DAX erstmals über 16.000 Punkten

Der DAX hat keine Lust auf Sommerurlaub. Stattdessen kletterte er auf ein neues Rekordhoch und schloss mit 0,25 Prozent bei 15.977 Punkten. Erstmals erreichts er im Tagesverlauf mehr als 16.000 Punkte. Die Stimmung habe sich mit dem neuen Allzeithoch deutlich verbessert, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

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Auf Unternehmensseite stand der Online-Tierbedarfshändler Zooplus im Vordergrund. Nach einer Übernahmeofferte des US-Finanzinvestors Hellman & Friedman in Höhe von 390 Euro je Aktie sprang der Aktienkurs von Zooplus um rund 40 Prozent auf 398,20 Euro.

Die Anleger griffen außerdem bei Addidas zu. Der Sportartikel-Hersteller verkaufte seine Marke Reebok für bis zu 2,1 Milliarden Euro an die Authentic Brands Group. Der deutsche Konzern will den Großteil des Erlöses an seine Aktionäre auszuschütten. Die Aktie gewann über zwei Prozent und stand damit an der DAX-Spitze.

Der Maschinen- und Anlagenbauer Gea hat im zweiten Quartal auch unter dem Strich deutlich mehr verdient. Der Gewinn stieg von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 76,9 Millionen Euro, wie der MDAX-Konzern am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Neben gut laufenden Geschäften profitierte das Unternehmen von einer Kostenerstattung und anderen Effekten im Zusammenhang mit dem vormaligen Verkauf des Wärmetauschergeschäfts. Bereits Ende Juli hatte Gea die Jahresziele angehoben. Der Volkswagen-Konzern hat im Juli dagegen einen deutlichen Dämpfer bei den weltweiten Verkäufen hinnehmen müssen. Im vergangenen Monat sorgten vor allem die beiden größten Märkte, China und Westeuropa, für einen herben Rückgang der Auslieferungen auf 7202.00 Fahrzeuge. Das waren 18,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn liegt Volkswagen von Januar bis Juli mit knapp 5,7 Millionen ausgelieferten Autos und Nutzfahrzeugen aber noch fast ein Fünftel über dem von den Corona-Lockdowns gezeichneten Vorjahreszeitraum, als wegen geschlossener Autohäuser und Fabriken teils über Monate kaum Autos verkauft werden konnten.

Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat einen Käufer für seine Südkorea-Tochter Yogiyo gefunden. Ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Affinity und Permira sowie dem Handelsunternehmen GS Retail werde den Geschäftsbereich für 800 Milliarden koreanische Won (586 Mio Euro) übernehmen, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Berlin mit. Die koreanischen Behörden hatten die Trennung von der Sparte zur Voraussetzung dafür gemacht, dass Delivery Hero den südkoreanischen Lieferdienst Woowa übernehmen darf.

Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat im ersten Halbjahr von höheren Mieten profitiert. Die Vertragsmieten legten im Jahresvergleich um 0,9 Prozent auf 425,8 Millionen Euro zu, wie das Dax-Unternehmen am Freitag in Berlin berichtete. Die Vertragsmiete im Gesamtportfolio kletterte um 3,2 Prozent auf durchschnittlich 7,15 Euro pro Quadratmeter. Auch in Berlin stiegen die Mieten. Der Batteriekonzern Varta hat im ersten Halbjahr eine Atempause vom rasanten Wachstum der vergangenen Jahre eingelegt. Das hatte Vorstandschef Herbert Schein bereits nach den etwas mauen Zahlen zum Jahresstart so angekündigt. Allerdings fiel das Wachstum bei Umsatz und Gewinn dann doch noch etwas schwächer aus als von Analysten erwartet und auch von Anlegern erhofft.

Trotz der in diesem Jahr erneut beachtlichen Kursgewinne ist der deutsche Markt nicht übertrieben teuer. Wichtiger als der absolute Punktestand ist für Investoren die Relation zwischen Börsenwert und Unternehmensgewinnen: Je mehr Geld die Indexmitglieder im operativen Geschäft verdienen, desto höher sollten die Kurse steigen. Als Basis für das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) werden dabei meist die für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinne herangezogen. Da die Analysten ihre Gewinnschätzungen deutlich angehoben haben, ist das KGV zuletzt sogar gesunken. Aktuell liegt die Kennziffer für den DAX laut Bloomberg-Datenbank knapp über 14. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag der Wert bei 12,6. Der DAX ist aktuell also teurer als in früheren Jahren, angesichts der kräftigen Konjunkturerholung sowie der massiven Stützungsmaßnahmen durch Staaten und Notenbanken scheint der Aufschlag nach Ansicht vieler Marktbeobachter aber gerechtfertigt.

​An der Wall Street ist die aktuelle Rekordjagd etwas ins Stocken gekommen. Der Leitindex Dow Jones Industrial und der breiter gefasste S&P 500 hatten zwar im frühen Handel am Freitag noch einmal jeweils Bestmarken erreicht, doch beim Dow ließ der Schwung schnell wieder nach. Jüngste Konjunkturdaten dämpften etwas die Laune der Anleger: Das Konsumklima in den USA trübte sich im August überraschend und deutlich ein.

Der Dow schloss 0,04 Prozent im Plus bei 35.515 Punkten, verzeichnete auf Wochensicht aber einen Gewinn von 0,9 Prozent. Für den S&P 500 ging es am Freitag um 0,2 Prozent auf 4.468 Punkte nach oben. Der technologielastige NASDAQ 100 stieg um 0,3 Prozent auf 15.137 Punkte. Er ist von seinem Höchststand noch etwas entfernt.

Unter den Einzelwerten gewannen die Aktien von Walt Disney ein Prozent. Der Unterhaltungsriese hat sich nach heftigen Geschäftseinbußen in der Corona-Krise wieder berappelt und überraschend positive Quartalszahlen präsentiert. Disney profitierte nun vor allem von der Wiedereröffnung von Vergnügungsparks und Ferienanlagen, die wegen der Corona-Krise geschlossen werden mussten.

Als bester Wert im S&P 500 schnellten eBay um 7,5 Prozent in die Höhe und kurbelten damit ihre jüngste Rally noch einmal deutlich an. Kurz vor Handelsschluss waren die Papiere sogar auf ein Rekordhoch gesprungen. Am Mittwoch nach US-Börsenschluss hatte die Online-Handelsplattform deutliche Geschäftszuwächse im zweiten Quartal gemeldet und insgesamt mit ihren Resultaten positiv überrascht. Nun äußerten sich Analysten optimistisch. So schrieben etwa die Experten der Susquehanna Financial Group, dass die Unternehmensstrategie, sich auf höhere Qualität und regelmäßigere Käufer zu konzentrieren, „wahrscheinlich die Profitabilität längerfristig verbessern“ werde.

An der Börse ist Biontech dank seines Covid-Impfstoffs ein Highflyer. Nun sind die Mainzer auch noch Antreiber der deutschen Wirtschaft, die 2021 vier Prozent wachsen dürfte. „Biontech könnte in diesem Jahr rund 0,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen“, sagte der Wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien gegenüber Reuters. „Auch das Wirtschaftswachstum dürfte dadurch um etwa einen halben Punkt zulegen.“ Dulliens Berechnungen basieren auf der angehobenen Prognose des Unternehmens. Es stellt in diesem Jahr mit dem Covid-19-Vakzin Verkaufserlöse von 15,9 Milliarden Euro in Aussicht.

Ein ruhiger Sommer sieht anders aus: die vierte Corona-Welle, Flutkatastrophen und Feuer, geopolitische Spannungen und Regulierung halten die Anleger in Atem. Das Analysten-Meinungsklima in den letzten fünf Wochen steckt voller Widersprüche, wie die Auswertung von Expertenzitaten in führenden Wirtschaftsmedien durch das Zürcher Medienanalyse-Institut Media Tenor zeigt. „Die Zitate zur Autobranche sind mit plus 2,7 Punkten noch positiv, aber die Stimmung hat sich seit dem Frühjahr deutlich abgekühlt“, so Matthias Vollbracht, Leiter Research. Während die Finanz- und Nachfragesituation positiv beurteilt werden, sehe es bei Nachhaltigkeitsthemen (ESG) kritisch aus, nicht zuletzt aufgrund ungeklärter Rohstoff-Fragen bei der E-Mobilität. Zuletzt deutlich positiver ist das Meinungsklima zu den Banken (plus 35 nach plus 5 im zweiten Quartal). Die Analystenzitate zur Öl & Gasbranche zeigen das Dilemma: zu Nachhaltigkeitsthemen sind die Bewertungen mit minus 40 sehr negativ, zu kurzfristigen Finanzthemen dagegen sehr positiv (plus 32). Was darf langfristiger Umweltschutz kurzfristig an Rendite kosten? Umgekehrt sieht es bei den Versicherern aus: die aktuellen Schäden belasten das Finanzergebnis (minus 16,4), aber bei ESG-Themen sehen die Finanzprofis die Assekuranz im Plus (plus 8,3). Bei Konsum, Handel und Nahrung gehen dagegen Nachhaltigkeits- und Finanzbewertungen in die gleiche (positive) Richtung. „Die Aktionäre sind angesichts des gerade vorgelegten Reports des Weltklimarates zur Entscheidung herausgefordert“, so Vollbracht, „ob Nachhaltigkeit auch kurzfristig Renditenachteile mit sich bringen darf.“ 16.880 Aussagen wurden für das zweite und das angefangene dritte Quartal ausgewertet.

In den vergangenen Jahren gab es angesichts durchwachsener Ergebnisse auch leise Kritik an der Anlagestrategie von Warren Buffett. Doch längst läuft es beim Starinvestor wieder rund. So setzt seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway mit einem Gewinnsprung ihre Erholung von der Corona-Krise weiter fort. Das Betriebsergebnis stieg im zweiten Quartal um 21 Prozent auf 6,69 Milliarden Dollar. Berkshire Hathaway steckte zudem weitere sechs Milliarden Dollar in den Rückkauf eigener Aktien, im ersten Halbjahr waren es insgesamt 12,6 Milliarden Dollar. Die Investmentholding verfügt zudem über flüssige Mittel von 144 Milliarden Dollar.


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