Der Januar war für die Autoindustrie eine große Enttäuschung. Im Februar dürften die Einbußen durch den Lockdown noch deutlicher werden. Immerhin: Die deutschen Marken haben die Pandemie bisher besser durchgestanden als ausländische.
Die Hoffnungen auf neue Rekorde haben sich für die deutsche Autoindustrie zumindest im Januar nicht erfüllt. Die zweite Corona-Welle, die seit Herbst durch die Welt rollt, hat in allen großen Absatzländern (außer China) zu einem neuerlichen, verschärften Lockdown geführt. Da die Fabriken diesmal geöffnet blieben, lief die Produktion zwar eingeschränkt weiter, Absatzstörungen waren jedoch unvermeidlich.
Die Januarindikatoren deuten das bereits an, aber im Februar werden die Lockdown- Einbußen statistisch deutlicher werden. Bleibt die Vorfreude im Handel auf den März und die kommende Kaufwelle als Folge des Corona-Staus. Zumal inzwischen die Impfung der Weltbevölkerung angelaufen ist – sogar in Europa.
Automobilmarkt im Wechselbad
Im Januar wurden in Deutschland 169.800 Pkw neu zugelassen, ein Minus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dieses war zu erwarten,
- da es im Dezember aufgrund des Auslaufens der sechsmonatigen Mehrwertsteuersenkung in erheblichem Umfang zu vorgezogenen Käufen und einem einmaligen Dezember-Rekordabsatz von 311.400 Fahrzeugen gekommen war,
- pandemiebedingt die Autohäuser abermals geschlossen werden mussten; der Zustand hält gegenwärtig noch an.
Trotz des schwachen Starts sind ab März deutliche Erholungstendenzen zu erwarten!
- Die deutschen Marken haben mit -29 Prozent die Pandemie bisher besser durchgestanden als ausländische Marken ( -37 Prozent). Im Einzelnen zeigte sich im Januar folgende Entwicklung nach Marken:
- Audi (-47,4 %), Mini (-41,5 %) und Ford (-41,1 %) verzeichneten die
deutlichsten Rückgänge, Porsche verbuchte mit -3,9 Prozent die geringste Einbuße. Die anteilstärkste Marke war Volkswagen mit 20,1 Prozent. - Bei den Importmarken übertrafen einzig Tesla (+23,4 %) und Volvo (+9,4 %) ihr Zulassungsergebnis des Vorjahresmonats. Rückgänge von mehr als 70 Prozent zeigten sich dagegen bei Jaguar (-77,9 %) und Honda (-70,1 %), den geringsten Rückgang verzeichnete Fiat mit -14,8 Prozent. Skoda war mit einem Neuzulassungsanteil von 6,7 Prozent die stärkste Importmarke.
- Audi (-47,4 %), Mini (-41,5 %) und Ford (-41,1 %) verzeichneten die
- „Wohnmobile“ haben Hochkonjunktur –angesichts der Einschränkungen im Hotel-und Beherbungs/Gaststättengewerbe kein Wunder; sie erreichten mit +5,0 Prozent als einziges Segment einen Zuwachs. Ihr Anteil an den Neuzulassungen betrug 1,9 Prozent (Vergleichsmonat: 1,3 %).
- Bei den übrigen Marktsegmenten zeigten sich Rückgänge, die bei den Mini-Vans (-63,6 %) und den Großraum-Vans (-55,3 %) am deutlichsten ausfielen. Rückgänge von mehr als 40 Prozent verzeichneten auch die „reinen“ Sportwagen (-43,2 %) und die Utilities (-42,0 %). Die SUVs waren trotz eines Rückgangs von -26,4 Prozent das anteilsstärkste Segment (21,9 %), gefolgt von der Kompaktklasse mit 19,1 Prozent (-32,2 %).
- Die Anzahl benzinbetriebener Neuwagen ging gegenüber dem Vorjahresmonat um -50,3 Prozent zurück, ihr Anteil betrug 37,1 vH. Nach einem Rückgang von -44,8 Prozent lag der Anteil der dieselbetriebenen Pkw nur noch 26,1 vH.
Elektroautos stark nachgefragt, Kunden „hybridisiert“
- Die Zulassungszahlen der Batterie-Elektro-Pkw (BEV)stiegen mit 16.315 Einheiten um +117,8 Prozent, ihr Anteil am Gesamtmarkt betrug 9,6 vH.
- 45.449 Hybridfahrzeuge wiesen ein Zulassungsplus von +47,5 Prozent und einen Anteil von 26,8 VH. Damit ist bereits jedes vierte Neufahrzeug in Deutschland ein Hybridfahrzeug!
- Die Hälfte davon ist im Sinne des Gesetzgebers „elektrifiziert“ und damit förderfähig, nämlich 20.588 Plug in-Hybride (PHEV); sie erreichten ein Plus von +138,3 Prozent und einen Markt-Anteil von 12,1 vH Prozent.
- Die Neuzulassungen von Elektro-Pkw insgesamt (BEV+PHEV) stiegen im Januar um 129 Prozent auf 36.900 Einheiten. Damit erreichten elektrifizierte Pkw einen Anteil von 21,7 Prozent am Gesamtmarkt.
- Die Produktion von Elektroautos in deutschen Werken hat seit Anlauf des ID.3 Model bei VW stark zugenommen. Im Dezember lagen die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr bei über 200 Prozent.
- Tesla konnte im Januar als einziger Importeur neben Volvo mit 453 Neuzulassungen ebenfalls um 23,4 Prozent zulegen, der Anteil am Gesamtmarkt ging weiter auf 0,3 vH zurück. Da bleibt viel Raum nach oben in der Zulassung Statistik, um die Kapazitäten der im Bau befindlichen Gigafabrik.
Trotz Corona ist die Branche im Aufwärtstrend
- Auftragseingang: Im Januar gingen bei den deutschen Pkw-Herstellern – in Einheiten gerechnet, nicht als amtlicher Volumenindex der Kfz-Industrie (siehe Schaubilder) 39 Prozent weniger Bestellungen aus dem Inland ein. Deutlich besser lief es im Auslandsgeschäft: Hier verbuchten die deutschen Hersteller einen Orderzuwachs von 1 Prozent. Insgesamt lagen damit die Auftragseingänge im abgelaufenen Monat knapp 5 Prozent unter dem Vorjahreswert.
- Die Kfz-Branche insgesamt wies im Januar immer noch real einen Auftragszuwachs auf, wenn er auch klein war.
- Produktion Im Januar liefen 262.800 Pkw von den Bändern der Automobilfabriken in Deutschland (-23 Prozent gegen Vorjahr). Hier spielten neben der geringeren Zahl an Arbeitstagen vor allem Lieferengpässe bei Halbleitern eine Rolle. Einzelne Hersteller, wie BMW, mit einer auf Expertenprognosen gestützten, vorausschauenden Einkaufspolitik blieben davon allerdings verschont.
- E-Auto: Die stärksten Produktionsimpulse in der deutschen Autoindustrie gehen zur Zeit vom Elektroauto aus. Bei den Elektro-Pkw (BEV und PHEV) haben die deutschen Hersteller, vor allem VW, in den letzten Jahren ihre Produktionskapazitäten massiv ausgebaut: Im Jahr 2020 sind mehr als ein Viertel aller weltweit produzierten Elektro-Pkw von Montagebändern deutscher Hersteller gelaufen. Insgesamt verdoppelten die deutschen OEM ihre globale Fertigung auf 866.000 Elektro-Pkw (+112 Prozent). Mit 428.000 Einheiten (+121 Prozent) entfiel rund die Hälfte davon auf die Produktion in Deutschland, wovon wiederum 62 Prozent in den Export gingen. Bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) betrug die Exportquote sogar 68 Prozent.
- Der Erfolg der Elektroautos ging weitgehend zu Last der Verbrennerautos, hier vor allem der Fahrzeuge mit Dieselmotor. Bei dieser Antriebsart hielt der Abwärtstrend weiter an.
- CO2–Ausstoß: Entsprechend dieser Neuwagen-Absatzstruktur ging der durchschnittliche CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw laut Kraftfahrzeugbundesamt weiter um -16,9 Prozent auf 125,9 g/km zurück. Da Elektroautos weitgehend mit Kohlestrom „betankt“ werden, dürften angesichts des wachsenden Anteils von Elektroautos an den Neuzulassungen die gesamten CO2-Emissionen Deutschlands entgegen der politischen Zielvorgaben weiter gestiegen sein.
- Export: Besser als die Produktion entwickelte sich der Export: Im Januar wurden 204.100 Pkw an Kunden in aller Welt ausgeliefert (-19 Prozent). Die Exportquote stieg damit weiter auf einen neuen Höchststand von 79,9 vH an. – Auch ein Beleg dafür, dass Vorurteile über eine vermeintliche „Schlafmützigkeit“ oder mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autohersteller in den Bereich der Fabel gehören. Eher sieht es danach aus, dass Corona den automobilen Weizen noch deutlicher von der Spreu getrennt hat.
Ausblick
Mit fortschreitender Impfung und absehbarer Lockerung des Lockdown – national wie global – steigen die Chancen auf ein exzellentes Automobiljahr 2021 weiter an, auch wenn der Start im Januar und Februar gehandicapt war.
Alles andere wäre ungewöhnlich. Denn:
Die Konsumenten in Deutschland haben im Corona-Jahr 2020 nach Berechnungen der DZ Bank 393 Milliarden Euro gespart, das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg auf den Rekordwert von 7,1 Billionen Euro (+6 Prozent).
Die Gründe dafür sind einfach: Angstsparen und Zwangssparen!
- Angesichts drohender Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit haben viele Menschen ihr Geld zusammen gehalten (= Angstsparen).
- Die Corona-bedingte Schließungen im Einzelhandel (auch der Autohäuser) sowie verhinderte Auslandsreisen und Gaststättenbesuche haben Ausgaben blockiert (= Zwangssparen) und den Konsum gebremst.
An „Stoff“, aus dem die Träume für ein gutes Automobiljahr 2021 ff. sind, mangelt es also nicht.
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Das Ganze gilt so oder so ähnlich auch für andere Branchen, allerdings insgesamt mit der Einschränkung, dass der Umstand des „gespart Habens“ nicht unbedingt für alle gilt und auch die Ausgabebereitschaft bei fortdauerndem Corona-Elend (das geht ja auch bei Lockerungen nicht über Nacht weg) niht zwingend gegeben ist.
„steigen die Chancen auf ein exzellentes Automobiljahr 2021 weiter an“ -???
Kann schon sein, dass eine Weile wieder mehr Autos verkauft werden. Nur wird deren Wertschöpfung immer weniger hier in Deutschland stattfinden. Exzellente Autojahre sind dann bald so wie exzellente Jahre für Apple oder Amazon.