Die Wirtschaft schrumpft, aber die Konsumlaune ist wieder da

Deutschlands Bruttoinlandsprodukt ist im Schlussquartal 2022 etwa doppelt so stark zurückgegangen wie vom Statistischen Bundesamt zunächst prognostiziert. Die hohen Preise hatten Verbrauchern die Kauflust verdorben. Aktuell aber bessert sich ihre Laune.

dts Nachrichtenagentur

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 4. Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal stärker geschrumpft als zunächst gedacht. Es ging um 0,4 Prozent nach unten, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte, 0,2 Prozentpunkte mehr als Ende Januar noch geschätzt. „Die Dynamik der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende deutlich abgeschwächt“, teilte die Behörde mit.

In den ersten drei Quartalen des letzten Jahres konnte das Bruttoinlandsprodukt trotz schwieriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen aber noch zulegen (+0,8 Prozent, +0,1 Prozent und +0,5 Prozent). Für das gesamte Jahr 2022 haben die neuesten Berechnungen das Wachstum von 1,8 Prozent zum Vorjahr (kalenderbereinigt +1,9 Prozent) bestätigt, so die Statistiker. Die weiterhin starken Preissteigerungen und die anhaltende Energiekrise belasteten die deutsche Wirtschaft zum Jahresende, hieß es weiter.

Das mache sich besonders bei den privaten Konsumausgaben bemerkbar, die im 4. Quartal 2022 um 1,0 Prozent zurückgingen. Nach dem Wegfall von Vergünstigungen wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket gaben die Verbraucher im 4. Quartal 2022 weniger für Konsumzwecke aus als im 3. Quartal 2022. Zudem wurde auch weniger investiert als im Vorquartal: Die Bauinvestitionen nahmen wie schon in den beiden vorangegangenen Quartalen preis-, saison- und kalenderbereinigt ab (-2,9 Prozent). Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – gingen zum Jahresende ebenfalls deutlich zurück (-3,6 Prozent).

Die Konsumausgaben des Staates stiegen dagegen leicht gegenüber dem Vorquartal (+0,6 Prozent). Im 4. Quartal 2022 wurden nach Angaben des Bundesamtes preis-, saison- und kalenderbereinigt insgesamt 1,0 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im 3. Quartal 2022. Die Importe sanken mit -1,3 Prozent noch etwas stärker. Neben der angespannten internationalen Situation mit nach wie vor gestörten Lieferketten sei dies vor allem den hohen Preisen für Energie geschuldet, die sich unter anderem im schwächeren Handel mit chemischen Produkten bemerkbar machten.

Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung war im 4. Quartal 2022 um 1,4 Prozent niedriger als im Vorquartal. Dabei erstreckte sich der Rückgang über fast alle Wirtschaftsbereiche. Lediglich in den Bereichen Information und Kommunikation, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie bei den Unternehmensdienstleistern gab es leichte Zuwächse.

Vor dem Hintergrund der hohen Inflationsraten fiel die Bruttowertschöpfung bei den sonstigen Dienstleistern (-6,8 Prozent) und im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (-2,9 Prozent) deutlich niedriger aus als im Vorquartal. Aufgrund starker Produktionsrückgänge in den energieintensiven Branchen wie der Herstellung von chemischen Erzeugnissen sowie der Metallerzeugung und -bearbeitung ging die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe im 4. Quartal 2022 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,6 Prozent zurück. Im Baugewerbe sank die Wirtschaftsleistung mit 2,4 Prozent das dritte Quartal in Folge.

Die Verbraucherstimmung in Deutschland bleibt währenddessen im Februar auf Erholungskurs. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung legen spürbar zu, teilte das Marktforschungsinstitut GfK in seiner Konsumklimastudie am Freitag mit. Die Anschaffungsneigung setzt dagegen ihr ständiges Auf und Ab fort und gewinnt aktuell nur leicht hinzu.

Das GfK prognostiziert für das Konsumklima für März -30,5 Punkte und damit 3,3 Punkte mehr als im Februar dieses Jahres (revidiert -33,8 Punkte). Bereits seit Herbst 2022 geht es nach einem Rekordtief konstant nach oben, für das Konsumklima ist es bereits der fünfte Anstieg in Folge. „Trotz anhaltender Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, einer schwächelnden Weltwirtschaft sowie hohen Inflationsraten, kann das Konsumklima ein weiteres Mal spürbar zulegen“, erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.

Es bleibe damit klar auf Erholungskurs, wenn das Niveau auch weiterhin niedrig sei. „Der Pessimismus der Verbraucher, der im Herbst des vergangenen Jahres seinen absoluten Höhepunkt hatte, schwindet zusehends“, so Bürkl. Die Einkommenserwartungen der deutschen Konsumenten setzen ihren Aufwärtstrend ebenfalls fort: Der Indikator klettert nach einem Plus von 4,9 Punkten auf -27,3 Zähler, auch hier ist es der fünfte Anstieg in Folge.

Bemerkenswert sei zudem, dass die Einkommensstimmung seit ihrem absoluten Tief im September 2022 gut 40 Punkte hinzugewonnen habe. Neben dem stabilen Arbeitsmarkt sorgen die zuletzt weniger stark gestiegenen Energiepreise für den zunehmenden Optimismus, so das Institut. Das ständige Auf und Ab der Anschaffungsneigung, das seit September 2022 zu beobachten ist, setzt sich auch in diesem Monat fort: Nach den leichten Verlusten des Vormonats legt der Indikator nun wieder etwas zu.

(dts)

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Kommentare ( 14 )

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thinkSelf
1 Jahr her

Es wird bei vielen Kommentatoren völlig unterschätzt wie viel hohes Einkommen es in D gibt. Bei den „oberen“ 30% der Haushalte muss sich bisher niemand auch nur ansatzweise einschränken. Da fährt man maximal die Sparquote etwas runter und gut ist. Ich kann da in meinem Umfeld keinerlei „Konsumbeschränkungen“ erkennen. Ganz im Gegenteil. Handwerkermangel für die Luxussanierung der im Regelfall längst bezahlten eigenen Hütte ist da das einzige Problem. Und so komische Sachen wie „Arbeitslosigkeit“ kennt man in diesem Kreis auch nur aus dem gescripteten Realitiy-TV. Wo ist also das Problem? Da müssen die Realeinkommen noch ganz lange fallen, bis bei… Mehr

Grandler
1 Jahr her

Es wird zwar behauptet, die Zunahme wäre inflationsbereinigt aber welche Inflationsrate wird hier verwendet? Es gibt ja viele Warenkörbe. USA unterscheidet man zB zwischen CPI (consumer price index) und Core–CPI, also die Kernrate, die vieles ausser Acht lässt und immer etwa 2% geringer ist.
Der dt. Verbraucher gibt in Wirklichkeit nur mehr aus, weil bei der sog. Inflationsbereinigung eigentlich statistisch getrixt wird und das wird einem dann als „Konsumfreude“ verkauft, obwohl es erzwungene Mehrausgaben sind wg hoher Lebensmittelpreise. Das ist auch wieder so eine Propaganda.

AnSi
1 Jahr her

Für mich liest sich das wie der erfüllte 5-Jahresplan der SED. Schönfärberei auf höchstem Niveau! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Konsumlaune steigt. Ich denke, das ist ganz einfach damit verbunden, dass die Preise wahnsinnig gestiegen sind und die Leute ja trotzdem kaufen müssen (Nahrung, Energie). Zudem werden sicher viele Neuanschaffungen für die Zugereisten von den NGOs getätigt . Allein 30.000 kamen doch in den ersten zwei Monaten. Die benötigen die Vollausstattung. Nur deshalb steigen die Umsätze und Steuereinnahmen. Stabiler Arbeitsmarkt? Woher kommt denn diese Aussage? Immer mehr Zuwanderer ohne Arbeit, Firmen schließen reihenweise, aber man redet von einem… Mehr

Schwabenwilli
1 Jahr her
Antworten an  AnSi

Sehr richtig wenn jeden Tag Deutschland tausende von“ neuen Mitbürgern“ zu verzeichnen hat steigt natürlich der Konsum zwangsläufig an?

CIVIS
1 Jahr her

Das mit der Kauflaune bzw. umgekehrt mit der Kaufzurückhaltung ist so eine Sache.
Wenn ich nach Corona-Lockdown und zwangsweise Sparen (man kam ja kaum vor die Tür) jetzt eine Schiffsreise auf der Titanic gebucht hätte und dann mitgeteilt bekommen hätte, dass der Kahn untergeht, dann würde ich mein Geld bis zum Schluss mit vollen Händen rauswerfen, um mir bis zum Schluss noch ein bisschen Spaß zu gönnen.

Vielleicht sehen das in der heutigen Situation (Inflation, Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlagen und der Betriebe selber, horrende Energiekosten, etc. etc.) auch viele Verbraucher so. Das hat mit eigentlicher Kauflaune wenig zu tun !

Last edited 1 Jahr her by CIVIS
Wolfgang Schuckmann
1 Jahr her

Am Ende brauchen die keine Konsumzahlen mehr, denn wir werden nach Schwab und Genossen am Ende alle arm und glücklich sein, weil man uns mangels Masse nichts mehr abnehmen kann. Und das allerschönste, es wird eine Menge Leute geben, die dann am Ende des Tages lernen was echte Arbeit ist mit schwitzen u. so. Und Scholz reicht die Pille des Vergessens und keiner wird sich daran erinnern was früher war. Mit verklärten Blicken wird man dem Hüttenzauber der Illuminati lauschen, ihnen stehende Ovationen darbringen. Doch vorher verteile ich noch das literarische Werk “ 1984″ unter den Klienten damit die nicht… Mehr

Unglaeubiger
1 Jahr her

Wir bräuchten dringend einen breiten, unstillbaren Wissenskonsum, statt pausenlos eine neue, imaginäre „Glaskugelweisheitsauslegerei“.Wer sich im Land einmal genau umschaut kann erkennen. dass es mit der Warenkonsumbereitschaft nicht so weit her ist. Ja,die Umsätze steigen, weil die Preise steigen, vor allen Dingen bei Lebensmittel, Heizung und Strom.

Arma Geddon
1 Jahr her

Wenn ich dieses Zahlenblabla gepaart mit Prozentakrobatik
schon lese. Ich weiss auch ehrlich gesagt nicht, bei wem
sich das „Konsumklima“ gerade bessert, bei mir jedenfalls
nicht. Nach wie vor würde ich am liebsten bei jedem Einkauf
den Laden mit nem Baseballschläger kurz und klein kloppen,
wenn ich diese Schweinepreise sehe. Das hat für mich auch
weniger mit „gestörten Lieferketten“ oder „Ukrainekrise“ zu
tun, das sind doch nur Aufhänger zum Abzocken, die Preise
werden nie wieder normal werden. Das ist politisch gewollt,
jetzt kommt noch die halskranke ver.di mit ihren abstrusen
Lohnforderungen. Das darf doch alles nicht mehr wahr sein.

Nibelung
1 Jahr her

Ein Wunder nach dem anderen und da muß doch niemand verzweifeln bei der Strategie der rot-grünen Ampel, denn die schaffen Arbeitsplätze ohne Ende, indem sie erst alles zerdeppern und dann wieder aufbauen und so kann man es auch machen und man muß zuerst mal auf die Idee kommen. Selbst die alte DDR hat sich noch redlich bemüht über Plansoll was zu werden, das geht bei uns viel besser, man zerschlägt den Laden und baut neu auf und wo das Geld herkommt ist egal, dafür hat man ja die EZB, die dummerweise selbst derzeit mit 1,9 Milliarden in der Kreide steht,… Mehr

Wolfgang Schuckmann
1 Jahr her
Antworten an  Nibelung

Genau so wird das kommen. Die größten Goldvorräte Deutschlands befinden sich in New- York, also dort, wo sie am meisten gebraucht werden. Alles gut, und der Rest befindet sich in London und Paris, wo wohl unsere anstehenden Rep- Zahlungen an Warschau, Namibia und sonstige durch die insgesamt überlange Kolonialzeit Deutschlands, beglichen werden können. Wir sind da nicht so. Können das Leid der anderen lindern und tun das auch immer gerne und oft. Und sollte das Gold nicht reichen, ja dann müssen wir halt ans Privatvermögen. Ich persl. weiß was Lastenausgleich heißt. Und die, die noch mitten im Leben stehen und… Mehr

Transformation
1 Jahr her

Wer noch paar Cent in der Tasche übrig hat, der beginnt zu preppen so viel er kann, da Lebensmittel immer teurer werden. Ferner werden dringend benötigte Reparaturen/Renovierungen noch rasch selbst gemacht oder Handwerker dafür beschäftigt, da wird auch Geld für ausgegeben. Denn jeder weiß es wird alles noch teurer werden, wartet man ab, kann man es sich gar nicht mehr leisten. Ich bemerke allerdings bei uns im Ort keine Erneuerungen hinsichtlich Solaranlagen/Wärmepumpen. Da sind nur vereinzelt mal Erneuerungen, da das Summen sind, die die Leute scheuen. Bis sich das amortisiert hat, vergehen 10-15 Jahre, das lohnt sich für viele ab… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Transformation
elly
1 Jahr her

Natürlich steigt der Konsum, bei der Masseneinwanderung ins Bürgergeld. Die Menschen, die zu uns fliehen, haben einen großen Bedarf. Die Tafeln versorgen die Mehrheit mit Lebensmitteln, da bleibt vom Bürgergeld noch viel für Konsum übrig.
Bemerkenswert sei zudem, dass die Einkommensstimmung seit ihrem absoluten Tief im September 2022 gut 40 Punkte hinzugewonnen habe“ das liegt wohl an den Lohnforderungen der Gewerkschaften.