Meinungen, Markt, Anteile, Milliardäre

Die auslaufende Quartalsbericht­saison an der Wall Street brachte Gewinnzuwächse von im Schnitt 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr — ein beachtlicher Wert. Dennoch wirkt der Markt in den USA kurzatmig.

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Gewinne sind der Treibstoff für Kurssteigerungen. Die auslaufende Quartalsbericht­saison an der Wall Street brachte Gewinnzuwächse von im Schnitt 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr — ein beachtlicher Wert. Dennoch wirkt der Markt in den USA kurzatmig. Es scheint auch, als hätten sich Börsianer an gute Nachrichten gewöhnt. Schlechte hingegen, wie die Ankündigung von Strafzöllen durch die amerikanische Regierung, werden sehr aufmerksam wahrgenommen. Das gegenwärtige Börsenklima ist tückisch. In den USA steigen die Zinsen, das ist nicht förderlich für Aktienkurse. Entbrennt nun tatsächlich ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa, droht große Rückschlaggefahr. Schließlich könnte ein solcher Streit auch die Konjunktur in weiten Teilen der Welt dämpfen. Das wiederum würde zwar die Zinserhöhungsängste beenden, wäre aber weitaus folgenschwerer für Aktienkurse. Die 12.000er-Marke hat der Deutsche Aktien Index (DAX) während der Woche immerhin zurückerobert. Dabei halfen auch die moderaten Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, der zudem die Inflationsprognose für die EU etwas zurücknahm. Das unsichere Umfeld allerdings dürfte hierzulande anhalten.

Anders die Wall Street. Ihr bescherte der jüngste US-Arbeitsmarktbericht zum Ende einer guten Börsenwoche nochmal ein Kursfeuerwerk. Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sprach von Daten „ganz nach dem Geschmack der Anleger“. Zudem begrüßten die Marktteilnehmer das geplante Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Der Dow Jones Industrial baute seine Anfangsgewinne sukzessive aus und schloss 1,8 Prozent fester bei 25.336 Punkten. Damit knüpfte er an seine freundliche Vortagstendenz an und überwand erstmals seit Monatsbeginn wieder die viel beachtete, runde Marke von 25.000 Punkten. Auf Wochensicht verbuchte der wichtigste Aktienindex der Vereinigten Staaten ein sattes Plus von 3,25 Prozent – bis zu seinem Rekordhoch bei 26.616 Punkten aus dem Januar fehlen ihm nun nur noch weniger als fünf Prozent. Der marktbreite S&P-500 gewann 1,7 Prozent auf 2.787 Punkte. Für den technologielastigen Auswahlindex NASDAQ 100 ging es um 1,9 Prozent auf 7.101 Zähler bergauf.

In den USA profitiert die Wirtschaft weiter von einem robusten Arbeitsmarkt. Während die Beschäftigung im Februar überraschend stark zulegte, blieb die zuletzt stark beachtete Lohnentwicklung hinter den Erwartungen zurück. „Für die Notenbank ergibt sich aus dem neuen Bericht kein neuer Handlungsdruck“, kommentierte Experte Altmann. „Die Fed kann ihren eingeschlagenen Kurs damit in Ruhe und ohne weitere Beschleunigung fortführen.“ Volkswirt Rudolf Besch von der DekaBank sprach von einem „aus Fed-Sicht wunschgemäßen Arbeitsmarktbericht“.

Die Bemühungen des Chipkonzerns Broadcom um eine Übernahme des Rivalen QUALCOMM gehen in eine neue Runde. Broadcom will die Sicherheitsbedenken von US-Politikern gegen die Transaktion aus dem Weg räumen. Man werde nach einer Übernahme keine sicherheitsrelevanten Teile von QUALCOMM an ausländische Unternehmen verkaufen, schrieb das in Singapur ansässige Unternehmen in einem Brief an den US-Kongress. Daraufhin legten die Aktien von Broadcom und Qualcomm um 2,8 beziehungsweise zwei Prozent zu.

Die Aktien von Düngemittelherstellern profitierten von möglichen Produktionsproblemen eines Konkurrenten: Mosaic und Nutrien verteuerten sich um jeweils mehr als drei Prozent. Der weißrussische Kalidünger-Hersteller Belaruskali könnte sich nach einem Unfall in einem heimischen Bergwerk gezwungen sehen, seine Produktion zu unterbrechen, berichtete die US-Nachrichtenagentur Bloomberg.

Bei den Spielzeugherstellern Mattel und Hasbro ging angesichts von Berichten über ein drohendes Ende des Geschäftsbetriebs der insolventen Spielwaren-Einzelhandelskette Toys’R’Us die Angst um: Die Aktien verloren 7,1 beziehungsweise 2,1 Prozent.

Die Anteilseigner des Online-Händlers Amazon feierten indes bei 1.579 Dollar ein neues Rekordhoch der Aktie, womit das Unternehmen an der Börse knapp 760 Milliarden Dollar wert ist.

Die Analyse der Stimmen von Finanzexperten in internationalen Finanzmedien durch das Schweizer Medienanalyseinstitut Media Tenor International zeigt ein besonders positives Meinungsklima zu Rohstoffen, Industrietiteln und Versorgern in den ersten acht Wochen des Jahres. Das sind Branchen, die vom erwarteten Wirtschaftswachstum besonders stark profitieren. Eher kritisch sind die Kommentare zu Banken, Chemie und zyklischem Konsum sowie Reise. Bei den Fluggesellschaften sorgen sich die Analysten um mögliche Ertragsbeeinträchtigungen durch die Ausweitung von Kapazitäten, wie jüngst bei United Continental. „Die Autobranche steht trotz ­guter Absatzzahlen in der Gunst der Analysten ebenfalls aktuell weit unten“, erläutert Matthias Vollbracht, Leiter Unternehmensanalyse bei ­Media Tenor. „Unsicherheit über die künftigen Antriebstechniken, die Absichten von Großinvestoren, aber auch Produktionsprobleme wie bei Tesla stehen dabei im Fokus“, so Vollbracht. Das Meinungsklima der Analysten deutet derzeit insgesamt aber eher auf ein vorübergehendes Gewitter als auf eine Schlechtwetterfront.

Was den Unternehmen blüht, wenn sie sich der digitalen Transformation und IT-Notfallplänen verweigern, erläuterte am vergangenen Dienstag in Dubai Adrian Cockroft, Vizepräsident des Bereichs Cloud Architecture Strategy bei Amazon Web Services, beim sechsten ­Nahostsymposium des US-Marktforschungsunternehmens Gartner. Bei der Behandlung von Kundenanfragen und Kundenbeschwerden agierten „digitale Firmen“ 170-mal schneller — dank des Einsatzes von Facebook, dessen Tochter Instagram und Twitter, so der Experte. Noch gravierender sei der Vorsprung im Verkauf. „Firmen, die sämtliche digitale Vertriebskanäle nutzen, um Kunden und Stakeholder zu bedienen, liefern Produkte und Dienstleistungen sogar um den Faktor 440 schneller aus als traditionelle Unternehmen“, so Cockroft. Manager müssten daran arbeiten, „durch den Einsatz von sozialen Medien, künstlicher Intelligenz, Cloud-­Computing und E-Commerce Markt­anteile zu gewinnen und Kunden zu binden“. Amazon Web Services, eine Tochter des E-Commerce-Riesen Amazon, zählt unter anderem Coca-Cola, Kellogg’s und GE zu den Kunden.

Amazon-Chef Jeff Bezos ist mit einem geschätzten Vermögen von 112 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt. In der jährlich vom US-Magazin „Forbes“ vorgelegten Liste hat Bezos Microsoft-Gründer Bill Gates auf den zweiten Platz verdrängt, der kommt auf ein Vermögen von 90 Milliarden. Investorenlegende Warren Buffett folgt mit 84 Milliarden auf Platz 3. Der Chef des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH, Bernard Arnault, belegt als reichster Europäer mit 72 Milliarden den vierten Platz. Als reichste Deutsche nennt „Forbes“ die Aldi-Erben Beate Heister und Karl Albrecht Jr. mit einem Vermögen von 29,8 Milliarden Dollar.

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Kommentare ( 3 )

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Ben Krüger
6 Jahre her

Amazon mit einem KGV von 185 finde ich besonders interessant, denn +20% in 2 Monaten sind mehr als beeindruckend! Beste Voraussetzungen also, um an die Eröffnung einer Short-Position zu denken.

Oblomow
6 Jahre her

Der Artikel beschreibt im Kern Manifestationen/Folgen des Fiat-Money-Systems, das monopolisiert und in Zentralbanken unter politischer Lenkung zentralisiert dem Korporatismus förderlich ist.

Nichts neues also für diejenigen, die sich damit beschäftigten. Denjenigen, die sich weder mit Geldsystemen noch mit Ökonomie überhaupt befassen und denen, welche in sozialistischem Unverstand einbetoniert sind, wird der Beitrag vermutlich ein freudiger Anlaß sein, etwas zu kritisieren, was es nur noch in Rudimenten als Marktwirtschaft – hier von mir unverfroren mit Kapitalismus gleichgesetzt- überhaupt noch gibt.

karel
6 Jahre her

Sorry,
den „Milliardären“ genügen die „Anteile“.
Für die Gestaltung von Markt und Meinungen.

Was da noch fehlt, sind politische „Genossen“.
Und da fehlte es ja nicht.