Die Zeichen stehen auf weiteres Schrumpfen der Wirtschaft

Stehen alle Räder still, kommt kein Wachstum, auch wenn es die Ampel noch so will. Oder sich wünscht. Wie unrealistisch deren Hoffen auf eine stärkere Wirtschaft ist, zeigt ein Index des Statistischen Bundesamtes auf.

picture alliance / dpa | Bernd Wüstneck
Ein LKW fährt am 22.10.2010 in Rostock über eine Kreuzung, an der das Schild " Maut_ für den gebührenpflichtigen Warnowtunnel steht. Auf der Jahrestagung der Landesverkehrsgewerbeverbände Deutschlands am gleichen Tag in Rostock wird u.a. über das Thema Maut für in- und ausländische LKW gesprochen. Foto: Bernd Wüstneck

Die Suche nach etwas Sinnstiftendem und Rettendem ist eines der ältesten Motive der Menschheitsgeschichte: das Goldene Vlies, der Heilige Gral oder die original verpackte Luke-Skywalker-Figur von 1977. Mensch sein heißt, sich nach etwas zu sehnen, das Glück und Seligkeit verspricht. Die Ampel sucht zum Beispiel nach dem Wachstum. Sie glaubt so fest an diesen Sinnstifter, dass sie ihn samt seiner Mehreinnahmen in ihrem Haushalt niedergeschrieben hat, den Finanzminister Christian Lindner (FDP) in dieser Woche in den Bundestag einbringt.

Doch all diesen Sinnstiftern ist gemeinsam, dass sie nur unter Schmerzen zu gewinnen sind. Oder auch gar nicht. Denn vom Wachstum der Wirtschaft ist die Ampel im Prinzip genauso weit entfernt wie vom Heiligen Gral. Das Statistische Bundesamt hat nun den neuen „Lkw-Maut-Fahrleistungsindex“ vorgestellt. Der ist ein wichtiges Zeichen dafür, wie es mit der Wirtschaft in den nächsten Monaten weitergeht – und die Zeichen stehen auf weiteres Schrumpfen.

Demnach ist die Fahrleistung mautpflichtiger Lkw im August um 0,3 Prozent im Vergleich zum Juli gesunken. Im Vergleich zum August 2023 waren es sogar 0,7 Prozent. Beide Zahlen stammen vom Statistischen Bundesamt und sind jeweils kalenderbereinigt. Sie sind ein wichtiges Zeichen für die weitere Entwicklung der Wirtschaft, denn die „Lkw-Fahrleistung gibt frühe Hinweise auf (die) Konjunkturentwicklung in der Industrie“, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

Logisch: Brummt die Wirtschaft, sind Lkw unterwegs, um Ware zu liefern oder um Fabriken mit Ersatzteilen oder Rohstoffen zu versorgen. „Daher besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und Indizes zur wirtschaftlichen Aktivität, insbesondere der Industrieproduktion.“ Eine Grafik des Amtes zeigt deutlich: Sinkt die Lkw-Fahrleistung, geht auch der Produktionsindex des Verarbeitenden Gewerbes zurück.

Die Statistik zeigt auch: Seit dem Frühjahr 2023 gehen beide Indizes permanent zurück. Mit leichten Ausschlägen zurück nach oben – aber nicht mehr das Niveau des Frühjahrs 2023 erreichend – geschweige denn das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie. Auf ein Sinken dieser Indizes folgte immer auch ein tatsächliches Stagnieren der Wirtschaft, teilweise sogar ein Schrumpfen.

Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne) und Lindner haben beschlossen, dass nächstes Jahr die Wirtschaft wächst. Steht so in ihrem Haushalts-Entwurf. Das Spitzentrio der Ampel wirkt damit so zuversichtlich und so aussichtsreich wie die Ritter der Tafelrunde auf ihrer Suche nach dem Heiligen Gral. Im Vergleich zu der Idee, den Haushalt mit dem Wachstum der Wirtschaft sanieren zu wollen, wirkt der Plan nahezu realistisch, im Kanzleramt oder im Finanzministerium auf eine unentdeckte und unausgepackte Luke-Skywalker-Figur von 1977 zu stoßen und mit deren Verkauf den Bundeshaushalt 2025 sanieren zu wollen.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 21 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

21 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Anna Log
6 Tage her

Wenn man die Grafik ansieht und den Einbruch 2020 ignoriert gehts seit 2018 abwärts.

H. Priess
7 Tage her

Was mich wundert, ich habe bis jetzt nicht das wunderbare Wort: Negativwachstum gelesen. Sind die alle zu jung dieses Wort zu kennen? War sehr beliebt in den 70igern und 80igern. Es wird also über den ABs weniger Waren bewegt, die just in Time Lieferungen werden weniger. Der Wahnsinn, ein Auto in einer von hunderten Konfigurationen liefern zu wollen und Wartezeiten von acht bis zehn Monaten in Kauf zu nehmen und von den Zulieferern der verschiedenen Komponenten, die just in Time Lieferung eben dieser per LKW Stundengenau zu liefern, wird der Vergangenheit angehören. Das finde ich gut. Die ganze Logistik wird… Mehr

W aus der Diaspora
7 Tage her

Das wir schrumpfen würden steht schon seit Jahrzehnten fest. Dafür musste man nur einen Blick auf die „Bevölkerungspyramide“ werfen, die ist eben keine Pyramide mehr. Der „dicke Bauch“ der Boomer ist inzwischen zur Hälfte in Rente der Rest der Boomer folgt in den nächsten Jahren. Oft fehlen die Nachfolger für Bäckereien, Metzgereien, Apotheken etc. Selbst wenn ein Kind in passendem Alter da ist, so wollte dieses „Kind“ vielleicht etwas ganz anderes machen. Sehr gut gehende Firmen werden aufgekauft und in Konzernen integriert. Durch das Fehlen von ca 30% gut ausgebildeten Fachkräften fehlen zudem Arbeitnehmer. All das war so oder so… Mehr

H. Priess
7 Tage her
Antworten an  W aus der Diaspora

Bitte nicht vergessen, daß dann auch die Steuern und Abgaben fleißiger sprudeln. Bei jeder Mindestlohnerhöhung freut sich der Finanzminister einen zweiten Anus in den *rsch! Lauterbach jubelt, mehr Beiträge ins marode System und all die die vom Sozialsystem leben freuen sich auch.

W aus der Diaspora
6 Tage her
Antworten an  H. Priess

Klar, das ist die alte Methode zur Entschuldung des Staats. Funktioniert aber nur, wenn nicht gleichzeitig neue Schulden gemacht werden. Der Ampel bringt es allerdings, dass die tatsächlichen Schulder höher sein dürfen – nur bekommen sie dafür dann nicht mehr als vorher.
Ich glaub allerdings, dass in der aktuellen Regierung und deren Parteispitzen keiner ist, der das versteht.

Gerhard-66
7 Tage her

Seit wann können Soziologen oder Politiker einen Dreisatz rchenen..? Übersteigt doch ihre Fähigkeiten um Lichtjahre.. 🙂 Oder warum sonst haben Sie sich diese Art von Jobs ausgesucht.:-) Weil Sie rechnen können..? Handwerklich begabt sind..? Was können Sie den wirklich..? Ausser Geschichten von netten und lieben Kobolden erzählen die den Strom im Netz speichern..? Bei Analena finde ich die weit über 100.000 für die Visagistin nicht ganz raus geschmiessen.. aber bei Nancy.. das hat selbst die absolute Elite Hollywoods. einigen Wochenend und Nachtschichten zu leisten..:-) Ist das jetzt schon wieder Delegetimierung..? Herr Haldewang bitte übernehmen Sie..:-) Sollte ja noch zur „Old… Mehr

Mausi
7 Tage her

Aber die Rettung naht: https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/eu-wirtschaft-in-existenznot-draghi-fordert-drastische-reformen,UNsJT4C
Und er verlangt: Noch mehr Planwirtschaft durch staatliche Ausgabenprogramme? Wen will er sonst verpflichten, außer den Bürger zu Steuern und die Staaten zu ideologischer Verschwendung?
Komplex und träge: Wow, das hat z. B. Herr Henkel von der IBM, das haben die großen Unternehmen schon vor Jahrzehnten gemerkt. Herr Draghi erst jetzt?
Herr Erhard würde sich im Grab umdrehen. Jetzt zur Zeit der großen Transformation ist bei uns ja nichts mehr los. Wie auch Herr Draghi – oh Wunder – für die EU feststellt.

Last edited 7 Tage her by Mausi
klaugue
7 Tage her

woher nimmt die Ampel den Optimismus für den Wirtschaftsanstieg. Insolvenzen und Abgang von Industrie bringen für mich keinen Anstieg. Wenn die Aussichten des Staates so sind, mache ich bei mir etwas falsch.

Alleswasrechtist
7 Tage her

Nun ja, 0,x-Prozentchen klingt jetzt nicht unbedingt dramatisch. Vielleicht sähe das (jetzt schon) anders aus, wenn man um den Transitanteil sowie den Anteil an Grundversorgung der hiesigen Bevölkerung wüsste/sie herausrechnen könnte. Auch Schwankungen zu anderen Perioden zu kennen (z.B. Personal-/Logistikkrise) könnte bei der Einschätzung helfen. Ansonsten bin ich schon der Meinung, das dicke Ende kommt noch. Angesichts der superlinksgrünen Politik sind ja mit gewissem Verzug nun zahlreiche Einschnitte angekündigt. Der Wirtschaftszerstörungsminister will zwar mal wieder mit ein paar Mrd. Teuronen eingreifen, ich wüsste aber nicht, weshalb ihm nicht wieder zügig das Geld ausgehen sollte. Im Moment bleibts aber ein halbseidener… Mehr

dienbienphu
7 Tage her

Könnte man auch mal eine Auswertung zu mautbefreiten PKW machen?
Wenn man zum Urlaub ins benachbarte Ausland fährt, kann man sich die Augen reiben, was da zusammen kommt.

Benedictuszweifel
7 Tage her

Die Rettung der Welt wurde doch von der überwältigenden Mehrheit der Chefs dieser Republik frei und geheim und immer wieder bestellt. Die Diener (Minister) haben gemacht, was der Souverän wollte: Alles erfunden! „Des Kaisers (Wählers) Neue Kleider.“ 85% waren immer splitterfasernackt. Wir 15% brauner Bodensatz, Supernazis oder Undemokraten, die nach 2011 immer eine Alternative zum kollektiven Wahnsinn wollten und verzweifelt wählten, haben einfach nur unseren eigenen Augen und Ohren geglaubt. Wir haben kurz nach(!)gedacht: „Was ist nochmal das Ergebnis von 1+1?“ und die Lösung selbst (ohne Lehrerin Slomka et al.) herausgefunden! Wir haben uns unseres eigenen Verstandes ohne Anleitung Dritter… Mehr

Last edited 7 Tage her by Benedictuszweifel
Wilhelm Roepke
7 Tage her

Es geht nicht ohne Schmerzen. Dieses Volk muss erst ärmer werden, um mit dem Denken zu beginnen.