Die Wochen der politischen Börse liegen hinter uns. Die Entwicklung der Pandemie und die Folgen für Unternehmen und Gewinne rücken wieder in den Vordergrund.
Einer Analyse des Datendienstes IBES für die Mitglieder des breiten US-Index S&P 500 zufolge haben 84 Prozent der Firmen im dritten Quartal die Gewinnerwartungen übertroffen. Die Bilanzsaison ist nicht so schlecht gelaufen wie befürchtet – allerdings lagen die Erwartungen sehr niedrig. Der Gewinnrückgang lag im Schnitt bei 6,9 Prozent, wobei Energiewerte stark einbüßten, die Techs und die Gesundheitsbranche legten hier zu. Im laufenden Quartal rechnen Analysten mit 11,3 Prozent Ergebnisschwund. 2021 soll die durch die Pandemie ausgelöste Negativserie enden, die Gewinnerwartungen liegen fürs erste Viertel bei fast 15 Prozent Plus, im Verlauf des Halbjahres soll sich die Dynamik auf über 40 Prozent beschleunigen — die niedrige Vorjahresbasis macht es möglich.
In Deutschland können sich Anleger schon seit Tagen nicht klar entscheiden zwischen der Sorge vor den Auswirkungen hoher Corona-Infektionszahlen und der Hoffnung, dass schon bald mehrere Impfstoffe gegen das Virus zur Verfügung stehen werden. Der DAX ging 0,4 Prozent fester bei 13.137 Punkten ins Wochenende. Als stärkster Wert schloss RWE gefolgt von Bayer und der Deutschen Post. Als Schlusslicht ging Vonovia ins Wochenende.
Das Mainzer Unternehmen Biontech und der US-Pharmariese Pfizer teilten am Freitag mit, dass sie bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für ihren Corona-Impfstoff beantragt haben. Anträge auf eine Zulassung für Europa und weitere Regionen seien in Vorbereitung. „Wir können innerhalb von Stunden liefern, wenn wir eine Genehmigung erhalten sollten“, sagte eine Sprecherin von Biontech. Falls der Wirkstoff zugelassen werde, könnten besonders gefährdete Menschen in den USA Mitte bis Ende Dezember mit dem Impfstoff versorgt werden. Pfizer und Biontech stiegen beide jeweils um mehr als neun Prozent.
Der Dow Jones Index setzte am Freitag den Zickzack-Kurs der vergangenen Tage auf hohem Niveau fort. Auf den Sprung über die runde und noch nie erreichte Marke von 30.000 Punkten warteten die Anleger einmal mehr vergeblich. Am Ende weitete der Dow im späten Handel seine Verluste aus und büßte 0,8 Prozent auf 29.263 Punkte ein – das Wochenminus fiel fast identisch aus. Der marktbreite S&P 500 sank um 0,7 Prozent auf 3.558 Punkte. Für den technologielastigen NASDAQ 100, der zwischenzeitlich in positivem Terrain notierte, ging es letztlich um 0,7 Prozent auf 11.906 runter.
Für die Titel des Biontech-Konkurrenten Moderna, der eine Woche später gute Daten zu seinem Impfstoff bekannt gemacht hatte, ging es um mehr als fünf Prozent hoch. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte, dass die Impfstoffe sowohl von Biontech und Pfizer als auch von Moderna in der zweiten Dezemberhälfte eine bedingte Marktzulassung bekommen könnten – wenn alles problemlos weitergehe. Das teilte die Europäische Arzneimittel-Agentur mit.
Aktien des Softwareunternehmens für Video-Konferenzen Zoom Video gewannen angesichts der Corona-Infektionszahlen über sechs Prozent. Damit setzten sie ihre Erholung der vergangenen Tage fort. Derweil büßten die Anteilscheine von Gilead Sciences knapp ein Prozent ein. Sie litten unter einem Bericht der Fachzeitschrift „British Medical Journal“, wonach die Weltgesundheitsorganisation WHO vom Einsatz des einst vielversprechenden Gilead-Medikaments Remdesivir bei Covid-19-Erkrankungen abrät.
Bei Foot Locker mussten die Aktionäre trotz guter Quartalszahlen einen Kursverlust von nahezu fünf Prozent verkraften. Direkt zum Börsenstart hatten die Titel des Sportartikelherstellers allerdings auch den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht. Die letztlich negative Kursreaktion ist nach Einschätzung der Analysten von Berenberg zudem den vorab hohen Erwartungen geschuldet. Zudem könnte das nur niedrige Volumen geplanter Aktienrückkäufe als mangelndes Vertrauen der Führung in das eigene Unternehmen interpreti
Aufwärts ging es derweil beim Bitcoin: Die älteste und wichtigste Cyberdevise der Welt verteuerte sich zum Wochenende. Das Rekordhoch könne schon bald fallen, sagte Analyst Timo Emden: „Spätestens dann rechne ich verstärkt mit Gewinnmitnahmen.“ Ende 2017 war Bitcoin nach einer rund 2000-prozentigen Kursexplosion an der Schwelle von 20.000 Dollar knapp gescheitert.
Das Vermögen deutscher Haushalte ist zum Ende des dritten Quartals um 5,5 Prozent zum Vorjahresquartal angestiegen, zeigt eine neue Untersuchung der Fonds-gesellschaft Flossbach von Storch. Hauptgrund ist der anhaltende Immobilienboom. Die Hauspreise verteuerten sich laut Studie binnen eines Jahres um fast sieben Prozent. Immobilien sind mit Abstand das wichtigste Vermögensgut der Deutschen, sie machen 64 Prozent des Bruttovermögens aus. Am stärksten negativ von der Corona-Krise betroffen waren Sammlerwerte wie Kunst und Oldtimer, deren Preise im Schnitt um 5,8 Prozent sanken.
Das neueste Meinungsklimabarometer von Media Tenor International zeigt, dass sich die Stimmung der Finanzexperten gegenüber Daimler, BMW und Volkswagen zuletzt deutlich verbessert hat. Zusammen kommen die drei auf einen Meinungsklimawert von 44 Zählern, gleichauf mit dem US-Herausforderer in Sachen Elektromobilität, Tesla. Das ist ein starker Aufwärtstrend, kamen die deutschen Hersteller doch von minus 34 Zählern im ersten Quartal. Auch der Sentiment-Wert für die ganze Branche liegt im angefangenen vierten Quartal bei derzeit knapp plus 23 Zählern. „Während die Bevölkerung noch unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie leidet, sieht die Börse die Krise im Hinblick auf die Autohersteller damit bereits im Rückspiegel“, so Matthias Vollbracht, Leiter Wirtschaftsanalyse bei Media Tenor International in Zürich. Und wie ist das Meinungsklima der Analysten für die übrigen Branchen? Überwiegend zuversichtlich. „In den Stellungnahmen zur Bankenbranche ist keine Alarmstimmung über mögliche Kreditausfälle auf breiter Front erkennbar“, so Vollbracht. Zuletzt lag der Sentiment-Wert bei plus fünf Zählern gegenüber minus 15 im dritten Quartal. Bei Bau, Handel und Konsum bleiben die Einschätzungen positiv. Beim Gesundheitssektorscheint dagegen angesichts hoher Kursgewinne inzwischen die Luft dünner geworden zu sein. Und der Mediensektor konnte das Zwischenhoch während des ersten Lockdowns nicht in längerfristig positive Kursfantasien ummünzen. Insgesamt wurden 44.665 Aussagen für Januar bis November in internaionalen Finanztiteln wie „Financial Times“, „Wall Street Journal“ oder „Handelsblatt“ ausgewertet.
Die Deutsche Börse kauft für rund 1,5 Milliarden Euro eine Mehrheitsbeteiligung am amerikanischen Konzern Institutional Shareholder Services (ISS), der italienische Zahlungsdienstleister Nexis strebt die Übernahme des Konkurrenten Net an und die US-Baumarktkette Home-Depot legt zwei Milliarden US-Dollar für die Ex-Tochter HD Supply auf den Tisch. Das sind nur drei M & A-Deals der vergangenen Woche, die zeigen, dass die Zahl der Fusionen und Übernahmen zuletzt wieder steigt. Laut Datendienstleister Bloomberg ist das vierte Quartal bisher das drittstärkste der vergangenen 20 Jahre für die M & A-Branche. Experten führen den Boom darauf zurück, dass sich die politischen und wirtschaftlichen Risiken für die Konzerne dank US-Wahl und neuen Corona-Impfstoffen stark reduziert haben.
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Niemand zwingt Sie sich impfen zu lassen. Es wird sowieso viel zu wenig Impfstoff geben um alleine die „Impfwilligen“ zu impfen (siehe Grippeimpfstoff dieses Jahr…war…jedenfalls im Rhein-Main Gebiet schon im Oktober nicht mehr zu bekommen). Im übrigen….sowas wie „Über-Impfung“ gibt es nicht.
Würden Sie nur nicht immer von einer Pandemie sprechen. Wir haben keine. Die Sterbedaten liegen unter denen von anderen Jahren. Das kann man doch nicht einfach stoisch übersehen.
Die Gewinnaussichten für Daimler und BMW sind auch deswegen gut, weil sie die teure Verbrennungsmotoren-Produktion aus Deutschland ausgliedern und damit a. einen Wunsch der Regierung (- einschl. grüner Co-Regierung) erfüllen b. die Kosten senken sowie c. die Entwicklung dorthin verlagern, wo Verbrennungsmotoren noch lange, lange gebraucht werden, nämlich nach China. BMW wird auch den europäischen Verbrennungsmotoren-Produktionsschwerpunkt in GB bilden, weil man dort von Eingriffen der EU-Kommission frei ist. Für Daimler- und BMW-Aktien sieht es weiter positiv aus; die sind ja auch nach dem kleinen Absturz im März auch wieder gut stabilisiert. Für die hochwertigen Arbeitsplätze in Deutschland sieht es weniger… Mehr
Produktion, die umweltkritische Stoffe hinterlässt, wurde bereits über Jahre hinweg ins Ausland, nach China und Indien verlagert. Und es treten neue Spieler auf den Markt, wie z.B. SABIC, die mit Staatsgeldern gepuscht werden. Bis auf die USA haben alle Teilnehmer auf dem G20 Gipfel gelogen. Es geht nicht um die Umwelt, sondern den Profit. In Indien und China ist ein Menschenleben nichts wert. Unsere ADM hat das nie begriffen, dass wir nur mit wirtschaftlicher Stärke im Konzert mitspielen. Das Potenzial verspielen wir gerade. Die SPD kümmert sich schon lange nicht mehr um die Arbeiter, denn die gibt es nicht mehr!… Mehr
Es gehört vielleicht nicht hierher, aber ich muss Tichy für seinen Auftritt und vor allem seinen begründeten Beiträgen beim heutigen Servus TV höchsten Dank abstatten! Viel besser geht kaum!
Gegen AIDS wird seit mehr als 20 Jahren vergeblich ein Impfstoff gesucht…!
Ich lasse mich nur dann gegen Corona impfen, wenn zuvor die Bundesregierung samt Merkel und alle Landesregierungen nachweislich mit dem gleichen Impfstoff imunisiert wurden…!!!
Wir werden nicht immunisiert. Die nächsten Varianten werden uns genau so treffen, wie bei der Grippe. Es ist eine Frage der Vorgehensweise mit Virusinfektionen. Gegen die Grippe wird Jahr für Jahr geimpft. Das wird für Covid auch sein. Unser Immunsystem wird sich an diese Hilfen gewöhnen.