Seit kurzem mischt eine neue Gruppe im Fußballgeschäft mit, die nicht das Rampenlicht sucht, sondern die Kickerei nur als Geschäft versteht. In ganz Europa steigen Firmen aus dem Risikokapital-Sektor ein – wie zuletzt die US-Investmentfirma 777 Partners, die angeblich mit 100 Millionen Euro Anteile an Hertha BSC erwerben wollte.
Seit der Jahrtausendwende waren es immer wieder sehr vermögende Unternehmer, Oligarchen und zweifelhafte Potentaten, die sich mit dem Besitz und/oder dem Kommando über einen möglichst traditionsreichen Fussball-Verein schmücken wollten. verstanden. Roman Abramowitsch, der langjährige Besitzer von Chelsea, war vielleicht der typischste Vertreter dieser Selbstdarsteller; Nasser al-Khelaifi als Vertreter der Qatar Sports Investments und Präsident von Paris Saint-Germain ein weiterer dieser Trophäensammler.
Seit kurzem mischt eine neue Gruppe im Fußballgeschäft mit, die allerdings nicht das Rampenlicht sucht, sondern die Kickerei als Geschäft versteht. In ganz Europa steigen Firmen aus dem Risikokapital-Sektor bei Klubs ein – wie zuletzt die US-Investmentfirma 777 Partners, die angeblich mit 100 Millionen Euro Anteile am Berliner Bundesligaklub Hertha BSC erwerben wollte. Schlagzeilen machte auch Elliott Investment Management, der eine geplante Übernahme von Manchester United nachgesagt wurde. Fußball als Geschäft ist indes nichts Neues. Fussballklubs wie die Dortmunder Borussia sind seit vielen Jahren an der Börse notiert. Den Investoren – meist Privatanleger, die am Wochenende auch in der Fankurve des Stadions standen – brachte ihr Engagement allerdings nur in den seltensten Fällen Glück.
Seit der Finanzkrise von 2008 habe der Private-Equity-Sektor nach neuen Investmentmöglichkeiten gesucht und es dabei verstärkt auf Unternehmen abgesehen, die Kunden emotional binden könnten, zitiert die „Neue Zürcher Zeitung“ den Sportökonomen Stefan Szymanski, der an der Universität Michigan lehrt. Szymanskis Argumentation liegt der Grundgedanke zugunde, dass diese Investoren anders als Leute wie Abramowitsch nicht aus immateriellen Gründen aktiv werden, sondern mit Erlösen aus Fernsehrechten und Merchandising Geld verdienen wollen. Weil Fans meist eine große emotionalen Bindung an ihren Club haben, machen sie auch – mehr oder weniger klaglos – Preiserhöhungen mit.
Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln hält das für Unsinn: „Tatsächlich funktioniert der Fußball nicht wie ein normales Wirtschaftsgut“, eine Umsatz- und Gewinnmaximierung sei nur begrenzt möglich. Hohe Ausgaben für Transfers und neue Spielerverträge seien jährlich notwendig, um in den Topligen überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Fass ohne Boden. Diese Erfahrung hat zuletzt auch Lars Windhorst gemacht, dessen Firma Peil Investment 2019 und 2020 für 374 Millionen Euro insgesamt 64,7 Prozent der Anteile der Kommanditgesellschaft von Hertha BSC erwarb. Diese Anteile möchte nun 777 Partners für einen Bruchteil der ursprünglichen Summe kaufen. Die amerikanische Investmentfirma hat in der Vergangenheit bereits schwankende Traditionsvereine wie den Genua CFC und Standard Lüttich übernommen. Mit Hertha BSC, dem abstiegsbedrohten Bundesligisten, käme ein weiterer Krisenverein hinzu. Das beste Mittel zur Gewinnmaximierung sieht Breuer denn auch in Synergien, wenn Investoren mehrere Klubs erwerben und damit unter anderem Scouting und medizinische Betreuung verzahnen können. Red Bull geht so vor (RB Leipzig, FC Salzburg, New York Red Bulls) oder die New City Capital, die in den vergangenen Jahren.
Sportlich zeigten sich vor dem Wochenende die US-Börsen. Wieder sinkende Renditen im US-Anleihehandel sowie gute Vorgaben aus Asien und Europa verhalfen dem Dow Jones Industrial am Freitag zu einem Plus von 1,2 Prozent auf 33.391 Punkte. Auf Wochensicht hat der Leitindex damit 1,7 Prozent gewonnen. Hinzu kamen solide Konjunkturdaten aus China. Der S&P 500 stieg am Freitag um 1,6 Prozent auf 4.045,6 Punkte und überwand wieder die 4000er Marke. Noch stärker ging es mit dem Nasdaq 100 nach oben, der um gut zwei Prozent auf 12.291 Punkte zulegte. Hier schoben Schwergewichte wie Apple, Amazon und Tesla den Index an. Auch auf Wochensicht ließ der Nasdaq 100 mit einem Plus von 2,7 Prozent den Dow hinter sich.
Bei First Solar stand ein Kursplus von sechs Prozent auf gut 210 US-Dollar zu Buche, womit der Solarkonzerns seine jüngste Rally fortsetzte. Die UBS stufte die Aktien auf „Kaufen“ hoch und erhöhte das Kursziel auf 250 Dollar.
Überraschend hohe Quartalsgewinne sorgten beim Halbleiterunternehmen Broadcom für gute Stimmung: Die Anteilscheine legten um 5,7 Prozent zu. Die Handelskette Costco Wholesale konnte hingegen mit durchwachsenen Geschäftszahlen nicht überzeugen, hier ging es mit dem Kurs um 2,2 Prozent abwärts. Die Aktien des Elektroautobauers Tesla erholten sich mit plus 3,6 Prozent von der ausgeprägten Kursschwäche am Vortag. Eine Investorenveranstaltung hatte die Erwartungen von Anlegern enttäuscht.
Schwächste Werte im Nasdaq 100 waren die Aktien von Zscaler mit minus 11,1 Prozent und Marvell Technologies, die 4,7 Prozent einbüßten. Beim IT-Dienstleister Zscaler monierten Analysten verhalten. Der Chip- und Speicherhersteller Marvell Technologies hat laut Analysten höhere Abschreibungen als erwartet auf Lagerbestände vorgenommen.
Der wieder erwachte Konjunkturoptimismus der Anleger hatte zuvor schon den deutschen Aktienmarkt spürbar angetrieben. Der Dax beschleunigte am Freitag seine Erholung und schloss letztlich 1,6 Prozent höher bei 15.578 Punkten. Auf Wochensicht konnte der Leitindex damit ein Plus von rund 2,4 Prozent einfahren. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann am Freitag 1,7 Prozent auf 28.919 Zähler. „Konjunkturhoffnung sticht Zinsangst“, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets und verwies unter anderem auf robuste Stimmungsdaten aus der chinesischen Wirtschaft. Der Dax habe wieder einmal die Kurve bekommen. Stanzl sprach von einem wichtigen Vertrauensbeweis in die momentane Stärke des Marktes. Der Aufwärtstrend sei intakt, obwohl der Anleihemarkt als Alternative zu Aktien angesichts steigender Zinsen immer attraktiver werde.
Die starken Daten aus China beflügelten unter anderem die Autowerte, für die eine hohe Nachfrage aus Fernost von großer Bedeutung ist. Volkswagen überzeugte die Anleger außerdem mit einem optimistischen Absatzziel für 2023 und einer überraschend hohen Dividende. Die VW-Vorzugsaktien schnellten um 10,6 Prozent nach oben und belegten die Dax-Spitze. Die Anteilscheine von Lufthansa zogen im MDax um 5,1 Prozent an und notierten zum Wochenschluss erstmals seit 2020 wieder über zehn Euro. Die Fluggesellschaft erzielte nach zwei Verlustjahren in der Corona-Krise im Jahr 2022 im Tagesgeschäft wieder einen Milliardengewinn. Im laufenden Jahr will Vorstandschef Carsten Spohr den bereinigten operativen Gewinn „deutlich“ nach oben treiben.
Unter den weiteren Gewinnern im MDax legten die Anteilscheine von Ströer um 2,5 Prozent zu. Der Kölner Außenwerbespezialist will trotz der getrübten Stimmung auf dem deutschen Werbemarkt im ersten Quartal weiter zulegen. Einen Kursrutsch von 12,5 Prozent mussten dagegen die Aktionäre von PVA Tepla verkraften. Die Papiere fielen damit ans Ende des Nebenwerteindex SDax. Der Gründer und Hauptanteilseigner des Technologieunternehmens hat sich von seinem verbliebenen Aktienpaket getrennt.
Am späteren Abend überprüft die Deutsche Börse turnusgemäß die Zusammensetzung der Dax-Indizes. Nach dem Aufstieg der Commerzbank Ende Februar in den Dax dürfte im März auch Rheinmetall in die erste Börsenliga aufsteigen. Der Rüstungskonzern könnte Index-Experten zufolge den Dialysespezialisten Fresenius Medical Care aus dem Leitindex verdrängen. Rheinmetall ging 0,9 Prozent höher aus dem Handel.
Der Kurs des Euro erholte sich etwas von seinen Vortagesverlusten und notierte zuletzt bei 1,0614 US-Dollar. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,79 Prozent am Vortag auf 2,74 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22 Prozent auf 123,42 Punkte.
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