Die Brexit-Verhandlungen und die Heuchelei: Die Wahrheit als Freud’scher Lapsus

Die EU verhandelt nicht im guten Glauben mit Großbritannien. Unterdessen spricht Tusk eine Wahrheit unbeabsichtigt aus, die zeigt: Das EU-Feudalpersonal dient nur sich selbst. Das kann nicht mehr lange gut gehen.

© Frank Augstein/AFP/Getty Images

Die britische Premierministerin May ist nicht bekannt dafür, dass Fortuna ihr den Erfolg freigiebig und von leichter Hand vor die Füße legt. Erst verliert sie eine Unterhauswahl, die eigentlich nach dem Erfolg der Brexit-Befürworter beim vorangegangenen Referendum gar nicht verloren werden konnte, dann fallen ihr auf dem Parteitag der Tories die Stimmbänder aus und die Buchstaben von der Wand, als hätte jemand versucht Mene Mene Tekel an selbige zu schreiben.

Und in ihrer Partei kreisen wie die Geier ein paar unentwegte Erben des EU-Mandarinats, die sich mit der demokratischen Entscheidung des britischen Souveräns nicht abfinden wollen und denen es scheinbar egal ist, ob das Ergebnis ihrer Intrigen die Machtergreifung durch eine Gruppe kommunistischer Sowjet-Nostalgiker und Ewig-Gestriger Corbynistas mit dem Willen zur Diktatur des Proletariats sein könnte.

Wahrhaftig keine beneidenswerte Ausgangslage. Die Premierministerin hält sich dabei verzweifelt an dem Satz fest, dass das Vereinigte Königreich aus dem Brexit einen Erfolg machen und dabei Europas bester Freund bleiben wird – als wollte sie einen Glauben beschwören, der doch schon längst widerlegt wurde: Nämlich dass auf der Seite der Noch-EU-27 freundliche Personen die Verhandlungen in gutem Glauben führen und dass sie das seit Monaten stattfindende stetige Entgegenkommen der Premierministerin Ihrer Majestät mit gleicher Haltung erwidern werden.

Donald Tusk und der Freud`sche Versprecher

In diesem bemerkenswerten historischen Moment versteigt sich in einem Anfall unfreiwilliger Luzidität Herr Tusk, Mitglied des EU-Präsidentenstadels, in Antwort auf den oben zitierten Satz von Frau May zu der lapidaren Feststellung: „Es tut mir leid, aber das ist nicht das, was wir wollen“.

Da ist ihm die Wahrheit rausgeflutscht wie eine ungeplante Sturzgeburt. Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Es beweist zum einen, dass die Lippenbekenntnisse der Brüsseler Räterepublik, eine konstruktive Lösung suchen zu wollen, nichts weiter sind als Heuchelei. Es zeigt zum zweiten, was das EU-Mandarinat nicht will: Das Wohlergehen Großbritanniens und die Freundschaft mit ihm. Das sagt dieser Satz ganz und gar wörtlich, ohne Interpretationsspielraum. Hört, hört!

Es zeigt zum dritten, was für ein geschichtsvergessener Bursche man wird, wenn man seine Loyalität an eine dem Volk entfremdete Nomenklatura der Macht gebunden hat. Wäre es anders, würde sich Herr Tusk darauf besinnen, dass Großbritannien unter Aufopferung seines Empire, seines Wohlstands und seiner Jugend in den Krieg mit Deutschland eingetreten ist, weil ein verbrecherischer Reichskanzler sein Heimatland Polen überfallen, besetzt und vergewaltigt hat in der Absicht, einen europäischen Superstaat unter deutscher Führung zu schaffen. An dieser Stelle kann ich daher nur sagen: Herr Tusk, Sie sollten sich schämen.

Die hässliche Wahrheit: Die wahren Rosinenpicker sitzen in der Kommission

Es werden aber weder das Vereinigte Königreich noch Resteuropa aus dieser Krise führen, wenn Frau May ihren Irrtum im Charakter ihrer Verhandlungspartner nicht erkennt. Mangel an Einsicht sollte sie Frau Merkel überlassen, nicht von ihr kopieren. Sie hat – ohne rechtliche Verpflichtung – beim Thema Brexit-Rechnung großes Entgegenkommen gezeigt. Sie hat in der Frage der irischen Grenze ohne Not die Last auf die britischen Schultern gelegt, eine Lösung zu finden, die diese einzige Landgrenze zur EU offen hält, sie hat auf der Münchener Sicherheitskonferenz ebenso freigiebig ein Sicherheitsabkommen angeboten, welches die EU viel nötiger braucht als Großbritannien. Sie will den Freihandel mit Europa erhalten, obwohl die EU einen Handelsbilanzüberschuss von 120 Mrd. Euro mit dem Königreich hat und daran mindestens ebenso interessiert sein sollte. Frau May hat damit die Falken in Brüssel ermutigt, noch aggressiver zu agieren.

Verlangt die Premierministerin aber die Anwendung des Freihandels auch auf Finanzdienstleistungen, fliegt ihr daher als logische Konsequenz das Schlagwort vom „Rosinenpicken“ aus Brüssel entgegen. Dies, obwohl es mittlerweile offensichtlich ist, dass die eigentlichen Rosinenpicker im Berlaymont sitzen und dass es dem Kommissariat egal ist, welche wirtschaftlichen Kollateralschäden ihr selbstsüchtiger und nur ihren eigenen Interessen dienender Konfrontationskurs für Europas Wirtschaft, Arbeitsplätze und seinen Wohlstand haben.

Gefühlsduselei ist kein Ersatz für Strategie

Dabei gibt es eine Wirkungskette, die das DEXEU, das „Department for Exiting the EU“, auch bekannt als Brexit-Ministerium mit schlafwandlerischer Sicherheit entlang gehen kann, um einen guten Deal zu bekommen: Europa will unbedingt die Grenze zwischen Nordirland und Irland offen halten. Das geht nur mit einem Freihandelsabkommen, denn eine Grenze durch die Irische See wäre die Alternative dazu. Dieser Angriff auf die Souveränität des Vereinigten Königreiches wird aber mit Sicherheit keinen Erfolg haben.

Auch das europäische Begehr nach freiem Güterhandel zur Erhaltung seines Handelsbilanzüberschusses geht nur mit einem solchen  Abkommen. Alles was London tun muss, ist, ein solches Abkommen an einen Deal beim Thema Finanzdienstleistungen zu knüpfen. Kein Freihandelsabkommen ohne Passporting. Über koordinierte Regulierung kann man dann reden, aber das ist eine Zweibahnstraße, und sicher keine Unterwerfung unter ein Brüsseler Diktat. Angesichts der Dominanz des Londoner Finanzplatzes, die mit und ohne Deal auch für die Zukunft nicht in Frage steht, wird der Schwanz nicht mit dem Hund wedeln. Hoffnung auf Fairness und Freundschaft ist keine Strategie, sie ist Gefühlsduselei. Und ohne Strategie gibt es keinen Erfolg.

Es wird für das Vereinigte Königreich Zeit, diese Fakten zur Kenntnis zu nehmen und eine Strategie zu adoptieren, die seine Interessen an die erste Stelle stellt. Das wird auch passieren, notfalls mit neuem Personal an der Spitze. Das Ergebnis wird auch den Interessen der anderen Völker Europas gerecht, aber halt nicht denen der Brüsseler Nomenklatura. Und bevor Herr Tusk sich jetzt zurücklehnt und in der ihm eigenen arroganten Larmoyanz verkündet, dass man dann halt auf einen Hard Brexit zusteuert, sollte er eines bedenken: Hard Brexit heißt Harte Grenze. Auch in Irland. Hard Brexit heißt keinen Cent aus London für Brüssel, auch nicht für die Pensionen des Feudalpersonals. Hard Brexit heißt kein Sicherheitsabkommen, denn so etwas schließt man unter Freunden. Hard Brexit heißt halt so, weil es dann hart wird.

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Kommentare ( 65 )

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Bummi
6 Jahre her

Frau Merkel hat mit ihrer Politik den Brexit ermöglicht und damit wie niemand sonst Europa schweren Schaden zugefügt. Und diese Beamten in Brüssel sowie diese EU für die diese stehen sind eine Zumutung und müssen abgeschafft werden. Diese Europa will ich nicht.

Sonni
6 Jahre her

Wenn Frau May das erfolgreich durchzieht, wird Großbritannien der wahre Gewinner der Zukunft sein. Hut ab vor soviel Weitsicht – hier ist ein Staat, der tatsächlich den Anfängen wehrt.
Das der Rest der kommunistisch angehauchten EU dagegen aufbegehrt ist doch klar. Ihre Unfähigkeit freiheitlich zu gestalten und eine Transferunion, die die Leistungsträger bestraft, endet höchstwahrscheinlich genau dort, wo solche Konstrukte in der Vergangenheit immer endeten.
Etwas anderes als Drohgebärden und Rachsucht traue ich denen kaum noch zu.

Helmut Bühler
6 Jahre her

Das finde ich jetzt doch etwas übertrieben, Herr Krall! Bei allem berechtigten Hass auf die EU-Bürokraten sollte man doch nicht in ein plattes Freund-Feind-Denken verfallen. Wenn der Brexit etwas Positives für Resteuropa hat, dann doch dass man die Londoner Finanzmafia mit ihren toxischen Finanzprodukten wenigsten in Teilen loswerden kann.
Kein Passporting, unter keinen Umständen. Das wird nicht weniger richtig, nur weil die EU-Nomenklatura das aus ganz anderen Gründen ebenfalls fordert.

Thomas
6 Jahre her

Hey, Tommy! Tommy! Tommy! Tommy Robinson!

Roland Müller
6 Jahre her

Wenn die EU irgend etwas mit Recht und Gesetz am Hut hätte, würde sie nicht die Arbeit der Staatsanwälte in Danzig hintertreiben, sondern dafür sorgen, das der Herr Tusk wegen Amtsmissbrauch und Vetternwirtschaft im Knast landen würde. Das gleiche gilt für unseren Herrn Maas, gegen den die Staatsanwaltschaft in Saarbrücken wegen Steuergeldveruntreuung ermittelt. Das gesamte politische System in Berlin und in Brüssel ist mit Verlaub hochgradig korrupt.

Sebastian Gumbach
6 Jahre her

Die EU-Kommission ist ein Handlanger der verbrecherischen globalen Elite. Was erwartet Frau May? Es geht einzig darun, große Blöcke zu formen, die man am Ende zusammenschieben kann. Renitente Länder wie die USA oder Großbritannien stören da bloß. Der Reichsverwalter in Britannien scheint Tony Blair zu sein, da er mit ungewöhnlicher Störrigkeit auf das Rückgängigmachen des Brexit hinarbeitet.

AndreB
6 Jahre her
Antworten an  Sebastian Gumbach

Die Briten und Amerikaner sind die Homebase der globalen Elite. Wer hier die Briten und Amerikaner als Opfer der angeblich globalen EU sieht, sollte besser nochmal die Geschichte studieren.

Lebensfreude
6 Jahre her
Antworten an  AndreB

Volle Zustimmung – bevor man die Engländer als Opfer im 1 & 2 Weltkrieg sieht, wäre es zwingend geboten sich mit der Geschichte (nicht nur der veralteten von den Siegermächten propagierten) auseinander zu setzen!
Die Engländer sind in die selbe Kategorie „Freunde“ zu setzen wie die USA!
Unter Freundschaft verstehe ich etwas gänzlich Diametrales wie von Politikern
posauniert!

GermanMichel
6 Jahre her
Antworten an  Sebastian Gumbach

„Die EU-Kommission ist ein Handlanger der verbrecherischen globalen Elite.“

„Die Briten und Amerikaner sind die Homebase der globalen Elite. “

Und sie haben beide Recht, das ist so wie mit den Grünen und der CDU, die Grünen sind die Home Base der zerstörerischen Kulturmarxisten, die CDU ist ein Handlanger der zerstörerischen Kulturmarxisten. Ob die nun miteinander koalieren oder sich im Bundestag als Regierung und Opposition „bekämpfen“ ist doch eher eine Politik Operette.

Johannes Igel
6 Jahre her

Halten wir mal fest: „Die Briten wollten zuerst rein, als es Ihnen richtig dreckig ging. Als es dann nicht an Ihren Willen geht, wollen Sie wieder raus. Nun müssen Sie die Konsequenzen tragen!“.
Noch ein kleiner Ratschlag an den Autor: „Ihr Hass auf die EU schadet Ihrer Gesundheit!“

Sebastian Gumbach
6 Jahre her
Antworten an  Johannes Igel

Leider haben Sie gar nichts begriffen. Sie müssen die Worthülsen der Politiker entlarven und sich IMMER fragen: cui bono. Das, was in den USA passiert, vermutlich auch in Großbritannien, richtet sich im Kern gegen das, was die globale Elite will: Eine Weltregierung (die EU ist Handlanger), multiethnische Staaten, Zerstörung der Familie, Steuersklaven usw. Jeder Erfolg von Trump ist ein Sargnagel für diese … globale Elite, alleine deshalb hoffe ich, dass Trump erfolgreich sein wird –

AndreB
6 Jahre her
Antworten an  Sebastian Gumbach

Hier gibt es nur einen der absolut nichts begreift. Trump ist Elite und war nie was anderes. GB und US als Opfer der kapitalistisch-globalen EU? Lächerliche Geschichtsunkenntnis. Das Vorbild der EU war immer die multiethnische Zusammensetzung der USA und deren globale Machtpolitik. Natürlich ist die EU Handlanger der wahren Globalisten aus den USA und GB.

Katarzyna Sobieski
6 Jahre her

Großbritannien hat 1939 nicht einen Schuss abgegeben trotz des Beistandspaktes mit Polen. Der Autor hat wahrscheinlich von solchen rührseligen Hollywood-Filmen wie „The King’s Speech“ Geschichte gelernt. Die zweihunderttausend Mann zählende polnische Armee, die auf Seiten Großbritanniens im 2. WK gekämpft hatte, völlig vergessen. Auch die polnischen Piloten, die ihr Leben gelassen hatten bei der Verteidigung Großbritanniens vor der deutschen Luftangriffen- nicht erwähnenswert.
Außerdem wurde Tusk unter Protest Polens wiedergewählt, er repräsentiert niemanden, nur sich selbst.

AndreB
6 Jahre her
Antworten an  Katarzyna Sobieski

Grossbritannien hat weder für ein demokratisches Europa gekämpft noch hat es irgendeinen nennenswerten Beitrag zum Sieg über das Hitleregime geleistet. Der Krieg wurde ausnahsmlos von Russen und Amerikanern gewonnen.

Infrarotsichtgerät
6 Jahre her

Alles richtig, aber wo (!) leben Sie eigentlich? Immer noch nicht verstanden, welchen Gegner wir in Brüssel vor uns haben?

Die haben keine Scham, halten sich für die Größten und ein Rücktritt kommt für solche Leute nicht in Frage. Die lachen über Ihre (richtige) Kritik und ziehen das voll durch. Das ist deren Auftrag. Fachwissen spielt keine Rolle..

Ute Iwan
6 Jahre her

Der Brexit hat, wie mir scheint, eine grandiose Welle verletzter Eitelkeiten in der EU ausgelöst.

Nun statuiert man ein Exempel, damit nur ja niemand sonst auf auf die Idee kommt, auch aussteigen zu wollen.