Die Risikosignale schlagen an. Erstmals seit langer Zeit steht der VaR-Indikator auf Rot. Die Kennziffer VaR (Value at Risk) ist ein Maß für die Verlustwahrscheinlichkeit.
Auslöser waren die Kursturbulenzen um die Virusvariante Omikron. Die Reaktion der Märkte ähnelte dabei in der Struktur dem Corona–Crash im März 2020: Aktien aus der Reisebranche und Zykliker wurden abgestoßen, große Techs wie Microsoft oder Apple, die ein Rekordhoch markierten, hielten sich hingegen erstaunlich gut. Es dürfte nicht allzu lange dauern, bis der Markt Omikron verarbeitet haben wird. Allerdings müssen Börsianer auch die Notenbankpolitik im Blick behalten. Fed-Präsident Jerome Powell wies bereits mehrmals darauf hin, wegen des anhaltenden Preisauftriebs in den USA den Aufkauf von Anleihen womöglich schneller zurückzufahren als -geplant.
Kein Wunder, dass sich der DAX am Freitag von seiner schwächeren Seite zeigte. Der Leitindex schloss 0,6 Prozent im Minus bei 15.170 Punkten. Auf Unternehmensseite stand die Software AG im Fokus der Anleger. Die Aktie legte um mehr als elf Prozent zu. Damit notierte sie so hoch wie seit sechseinhalb Wochen nicht mehr. Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge haben die Finanzinvestoren CVC Capital Partners, Silver Lake Management und Thoma Bravo Interesse an der Firma angemeldet.
Der Kupferkonzern Aurubis zeigt sich nach einem Gewinnsprung im vergangenen Geschäftsjahr auch für die Zukunft zuversichtlich und will weiter wachsen. Der aktuelle Rohstoffboom und die globale Konjunkturerholung spielen den Hamburgern in die Karten. Auch die Aktionäre dürfen sich freuen, sie sollen eine deutlich höhere Dividende bekommen. Die im MDax notierte Aktie des Kupferproduzenten legte wegen der optimistischen Gewinnprognose und der höheren Dividende deutlich zu.
Die Lieferengpässe bei Halbleitern machen der Autoindustrie weiter zu schaffen: Im November sind erneut deutlich weniger Autos neu zugelassen worden als im Jahr davor, wie aus den aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg hervorgeht. Demnach kamen im vergangenen Monat 198 258 Pkw neu auf die Straßen und damit rund ein Drittel weniger als im November des Vorjahres.
Auch die US-Börsen tendierten am Freitag nach einem zunächst freundlichen Handelsauftakt schwach. Der Arbeitsmarktbericht für November war zwar etwas durchwachsen ausgefallen, aber laut Marktexperten gut genug, so dass die US-Notenbank (Fed) rascher als noch zuletzt gedacht ihre Anleihekäufe zurückfahren könnte. Das untermauerten auch starke Stimmungsdaten aus dem Nicht-Verarbeitenden Gewerbe für den Monat November sowie die Aufträge für die US-Industrie im Oktober.
Der Dow beendete den Handel mit einem kleinen Minus von 0,2 Prozent auf 34.580 Punkte und büßte im Wochenverlauf damit 0,9 Prozent ein. Seit seinem Rekordhoch im November bei knapp 36.566 Punkten hat er inzwischen rund fünfeinhalb Prozent eingebüßt. Der marktbreite S&P 500 verlor am Freitag 0,8 Prozent auf 4.538 Zähler. An der Nasdaq sackte der Auswahlindex 100 um 1,7 Prozent auf 15.712 Punkte ab, was ein Wochenminus von knapp zwei Prozent bedeutet.
Zwar schuf die US-Wirtschaft im November wesentlich weniger Arbeitsplätze als erwartet und auch die Stundenlöhne stiegen weniger stark als gedacht, dennoch habe sich die Erholung fortgesetzt und die Arbeitslosenquote sei erneut gesunken, konstatierte Experte Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Für die Fed gebe es daher wohl keinen Grund, von ihren Plänen abzurücken.
Die monatlichen Arbeitsmarktdaten gelten als wichtiger Gradmesser für die weitere Geldpolitik der Fed, deren nächste Sitzung in weniger als zwei Wochen stattfindet. Mit ihren Anleihekäufen hatte die Fed in der Vergangenheit – und zusätzlich forciert in der Corona-Krise – die Aktienmärkte erheblich gestützt.
Unter den Einzelwerten rückten im Dow die Aktien von Walgreens Boots Alliance mit plus 4,3 Prozent an die Index-Spitze. Wie der britische Wirtschaftssender „Sky News“ unter Berufung auf nicht näher spezifizierte Quellen berichtete, prüft die US-Drogerie- und Apothekenkette einen möglichen Verkauf ihrer britischen Tochter Boots für einen Milliardenbetrag.
Um kräftige 42 Prozent ging es im Nasdaq-Auswahlindex für die Anteile von DocuSign abwärts. Das Unternehmen für elektronische Signaturen verfehlte die Umsatzschätzungen der Analysten im abgelaufenen Quartal. Das warf Sorgen über ein sich verlangsamendes Wachstum auf, nachdem die Pandemie 2020 noch die Nachfrage stark angeheizt hatte. Die Aktie, die im August ein Rekordhoch von knapp unter 315 US-Dollar erreicht hatte, sackte nun auf rund 135 Dollar ab.
Der durch Chinas Regulatoren stark unter Druck geratene Fahrdienstvermittler Didi gab Pläne für einen Rückzug von der Börse in New York bekannt. Für die Didi-Papiere ging es um 22,2 Prozent abwärts, Uber sanken um sechs Prozent. Die Anteile des Börseneulings Grab aus Singapur legten nach zunächst weiteren Verlusten um 2,7 Prozent zu.
Dieser Fahrdienstvermittler und Essenslieferdienst, der mit dem börsennotierten Investment-Vehikel Altimeter Growth, einer so genannten Special Purpose Acquisition Company (SPAC) verschmolzen wurde, hatte am Vortag sein Stelldichein an der Nasdaq gegeben. Doch nachdem es kurz bis auf 13,29 Dollar hochgegangen war, war das Grab-Papier schließlich auf 8,75 Dollar abgesackt.
Umbenennungen börsennotierter Unternehmen sind en vogue. Vor allem in der Technologiebranche. Denn nachdem sich Google mit Alphabet und Facebook mit Metaverse neue Namen gegeben haben, folgt nun der Bezahldienst Square, der seine Positionierung bei Digitalwährungen mit einem Namenswechsel untermauern will. Das Unternehmen von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey benennt sich in Block um — in Anlehnung an die Blockchain-Technologie, mit der Kryptogeld wie Bitcoin funktioniert. Der Namenswechsel soll am 10. Dezember erfolgen.
Von wegen renditeschwach. Mischfonds müssen schon lange mit dem Ruf leben, sicher, aber langweilig zu sein. Eine Auswertung von TiAM FundResearch der besten offensiven Mischfonds in den vergangenen zwölf Monaten beweist allerdings das Gegenteil. Mit einem Plus von 39,4 Prozent war der Allianz Dynamic Multi Asset Strategy SRI 75 (ISIN: LU 108 908 831 1) der beste aktienlastige Mischfonds in der Kategorie von Fonds mit über einer Milliarde Euro Assets under Management. Fondsmanager Marcus Stahlhacke möchte auf mittlere Sicht ähnlich gut abschneiden wie ein Mischportfolio aus 75 Prozent globalen Aktienund 25 Prozent europäischen Anleihen. Dabei möchte er die Schwankungen des Portfolios mittel- bis langfristig auf zehn bis 16 Prozent begrenzen. Zudem berücksichtigt er bei der Auswahl der Einzelwerte sowie Fonds und ETFs nachhaltige Kriterien im Sinne des SRI-Ansatzes. Zu den größten Einzelwerten des Portfolios zählen derzeit Microsoft und Amazon, zu den größten Fonds der Allianz Dynamic Commodities sowie der Allianz European Micro Cap. Ein renditestarkes Comeback feierte der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der eine lange Durststrecke hinter sich hat, nun aber mit einem Plus von über 36 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten zu den besten großen offensiven Mischfonds zählt. Dabei legte er stärker zu als wohl der bekannteste offensive Mischfonds, Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Das Multimilliardenportfolio kam „nur“ auf ein Plus von rund zwölf Prozent.
Weltweit legt die Inflation in den Industriestaaten kräftig zu. Nur Japan scheint dagegen weitgehend immun zu sein. So stieg der japanische Verbraucherpreisindex im Oktober nur um 0,1 Prozent. Die Inflation ist in einem Land, das seit Langem in der Deflation feststeckt, noch nicht wieder in Gang gekommen. Es gibt Japan-spezifische Faktoren, die einen Preisanstieg verhindern, erklärt John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko AM. Die Energiepreise waren zuletzt einer der Haupttreiber der weltweiten Inflation. Aufgrund der hohen Benzinsteuern in Japan wirkt sich der Anstieg der Rohstoffpreise im Vergleich zu anderen Ländern aber nicht so stark auf die Verbraucherpreise aus. Außerdem will das Land einen Teil seiner Ölreserven freigeben. Hinzu kommen der Druck der Regierung auf die Preise der Mobilfunkanbieter, zumindest im unteren Preissegment, sowie kostenlose Bildungsangebote und subventionierte Inlandsreisen.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
So leid es mir tut: die Jahresendrally war bereits. Wer jetzt noch nicht genügend Gewinne dieses Jahr gemacht hat, der hat etwas falsch gemacht.
An der Börse kann es nicht nur Gewinner bzw „Outperformer“ geben. Doch das ist höhere Mathematik …