Handels- und Geopolitik bringt Kurse unter Druck

US-Bankenregulierung vor Lockerung, deutsches Konsumklima trübt sich ein, Dividenden weltweit auf Rekordhöhe, Fiat-Aktie nach Rückrufaktion im Rückwärtsgang

© Drew Angerer/Getty Images

Nach einem guten Start in den Mai sind die Aktienmärkte in dieser Woche unter Druck geraten. Der DAX fiel unter 13 000 Punkte und konnte auch bei der Erholung am Freitag diese Marke nicht zurückerobern. US-Präsident Donald Trump hat daran diesmal durchaus einen Anteil. Seine Drohung, Schutzzölle auf Autoimporte aus der EU zu verhängen, schürt die Sorge, dass es noch zu einer Art Handelskrieg kommen könnte. Allerdings ist das auch für Trump ein gefährliches Spiel: Im November stehen in den USA Parlamentswahlen an. Bislang hat der Präsident steigende Aktienkurse immer wieder als Erfolgsbeleg seiner Regierung angeführt. Einen Aktienmarktcrash kann er sich darum eigentlich nicht leisten. Ohnehin zeigt die Erfahrung, dass politische Turbulenzen nur kurzzeitig auf die Börsen wirken. Auf lange Sicht entscheidend ist die Entwicklung der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne.

Die Grundlagen, dass es dem Finanzsektor wieder besser gehen könnte, hat Donald Trump immerhin diese Woche geschaffen. Das Repräsentantenhaus in Washington hat zehn Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise den Weg für eine Reform des Dodd – Frank-Act frei gemacht. Dadurch werden kleinere und mittelgroße US-Banken bald bei den Eigenkapitalvorschriften entlastet und könnten so Ihr Geschäftsvolumen ausweiten. Doch damit nicht genug. Kommende Woche dürfte sich die US-Notenbank mit einem Vorschlag zur Erleichterung des Eigenhandels von US-Banken befassen, der sogenannten Volcker Rule. Diese untersagt Banken, gesicherte Kundeneinlagen für Handelsgeschäfte auf eigene Rechnung zu nutzen. Kleinere Erleichterungen werden durchaus erwartet. Für die US-Bankentitel kann dies neuen Rückenwind geben, nachdem sie zuletzt auch dank der Steuerreform hohe Gewinnsteigerungen ausgewiesen haben. Deutsche-Bank-Anleger dürften neidisch sein.

Der drohende Handelsstreit mit den USA, das Politchaos in Italien, die wieder aufkommenden Spannungen im Nahen Osten und schließlich die vorläufige Absage des Treffens Trump-Kim — die Börsen haben zuletzt unter den Krisenherden weltweit gelitten. Inzwischen schlägt sich das sogar in der Stimmung der Verbraucher nieder. Laut GFK-Konsumklima ist die Stimmung der Verbraucher hierzulande erneut leicht gefallen. „Allerdings zeigt der Verlauf des Indikators seit Anfang des Jahres, dass nach Einschätzung der Konsumenten die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland etwas nachlassen könnte“, sagte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. Dem entsprechen auch Daten zum deutschen Wirtschaftswachstum, das im ersten Quartal 2018 nur noch um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt hat.

Angesichts der niedrigen Zinsen fürs Festgeld sind Dividendenzahlungen eine beliebte Alternative, um aus dem Ersparten eine laufende Rendite zu erzielen. Die gute Nachricht: Die Ausschüttungen fließen weltweit reichlich. Dies zeigt eine neue Studie der Fondsgesellschaft Janus Henderson. Vor dem Hintergrund steigender Unternehmensgewinne erhöhten sich demnach die globalen Ausschüttungen im ersten Quartal absolut um 10,2 Prozent auf 244,7 Milliarden US-Dollar. Das ist die höchste Summe, die jemals im ersten Quartal ausgeschüttet wurde. Das um Währungsbewegungen, Sonderdividenden und andere Faktoren bereinigte Wachstum liegt bei 5,9 Prozent. Neue Allzeitrekorde stellten Kanada und die USA auf, während Asien-Pazifik (ohne Japan) die einzige Region mit niedrigeren Dividenden als im Vorjahr war; Gründe dafür waren geringere Sonderzahlungen in Hongkong und Dividendenkürzungen in Australien. In Europa ging es dagegen um 13,4 Prozent nach oben. Rechnet man den Dollareffekt heraus, dann schmilzt das Plus auf 3,4 Prozent. Hohe Dividenden kassieren Anleger im Öl-, Finanz- und Technologiesektor. Am meisten ausgeschüttet hat im ersten Quartal wie schon in den Vorjahren der Schweizer Gesundheitskonzern Novartis. Fazit der Studie: „Die Konjunktur läuft auf Hochtouren und die Unternehmensgewinne steigen.“

Die US-Börsen haben sich am Freitag bei insgesamt wenig Bewegung in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Während die Standardwerte-Indizes moderate Verluste verzeichneten, ging es an der Technologiebörse Nasdaq etwas bergauf. Vor dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende fehlte es an klaren Impulsen – diese konnten auch schwache heimische Konjunkturdaten nicht liefern. Am kommenden Montag findet wegen des „Memorial Day“ kein Börsenhandel an der Wall Street statt.
Bei einzelnen Unternehmen sorgten Geschäftszahlen vor dem Wochenende für deutliche Kursausschläge. So sprangen die Aktien von Foot Locker um rund 20 Prozent nach oben und erreichten zeitweise den höchsten Stand seit fast einem Jahr, nachdem der Sportschuh-Händler die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das abgelaufene Quartal übertroffen hatte. Die Titel anderer Sportartikelhersteller reagierten unterschiedlich auf die Nachricht: Während Under Armour deutlich anzogen, ging der weltweite Branchenprimus Nike nahezu unverändert aus dem Handel.

Derweil enttäuschte der Bekleidungshändler Gap die Anleger mit seinem jüngsten Zwischenbericht: Die zuletzt gut gelaufenen Aktien sackten um über 14 Prozent ab. Auch das Software-Unternehmen Autodesk konnte mit seinen Zahlen nicht überzeugen, was zu Kursverlusten von gut vier Prozent führte.

Bei Fiat Chrysler mussten die Aktionäre ein Minus von zwei Prozent verkraften. Der italienisch-amerikanische Autohersteller rief in den USA rund 4,8 Millionen Autos wegen Softwareproblemen zurück. Konkret gehe es um mögliche Fehlfunktionen im Zusammenhang mit den Geschwindigkeitsreglern, die behoben werden müssten, teilte das Unternehmen mit.

Am Ende der Kursliste setzten die Aktien der Ölkonzerne angesichts weiter sinkender Preise für den wichtigen Rohstoff ihre Talfahrt fort: Chevron und ExxonMobil büßten 3,5 beziehungsweise zwei Prozent ein. Dagegen profitierten Fluggesellschaften von dieser Entwicklung, da sie ihre Treibstoffkosten verringert. Die Papiere von American Airlines gehörten mit einem Kursanstieg von gut drei Prozent zu den Favoriten der Anleger.


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Kommentare ( 1 )

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Hajo
6 Jahre her

Der amerikanische Präsident wird mit der Erhebung von Zöllen auf Stahl zum unfreiwilligen Helfer der AFD, denn was diese Partei mangels Masse noch nicht so richtig in die Gänge bringt, wird durch diese Maßnahme beschleunigt und Merkel wird immer mehr an Halt verlieren, gerade wenn die deutsche Wirtschaft Federn lassen muß, denn dadurch entsteht ein gewaltiger Druck auf sie und mal sehen wie lange die Einheit der EU anhält, wenn der Schaden für die einzelnen Länder immer größer wird und dadurch die Einheit bröckelt. Das Ziel von Trump ist klar, er will die Ungleichheit beseitigen und wenn wir dabei Glück… Mehr