Fünf Gründe, warum der Goldpreis noch viel höher steigen wird

In seiner Rede in Jackson Hole deutet Fed-Chef Powell eine deutliche Zinssenkung im September an. Die EZB wird folgen. Sparer sollten mit langfristiger Geldentwertung rechnen – und damit, dass das gelbe Metall bis 2030 noch viel wertvoller wird.

picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Wenn sich Notenbankchefs und Finanzökonomen im abgeschiedenen Jackson Hole treffen, einem winzigen Ort im Grand Teton National Park in Wyoming, ziehen sie sich weit von den Metropolen zurück – und stehen trotzdem im Rampenlicht. Denn die Reden dort sollen den Weg der westlichen Geldpolitik für die nächste Zeit weisen. Bei dem Treffen an diesem Freitag bedeutet das sogar: für die nächsten Jahre.

Unter dem akademisch-trockenen Konferenzmotto ‚Reassessing the Effectiveness and Transmission of Monetary Policy‘ (Neubewertung der Effizienz und Transmission der Geldpolitik) gab vor allem US-Notenbankchef Jerome Powell Hinweise, wie sich die Zinsen der weltweit mächtigsten Reservewährung entwickeln. Für Notenbanker-Verhältnisse sagte er sehr deutlich: Der Zinsschritt nach unten kommt, es geht nur noch um die Frage, wie groß er ausfällt. „Die Richtung der Reise ist klar“, meinte er in seiner Rede, die er am Freitag um 10 Uhr Ortszeit begann, „Zeitpunkt und Geschwindigkeit der Senkung werden von den erwarteten Daten abhängen, den Aussichten und der Balance der Risiken.“

Die meisten Marktbeobachter bewerten das so: Wenn Powell die Zinsentscheidung von den Daten abhängig macht, die eine abkühlende Konjunktur anzeigen, und den Schwerpunkt jetzt stark auf Rezessionsbekämpfung legt (Balance der Risiken), dann steht ein kräftiger Schritt auf der Zinstreppe nach unten bevor. Anders als die EZB, die (eigentlich) nur der Währungsstabilität verpflichtet ist, muss Powells Fed auftragsgemäß zwei Größen im Auge behalten – Währungsstabilität und Konjunktur. Auf der einen Seite sehen die Zahlen gut aus: Die Inflation in den USA lag zwar im Juli noch bei 2,9 und damit über der Zielmarke von 2 Prozent. Allerdings sank sie schon den vierten Monat in Folge, und erreichte den tiefsten Stand seit März 2021, also dem Wert zu Beginn des großen Geldentwertungsschubs.

Die systematische Zinserhöhungspolitik der Fed bis auf 5,5 Prozent, erreicht im Juli 2023, zahlt sich also aus. Dafür trüben sich die Konjunkturaussichten in den USA merklich ein. Beides spricht dafür, dass die US-Zentralbank auf ihrer Sitzung am 17. und 18. September den Leitzins um 50 Basispunkte senkt, also 0,5 Prozentpunkte. Dieser von vielen Marktteilnehmern erwartete Schritt schickte schon Tage vor dem Treffen in Jackson Hole den Goldpreis auf einen neuen Rekord: Er überschritt erstmals 2.500 Dollar pro Unze. Wer am Jahresbeginn 2024 trotz des damals schon relativ hohen Preises einstieg, kann sich im August über gut 20 Prozent Wertzuwachs freuen. Investoren, die vor 12 Monaten kauften, verbuchen sogar ein Plus von 27 Prozent. TE hatte in der Vergangenheit öfters einen deutlichen Anstieg des Edelmetallpreises durch die Zinswende vorhergesagt.

Mit Preisen um die 2.500 Dollar je Feinunze ist die Goldrally allerdings noch lange nicht erschöpft. Im Gegenteil: Das gelbe Metall und seine Besitzer profitieren von fünf wichtigen Trends, von denen vier auf sehr lange Zeit anhalten.

Erstens: Die Inflation im Dollar- und Euroraum lässt zwar nach – aber sie wird bleiben. Die Zeiten einer Null-Inflation kehren nicht zurück. Auch die EZB wird den Zins auf ihrer nächsten Sitzung am 13. September aller Voraussicht nach um weitere 25 Basispunkte oder 0,25 Prozent senken. Im Euroraum liegt die Inflation zwar niedriger als in den USA, nämlich bei 2,6 Prozent. Dafür stagniert die Entwicklung aber; die Geldentwertung sank zum Schluss nicht mehr. Trotzdem werden die Zentralbanker auch hier den Zins herunterregeln, um ein Abgleiten der gesamten Währungszone in eine Dauerrezession wenigstens zu bremsen. Die britische Nationalbank schnitt den Zins aus dem gleichen Grund in diesem Jahr schon zweimal auf aktuell 5 Prozent zurück.

Sinkende Zinsen bei einer immer noch aktiven Inflation bedeuten: Die Inflation bleibt Dauergast, am wahrscheinlichsten im Bereich zwischen 2,5 und 4 Prozent jährlich. Das klingt nach wenig. Allerdings schmilzt eine moderate, aber stetige Inflation über viele Jahre ein Vermögen stärker ab als ein einmaliger kurzer Geldentwertungsschub. Für Halter von Bargeld läuft es auf eine einfache Rechnung hinaus: Gesunkene Zinsen bei einer fortdauernden mäßigen Inflation ergeben kaum noch einen positiven Realzins – zumal von den Zinsen noch Ertragssteuern abgehen. Selbst dann, wenn es formal noch Zinsen aufs Konto und bei Festgeld gibt – das Metall steigt im Attraktivitätsvergleich, obwohl es keine Zinsen abwirft. Dafür bleibt es auf lange Sicht stabil. Eines der wenigen Mittel gegen den dauernden Wertverlust von Bargeld heißt also: Gold, der traditionelle Wertspeicher. Er ist einfach zu verstehen, und erfüllt die Aufgabe im Vergleich zu allen anderen Alternativen immer noch am besten.

Dass die Zinsen auch langfristig niedrig bleiben dürften, liegt an dem zweiten Großtrend: der weltweiten Schuldenexplosion. Im Juli 2024 kletterten die US-Staatsschulden über die Marke von 35 Billionen Dollar. Und egal, wer die Wahl im November gewinnt – weder Trump noch Harris haben vor, den Schuldenanstieg in irgendeiner Weise zu bremsen. Einziger Unterschied: Unter einer Präsidentin Harris dürften die öffentlichen Schulden noch ein bisschen schneller nach oben schießen, sollte sie ihre Milliarden-Ausgabenprogramme tatsächlich verwirklichen. Die Gesamtverschuldung der EU nimmt sich mit 12,73 Billionen Dollar vergleichsweise bescheiden aus. Aber auch hier eilen die Ausgaben den Steuereinnahmen weit voraus. Und mit einer kollektiven EU-Kreditaufnahme, wie sie sich Frankreich dringend wünscht, könnte die Schuldenlast bald im ähnlichen Tempo steigen wie jenseits des Atlantiks. Ende 2023 lag die weltweite Verschuldung bei über 300 Billionen Dollar. Auch hier lässt sich kein Ende oder wenigstens eine Verlangsamung absehen. Tragen lässt sich diese gigantische Schuldenlast nur mit moderaten Zinsen unter fünf Prozent. Diese ungebremste Schuldenparty wiederum fördert das grundlegende Misstrauen vieler Sparer in das sogenannte Fiat-Geld. Ihre naheliegende Zuflucht heißt Gold, und das auch ziemlich unabhängig von einer einzelnen Zinsentscheidung.

Der dritte Punkt: globale Unsicherheit. Noch ist der Russland-Ukraine-Krieg im Gang, ein Militärschlag des Iran gegen Israel hängt nach wie vor in der Luft. Daraus, dass Mächte wie Iran und China ihren Wirkungsbereich ausdehnen wollen, machen sie keinen Hehl. Wie kriegerisch beziehungsweise interventionsfreudig sich eine Präsidentin Kamala Harris zeigt, kann derzeit kaum jemand abschätzen. Alles in allem bietet also auch die politisch-militärische Weltlage allen Grund, zumindest ein Teil seines Vermögens in einen sicheren Hafen zu bringen beziehungsweise dort zu halten.

Grund Nummer vier: Die Nationalbank Chinas und die Zentralbanken etlicher anderer Länder verfolgen langfristig die Politik der „Entdollarisierung“. Das bedeutet: Sie tauschen Dollar-Anleihen sukzessive in andere Werte, vorzugsweise in Gold. Die Goldkäufe der Zentralbanken Chinas, der Türkei und anderer Staaten gehörten schon in den vergangenen Jahren zu den zuverlässigsten Treibern des Preises.

Ein fünfter Grund kommt mit dem Blick auf die Börse dazu: Nach dem plötzlichen Kursrutsch, der noch glimpflich ausging, legen viele Investoren eine größere Vorsicht an den Tag, vor allem gegenüber heiß gelaufenen und schon sehr hoch bewerteten Technologieaktien. Auch hier richten sich die Augen verstärkt auf die verlässlichen Wertanlagen.

Die wichtigste praktische Frage für kleine und größere Anleger lautet: Wie weit geht der Unzenpreis noch nach oben? Interessanterweise lagen die Schätzungen wichtiger Analysten in der Vergangenheit eher unter der realen Preisentwicklung. J.P. Morgan etwa sah 2023 den Wert der Feinunze im 4. Quartal 2024 gerade um 2.100 Dollar. Am weitesten wagt sich derzeit der Ökonom Charlie Morris vor: Er hält 7000 Dollar pro Unze bis 2030 für möglich. Für einen langen Aufwärtsdruck beim Gold spricht jedenfalls eins: Bei vier der fünf Entwicklungen handelt es sich um Langfristtrends, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach sogar noch steigern.

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Kommentare ( 49 )

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Anglesachse
2 Monate her

Verdacht: Mit den steigenden Goldwerten können die Staaten auch „billig“ ihre überhöhten Geldmengen wieder eintreiben.
vergessen wir mal nicht, dass der Goldwert noch vor ca. 20 Jahren mit 300,-€/Unze verhandelt wurde….ist der Goldwert nun der Real- oder Spekulatinswert?

Kuno.2
2 Monate her

Es gibt keine Ökonomie ohne Inflation. Entweder verdeckt oder offen. Nur, dass was Krall behauptet, ist etwas anderes. Er behauptet das alle Währungen noch keine 100 Jahre alt geworden sind. Und das ist absolut falsch. Die DM wäre, wenn deren Beseitigung nicht 1999 eingefädelt und 2001 umgesetzt worden wäre, etwas weniger inflationär wie der Euro, aber immer noch inflationär. Genau wie US Dollar und britisches Pfund.

Aegnor
2 Monate her
Antworten an  Kuno.2

Da haben Sie Markus Krall aber fehlzitiert. Er sagte, dass keine ungedeckten Fiatwährungen älter als 100 Jahre geworden sind. Und er sagte auch klar, dass der goldgedeckte Dollar des Bretton-Woods-Systems nicht der Dollar nach Nixons Aufhebung der Golddeckung und der somit vertuschten Pleite des Dollars 1971 ist. Und da an den Bretton-Woods-Dollar auch alle anderen westlichen Währungen einschließlich DM und CHF gekoppelt waren, gilt das indirekt auch für diese. Somit hat Krall idT recht. Ungedeckte Währungen haben kein langes Leben, weil es nichts gibt, was die Schuldenmacherei mittels Gelddrucken einschränkt – außer dem Vertrauen der Bürger und wenn das weg… Mehr

AM
2 Monate her

Der wichtigste zumindest potentielle Grund wurde vergessen: Die BRICS-Staaten wollen den Handel unabhängig vom Dollar machen. Auch welche Währung könnten die sich wohl einigen? Chinesische Yuan? Russische Rubel? Indische Rupien? Wohl kaum.
Bleibt nur Gold, wenn sie es ernst meinen. Wenn es wirklich soweit kommt, dann kracht es aber richtig in der Weltwirtschaft und besonders in der westlichen Schuldenwelt.

Franck Royale
2 Monate her

Inflationsbereinigt zum USD ist Gold derzeit sogar billiger als in den Spitzen von 2011 und 2021, und ein Drittel billiger als in der Spitze von 1980.

glaubnienix
2 Monate her

Bitte immer dran denken, der Optimist investiert in Gold und Silber, der Pessimist in Lebensmittel und Waffen.

Analeur
2 Monate her

Eine Goldgedeckte Währung. Lesen Sie mal die Bücher von Marc Freiedrich oder Markus Krall, die sind super informativ. Solche Infos bekommen sie nicht bei ARD und ZDF. Eine Währung hält im Schnitt ca. 80 Jahre. Bisher ist jede Währung kolabiert. Nicht von Gold gedeckt ist die Fiat Währung, die es dem Staat erlaubt, beliebig viel Geld zu drucken. Die EZB ist dafür verantwortlich. Woher kommen die Milliarden für Impfstoff und Kriegswaffen? Gedrucktes Geld sorgt für Inflation, heißt sie zahlen zurück was der Staat ausgegeben hat. Derzeit ca. 8-10% reale Inflation, damit ist ihr Geld in 5 Jahren schon ca. 40%… Mehr

Rosalinde
2 Monate her
Antworten an  Analeur

Die britische Währung existiert seit über 1200 Jahren und der US Dollar bei 225 Jahren. Krall ist untere Schublade. Das Finanzamt würde er auch schließen- und wer rechnet dann die MwSt. ab?

lkempf
2 Monate her
Antworten an  Rosalinde

1$ in 1910 entspräche heute $0,03 oder für den Wert 1$ in 1910 müssten heute $33,11 bezahlt werden.
Der Verfalll des $ ist mehr als deutlich. Und jetzt machen Sie diese Rechnung einmal mit Gold.

AM
2 Monate her
Antworten an  lkempf

Das hört sich schrecklich an, sind aber nur 3,1% Inflation pro Jahr.

Albert P.
2 Monate her
Antworten an  Rosalinde

…wenn sie so groß wären wie sie offensichtlich strunzdumm sind, dann müsste man ihnen ihr essen mit einer rakete hochschießen…

littlepaullittle
2 Monate her

Die eigentliche „Gefahr“ besteht mit dem Ruecktausch von Gold in eine (hoffentlich) dann stabilere Waehrung.
Fuer jeden uebergriffigen Staat ist es nur ein Verwaltungsakt, dass z.B. alle Goldtauschtransaktionen einen besonderen Steueranteil tragen und jede umtauschende Bank/Firma jede Transaktion melden muss. Jeder Versuch eines nicht gemeldeten Umtausches wird mit Einzug etc. geahndet ……
Erst Recht, der Versuch es ins Ausland zu bringen.

AM
2 Monate her
Antworten an  littlepaullittle

Oder privater Goldbesitz wird einfach verboten. War z.B. lange in den ach so freiheitlichen USA so. Da kann man dann Generationen warten, bis es wieder legal ist. Solange liegt ein Haufen Altmetall irgendwo im Keller.

Harry Hirsch
2 Monate her
Antworten an  littlepaullittle

Auch solche staatlichen Übergriffe sind in der Vergangenheit überwunden worden. Man muss es einfach aussitzen.

Waldorf
2 Monate her

Es ist nicht so entscheidend, welche Zahl in welcher Währung man an eine Unze Gold pappt, sondern welchem Tauschwert das entspricht. Wenn zb ein Brot in 2030 7000 Dollar kostet, wäre eine Unze Gold so wertvoll wie ein Brot. Ein alter Gag setzt den Maßanzug gegen die Unze Gold, was langfristig ziemlich gut passt und nur die Entwertung der Maßeinheit „Dollar“ nett verdeutlicht. Wir kennen das Phänomen auch: der Kaufkraftverlust von Goldmark, zu Mark, zu Euro, zu xyz Heute verdienen viele in Euro nominierte Löhne, die zu Goldmark oder D-Markzeiten nur absolute Spitzenverdiener erzielen konnten. Nur kann man heute mit… Mehr

Nibelung
2 Monate her

Mit Gold und Wertpapieren versucht man außerhalb der Immobilie nur sein Barvermögen über das Papiergeld zu retten, was über die wunderbare Geldvermehrung unkontrollierbar nach allen Seiten ist, denn die Inflation trägt mehrere Elemente in sich und solange sie nicht ausufert um nicht über kraftstrotzende Preise alles zu zerstören, weil es dann für viele nicht mehr leistbar ist, hat es zumindest in der harmloseren Phase den Effekt des Zugewinns für viele Seiten, auch für den geldeintreibenden Staat und nur wenn es des Guten zuviel wird, haut es die meisten um, was sich dann als äußerst schädlich heraus stellt, weil Wert und… Mehr

TschuessDeutschland
2 Monate her

Gold ist bereits auf seinem Allzeithoch.
Silber ist bei 60% des Allzeithochs von 1980.
Mehr muß man nicht wissen.

Last edited 2 Monate her by TschuessDeutschland
Analeur
2 Monate her
Antworten an  TschuessDeutschland

Das klingt so als wäre das Allzeihoch bindend und es könne gar nicht mehr steigen. Ist es nicht eher so das wir jedes Jahr ein neues Allzeihoch erreichen?