Nach dem Kursrutsch vom Donnerstag hatte sich der Dax am Freitag zunächst leicht nach oben gearbeitet. Mit dem schwachen Start der US-Börsen an der Wall Street drehte dann aber auch der deutsche Leitindex ins Minus.
Die Konjunktur steht im Blickpunkt des Anlegerinteresses. Überraschend ist im Oktober die Produktion in Deutschland gesunken. Das lag vor allem an der Automobilindustrie, die seit Monaten mit dem neuen Zulassungsverfahren WLTP kämpft, hinzu kamen Rückgänge in der Bauleistung. Das Zulassungschaos ist somit zäher als gedacht, es hemmt die Wirtschaft spürbar. Auch an der Wall Street machen Konjunkturängste die Runde. Ein Auslöser: die Zinsstruktur in den USA. Die Fed beruhigte die Gemüter mit einem klaren Credo zur Robustheit der US-Konjunktur.
Die Kernaussage: Der Handelskonflikt habe zwar durch höhere Zölle zu einem leichten Anstieg der Inflation geführt. Das sei aber, so sinngemäß, noch kein Grund, den Zinspfad steiler werden zulassen. Im Gegenteil. Die Banker um Fed-Chef Jerome Powell deuteten an, statt regelmäßiger Anstiege auf eine Strategie umzuschwenken, die von der Entwicklung der Daten abhängt. 2019 könnten die US-Leitzinsen somit bloß moderat, einige Analysten prognostizieren bereits „gar nicht“, ansteigen. Der breite US-Index S & P 500 schloss am Donnerstag ausgehend von gut drei Prozent Minus daraufhin fast im Plus. Der DAX folgte gewohnt volatil.
Am Freitag dann die erneute Gegenbewegung. Die Angst vor einer Verschärfung des Handelsstreits mit China hatte die Wall Street zum Wochenausklang fest im Griff. Nachdem sich die Lage am US-Aktienmarkt am Vortag letztlich noch etwas beruhigt hatte, gerieten die wichtigsten Indizes am Freitag einmal mehr stark unter Druck. Die Anleger misstrauten Börsianern zufolge den Bemühungen der US-Regierung, für Entspannung zu sorgen. Der Konflikt um den chinesischen Tech-Riesen Huawei sei allerdings kein Hindernis in den Handelsgesprächen mit China, versicherte US-Präsident Donald Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow. Die Festnahme von Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou werde die Verhandlungen nicht beeinflussen, sagte er im US-Sender CNBC. Trump selbst hatte zuvor getwittert: „Die China-Gespräche laufen gut!“
Die Investoren vermissten gleichwohl konkretere Hinweise darauf, wie die drohenden Zollerhöhungen vermieden werden sollen und standen mehrheitlich auf der Verkaufsseite. Der Dow Jones Industrial weitete seine jüngsten Verluste aus und schloss 2,2 Prozent tiefer bei 24.389 Punkten. Damit beläuft sich das Minus des US-Leitindex in der wegen des Staatstrauertages für den verstorbenen ehemaligen 41. Präsidenten George H. W. Bush verkürzten Woche auf 4,5 Prozent. Dies ist der größte prozentuale Wochenverlust seit März. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,3 Prozent auf 2.633 Punkte nach unten. Der Technologieindex NASDAQ 100 fiel sogar um 3,30 Prozent auf 6.613 Punkte.
Ein ähnliches Bild gab es auch in Frankfurt. Nach dem Kursrutsch vom Donnerstag hatte sich der Dax am Freitag zunächst leicht nach oben gearbeitet. Mit dem schwachen Start der US-Börsen an der Wall Street drehte dann aber auch der deutsche Leitindex ins Minus.
Die Hoffnungen auf eine Jahresendrally an den Börsen wurden deshalb von vielen Analysten gedämpft. „Die Nervosität auf dem Börsenparkett bleibt hoch, während die Chancen auf eine Weihnachtsrally allmählich schwinden“, sagte Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.
Die Stimmung war auch deshalb gedämpft, weil sich bei der Wahl zum CDU-Parteivorsitz nicht der von den Börsianern favorisierte Friedrich Merz, sondern die eher dem linken Flügel zugerechnete Annegret Kramp-Karrenbauer durchsetzte.
Auf Unternehmensseite stand Fresenius im Fokus. Die Aktie stürzte um zeitweise fast 20 Prozent ab, fiel damit auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Der Gesundheitskonzern kappte seine Mittelfrist-Ziele für Umsatz und Gewinn.
Seit Montag dreht sich im polnischen Kattowitz alles um Möglichkeiten der Begrenzung des Klimawandels. So kündigte die Weltbankgruppe eine Verdopplung ihrer Fünfjahres-Investitionen auf rund 200 Milliarden Dollar an, um insbesondere die Schwellenländer bei ihren ehrgeizigen Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen. Dadurch sollen Schäden in der Zukunft vermieden werden. Die Kosten von Wetter- und Klimakatastrophen betrugen allein im vergangenen Jahr schon 206 Milliarden US-Dollar. „Den größten Beitrag zur Verringerung der Risiken des weltweiten Klimawandels werden unserer Einschätzung nach vor allem traditionelle Unternehmen leisten, die Änderungen an ihrer operativen Tätigkeit, ihren Lieferketten und ihren Produktlebenszyklen vornehmen“, erklärt Maarten Bloemen, Portfoliomanager der Templeton Global Equity Group. Was dies konkret bedeutet, zeigen Unternehmen wie Royal Dutch Shell und Maersk. Der dänische Reeder hat sich verpflichtet, bis 2050 CO2-neutral zu wirtschaften. Und der niederländisch-britische Ölkonzern will als erstes großes Energieunternehmen die Entlohnung des Managements an die Reduktion des CO2-Ausstoßes des Konzerns koppeln. Letzteres geschah übrigens auf Druck von Investoren.
Hierzulande wird schon länger über den Fachkräftemangel geklagt. Nun haben auch Deutschlands östliche Nachbarn Grund zur Sorge. Denn die Lage auf den Arbeitsmärkten in den osteuropäischen Staaten ist derzeit so gut wie selten zuvor. Die Arbeitslosenquoten sind über die vergangenen Jahre in Polen, Tschechien und Ungarn stetig zurückgegangen. Mit 2,2 Prozent weist Tschechien aktuell sogar die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU auf. Aber auch in Polen und Ungarn herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Gründe: „So hat zum einen das kräftige Wirtschaftswachstum der letzten Jahre den Bedarf an Arbeitnehmern in Polen, Tschechien und Ungarn spürbar erhöht“, meint Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt bei der DZ Bank. „Zum anderen verringerten der demografische Wandel und die Abwanderung von Fachkräften ins Ausland den Bestand an Arbeitskräften.“ Den osteuropäischen Staaten droht nun ein ähnliches Problem wie Deutschland. „Ein dauerhafter Mangel an Arbeits- und Fachkräften droht den wirtschaftlichen Aufholprozess Osteuropas zu bremsen“, erklärt Bielmeier.
Japanische Unternehmen und französische Bosse harmonieren derzeit nicht wirklich gut. So befindet sich Nissan-Chef Carlos Ghosn nach schweren Betrugsvorwürfen weiter in Haft in einem Tokioter Gefängnis. Und Christophe Weber, Präsident des Pharmariesen Takeda, zieht im Land der aufgehenden Sonne ebenfalls viel Kritik auf sich. Denn die von ihm vorangetriebene Akquisition des irischen Konkurrenten Shire für 54 Milliarden Euro findet in der Öffentlichkeit und bei der Takeda-Gründerfamilie wenig Freunde. Zu teuer, zu risikoreich sei die Übernahme, heißt es. Dennoch setzte Weber am vergangenen Mittwoch in einer außerordentlichen Hauptversammlung die bisher teuerste Übernahme einer ausländischen Firma durch einen japanischen Konzern durch.
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Bärenmärkte bieten die Möglichkeit zum Einkaufen (wie der SSV) und sind eigentlich wünschenswert. Das eigene Depot sinkt zwar nominell im Wert, aber das sind nur Buchverluste. Nur wenn man zu dem Zeitpunkt verkauft, macht man Verluste. Normalerweise in 1 bis 2 Jahren, spätestens nach 7 Jahren, ist das Geld wieder da. Man sollte sich dazu einfach nur die DAX-Kurve (Chart) ab 1990 ansehen. Der tiefste und längste Einbruch begann 2000. Wer 2003 beim DAX-Stand von 2.300 Aktien kaufte, hat die besten Gewinne gemacht. Die Frage ist nur, wann der günstigste Zeitpunkt ist. Das weiß man erst hinterher. Ist der aktuelle… Mehr
Die Jahresendrally findet doch gerade statt, im Edelmetallsektor!
Das stimmt, wenn man nur die letzten 3 Monate betrachtet. Die Gold- und Silberkurse liegen noch weit unter dem Jahreshöchststand des Juli. Die „Rallye“ ist höchstens eine Korrektur des Einbruchs im 3. Quartal.
Ja und auf drei Jahre betrachtet knapp 300 Dollar im Plus
Es ist begrüßenswert, dass auch der Wirtschaftsjournalismus auf TE aufrechterhalten wird. Als Langfristanleger bin ich jedoch seit einiger Zeit mehr an langfristigen Einschätzungen interessiert: Was für Auswirkungen hat die aktuelle politische Entwicklung in der Welt auf die Börsen, welche Szenarien sind zu erwarten? Ich würde mich freuen, wenn das stärker thematisiert werden würde – nicht als Vorhersagen im Sinne von absoluten Entwicklungen, eher eine Projektion der Thesen von Goergen, Krall und Tichy auf denkbare Entwicklungen an den Märkten…
Die langfristigen Trends werden immer von der Tagespolitik und Einzelereignissen überschattet, so dass Aussagen schwer sind.
Aber das Deutschland und Europa auf dem absteigenden Ast sind und bleiben ist genauso unschwer zu erkennen, wie der Aufstieg Chinas bzw. ganz Asien.
Die USA wird ihren Supermacht-Status entgegen allen Unkenrufen behalten.