Vor dem russischen Einmarsch hatten viele Experten damit gerechnet, dass die EZB ihre Anleihekäufe spätestens im dritten Quartal einstellen würde und in diesem Jahr noch ein oder zwei Zinsschritte von je 0,25 Prozentpunkten vornähme. Dies ist nach der EZB-Sitzung der vergangenen Woche zwar weiterhin möglich, aber Christine Lagarde hat sich ein Hintertürchen aufgemacht.
„Die Eröffnung der ersten McDonald’s-Filiale in Moskau war 1990 ein Strassenfeger“, erinnerte Christian Steiner am Donnerstag in der „Neuen Zürcher Zeitung“. In der Tat: Als es am 31. Januar 1990 hell wurde in Moskau, standen bereits 5000 Menschen am Puschkin-Platz vor dem Eingang der ersten McDonald’s-Filiale in Russland. Am Ende des Tages hatte man über 31.000 Kunden bedient und den Leuten den Geschmack des Kapitalismus näher gebracht. In vielen russischen Köpfen ist die Firma bis heute ein Symbol des Aufbruchs: Coca-Cola, Burger, Freiheit.
Es wehte der „wind of change“ und McDonald’s lieferte das Menü dazu. Es wurde eine gigantische Erfolgsstory. Jedes fünfte Essen, das nicht zu Hause eingenommen wurde, konsumierte man in Russland bis vor wenigen Tagen bei McDonald’s. Damit ist nun Schluss. McDonald’s hat seine Restaurants in Russland geschlossen; und die Russen merken auch dadurch, dass das Land wieder einmal ein neues Kapitel der Geschichte aufgeschlagen hat.
Vor dem russischen Einmarsch hatten viele Experten damit gerechnet, dass die EZB ihre Anleihekäufe spätestens im dritten Quartal einstellen würde und in diesem Jahr noch ein oder zwei Zinsschritte von je 0,25 Prozentpunkten vornähme. Dies ist nach der EZB-Sitzung der vergangenen Woche zwar weiterhin möglich, aber Christine Lagarde hat sichein Hintertürchen aufgemacht. Die erste Zinserhöhung solle nun nicht wie bisher angekündigt „kurz nach“ der Einstellung der Anleihekäufe erfolgen, sondern „einige Zeit später“. Die geldpolitische Normalisierung wird vor dem Hintergrund der hohen Inflationsrate damit schuldhaft verzögert. Je länger die hohe Geldentwertung andauert, desto größer ist die Gefahr von Zweit- und Drittrundeneffekten, die wiederum zu einer dauerhaft hohen Inflation führen.
An den US-Börsen standen am Freitag einmal mehr nicht Inflationsprognosen, sondern die Äußerungen des russischen Präsidenten im Mittelpunkt. Wladimir Putin meinte zwar, „gewisse positive Veränderungen“ in den Gesprächen mit den Vertretern der Ukraine ausgemacht zu haben, die Anleger an der Wall Street ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor 0,7 Prozent auf 32.947 Punkte. Auf Wochensicht verbuchte der Index damit ein Minus von rund zwei Prozent. Die anderen großen Indizes wiesen am Freitag höhere Verluste auf: Der marktbreite S&P 500 büßte 1,3 Prozent auf 4.204 Punkte, der technologielastige NASDAQ 100 gut zwei Prozent auf 13.302 Zähler ein. Hier summierte sich der Wochenverlust auf knapp vier Prozent, das größte Wochenminus seit Januar 2021.
Dax und EuroStoxx50 hatten nach den Putin-Äußerungen zuvor noch jeweils mehr als ein Prozent auf 13.628 beziehungsweise 3.694 Punkte zugelegt. Aus „sicheren Häfen“ wie Gold hatten sich Investoren dagegen zurückgezogen. Das gelbe Metall verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 1981 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Am Mittwoch hatte der Dax wegen Spekulationen auf eine Waffenruhe schon einmal mehr als 1.000 Punkte zugelegt. Das war in absoluten Zahlen der größte Tagesgewinn seiner Geschichte. Da die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine aber ohne Ergebnis blieben, gab er einen Großteil dieser Gewinne am darauffolgenden Tag wieder ab.
Am Palladium-Markt dämpften Putins Äußerungen die Spekulationen auf einen Ausfall russischer Lieferungen. Der Preis für das zum Bau von Autokatalysatoren benötigte Edelmetall fiel um fünf Prozent auf 2.780 Dollar je Feinunze. Damit kostete es aber immer noch zwölf Prozent mehr als vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Russland ist der weltweit größte Exporteur.
Aus ähnlichen Gründen gab die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee ihre Gewinne teilweise ab und notierte am Abend nur noch zwei Prozent im Plus bei 111,57 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Ölpreis werde aber längerfristig auf hohem Niveau bleiben, warnte Mark Dowding, Chef-Anleger der Fondsgesellschaft BlueBay. Die dadurch ausgelöste Inflation schmälere das verfügbare Einkommen der Verbraucher, wodurch das Wachstum in Europa um zwei Prozentpunkte geringer ausfallen werde.
Mit Blick auf Einzelwerte standen an der Wall Street die Aktien des Softwarekonzerns Oracle nach Quartalszahlen im Blick. Nach anfänglichen Kursverlusten stiegen die Aktien um 1,5 Prozent. Beim Umsatz habe Oracle das stärkste Wachstum seit einiger Zeit erzielt, sagte Analyst Raimo Lenschow von Barclays.
Eine als schwach eingestufte Produktionsprognose des E-Autobauers Rivian, dem Lieferkettenprobleme das Leben schwer machen, brockte der Aktie einen Kursrutsch von 7,6 Prozent ein. Das bedeutete ein Rekordtief seit dem Börsengang im November 2021.
Insgesamt ist der Nasdaq-Index in diesem Jahr bereits um 16 Prozent gefallen. Seit dem Allzeithoch vor vier Monaten summiert sich das Kursminus auf 19 Prozent. Für Dan Ives, Technologie- und Softwareanalyst bei Wedbush, solle der Einbruch als Kaufchance angesehen werden: Tech-Investoren, die jetzt vor der Entscheidung stünden, Bestände aufzugeben oder eher aufzustocken, sollten sich für Letzteres entscheiden, schrieb Ives. Der Analyst begründet seine Haltung damit, dass Tech-Titel im Verhältnis zu den Wachstumsaussichten am stärksten überverkauft seien. „Während jedes geopolitische Schocks anders und einzigartig ist, besteht unsere Strategie seit dem Jahr 2000 darin, diese Zeiten des globalen Chaos zu nutzen, um die Tech-Gewinner zu kaufen, die wir als weit überverkauft in einem panikartigen Ausverkauf ansehen“. Ives listet fünf Technologieaktien auf, die er als „Top-Namen zum Besitzen“ bezeichnet: Adobe, Apple, Microsoft, Oracle und Salesforce.
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Was erwartet man von einer französischen Führung der EZB? Die Philosophie der vormaligen Nationalbanken Frankreichs und Deutschlands waren und sind diametral. Bei der Deutschen Bundesbank stand stets, nicht nur auf dem Papier, die Wahrung der Geldwertstabilität als einziges Ziel im Mittelpunkt, während die französische Nationalbank von der Regierung als Instrumentarium für Konjunkturpolitik missbraucht wurde. Diese Philosophie wurde in die EZB übernommen, egal ob die Statuten etwas anderes sagen. Die katastrophale Geldpolitik der EZB war also mit Ansage.
Zu „Iso“:
Ob das „geistig prekär“ ist sei dahin gestellt.
Ganz sicher zeigt solches Tun überdeutlich den politischen Willen dahinter.
Bzw. das Dilemma in das man sich selbst – quasi blind – und ohne jede „echte!“ Not gebracht hat. Bzw. die ökonomosche Inkompetenz/die ideologische Traumtänzerei die regiert.
W E N N nicht gar den Vorsatz den freiheitlich demokratischen Rechtsstaat unter Vorwänden wie „Klima, Corona, wokeness etc.“ mit aller (ja nur geliehenen) Macht in eine „Räte-Republik“ nach links-faschistischem Muster zu überführen. –
Bei einer Inflation rund 10 %, über einen Zinsschritt von 0,25 %, fast ein Jahr nachzudenken, zeigt den geistig prekären Zustand oberster Notenbank Beamter. In der EZB ist dieses geistige Elend noch ausgeprägter.