Lange war der Neustart des DAX erwartet worden, doch die Börsenpremiere des um zehn Mitglieder erweiterten DAX 40 geriet zum Flopp.
Der letzte Montag war mit über zwei Prozent Minus einer der schwächsten Handelstage des Jahres. Das lag aber weder an Airbus, Brenntag, Zalando noch an einem der weiteren Neulinge. Das Börsenumfeld hat sich eingetrübt, die Sorgen der Investoren drehen sich unter anderem um den in Schieflage geratenen Immobilienkoloss China Evergrande. Fiele das Reich der Mitte aufgrund der Kollateralschäden einer Megapleite als Konjunkturlokomotive aus, so träfe das die Exporteure im deutschen Leitindex stark. An weiteren Baustellen mangelt es nicht. Die Wirtschaftsforscher des Ifo-Instituts senkten soeben ihre Wachstumsprognose für 2021, die Wirtschaft in Deutschland wird demnach bloß um 2,5 Prozent statt um zuvor geschätzte 3,3 Prozent zulegen. Der Aufschwung verabschiede sich, so ihr Fazit. Ursache sind Lieferengpässe, die in Industrie und Handel das Geschäft lähmen, exemplarisch etwa der Chipmangel, der soeben im VW-Stammwerk Wolfsburg eine Verlängerung der Kurzarbeit nach sich zog. Charttechnisch allerdings bleibt die neue DAX-Welt in Ordnung: Der Leitindex hielt sich über der wichtigen Unterstützungszone um 15 000 Punkte. Nach einer starken Erholung am Donnerstag schloss der Leitindex am Freitag 0,7 Prozent schwächer bei 15.532 Punkten.
Die Evergrande-Sorgen verdarben auch den US-Anlegern den Wochenschluss. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 gingen am Freitag bis zu 0,6 Prozent schwächer in den Handel, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen jeweils mehr als zwei Prozent zugelegt hatten. Der Markt mache eine Verschnaufpause, während Börsianer auf Neuigkeiten rund um die Krise bei China Evergrande warteten, sagte Thomas Hayes, Manager beim Vermögensverwalter Great Hill. Das wohl bekannteste Börsenbarometer der Welt ging dann aber am Freitag doch um 0,1 Prozent im Plus bei 34.798 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 legte zum Wochenschluss um knapp 0,2 Prozent auf 4.455 Zähler zu; der technologielastige Nasdaq 100 ging praktisch unverändert bei 15.330 Punkte ins Wochenende.
Unter den Einzelwerten sackten die Aktien von Nike um mehr als sechs Prozent ab und waren damit das klare Schlusslicht im Dow. Der Sportartikelkonzern wird von der monatelangen Schließung seiner vietnamesischen Fabriken wegen Corona-Maßnahmen gebremst. Angesichts der Schwierigkeiten senkte Nike die Umsatzprognose für das gesamte Geschäftsjahr.
Der weltgrößte Fast-Food-Konzern McDonald’s nimmt den im Frühjahr 2020 ausgesetzten Aktienrückkauf wieder auf. Zudem wird die Quartalsdividende etwas deutlicher erhöht als von Analysten zuvor prognostiziert. Das Unternehmen hatte wie viele andere von der Covid-19-Pandemie belastete Konzerne im Frühjahr 2020 das Geld zusammengehalten und den Aktienrückkauf ausgesetzt. Die McDonald’s-Papiere legten um 0,7 Prozent zu.
In Deutschland waren es besonders Daimler, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Der Autobauer steigt zur Versorgung seiner Elektroautos in die Batteriezell-Allianz von Stellantis und Totalenergies ein und stärkt damit das deutsch-französische Vorzeigeprojekt. Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz wird mit einem Drittel gleichberechtigter Anteilseigner an der Automotive Cells Company (ACC), wie die Stuttgarter mitteilten. Mercedes will im kommenden Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag investieren. Zudem wollen die Schwaben Technologie und Produktions-Know-how einbringen.
Die Deutsche Post DHL erhöht ihre Paketpreise für Geschäftskunden. Diese gelten ab dem 1. Januar, wie der Bonner Konzern am Freitag mitteilte. Wie stark die Firma an der Preisschraube dreht, wurde nicht mitgeteilt – nur dass Lieferungen ab 20 Kilo „im besonderen Maße“ davon betroffen seien, schließlich sei deren Sortierung und Auslieferung deutlich aufwendiger. Die Post begründete ihre Erhöhung mit Investitionen in die Infrastruktur und in den klimaschonenden Transport. Für Privatkunden ändere sich zunächst nichts – Verbraucher bekommen die Preiserhöhung nur indirekt zu spüren, wenn Online-Händler mehr Geld für den Versand berechnen.
In einer Zeit, in der Trends wie künstliche Intelligenz und Cloud–Speicherboom dominieren, klingt die Fusion zweier Eisenbahnkonzerne reichlich antiquiert. Aber der milliardenschwere Übernahmekampf um die Eisenbahngesellschaft Kansas City Southern (KCS) elektrisierte Investoren in Nordamerika monatelang. Denn mit der Fusion von KCS mit -Canadian Pacific (CP) schafft erstmals ein Bahnkonzern eine transkontinentale Verbindung von Kanada über die USA nach Mexiko. Um dies zu erreichen, blättert CP 31 Milliarden US-Dollar für KCS auf den Tisch. Konkurrent Canadian National war ebenfalls stark an KCS interessiert und legte ein noch höheres Angebot vor, hatte nach einer Intervention der US-Kartellbehörden aber das Nachsehen. Freuen dürfen sich KCS-Anleger, deren Eisenbahnaktien mit über 50 Prozent Plus 2021 ordentlich Fahrt aufgenommen haben.
Im Jahr 2005 überraschte das britische Wirtschaftsmagazin „The Economist“ die Öffentlichkeit mit einem Titelthema, das Deutschland — damals eher als kranker Mann Europas bekannt — eine starke wirtschaftliche Zukunft prophezeite. Zu Recht: Denn dank der wirtschaftlichen Reformen unter Kanzler Gerhard Schröder und dem Nachfrageboom aus Asien gab es eine goldenen Dekade, die Exporte zogen an, die Steuern sprudelten kräftig, die Zahl der Arbeitslosen sank beträchtlich. Nun zum Abschied von Angela Merkel kommt der -„Economist“ in dem Dossier „After Angela“ zu einem weniger schmeichelhaften Urteil. Merkel habe sich zwar als Krisenkanzlerin wacker geschlagen, sei aber deutlich weniger erfolgreich gewesen, Deutschland auf einen langfristigen Reformkurs zu setzen, heißt es. Dabei listet das Magazin eine ganze Reihe von strukturellen Schwächen auf, die vom Fachkräftemangel bis hin zum überholten Exportmodell reichen. Und als wenn es noch eines Beweises des schleichenden Niedergangs des Wirtschaftsstandorts bedurft hätte, fiel Deutschland vergangene Woche im viel beachteten Global Innovation Index der Vereinten Nationen um einen auf den zehnten Platz zurück. Zum Vergleich: 2007, im zweiten Amtsjahr Angela Merkels und beim erstmaligen Innovationsranking der UN, lag Deutschland hinter den USA noch auf Platz 2 der innovativsten -Nationen weltweit.
Die Wirtschaftsdynamik im Euroraum ist im September aufgrund steigender Preise, Lieferengpässen in der Industrie und der anhaltenden Pandemie etwas geringer ausgefallen als zuvor. Die Einkaufsmanagerindizes als wichtige Stimmungsindikatoren gaben gegenüber dem Vormonat stärker nach, als allgemein von Experten erwartet. „Verunsichern sollte der Rückgang aber nicht“, erklärt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment. „Je weiter sich die Wirtschaft vom Corona-Schock des vergangenen Jahres erholt, desto geringer wird das Potenzial für große Wachstumssprünge. Zum anderen befinden sich die Einkaufsmanager-indizes mit aktuell 56,1 Punkten für Europa und 55,3 Punkten für Deutschland noch deutlich über dem Wert von 50, der weiteres Wachstum signalisiert.
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Der Wähler will, so hat er am Sonntag bestimmt, das Deutschland vom zehnten Platz ( 2007 Platz 2 ) auf den 20. Platz der innovativsten Nationen zurückfällt.