Was die neue Austauschpflicht für Heizungen bedeutet

Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) aus dem Grün geführten Ministerium für Wirtschafts- und Klimaschutz macht es möglich: Ab Januar 2024 muss jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Hauseigentümer, die Gas- oder Ölheizkessel betreiben, die vor dem 1.1.1994 eingebaut wurden, müssen die alten Heizungsanlagen Ende 2023 ausmustern. Das regelt das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Doch offenbar sollen viele Geräte wesentlich früher erneuert werden als bisher erwartet. Im GEG-Entwurf heißt es laut der Welt: „Erdöl- und Erdgaskessel, die bis 1996 eingebaut worden sind, dürfen noch bis längstens 2026 betrieben werden.“ Unter „Kesseln“ seien auch Brennwertheizungen zu verstehen, erläutert die Immobilienwirtschaft. Selbst eine gut gewartete und voll funktionstüchtige Gas-Brennwerttherme, die im Jahr 2026 bereits 30 Jahre in Betrieb ist, müsste dann raus. Wer staatliche Förderung zum Austausch von Gas- oder Ölheizkesseln beantragen will, sollte sich demnach vor Ablauf der Frist Gedanken machen.

„Für die im Zeitraum von 1996 bis 2024 eingebauten Kessel wird die zulässige Betriebsdauer jährlich von 30 auf 20 Jahre zurückgeführt, das heißt jährlich um einen gleichbleibenden Zeitraum reduziert (jährlich vier Monate)“, heißt es im Gesetzentwurf.

Im Klartext bedeutet es jedoch: Hauseigentümer, die Gas- oder Ölheizkessel betreiben, die vor dem 1.1.1994 eingebaut wurden, müssen die alten Heizungsanlagen bis Ende 2023 ausmustern. Das war zwar schon seit vergangenem Jahr klar, doch neu ist eben, dass ab Januar 2024 jede neu eingebaute Heizung mindestens zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden muss. Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) aus dem Grün geführten Ministerium für Wirtschafts- und Klimaschutz macht es möglich.

„Einige Ausnahmen sind geplant, etwa für wirtschaftliche und technische Härtefälle. Es soll Übergangsfristen geben und Fernwärme als Alternative ausgebaut werden. Doch in der Regel läuft die 65-Prozent-Regel auf die Wärmepumpe hinaus, auch wenn der dafür genutzte Strom an windschwachen Tagen größtenteils aus Kohlekraftwerken stammt“, kolportiert die Welt. „Allein schon diese Pflicht dürfte insbesondere in energetisch schlechten Einfamilienhäusern teure Rundum-Sanierungen notwendig machen. Nun jedoch zeichnet sich ab, dass zwei Jahre später nicht nur defekte, sondern sogar noch funktionierende Gas- und Ölheizungen ausgetauscht werden müssen, wenn die 65-Prozent-Regel nicht eingehalten wird.“

Interventionen der Verbände der Immobilienwirtschaft fruchten offenkundig nicht. Sie befürchten eine finanzielle Überforderung von privaten Eigentümern, aber auch von Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die letztlich die Kosten an ihre Mieter weitergeben würden.

„Eine 2006 eingebaute Gasheizung müsste also nicht erst 2036 ersetzt werden, sondern bereits drei Jahre früher, im Jahr 2033, auch wenn sie dann noch funktioniert. „Nach Ablauf der jeweils geltenden Frist müssen die Heizungen ausgetauscht und die Vorgaben der 65-Prozent-EE-Regelung eingehalten werden“ – so lautet die Vorgabe aus dem Grünen-geführten Ministerium“, fasst es die Welt zusammen.

Aus Sicht des Heizungshandwerks sei die Einhaltung der 65-Prozent-Regel für kaputte Anlagen schon kaum erfüllbar. Es fehlten Fachkräfte, und auch die Lieferzeiten für Wärmepumpen seien noch sehr lang. Innerhalb von nur zwei Jahren müsste die Anzahl der im Bestand eingebauten Wärmepumpen von etwa 110.000 auf fast 900.000 hochgefahren werden.

Woher, so stellt sich darüber hinaus die Frage, soll denn der Strombedarf hierfür kommen? Manfred Haferburg erläutert hierzu, dass „… ab sofort bis 2030 arbeitstäglich (!) fünf (!) neue Windräder der modernsten 5 MW-Klasse in Betrieb gehen. Dass ab sofort 1.200 Betonmischer täglich zu den Windrad-Fundamenten dieseln. Dass ab sofort 375 Sondertransporte mit den 80 Meter langen Windrad-Flügeln pro Monat über deutsche Straßen geleitet werden müssen. Das sind nur ein paar Beispiele, um die Unmöglichkeit der Lösung der Aufgabe zu illustrieren.“

Hinzu kommt dann noch die EU-Gebäuderichtlinie. Und die bedeutet: Dämmpflicht. Wohnhäuser in der EU sollen bis 2033 auf einen wesentlich höheren Energieeffizienz-Standard gebracht werden, um die Klimaziele zu erreichen. Die ehrgeizigen EU-Klimaschutzpläne könnten die Sanierungskosten für Wohngebäude in Deutschland auf einen dreistelligen Milliardenbetrag jährlich anwachsen lassen. „In Deutschland müssten fast 45 Prozent aller Wohngebäude innerhalb von neun Jahren saniert werden. Das ist ein absurder Vorschlag“, kommentiert ein Verband der Immobilienbranche. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern wären sogar mehr als 50 Prozent des Bestands betroffen. „Allein die Handwerkerkapazitäten werden so etwas nicht ermöglichen“, heißt es weiter.

„Die EU-Regeln müssten noch in nationale Formate gegossen werden. In Deutschland ist deshalb zu erwarten, dass bestimmte hierzulande bekannte Effizienzhausklassen erreicht werden müssen. Würde die Klasse 100 vorgeschrieben, bedeute das jährliche Kosten von 125 Milliarden Euro für Wohnungsunternehmen und Hausbesitzer, rechnen die Absender des Briefs an die Bundesbauministerin vor. Sollte es auf den strengeren Effizienzhausstandard 55 hinauslaufen, beliefen sich die notwendigen Ausgaben für Sanierungen auf 182 Milliarden Euro.“

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Kommentare ( 153 )

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bani
1 Jahr her

Die sind noch bekloppter als der senile Honecker. Wer wählt solche offenkundigen Ideologen die die Menschen schickaniieren und drangsalieren? Wie kann eine 15 Prozent Sekte von ungebildeten Studieabbrechern, Klebern, Hüpfern und Märchererzählern so etwas umsetzen.

Last edited 1 Jahr her by bani
skifahrer77
1 Jahr her

Tauchsieder?
Warum eine teure Wärmepumpe, wenn ein überdimensionierter Tauchsieder im Warmwasserkreis die Vorschrift auch erfüllt? Oder werden elektrische Nachtspeicherheizungen jetzt auch verboten? Soweit ich weiß, ist ein Nebeneinander von Öl- und Ökoheizung auch erlaubt. Also „Tauchsieder“ mit Ökostrom für die Vorschrift und Öl für die zuverlässige Wärme während der Dunkelflaute.
Mal abwarten, was wirklich im Gesetz steht.

Jan des Bisschop
1 Jahr her

Neben der Isolation kommt es beim Heizen auch auf den Menschen und der Möglichkeit des Lüftens an. Die Grünen Kurzdenker haben ein mechanistisches, vereinfachtes Weltbild, daher werden alle Maßnahmen, die sie ergreifen ins leere laufen und am Ende die Gesellschaft ruinieren.

WandererX
1 Jahr her

Das kommt alles aus einem nicht seltenen weiblichen Fanatismus, der sich in Brüssels Amtsstuben eingenistet hat, und einen intellektuellen Kurzschluss lebt: „weil wir Damen gut sein wollen, sind wir auch gut! Und unser politischen Handeln kann deshalb gar nicht schlecht oder falsch sein“! Jeder Mann kennt so etwas für einigen der Frauen in einem Umfeld, auch meiner Mutter, die letztlich Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, konnte man dieses Kurzschlussdenken trotz Bildung und Akademikerabschluss letztlich nicht abgewöhnen. Das war einfach ihre weiblich- mütterliche Position im Leben: wer gebiert, ist gut, denn sonst wäre ja ihr Kind potentiell etwas Schlechtes, Falsches,… Mehr

alter weisser Mann
1 Jahr her

Wozu dämmen, wenns angeblich ohnehin wärmer wird?

Mit so gewollt dummen Fragen entwertet man sich nur selbst. Selbst wenn es 5 Grad wärmer würde, kommt man in unseren Breiten nicht ungeheizt um Jahr, oder?

Nibelung
1 Jahr her

Ganz einfach, Grüne weg, Heizung bleibt, Geld und Ärger gespart, denn wird was neues angeboten, was wirklich Ersparnisse bringt, kommen die Kunden von ganz allein, dazu braucht man keine Idiologen die sich nun auch noch als Wirtschaftssachverständige präsentieren wollen.

martin ruehle
1 Jahr her

Es ist an der Zeit dem grünen Totalitarismus das Handwerk zu legen!
Habeck und Konsorten schaffen sich eine solide Basis für ihr politisches Ende.
Hausbesitzer massenhaft zu enteignen, weil für die klima-sozialistischen Spinnereien von rot-grün-gelb-schwarz bei den (noch) Besitzern von privaten Wohnhäusern keine Rücklagen vorhanden sind, ist die Vorbereitung von Protesten, die es in der Bundesrepublik noch nicht gab.
Aber, wenn es denn so gewollt ist … wohl an!

H.Arno
1 Jahr her

Die Grüne Terrorkeule zur Unterwerfung der Häusle-Besitzer: „bis 50.000 E Strafe
bei Widerstand gegen die Verschrottung der funktionienden Heizung!“

Contra Merkl
1 Jahr her

Wegen dieser Gesetze haben wir erst letzten Dezember nochmal eine neue Gastherme eingebaut. Im Januar den HB nach einen Angebot gefragt, dass dauerte schon weil erstmal erforscht werden musste, welcher Hersteller welche Geräte überhaupt liefern kann. Nach 3 Monaten Angebote da, ok, bestellt. Dauerte dann wieder ein halbes Jahr bis die Gastherme beim HB geliefert wurde. Dann waren die HB ständig krank und es brannte da an allen Ecken und Enden, dass Telefon klingelt den ganzen Tag meinte die Frau, nervlich am Ende. Kurz vor Weihnachten hat es dann noch geklappt die Heizung einzubauen. Wer da jetzt noch eine neue… Mehr

JamesBond
1 Jahr her
Antworten an  Contra Merkl

Wozu das Ganze? In Portugal ist es den Winter über ca. 15 Grad, da kann man gut und gerne als Rentner im Wohnmobil leben. Heizung hier auf Frostschutz gestellt und in 5 Jahren verkaufen wir unser Haus sowieso. Alternativen gibt’s es für uns in der Familie und wer das nicht hat und mal recherchiert, günstiges Wohnen ist auch in anderen Ländern möglich. Rechnen Sie mal was das alles kostet, das muss verdient werden oder von der Rente abgespart und lohnt letztlich nicht.

H.Arno
1 Jahr her

Heizung ab 20.000 Euro – für die Wahl der Grünen Eiskugel!