Großunternehmen sehen pessimistischer in die Zukunft - vor allem deutsche, wie eine Umfrage von Ernst & Young zeigt. Das heißt aber gerade nicht, dass sie passiv werden. Der Übernahmehunger nimmt zu.
Die Konjunktur lahmt, die politischen Unsicherheiten weltweit nehmen zu – und die Top-Manager der deutschen Großunternehmen sehen immer pessimistischer in die Zukunft: Zwar gehen noch 68 Prozent der Unternehmen davon aus, dass sich die Weltwirtschaft kurzfristig, also etwa bis Jahresende, positiv entwickelt. Aber mittelfristig überwiegt eindeutig der Pessimismus: 80 Prozent der deutschen Großunternehmen rechnen mit einer Eintrübung der Wirtschaftslage bis spätestens 2022. Weltweit ist die Stimmung in der Wirtschaft deutlich besser: Von den 2.600 weltweit befragten Unternehmen rechnet nur 46 Prozent mit einer mittelfristigen Konjunktureintrübung.
Trotz der zunehmenden Besorgnis gerade unter deutschen Managern erreicht der Übernahmeappetit einen neuen Höchststand: 65 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland planen, in den kommenden zwölf Monaten Zukäufe zu tätigen – der höchste Wert seit dem Jahr 2010, als die Befragung zum ersten Mal durchgeführt wurde. Weltweit ging der Anteil zwar ebenfalls nach oben, liegt mit 52 Prozent aber noch deutlich unter dem Spitzenwert von 2015, als 59 Prozent der Unternehmen Zukäufe tätigen wollten.
Statt den Kopf in den Sand zu stecken und auf bessere Zeiten zu hoffen, tun viele deutsche Unternehmen genau das Richtige, so Gall: „Sie halten in dieser Situation nicht etwa ihr Geld zusammen und setzen rein defensiv auf Sparen. Im Gegenteil: Erstaunlich viele Unternehmen treten die Flucht nach vorn an und betreiben eine aktive Portfoliopolitik. Dazu gehört auch, dass sie bereit sind, sich von Geschäftsfeldern zu trennen, die traditionell zum Kerngeschäft gezählt wurden. Und dass an anderer Stelle hohe Summen in Zukäufe in zukunftsträchtige Geschäftsmodelle – auch außerhalb der angestammten Bereiche – investiert werden.“ Gall beobachtet derzeit ein Nebeneinander von Effizienz- und Kostensenkungsmaßnahmen auf der einen und steigenden Innovationsausgaben auf der anderen Seite. „Etliche Unternehmen haben einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und Werksschließungen eingeschlagen – und tätigen gleichzeitig hohe Investitionen in neue Geschäftsfelder und Technologien. Insbesondere die Fähigkeit zu Coopetition, also einer strategischen Allianz oder Kooperation unter Wettbewerbern, wird in diesen Bereichen ein Schlüsselfaktor für nachhaltigen Erfolg sein.“
Eine Strategie, die stark auf Zukäufe setze, sei allerdings nicht ohne Risiken, betont Gall. „Längst nicht alle Übernahmen liefern beispielsweise die erhofften Synergieeffekte. Mitunter handeln sich zukaufende Unternehmen sogar zusätzliche Probleme ein.“ Unterm Strich aber spreche im derzeitigen Umfeld viel für eine aktive M&A-Strategie, so Gall. „Für einen organischen Aufbau eigener Kompetenzen etwa im Bereich digitaler Technologien fehlt häufig einfach die Zeit – da ist es effizienter, entsprechende Fähigkeiten zuzukaufen und das Risiko von Fehlschlägen durch sorgfältige Planung oder entsprechende Verteilung auf mehrere Parteien der Transaktion zu minimieren.“
Dieser Artikel erschien zuerst in dossierB
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Ganz so doof, wie allgemein vermutet, sind die deutschen Top-Manager dann wohl doch nicht. Nach innen laufen sie -der Macht des Faktischen gehorchend- katzbuckelnd den Klimahysterikern und ihren Öko-Fantasien hinterher (…da lässt sich ja auch z. Zt. NOCH ne Mark machen). Nach außen, weil man z.B. den grün-roten E-Mobilitätsfantasien doch nicht so recht bzw. gar nicht trau, und um sich selbst und sein Unternehmen abzusichern, investiert man jedoch GLEICHZEITIG und klammheimlich fleißig Milliarden im Ausland und kauft bzw. beteiligt sich in hoher Zahl an ausländischen Firmen. Deutsche Arbeitnehmer werden sich noch wundern! Unternehmerisches VERTRAUEN in den „deutschen Staat“ und die… Mehr