Die Inlands-Nachfrage ist kaputt – eine Folge politischer Entscheidungen

Die Inlands-Nachfrage fehlt. Auch das lässt die Wirtschaft schwächeln. Die Serie Comeback Deutschland beschäftigt sich mit der Frage, was besser werden müsste. Es hat etwas mit Robert Habeck zu tun.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Steigt die Nachfrage, ist das gut für Unternehmer. Entweder können sie ihre Waren teurer verkaufen oder mehr davon an den Mann bringen. Jedenfalls boomt das Geschäft. Soweit das kleine Einmaleins der Wirtschaft. Doch das ist in Deutschland in zwei wichtigen Feldern außer Kraft gesetzt: In der Pflege sowie in der Bauwirtschaft steigt zwar der Bedarf, aber nicht die Nachfrage. Denn Nachfrage heißt ein Bedarf erst, wenn er mit Geld hinterlegt wird, um ihn zu finanzieren.

In der Pflege steigt der Bedarf, explodieren die Fallzahlen, wie jüngst Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mitgeteilt hat. Gleichzeitig meldet der Dachverband der Pflegeanbieter, dass die Insolvenzwelle in den Heimen unvermindert weitergeht. Zum einen hat Lauterbach nicht dafür gesorgt, dass gestiegene Kosten in den Heimen durch höhere Sätze ausgeglichen werden. Zum anderen erweisen sich Städte, Kreise und Kassen oft als säumige Zahler, was zusätzlich Heime in die Insolvenz trägt. Steigender Bedarf trifft auf sinkendes Angebot: Die Preise steigen und Kunden, die diese Preise nicht bieten können, gehen leer aus.

Anstieg der Fallzahlen
Karl Lauterbach kündigt höhere Beiträge und geringe Leistungen in Pflege an
Nun ließe sich aus rein wirtschaftlicher Sicht sagen, dass die Pflege lediglich Konsum sei. Wichtiger Konsum, die Erfüllung einer moralischen Verantwortung. Aber letztlich doch Konsum. Anders steht es mit dem Wohnungsbau. Wenn Politik und Wirtschaft die Einwanderung von Fachkräften wollen, braucht es auch zusätzlichen Wohnraum. Dieser Bedarf würde sich dann ohne weiteres als Nachfrage finanzieren lassen. Denn Fachkräfte mehren den Wohlstand. In den Städten steigen die Mieten kontinuierlich. Geld, dass dann unter anderem in die Baubranche fließen könnte.

Doch die Ampel bleibt weit unter den selbst gesetzten Zielen: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr haben Olaf Scholz (SPD) und Co versprochen, nicht einmal 300.000 Wohnungen schaffen sie. Die Branche warnt, dass sich die Zahlen noch verschlechtern würden. Denn die Probleme in der Baubranche sorgten dafür, dass sich viele Mitarbeiter überlegten, den Beruf aufzugeben. Passiert das, lassen sich künftig entsprechend weniger Wohnungen bauen.

Diese Probleme sind – wie in der Pflege auch – direkt durch die Politik verursacht. Zwei wesentliche Gründe gibt es: hohe Kosten und ein immer dichteres Dickicht an Auflagen. Wobei diese Probleme einen gemeinsamen Kern haben: Der Irrglaube der Politik, den Bürgern immer noch eine zusätzliche Last aufbürden zu können, sei es aus der Bequemlichkeit heraus, eigene Probleme abzuwälzen. Oder ideologisch motiviert.

„Wirtschaftsminister“ Robert Habeck (Grüne) hat jüngst zugegeben, dass er es mit seinem Heizhammer bewusst übertrieben habe, einfach mal, um zu sehen, wie weit er gehen kann. Was für eine Verantwortungslosigkeit. Der Heizhammer hat massiv in die Immobilienbranche eingegriffen: Preise beeinflusst, Nachfrage gesteuert. Alles, weil der Kinderbuchautor mal sehen wollte, was passiert.

Holt sich die Baubranche einen Schnupfen, bekommt die deutsche Wirtschat eine Lungenentzündung. Wie stark sie sich auswirkt, hat sich jüngst gezeigt, als das Bruttoinlandsprodukt im Monatsvergleich wuchs. Trotz aller Krisen. Einfach, weil das Wetter schöner wurde und die Maurer, Elektriker oder Verputzer wieder besser arbeiten konnten. Insgesamt stagniert die deutsche Wirtschaft, während die anderer Industrienationen wächst. Hauptsächlich wegen der Baubranche. Und in so einer sensiblen Situation erfreut sich der Politikdarsteller an Experimenten.

"Wir haben Platz" war mal
Städtetag sieht beim Wohnungsbau "höchste Gefahrenstufe" erreicht
Eine Exportnation wie Deutschland kann einen Mangel an privater Nachfrage durch den Verkauf an ausländische Märkte ausgleichen. Aber die private Nachfrage ist ein wichtiger Indikator. Für die Stimmung im Land wie für die Kaufkraft. Und auch an dieser Baustelle sieht es nicht gut aus. Die Nachfrage im Einzelhandel ist von März auf April real um 1,2 Prozent zurückgegangen, im Vergleich zum April 2023 um 0,6 Prozent. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt.

Mit Angaben zu den Gründen hält sich das Statistische Bundesamt zurück. Nachvollziehbar. Denn wer will sich als Bundesbehörde schon mit der Bundesregierung anlegen? Bei der sind die Gründe für die Kaufzurückhaltung nicht nur zu suchen. Sondern auch zu finden. Die einen hat die wirtschaftsfeindliche Politik der Ampel – etwa die Steuerpolitik – wirklich arm gemacht. Sie haben schlicht kein Geld mehr zum Ausgeben. Die anderen warten angesichts einer solchen Desperado-Regierung ab, wozu sie ihr Geld noch brauchen. Etwa, wenn einem Politdarsteller wie Habeck wieder ein Experiment einfällt, dessen Ergebnis er sich gerne ansehen würde.

Deswegen fällt der Part dieses mal kurz aus, in dem die Serie vorschlägt, was sich ändern müsste, um ein Comeback Deutschland zu bewirken: Die Politik muss wieder seriös werden. Verlässliche, an der Sache orientierte Entscheidungen treffen. Das klingt zugegeben maximal banal – ist aber angesichts der real existierenden Bundesregierung und der größten Oppositionspartei CDU/CSU eine schier nicht umzusetzende Forderung. Wie das Politpersonal seinen Nachwuchs rekrutiert, haben wir in der jüngsten Folge beschrieben. Wie dessen Tun sich auswirkt in dieser. Dass dieses Politpersonal sich zu seiner Verantwortung bekennt, ist unrealistisch – aber für ein Comeback Deutschland dringend erforderlich.

 

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Kommentare ( 40 )

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Carl22
1 Monat her

Bezüglich Konsumzurückhaltung: Landesgartenschau in Wangen im Allgäu. Die Eintrittspreis-Gestaltung ist aufwendig und bevorzugt Kinder, Schüler, Studenten, überhaupt alles, was nur irgendeinen Ausweis vorzeigen kann. Nur der Rentnerausweis, sei vielen Jahren ein mickriges Papierfetzelchen, wird nicht hofiert. Also 19 Euro, für meine Gattin und mich wären das 38 € für einen Spaziergang im Grünen vorbei an grünen Belehrungstafeln zum „Thema“ Natur…. 38 € ist inzwischen die Hälfte des Wocheneinkaufs bei Aldi. Gottseidank besteht noch kein Zwang zum Besuch des gehypten Spektakels. Ach ja, in der Therme Bad Wadsee wird auch der Rentner gedacht: normal 11,40 € für 2 Stunden, Rentner 11… Mehr

Gina
1 Monat her
Antworten an  Carl22

Ja, so dankt man im besten Deutschland aller Zeiten den Rentnern, welche uns den Wohlstand geschaffen haben. Und in Wangen darf nicht einmal der Hund mit rein. Umdrehen und gehen – esst eure überteuerte Wust selber Wangener. Die Hundesteuer nimmt man bestimmt gerne.

Innere Unruhe
29 Tage her
Antworten an  Carl22

DAs ist traurig. Aber wie ist das Wahlverhalten der Rentner?
Ich kenne welche, die nicht wählen gehen. Zeitungen schreiben, Rentner würden die CDU wählen…
Migrationspolitik frisst so viel Geld, dass Rentner solidarisch sein sollen.
Wer besser leben will, soll aufhören sein Geld in der Welt zu verteilen. Mit welchen Parteien würde das wohl am besten funktionieren?

Biskaborn
1 Monat her

Dann stellen sich die Wirtschafts- und deren Verbandsvertreter in einer gemeinsamen Erklärung hin und lassen verlauten, die größte Gefahr für die deutsche Wirtschaft ist die AfD. Also ist doch alles gesagt. Eine Partei die nicht den geringsten Einfluss auf die Wirtschaft hat ist also Schuld. Muss man das noch kommentieren?

Fieselsteinchen
1 Monat her
Antworten an  Biskaborn

Da werden wohl die unverdienten Kasper-Subventionen nicht mehr fließen. Ansonsten hat die AfD mit dem Absturz der deutschen Wirtschaft nichts zu schaffen, aber irgendjemand muss Schuld sein, wenn es bei den grünen Fachkräften nicht so nach Plan läuft.

Ulric Viebahn
1 Monat her

Die Aufwendungen für die ‚Flüchtlinge‘ werden zwischen 50 und 100 Mrd pro Jahr liegen. Wenn das Bruttoinlandsprodukt bei 4000 Mrd liegt, dann könnte man die ‚Flüchtlinge‘ auch als Konjunkturprogramm von 1 bis 2.5% des BIP ansehen.

Michael Palusch
1 Monat her
Antworten an  Ulric Viebahn

Ist das so, oder gilt nicht auch hier, dass jeder Euro vom Staat nur einmal ausgegeben werden kann?
Im Gegensatz zu reinen Konsumleistungen, wäre doch die Investition in Infrastruktur, Wohnungsbau oder Energieversorgung mit zusätzlichen Arbeitsplätzen und dem nachfolgenden Konsum weitaus sinnvoller.

Gerhard Doering
1 Monat her

Für mich entspricht das der Logik eines kranken, unterentwickelten Kindes, welches Feuer legt um einfach mal zu sehen was dann passiert. Alles andere, was diesen Mann umtreibt, geht in die gleiche Richtung und wir müssen uns das gefallen lassen. Das ist die merkwürdigste Art von Demokratie, welche sich durch nackte Ideologie auszeichnet. Welch Wunder das es dem zähen Steuerzahler überhaupt noch gelingt die Kiste am Laufen zu halten.

Ralle002
1 Monat her

Der Fehler liegt darin, dass wir unser Geld so verwenden, als sei dieses ein universelles Tauschmittel. Wegen der Art der Geldentstehung bei den Kreditvergaben der Banken (aus dem Nichts) ist unser Geld jedoch etwas Ähnliches wie ein Schuldschein. Etwa beim „Konjunktur machen“ der öffentlichen Haushalte mit immer mehr Neuverschuldung sind es immer alle Bürger, in deren Namen die Politik immer wieder Schulden macht, damit Geld in Umlauf gelangt. Dann gibt es zwar eine Art Wirtschaftswettbewerb, jedoch wird dieser mit Macht und eben gerade nicht mit dem Fleiß der Einzelbürger gewonnen. Weil jetzt zu wenig Geld im Umlauf ist, macht die… Mehr

Michael Palusch
1 Monat her
Antworten an  Ralle002

Das ist eben die Krux. Ohne Schulden, kein Vermögen. Jede Tilgung verringert die Liquidität und braucht, wenn die Wirtschaft nicht zusammenbrechen soll, einen neuen Schuldner.

elly
1 Monat her

Es fehlt schon lange an Investitionssicherheit. Dafür sind grüne Ideologien in der Ampel und der EU schuld.
Dazu kommt, dass die FFF Bewegten und Klimahysterikerinnen Konsum als Klima schädlich anprangern. Bei jedem Teil soll man sich überlegen, ob es Klima neutral und human und sozial hergestellt wurde und divers muss es auch noch sein.

AmpelFluechtling
1 Monat her

Warum überhaupt Wärmepumpen? Ich dachte durch die Klimakrise haben wir bald tropisches Wetter. Im Kongo oder Thailand braucht man auch keine Heizung.

Klaus Uhltzscht
1 Monat her

Wenn die Inlandsnachfrage sinkt und das Geschäft mit „grünen“ Hokus-Pokus-Artikeln lahmt, könnte das Bundesverfassungsgericht oder der Ethikrat einfach das GEZ-Zwangsgebührenfernsehen zum Konsumartikel bestimmen. Das ergäbe schlagartig 8,57 Milliarden Euro Planübererfüllung im Konsumbereich. Mutti Staat könnte in Kriegswirtschaft machen. Volkswagen den Elektro-Kübel für den ukrainischen EU-Binnenmarkt bringen. Und Özdemir die Volkspizza GVTgmI (Gutes Veganes Teiggericht mit Insekten) zum Schwarzmarktpreis von 1 Bratwurst. Die Warburg-Bank könnte gemeinsam mit DITIB und der DB ein Zahlungssystem entwickeln, mit dem unsere Jungs auch mit kaputtem Handy oder ohne Arm ihren Sold, nach Abzug des Soli für das Finanzamt, von der Front nach Hause zu ihren… Mehr

Lars Baecker
1 Monat her

Tja, Habeck müsste weg und Merz dürfte nicht kommen. Beides ist Wunschdenken, denn am Ende bekommen wir beide und das Grauen geht weiter. Die einzigen, die sich darüber freuen werden, sind die Spekulanten und die Finanzindustrie auf deren Altar wir geopfert werden. Blackrock sei Dank.

Cabanero
1 Monat her

Ich würde für die schwache deutsche Inlandsnachfrage eine ganz andere Deutung vorschlagen. Denn wenn man ehrlich ist – war die die Inlandsnachfrage, sprich die KAUFKRAFT in Deutschland noch nie sehr hoch. Schon vor 1939 und auch nach 1949 nicht. Einige Indikatoren wären zum Beispiel der zumindest für westeuropäische Nationen einmalig hohe Anteil an Wohnungsmietern. Anstelle von Eigenheimbesitzern. Die Eigentumsquote der Deutschen ist niedriger als die der Griechen(!). Es ist eine lange Geschichte, warum Deutschland schon immer Mieterland war, sie liegt wohl, auch, in der Geschichte der Bismarck’schen Sozialreformen begründet, die Umlageansprüche anstelle von Vermögen setzte und ermöglichte. Dadurch war es… Mehr

Last edited 1 Monat her by Cabanero