Die Weltkonjunktur lahmt, die Zinsen steigen, der Ukraine-Krieg ist noch immer nicht beendet, die Spannungen zwischen den USA und China steigen, die deutsche Regierung tut alles dafür, dass Energie dauerhaft teuer bleibt – kein Umfeld für steigende Börsen also. Doch die Kurse steigen unaufhörlich weiter.
Manchmal hat man in diesen Tagen das Gefühl, man lebte in zwei Welten. Die Weltkonjunktur lahmt, die Zinsen steigen, der Ukraine-Krieg ist noch immer nicht beendet, die Spannungen zwischen den USA und China steigen, die deutsche Regierung hat endgültig die Atomkraftwerke abgeschaltet und tut auch sonst alles dafür, dass Energie dauerhaft teuer bleibt – kein Umfeld für steigende Börsen also. Doch die Kurse steigen unaufhörlich weiter.
Da das nicht ewig so weitergehen kann, hat die US-Investmentbank Goldman Sachs einen Korb von elf europäischen Aktien zusammengestellt, welche Anlegern auch in stürmischen Börsenzeiten einige Sicherheit bieten; Firmen mit starkem Gewinnwachstum, defensiven Qualitäten, einer geringen Volatilität und mit hohen Margen.
Generell dominieren darin die traditionell defensiv starken Pharmaaktien. Dazu gehören die britischen Unternehmen GlaxoSmithKlinr und AstraZeneca, dann die französische Sanofi und die dänische Novo Nordisk. Aus dem Technologiesektor zählen der niederländische Chipmaschinen-Hersteller ASML und der deutsche Business-Software-Hersteller SAP dazu. Die französischen Firmen LVMH (Luxusgüter) und L‘Oréal (Kosmetik) decken den Konsumsektor ab und last but not least gehören in den Goldman-Korb die drei Aktien, welche den Swiss Market Index dominieren: Nestle, Novartis und Roche. Alle drei verfügen über eine Dividendenrendite von mindestens 3 Prozent. Dabei zahlt sich die Kontinuität aus: Roche erhöhte die Dividende in diesem Jahr zum 36. Mal in Folge.
Am Freitag kamen die Kursbewegungen an den US-Börsen bis zum Handelsende indes fast vollständig zum Erliegen. Mangels Impulsen schloss der Dow Jones Industrial mit einem Plus von nicht einmal 0,1 Prozent bei 33.809 Punkten. Auf Wochensicht verzeichnete der Leitindex damit einen knappen Verlust. Der marktbreite S&P 500 gewann letztlich 0,1 Prozent auf 4.134 Punkte, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,1 Prozent auf 13.002 Punkte zulegte.
Weder die wenigen Unternehmensnachrichten noch die US-Einkaufsmanagerindizes von S&P für die Industrie und den Dienstleistungssektor, die für den April besser als erwartet ausfielen, hatten einen erkennbaren Kurseinfluss. Die Börsen bewegten sich derzeit im Spannungsfeld zwischen gemischten Unternehmenszahlen und der Suche nach Hinweisen zu den Inflationsaussichten, dem Wirtschaftswachstum sowie zum geldpolitischen Kurs der US-Notenbank, hieß es am Markt. Zuletzt signalisierte die Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, Loretta Mester, Unterstützung für eine weitere Zinserhöhung, um die Inflation einzudämmen. Ihre Amtskollegin Lorie Logan aus Dallas sagte, die Inflation sei „viel zu hoch“, und sprach von Maßnahmen, die man im Auge behalten müsse.
Beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble sorgten besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen und ein angehobener Umsatzausblick für ein Kursplus von 3,5 Prozent. Das Unternehmen profitierte von der Durchsetzung von Preiserhöhungen sowie einer vorteilhaften Produktpalette.
Der Fahrdienstvermittler Lyft konnte die Anleger mit der Ankündigung eines weiteren massiven Jobanbaus überzeugen: Die Aktien gewannen mehr als sechs Prozent. Die Anteilscheine von Konkurrent Uber verloren hingegen über zwei Prozent.
Die Aktien des Ölfeld-Dienstleisters Schlumberger verloren gut zwei Prozent. Der Konzern meldete für sein erstes Quartal zwar einen Gewinnanstieg und übertraf die Schätzungen der Analysten. Anleger hatten jedoch offenbar mehr erwartet.
Derweil setzte die Entscheidung von Chiles Präsident Gabriel Boric, die wachsende Lithium-Industrie des Landes zu verstaatlichen, Bergbauaktien zu. Die in New York gelisteten Anteilscheine von Sociedad Quimica Y Minera De Chile SA (SQM) brachen um knapp 19 Prozent ein und die von Albemarle um zehn Prozent. Beide Titel sind damit so billig zu haben wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Chile hat die weltweit größten Lithium-Reserven und ist der weltweit zweitgrößte Produzent des Metalls nach Australien. Der Rohstoff wird zur Produktion von Batterien für Elektroautos gebraucht.
Für den Euro erwies sich die Marke von 1,10 US-Dollar erneut als zu hohe Hürde. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,0992 Dollar.
US-Staatsanleihen drehten nach einem freundlichen Start etwas ins Minus, was die Rendite auf 3,57 Prozent steigen ließ.
In Frankfurt hatte der DAX zuvor noch einmal zulegen können. Nach der Kursrally von fast zehn Prozent seit dem jüngsten Tief im März war dem Leitindex in dieser Woche unterhalb der Marke von 16.000 Punkten zunächst die Puste ausgegangen. Am Nachmittag drehte er aber ins Plus und schloss letztlich 0,5 Prozent höher bei 15.882 Punkten. Auf Wochensicht hat er sich damit ein Plus von einem knappen halben Prozent erkämpft. Angetrieben wurde der Dax vor dem Wochenende maßgeblich von kräftigen Kursgewinnen bei Index-Schwergewicht SAP und ermutigenden Einkaufsmanagerindizes. Der MDAX der mittelgroßen Börsenwerte stand am Ende 0,02 Prozent tiefer bei 27.742 Zählern.
SAP-Aktien machten anfängliche Verluste wett und stiegen an der Dax-Spitze um 5,2 Prozent. Analysten bemängelten zwar mit Blick auf die Quartalsbilanz des Software-Konzerns, dass das wachstumsträchtige Cloud-Geschäft etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Sie lobten aber die Auftragsentwicklung. Zudem zeigte sich SAP beim Umsatzwachstum optimistisch, der Gesamtumsatz dürfte ab 2024 prozentual zweistellig steigen.
Mercedes-Benz legten um 1,4 Prozent zu. Zu den am Vorabend veröffentlichten Quartalszahlen merkte die Bank JPMorgan an, diese verdeutlichten die große Preissetzungsmacht des Autobauers und mithin die Profitabilität. Eine Erholung der Verkäufe des Volkswagen-Konzerns im ersten Quartal brachte den VW-Vorzugsaktien dagegen nur ein Plus von 0,3 Prozent ein. Die China-Geschäfte des Autoherstellers bleiben weiter schwach.
Beiersdorf-Aktien legten auf das Rekordhoch vom Vortag noch eine Schippe drauf und erreichten einen weiteren Höchstkurs über 125 Euro, letztlich gingen sie 1,4 Prozent höher aus dem Handel. Nach guten Vorgaben von L’Oréal gab es nun zusätzlichen Rückenwind von einer höheren Umsatzprognose des US-Unternehmens Procter & Gamble.
Im MDAX waren Kion und Jungheinrich die größten Verlierer mit minus 3,9 beziehungsweise minus 2,3 Prozent. Die beiden auf Lagertechnik und Lieferketten spezialisierten Unternehmen gelten als besonders konjunkturabhängig und litten unter der mauen Industriestimmung in der Eurozone.
Im SDax der Nebenwerte lagen die Papiere von Schaeffler und Bilfinger optisch deutlich abgeschlagen mit 5,1 beziehungsweise 3,8 Prozent im Minus. Die Abgaben sind jedoch den Dividendenzahlungen beider Unternehmen geschuldet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,52 Prozent am Vortag auf 2,48 Prozent.
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Die wichtigste Botschaft für die Aktienmärkte steht am Ende: fallende Renditen am Bondmarkt.
„Generell dominieren darin die traditionell defensiv starken Pharmaaktien.“
Ich erwarte immer noch, daß Unternehmen für die Corona-Genspritzen bluten werden.