punkten.
Airlines feiern seit Monaten ein glänzendes Comeback. Der Branchenindex MSCI Global Airlines hat seit November 2020 über 40 Prozent zugelegt. Grund ist die Hoffnung auf ein Abheben der Luftfahrtbranche nach dem Ende der Pandemie. Daher hatten die Luftlinien zuletzt auch kaum Probleme, frisches Kapital von Investoren einzusammeln. Knapp 16 Milliarden US-Dollar bekamen die angeschlagenen Carrier im ersten Quartal 2021, nach insgesamt 42 Milliarden US-Dollar 2020. Auch von staatlicher Seite gibt es viel Unterstützung. Diese Woche erhielt Air France-KLM grünes Licht von den EU-Wettbewerbsbehörden über insgesamt elf Milliarden Euro staatliche Hilfen von Frankreich und den Niederlanden. Im Gegenzug erhöhte Paris seinen Anteil an der angeschlagenen Fluglinie auf 30 Prozent. Anleger bleiben bei Air France-KLM allerdings skeptisch. Die Fluglinie wird an der Börse mit gerade einmal zwei Milliarden Euro bewertet.
Grüne Anleihen sind derzeit einer der großen Renner auf dem Kapitalmarkt. Keine Woche vergeht, in der nicht Unternehmen oder Staaten milliardenschwere Zinspapiere emittieren, die zur Finanzierung von nachhaltigen Projekten ausgegeben werden. Diese bieten Investoren häufig einen kleinen Renditeaufschlag gegenüber herkömmlichen Bonds. „Der weltweite Markt für grüne Anleihen wird von derzeit rund 670 Milliarden Euro auf über zwei Billionen Euro bis Ende 2023 anwachsen,“ schätzt Bram Bos, Portfolio Manager Green Bonds bei NN Investment Partner. So plant Deutschland im Mai die nächste grüne Staatsanleihe — mit einer Laufzeit von 30 Jahren und der dann längsten Laufzeit in der Eurozone. Doch was neu und aufregend klingt, ist an sich ein uralter Hut. Denn schon 1648 wurde in den Niederlanden die erste grüne Anleihe ausgegeben, deren Einnahmen dazu beitragen sollten, die Schäden von Überschwemmung durchs Meer zu minimieren. Kurios: Die Anleiheinhaber haben bis heute Anspruch auf Zinszahlungen. Die Yale University kaufte die Anleihe 2003 für 24.000 US-Dollar und erhielt 2015 für zwölf Jahre eine Gesamtsumme von 136 US-Dollar ausgezahlt. Wahrlich keine berauschende Rendite, aber auch heutzutage wird bei den Zinsen ja eher geknausert.
Im ETF-Bereich tobt seit Langem ein harter Preiskampf, in dem Größe ein entscheidender Faktor ist. Auf Expansion setzt daher auch der französische Asset Manager Amundi, der mit der französischen Bank Société Générale aktuell über die Übernahme ihrer ETF-Sparte Lyxor verhandelt. „Die Akquisition von Lyxor wird die Entwicklung von Amundi beschleunigen, indem es unsere Expertise verstärkt, vor allem bei ETFs und im Alternativen Asset Management“, so Amundi–Vorstandschef Yves Perrier. Lyxor rangiert hinter der DWS-Marke Xtrackers sowie iShares von Blackrock auf Platz 3 in Europa. Zusammen würden die ETF-Sparten von Amundi und Lyxor 142 Milliarden Euro verwalten, was in Europa einem Marktanteil von 14 Prozent entspricht. Laut Amundi könnte die Transaktion bis spätestens Februar 2022 abgeschlossen sein.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein