Nach den herben Verlusten der vergangenen Tage und einem erneut schwachen Auftakt schaffte es der Dow Jones Industrial ins Plus, nachdem von konstruktiven Gesprächen zwischen den USA und China die Rede war.
Trotz lautem Geunke um die Konjunktur laufen die Geschäfte der größten deutschen Unternehmen auch 2019 bislang passabel, wie eine Analyse der laufenden Bilanzsaison zeigt: Nur eine Handvoll der 30 DAX-Unternehmen müssen noch für die Monate Januar bis März berichten, von denen, die bisher ihre Zahlen bekannt gegeben haben, konnten rund zwei Drittel laut Finanzdatendienst Bloomberg die Expertenschätzungen übertreffen. Zuletzt lagen Siemens, die Deutsche Post und Adidas über den Gewinnerwartungen, die Deutsche Telekom blieb leicht darunter, auch die Lufthansa hatte zuvor enttäuscht. Die ausstehenden Bilanzvorlagen dürften hiervon nicht dramatisch abweichen. Das dürfte sich ändern, sollten sich die Rahmenbedingungen für die exportorientierten Unternehmen im DAX verschlechtern.
Der Wechsel der Tonalität in den Zollverhandlungen zwischen den USA und China brachte in der vergangenen Woche heftige Turbulenzen an der Börse. Während Beobachter vor einer Woche fast sicher davon ausgingen, dass es ein Abkommen gibt, drohte plötzlich eine Eskalation, bevor es nach der Verhängung neuer Zölle gegen chinesische Waren durch die USA wieder zu versöhnlicheren Tönen und damit steigenden Kursen kam. Der DAX fiel während der Woche sogar unter die 12.000-Punkte-Marke, bevor er sich wieder erholte. Die aus charttechnischer Sicht wichtige 200-Tage-Linie verläuft derzeit bei etwa 11.700 Punkten.
Top-Thema auf dem Parkett war der Titel von Thyssenkrupp. Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte am Freitag das Ende der Pläne für ein Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel, die Abkehr von den Aufspaltungsplänen des Stahlriesen und den Abbau von 6.000 Stellen bekanntgegeben. Anleger feierten diese Ankündigung euphorisch. Zusätzlich wurde ihre Fantasie von einem möglichen Börsengang der lukrativen Aufzugssparte beflügelt. Die Thyssenkrupp-Aktie legte zeitweilig über 21 Prozent zu, ein Rekord beim Tagesgewinn.
Im MDax stand die Gea-Aktie bei Anlegern hoch im Kurs. Konzernchef Stefan Klebert hat den Umbau des Anlagenbauers angekündigt und will bis zu 250 Stellen streichen. Die Gea-Aktie gewann in der Spitze knapp zehn Prozent.
Zu den Verlierern im DAX zählte am Freitag die Deutsche Post. Das deutsche Logistik- und Postunternehmen hat am Freitag seine Quartalszahlen vorgelegt. Beim Betriebsgewinn konnte der Konzern ein sattes Plus von 28,1 Prozent auf 1,2 Milliarden verbuchen und der Umsatz kletterte um 4,1 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro. Dennoch wurden die Zahlen von Anlegern verhalten aufgenommen und die Deutsche Post-Aktie verzeichnete zeitweilig ein Minus von über einem Prozent.
Auch an der Wall Street legten die Investoren ihren Pessimismus in puncto Zollstreit am Freitag vorerst etwas ab. Nach den herben Verlusten der vergangenen Tage und einem erneut schwachen Auftakt schaffte es der Dow Jones Industrial ins Plus, nachdem von konstruktiven Gesprächen zwischen den USA und China die Rede war. Am Ende rückte der New Yorker Leitindex um 0,4 Prozent auf 25.942 Punkte vor. Sein Wochenminus konnte er so auf 2,1 Prozent reduzieren.
Die aktuelle Gesprächsrunde im Zollstreit endete am Freitag in Washington. Ermutigend wirkten Aussagen von US-Finanzminister Steven Mnuchin gegenüber dem Sender CNBC, die später mit ähnlichen Worten auch von US-Präsident Donald Trump in einer Twitter-Nachricht bestätigt wurden. Demnach sind die Diskussionen mit den Vertretern aus China konstruktiv geführt worden. Wie Trump betonte, sollen sie fortgesetzt werden.
Unter den weiteren New Yorker Indizes brachte der breit gefasste S&P 500 ein Plus von 0,4 Prozent auf 2.881 Zähler über die Ziellinie. Der technologielastige NASDAQ 100 hinkte dem etwas nach. Er mühte sich mit nur 0,05 Prozent auf 7.587 Punkte in die Gewinnzone.
Auf Unternehmensseite waren die Augen am Freitag vor allem auf den Börsengang von Uber gerichtet, der als einer der größten seit Jahren gilt – und zunächst einmal floppte. Nachdem die Aktien schon nicht so erfolgreich wie erhofft platziert werden konnten, bewegten sie sich deutlich unter dem Ausgabepreis von 45 Dollar. Am Ende war die Aktie für 41,57 Dollar zu haben – ein Minus von 7,6 Prozent.
Vom Zollstreit mit China geplagt, kamen die Apple-Aktien am Freitag als Dow-Schlusslicht mit 1,8 Prozent unter Druck. Am Markt wurde dies mit der Sorge begründet, Apple könnte von der vorgenommenen US-Zollerhöhung und möglichen chinesischen Vergeltungsmaßnahmen besonders stark betroffen sein. Börsianer verwiesen darauf, dass die Apple-Lieferketten nach wie vor stark von Fernost geprägt sind und China als Absatzmarkt mittlerweile großen Anteil an den Umsätzen von Apple habe.
Ansonsten gab es zum Ausklang der US-Berichtssaison noch einige Zahlenvorlagen von Nebenwerten – mit vielen negativen Nachrichten. Darunter befand sich die Hotelkette Marriott, deren Aktien wegen Enttäuschungen beim Umsatz und dem Ausblick um 2,8 Prozent fielen. In derselben Branche ging es für Wynn Resorts noch deutlicher um etwa 4,7 Prozent bergab. Der von der Kasino- und Hotelkette erzielte Quartalsumsatz verfehlte die Erwartungen.
Wahrlich keine goldenen Zeiten erleben derzeit Goldminenaktien. Der Preisaufschwung des Edelmetalls hat zwar zu Jahresanfang den Kursen der Edelmetallförderer kurzfristig etwas auf die Beine geholfen, aber die kleine Rally hat schon wieder ein Ende gefunden, nachdem der Dollar zuletzt aufgewertet hat. Damit bleiben die Goldminenaktien gemessen am Kurs/Cashflow oder Kurs/Net Asset Value im Schnitt auch weiterhin extrem günstig. „Solch niedrige Bewertungen hat es seit 25 Jahren nicht mehr gegeben“, erklärt Georges Lequime, Berater des Earth Gold Fund UI. Besonders betroffen sind davon die mittelgroßen und kleineren Titel, während die Large Caps der Branche wie Barrick Gold durchaus höher bewertet sind. Lequime führt dies auch auf den Einfluss der Goldaktien-ETFs zurück, in denen insbesondere die größeren Indextitel gelistet sind. Zudem hat eine Übernahmewelle die Kurse der Top-Firmen gestützt. Langfristig ist Lequime aber optimistisch, was die Goldminenaktien betrifft. „Die Investitionen in neue Vorkommen sind zuletzt stark gesunken, das dürfte in Zukunft die Goldpreise treiben.“ Und dies wiederum dürfte dann auch den Notierungen der kleinen Förderer zugute kommen.
Ein Jahrzehnt lang waren Quantfonds eines der großen Wachstumssegmente der Fondsbranche. Eine Billion US-Dollar wurde in die Portfolios investiert, die ihren Anlageentscheidungen quantitative Analysen mittels mathematischer Modelle zugrunde legen. Doch die Wertentwicklung vieler Quantfonds 2018 war ernüchternd. Ergebnis: Investoren haben knapp 25 Milliarden US-Dollar seit Oktober vergangenen Jahres abgezogen.
Anleger sollten ruhig häufiger historische Bücher wälzen. Denn dort gibt es Investmentleitsätze, die auch heute gelten. So ist die Fondsgesellschaft Janus Henderson Investors auf einen Anlageratgeber aus dem Jahr 1892 („Counsel to Ladies and Easy-Going Men on their Business Investments“) gestoßen. Obwohl das Buch vor mehr als 100 Jahren veröffentlicht wurde, wirft es doch ein Schlaglicht auf die Herausforderung, den Kapitalstock intakt durch Perioden mit niedriger Inflation und niedrigen Zinsen zu bringen, erklärt Jenna Barnard, Co-Head of Strategic Fixed Income bei Janus Henderson Investors. Eine Auswahl von Zitaten aus dem genannten Werk bestätigt dies: „Wertpapiere guter kontinentaler Regierungen wie Deutschland, Preußen, Holland und Skandinavien sind in der Regel zu teuer.“ Und weiter heißt es: „Frankreich, Österreich, Ungarn und Italien sind ehrlich, aber sie erhöhen ihre Schulden von Jahr zu Jahr.“
Auch zu Südeuropa gibt es Erkenntnisse: „Die Staatsanleihen Südeuropas, Spaniens, Portugals und Griechenlands sind als permanente Investitionen gefährlich; von Zeit zu Zeit haben sie ihre Gläubiger in der Vergangenheit kompromittiert und werden es wieder tun.“ Und weiter: „Kredite von kleinen Staaten und die Wertpapiere von Unternehmen mit kleinem Kapital … sind schwer zu verkaufen und die notierte Marge … ist in der Regel beträchtlich. Moderate Beteiligungen an großen Unternehmen sind die besten.“
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Ich bin ein „Buy-and-Hold“-Investor, werde aber zunehmend nervös. Ich glaube nicht, dass nach einem richtigen Crash noch ausreichend Zeit (für mich) bleibt, eine Erholung zu erreichen. Die letzte Woche hat massiv ins Kontor eingeschlagen, ich überlege sehr intensiv, ob ich die Erholung zum Glattstellen aller langjährigen Anlagen nutzen sollte.