Die Börse kennt keine moralische Betroffenheit. An ihr werden auch in Kriegszeiten ganz nüchtern die Chancen verhandelt, Geld zu verdienen.
Fällige Zinszahlungen auf zwei russische Dollar-Anleihen hatten zunächst Anfang dieser Woche für Ungewissheit über einen Zahlungsausfall und möglichen Staatsbankrott Russlands gesorgt. Am Freitag teilten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg aber einige Investoren mit, dass sie ihr Geld aus den fälligen Zinszahlungen über insgesamt 117 Millionen Dollar vom russischen Staat erhalten hatten.
Vor diesem Hintergrund stiegen zum Ende einer starken US-Börsenwoche am Freitag vor allem die Kurse an der Technologiebörse Nasdaq nochmals kräftig. Sie trotzten damit Hinweisen auf künftig noch stärker anziehende US-Zinsen und den weiterhin fehlenden Verhandlungsfortschritten zwischen Russland und der Ukraine. Auf den letzten Metern bauten die Indizes ihre Tagesgewinne noch aus, was auch mit dem Großen Verfallstag an den Börsen an diesem Freitag zu tun haben dürfte.
Bei Einzelwerten sorgten Geschäftszahlen und Analystenkommentare für Kursausschläge. Der Logistikkonzern Fedex profitierte zwar vom anhaltenden Online-Bestellboom, blieb im jüngsten Quartal aber trotz deutlich gestiegener Gewinne und Umsätze hinter den Analystenerwartungen zurück. Die Aktien büßten fast vier Prozent ein. Die Aktien des Navigationsgeräte-Herstellers Garmin stiegen um über zweieinhalb Prozent. Ihnen half eine Hochstufung durch die Bank of America, die nun zum Kauf rät.
Zuvor hatte bereits der Dax nach einem zunächst schwächeren Verlauf im Plus auf Tageshoch geschlossen. Der große Verfallstag am Terminmarkt und Rückenwind von den US-Börsen waren die treibenden Faktoren. Letztlich ging der deutsche Leitindex mit einem kleinen Gewinn von 0,2 Prozent auf 14.413 Punkte aus dem Tag. Der MDAX der mittelgroßen Börsenunternehmen stieg um 0,4 Prozent auf 31.606 Punkte. Vantage Towers schossen an der MDax-Spitze auf ein Rekordhoch. Um knapp elf Prozent ging es aufwärts. Ein Medienbericht über ein angebliches Interesse von Investoren an einem Milliardeninvestment in die Funkturm-Tochter von Vodafone sorgte für Rückenwind. Gleich mehrere positive Analystenkommentare gaben außerdem der Rekordrally von Rheinmetall weiteren Schub. Die Papiere des Rüstungsunternehmens verteuerten sich um vier Prozent.
Jede Börsenblase bringt ihre Stars und Verlierer hervor. Das Gesicht des Tech-Niedergangs an der Wall Street in den vergangenen zwölf Monaten ist Starinvestorin Cathie Wood, die mit ihrem Flaggschifffonds ARK die Mutter aller Crashs erlebt. Der Ausverkauf ist nicht nur hart und brutal – er scheint schlicht nicht zu enden. Selbst hoch kapitalisierte Tech-Qualitätsunternehmen wie Meta, Netflix oder PayPal hat es mit Einbrüchen von über 50 bis über 65 Prozent komplett zerrissen. Unternehmen wie Coinbase, Zoom oder Teladoc haben seit Anfang 2021 sogar zwei Drittel bis gar 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Cathie Wood ist wie keine andere das Gesicht dieses Niedergangs. Dabei wurde Wood noch vor Jahresfrist von ihren Fans – vor allem im mächtigen Reddit-Board „Wall Street Bets“ – als moderne Version von Warren Buffet gefeiert. Ihren Ruhm begründete die Fondsmanagerin als erfolgreiche Stockpickerin. Im Corona-Jahr 2020 etwa konnte der ARK Innovation ETF um enorme 153 Prozent zulegen. 2019 investierte Cathie Wood zu 5-Jahrestiefs in Tesla und rief für den Elektroautohersteller bis 2025 ein Kursziel von 3.000 Dollar aus.
Vor allem Woods stoisches Beharren auf eine goldene Zukunft angesichts des schwierigsten Börsenumfelds seit Jahrzehnten stößt immer mehr Marktbeobachtern auf. Vergangene Woche erklärte Wood im Finanzsender CNBC, sie erwarte in den nächsten fünf Jahren „spektakuläre Kursgewinne“. Der brutale Kurseinbruch von in der Spitze 50 Prozent allein seit Jahresbeginn sei nur „temporär“. „Innovation“ – Woods bevorzugtes Buzzword für ihre Techaktien – befinde sich „aktuell im Keller“. Wie lange noch, weiß allerdings auch sie nicht.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
„Die Börse kennt keine moralische Betroffenheit. An ihr werden auch in Kriegszeiten ganz nüchtern die Chancen verhandelt, Geld zu verdienen.“
Und das ist gut so.
Der Witz ist:
Als all die Fanboys Cathie Wood gefeiert haben, hätte man ihren ARK Innovation ETF nicht mit der Kneifzange anfassen dürfen.
Jetzt, wo alle mosern und meckern, kann man enorm wachstumsstarke Unternehmen zu Spottpreisen kaufen.
Es ist ein alter Witz an der Börse. Aber die alten Hasen, die ihn in- und auswendig kennen, lachen jedes Mal wieder drüber. Die Neulinge, die den Witz nicht kennen, lachen nie.
Seltsam, oder?
Die Entwicklungen an der Wallstreet im Wochen-Takt, sind eine Einschätzung von US-Vermögensverwaltern, die Renditen erzielen wollen. Interessant sind die Akteure, die an dieser Börse, ihre Geschäftsmodelle vermarkten und aktiv die Politik gestalten. Die z. Z. mit der hohen Inflation, also massivem Schwund von Kaufkraft, ergo Nachfrage, anfangen „dünnere Nerven“ zu haben. Die Lebensmittel-Preise und die Energie-Preise galoppieren davon, die Preise für wichtige Metalle, um Elektronik- oder Fahrzeug-Technik zu produzieren, richten den Herstellern in den USA und Europa neue Grenzwertbetrachtungen ins Augenmerk. Da sind die Reaktionen eines Börsen-Profis, der politische Klima-Papiere, bzw. CO2-Zertifikate für seine Elon-Musk-Mobile für elektrisch zu bebrütenden Kuckucks-Karrossen… Mehr
An der Börse werden schon seit Jahren keine Zukunften mehr gehandelt! An der Börse wird der Mainstream gehandelt, wird die political correctness gehandelt. Es werden Wünsche und Blasen gehandelt und es wird Geld untergebracht. Es wird die Gier gehandelt und Chancen vertan. Verlierer sind die ganzen Schafe, denen mit den ESG-Kriterien das Geld aus der Tasche gesaugt wird und die dabei noch ein gutes Gewissen haben. Die aktuelle Börse passiert mit der realen Entwicklung nicht mehr zusammen. Warum? Die Börsen sind gepimpert vom EZB-Geld und vom Zinsniveau. Niemand glaubt an eine Zinserhöhung und viele suchen Eigenkapital, auch wenn die Überbewertung… Mehr
„Am Freitag teilten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg aber einige Investoren mit, dass sie ihr Geld aus den fälligen Zinszahlungen über insgesamt 117 Millionen Dollar vom russischen Staat erhalten hatten.“
Soviel zum Einfrieren der russischen Zentralbankguthaben durch die USA.
Geschäft ist Geschäft.
An der Börse wird nicht das Tagesgeschäft, an der Börse wurde schon immer die Zukunft gehandelt. Und die großen Teilnehmer an den Börsen haben verstanden, # das Russland die für Russland relevanten Teile der Ukraine als Russland annektieren wird. # das die Rest – Ukraine entmilitarisiert sein wird. # das die neue Ukraine ein neutraler Staat sein wird, wie die Schweiz und andere. # das diese Lösung des Kriegs ohne Eskalation schon längst unter den wichtigsten Regierungen und ihren Vertretern so vereinbart worden ist. Damit können alle leben und die Börsen kann da weitermachen, wo sie vor dem Krieg aufgehört… Mehr
ich glaube kaum dass die Börse behandelt wie es zukünftig mit der Ukraine oder Russland weitergeht. Sie hält lediglich fest, dass sowohl Russland als auch die Ukraine auf wirtschaftlich geopolitischer Ebene 2 völlig unbedeutende Staaten sind die vielleicht zu 3-4% zum weltweiten Wirtschaftsfaktor beitragen. Wie wichtig Russland ist sieht man im geringen Anteil der großen Indizes wie dem MSCI World. Hat noch nie eine Rolle gespielt und wird es auch zukünftig nicht. Dieses Land hat sich durch den Angriffskrieg wirdschaftlich 20 Jahre zurückgeschleudert mit langfristigen Investitionsproblemen. Wer wird dort in den nächsten 10 Jahren eine Fabrik bauen? Russland wird zukünftig… Mehr
Nun, es sei denn die Verhältnisse in Rußland ändern sich – ein ‚echter‘ Regierungswechsel mit systematischer Neuorientierung könnte die Handelspräferenzen der Welt wieder ändern.
Die Wahrscheinlichkeit dafür mag sehr gering sein. Ich erwarte das auch nicht.
Trotzdem, Überraschungen sind eben genau das – unerwartet und überraschend.