Börse, Handelsstreit und Facebookskandal

Für die Briten soll es eine Übergangsfrist bis Ende 2020 geben. Die Gefahr eines harten Brexits ist mit dieser Einigung deutlich gesunken.

© Justin Sullivan/Getty Images

Es braut sich was zusammen. US-Präsident Trump stürzt sich in einen Handelskonflikt mit China. Das belastete die Wall Street stark; denn die Gefahr eines eskalierenden Handelskonflikts trübt die weltweiten Wachstumserwartungen ein. Der Rückenwind lässt somit nach neun Jahren Hausse an der Wall Street nach — und damit auch einer der wichtigsten Treiber für den DAX. Noch läuft die Konjunktur hierzulande auf Hochtouren, viele Indikatoren deuten aber auf Abschwächung. Trotz des jüngsten Rücksetzers heißt das aber nicht, dass es bald kracht. Die hohe Dividendenrendite vieler Titel bietet in Niedrigzinszeiten einen guten Puffer.

Im Mittelpunkt der Börsenwoche stand Facebook. Nachdem am vergangenen Wochenende bekannt geworden war, dass das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica durch eine Umfrage illegal an die Daten von rund 50 Millionen Facebooknutzern aus den USA gelangt war, rauschten die Kurse rasant nach unten. Innerhalb von fünf Börsentagen büßte das Unternehmen fast 60 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung ein. Investoren fürchten indes nicht nur bei Facebook eine härtere Regulierung und damit sinkende Werbeumsätze, sondern politische Interventionen bei allen großen Internetplattformen, insbesondere den großen Daten sammelnden Geschäftsmodellen wie Alphabet (Google) oder Amazon.

Neuer Chef, alte Linie. Die US-­Notenbank Fed führt auch unter der Regie des seit Februar amtierenden Präsidenten Jerome Powell die Geldpolitik von Janet Yellen fort und erhöht die Zinsen nur vorsichtig. Am Mittwoch setzte die Fed den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte nach oben. Die Spanne reicht jetzt von 1,50 bis 1,75 Prozent. Mit dem Schritt war gerechnet worden, mit Spannung wurden aber die Leitzins­projektionen der Fed erwartet. Diese signalisieren für 2018 wie bisher insgesamt drei Zinsschritte, also noch zwei weitere. Die nächste Anhebung dürfte bei der Juni-Sitzung kommen. Da die Fed aber einen optimistischeren Konjunkturausblick präsentierte, rechnen einige Analysten weiter mit insgesamt vier Zinserhöhungen in diesem Jahr. Für 2019 hat die Fed einen etwas steileren Zinspfad signalisiert, mit drei statt wie bisher zwei Zinsschritten. Zur Straffung der Geldpolitik trägt auch die Reduzierung der im Zuge der Anleihekaufprogramme aufgeblähten Bilanzsumme der Fed bei. Seit Ende 2017 wird das Geld aus auslaufenden Papieren nicht mehr komplett neu investiert: Der Wertpapierbestand schrumpfte so zunächst um zehn Milliarden Dollar pro Monat, dann um 20 Milliarden, ab ­April werden es 30 Milliarden sein.

Investmentlegende Jens Ehrhardt erwartet, dass die Börsen bis Ende 2018 zulegen können. Dies erklärte er beim Börsentag in München am vergangenen Wochenende. „Ich bin zwar nicht mehr so optimistisch wie vor einem Jahr, denke aber, dass die Kurse — nach den Verlusten zuletzt — Ende 2018 etwas höher liegen als heute“, prognostizierte Ehrhardt. Seine 49-jährige Erfahrung lehre den Gründer und Vorstandschef von DJE Kapital, dass Trends wie die Börsenrally der vergangenen Jahre meist ­länger anhielten, als viele Anleger erwarteten. Aber auch das weltwirtschaftliche Wachstum und die geldpolitische Unterstützung durch die Notenbanken hielten an, selbst wenn weitere Zinserhöhungen in den USA anstehen. Zu Ehrhardts großen Favoriten in diesem Jahr zählen japanische Titel. Kritisch sieht er dagegen die Bewertungen von US-Aktien. So seien die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der ­US-Werte vergleichsweise hoch. Dies gelte insbesondere für Technologie-Konzerne, auch wenn diese ein starkes Wachstum aufwiesen. Für euro­päische, speziell deutsche Aktien spreche hingegen, dass deren Bewertungen im historischen Vergleich noch nicht so hoch seien und die ­Dividendenrenditen weiter deutlich über den Realzinsen liegen.

Anfang der Woche meldeten die Unterhändler von EU und Großbritannien einen Durchbruch bei den Verhandlungen zum Brexit — pünktlich zum EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel. Nach dem offiziellen Austritt der Briten Ende März 2019 soll es eine Übergangsfrist bis Ende 2020 geben. Bis dahin bleibt Großbritannien im Binnenmarkt, leistet Zahlungen ins EU-Budget und erkennt die EU-Regeln an, allerdings ­erlischt das Stimmrecht der Briten Ende März 2019. Die Gefahr eines harten Brexits ist mit dieser Einigung deutlich gesunken.

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Kommentare ( 11 )

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Beobachterin
6 Jahre her

So what?!
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Was genau ist denn bei Facebook so „Ungeheuerliches“ passiert? Ich rate mal: Nichts.
Ob die Kurse jetzt in den Keller rauschen interessiert im Grunde niemand. Hier wird ein Skandal frei erfunden, ohne Ross und Reiter zu nennen. Was genau ist so kolossal illegal an Cambridge Analytica? Eine Umfrage? Wir werden doch jeden Tag mit Umfragen und Studien zugemüllt.
.
Wer wurde geschädigt und mit welchen Methoden? … Oder geht es mal wieder um Trump, den Brexit – Fake News oder Putin – …. bla bla bla

Maria_N
6 Jahre her
Antworten an  Beobachterin

Ich verstehe das auch nicht? Das wissen doch alle, dass Facebook die Daten, die sie da bekommen, zu Werbezwecken auswertet? Ob das jetzt ne Fremd-Firma macht, oder sie selbst, wo ist der Unterschied? Haben die Leute gedacht, Facebook stellt die Plattform aus reiner Selbstlosigkeit zur Verfügung? Davon ganz abgesehen, ist das auch noch lange nicht raus, ob Frau Clinton da nicht genauso von Gebrauch gemacht hat.

Franziskus Schmid
6 Jahre her
Antworten an  Beobachterin

Genau. Sehe ich auch so. Google und Facebook werden gestärkt daraus hervorgehen. Die kleinen Datensammler gehen den Bach runter.
Des weiteren werden die Bürger das in Zukunft teuer bezahlen. Was, du gibst keine Daten her?
Du kommst ned nach USA rein, Du bekommst keine Krankenversicherung, etc….

Greta Hansen
6 Jahre her

Der „Rücksetzer“ war die Wende, seit dem 22.3.2018 beginnt der Sinkflug der Börsen. Buy the fu..ing dip und dead cat bounce sind Geschichte, der Libor-OIS ist mit 2.29% auf dem höchsten Stand seit 2008, heute beginnt der Futures-Handel mit Petro-Yuans, steigende US-Defizite, Handelskriege, allerorten Schulden in astronomischer Höhe. Wenn das Vertrauen der Märkte erst mal weg ist, sind harte Wirtschaftsdaten nur noch Peanuts. Jetzt beginnt das Endspiel, die ZB werden schon bald die Druckerpressen anwerfen und massiv Geld in die Märkte pumpen um den totalen Kollaps zum Preis einer galoppiernder Inflation zu dämpfen.

nomsm
6 Jahre her

Ich glaube denn meisten Nutzern ist nicht bewusst wie die ganzen kostenlosen Apps ihr Geld verdienen. Durch Datensammeln. Einfach mal schauen auf welche Daten z.b. Wetterapps zugreifen dürfen. Die Anwendungsentwickler dieser Apps nutzen diverse SDKs von versch. Ad-Netzwerken, die diese Daten sammeln und auf Basis dieser Daten dann pers. werbung den Nutzern zur Verfüging stellen im Namen von namhaften Werbekunden.

nomsm
6 Jahre her

50 Millionen Userdaten. Lüge. Einem Obama stellte man alle Nutzerdaten uneingeschränkt zur Verfügung. Aber darüber schweigt die deutsche Journaille.

Robert Sleigh
6 Jahre her

„Die Gefahr eines harten Brexits ist mit dieser Einigung deutlich gesunken.“
So lautet der Untertitel.
Falsch.
„Die Chance eines harten Brexits ist mit dieser Einigung deutlich gesunken.“
So muss es heißen!

Gerd Sommer
6 Jahre her

Mich wundert nachdem die diese englische Analysefirma hart durchsucht wird, daß niemand auf den Gedanken kommt, daß diese Firma Trump im Wahlkampf geholfen hat und nicht Putin, oder hält Russland die Mehrheit in dieser Firma?

Vae Victis
6 Jahre her

Julian Assange hat gerade a eine alte Messenger Unterhaltung von Mark Zuckerberg zitiert:

Zuck: Yeah so if you ever need info about anyone at Harvard

Zuck: Just ask.

Zuck: I have over 4,000 emails, pictures, addresses, SNS

[Redacted Friend’s Name]: What? How’d you manage that one?

Zuck: People just submitted it.

Zuck: I don’t know why.

Zuck: They „trust me“

Zuck: Dumb fucks.

Das sagt zum Thema Facebook eigentlich alles.

Doris die kleine Raupe Nimmersatt
6 Jahre her

Eines finde ich seltsam. Die Wachstumsaussichten sinken, DAX und DOW fallen – nur der Ölpreis, der steigt.
Aber vielleicht gibt es ja hier jemanden, der mir das erklären kann …

Z. R.
6 Jahre her

Momenten anscheinend wegen plötzlichen Rückgang der US-Lagerbestände. Öl Preis hängt von vielen Faktoren ab – aber schließlich ist es das Spiel Angebot und Nachfrage. Beim Ölpreis-Spiel muss man genau auf die Gegebenheiten achten: Konjunkturaufschwung? Krisen? Ölitensität? Produktion? Weltwirtschaft? Zyklus am Ölmark ? Terminkontrakte (Ölhandel)? oder OPEC-Organisisation (versucht preis zu beeinflussen)? usw. all das sind Faktoren die den Preis beeinflussen… Lg.