Chinesische Investoren wollen VW-Werke kaufen

Reuters berichtet, dass China ein Interesse haben soll, die von der Schließung bedrohten VW-Werke zu übernehmen, um damit bedeutenden Einfluss in der EU zu gewinnen – und möglicherweise EU-Zölle zu umgehen. Auch bei VW scheint man der Idee nicht abgeneigt zu sein.

picture alliance / Fotostand | Fotostand / Kipp

Im Oktober schlug es wie eine Bombe ein: Volkswagen will gleich drei Werke schließen. Insbesondere das Werk in Osnabrück gilt als Wackelkandidat, das nach dem Verlust eines Porsche-Auftrags als gefährdet gilt.

Nun soll die Rettung nahen – in Form der Chinesen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Eine vertrauliche Quelle berichtete, dass chinesische Beamte und Autohersteller Interesse an den von Schließung bedrohten Standorten geäußert hätten. Chinesische Unternehmen hätten bereits zuvor in zahlreichen Schlüsselindustrien investiert. Der Schritt würde China ermöglichen, seinen Einfluss in der deutschen Automobilindustrie auszubauen. Mercedes-Benz besitzt bereits zwei große chinesische Aktionäre.

Reuters bewertet das mögliche Eingreifen als die „politisch heikelste Investition“. Der Bau von Autos in Deutschland für den Verkauf in Europa würde es den chinesischen Elektroautoherstellern ermöglichen, die EU-Zölle auf aus China importierte Elektroautos zu umgehen. Die könne „eine weitere Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hersteller darstellen“.

Während Angebote von privaten Firmen, staatlichen Firmen oder Joint Ventures mit ausländischen Unternehmen kommen könnten, behalten sich die chinesischen Behörden das Recht vor, bestimmte Investitionen im Ausland zu genehmigen, und würden wahrscheinlich von Anfang an in jedes Angebot einbezogen. Investitionsentscheidungen würden von der Haltung der neuen deutschen Regierung gegenüber China nach den Wahlen im Februar abhängen, sagte die anonym bleibende Quelle zu Reuters.

Volkswagen prüfe bereits „alternative Nutzungsmöglichkeiten“ für seine Werke in Dresden und Osnabrück im Rahmen eines Kostensenkungsprogramms. VW wäre offen für einen Verkauf des Osnabrücker Werks an einen chinesischen Käufer, so Reuters. „Wir sind bestrebt, eine weitere Nutzung für den Standort zu finden. Das Ziel muss eine tragfähige Lösung sein, die die Interessen des Unternehmens und der Mitarbeiter berücksichtigt“, sagte ein Sprecher, der sich zu Spekulationen über ein Angebot nicht konkret äußern wollte.

Stephan Soldanski, Gewerkschaftsvertreter aus Osnabrück, sagte, dass die Beschäftigten des Werks nichts dagegen hätten, für einen der Joint-Venture-Partner von Volkswagen in China zu produzieren. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir für ein China-Joint-Venture … etwas produzieren, aber unter dem VW-Logo und nach VW-Standards. Das ist die wichtigste Bedingung“, sagte er.

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Kommentare ( 33 )

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IJ
50 Minuten her

Drachen retten normalerweise nicht. Sie fressen jeden auf, der ihnen in die Quere kommt und stecken durch speiendes Feuer alles in Brand. Daher passt die Allegorie recht gut.

Petra G
1 Stunde her

„Man sollte nur in Unternehmen investieren, die von Vollidioten geführt werden können, denn irgendwann wird es zwangsläufig dazu kommen“ / Warren Buffet

Ergänzend nur noch eines: Erinnert mich an den Niedergang der englischen Autoindustrie……….

Raul Gutmann
1 Stunde her

RETTET DER DRACHE DEUTSCHE ARBEITSPLÄTZE?

Ist Schneewittchen wie auch der sie wachküssende Prinz reale Gestalten? Sind es die sieben Zwerge oder der Prinz auf dem weißen Pferd?
Wer diese Frage bejaht, möge auch an die Rettung deutscher Arbeitsplätze durch chinesische Investoren glauben.
Erst werden die Chinesen die Fabriken erwerben, dann die Produktionsverfahren und -abläufe analysieren und schlußendlich die übernommenen Firmen abwickeln.
Denn merke: Chinesen mögen sich kommunistisch nennen, doch dumm sind sie nicht.

Last edited 1 Stunde her by Raul Gutmann
Reinhold
1 Stunde her

So fing es mal an und keiner hat´s gemerkt.
In den 1970ern musste eine moderne Kokerei im Saarland schließen. Die Chinesen kauften sie zum Schrottpreis. Die Deutschen machten sich darüber lustig, dass die Chinesen den Betrieb sorgfältig abbauten, jedes Teil registrierten und die gesamten Bauunterlagen mitnahmen. Wenig später ging in China die modernste Kokerei in Betrieb. Noch Fragen Kienzle.
Übrigens, den abgehobenen VW-lern gönne ich das.

Raul Gutmann
1 Stunde her
Antworten an  Reinhold

Sehr geehrter Herr „Reinhold“, vielen Dank für Ihren Beitrag, der zukünftiges anhand der Vergangenheit anschaulich darlegt.
Was die „abgehobenen VW-ler“ anbelangt, gilt unverändert, daß Spott auf sich ziehe, wer den Schaden habe – teilweise berechtigt.
Hochachtungsvoll
PS bzgl. Ihres anderen Kommentars
Haben Sie (auch) keine Kinder?

Last edited 1 Stunde her by Raul Gutmann
Radisal
1 Stunde her

Ich kann mir nicht vorstellen das die Chinesen ein Werk sammt IG Metall übernimmt.

Reinhold
1 Stunde her
Antworten an  Radisal

Dann gibt es keine IG Metall mehr, sondern eine kommunistische Parteileitung.

Teiresias
2 Stunden her

Entscheidend ist, wo die Wertschöpfung stattfindet.
Die Endmontage chinesischer Teile wird nur noch mehr Marktanteile für China bedeuten.
Auch wenn Fabriken erhalten bleiben – volkswirtschaftlich bringt es eher wenig bis nichts.
Als „Rettung“ kann man das nicht bezeichnen.

Klaus Uhltzscht
55 Minuten her
Antworten an  Teiresias

Mit der Produktion innerhalb der EU umgehen sie Einfuhrzölle der EU. Das ist schon immer gängige Praxis. Auto- und Motorradhersteller aus aller Welt hatten und haben auch Montagewerke in den USA.

Waldschrat
2 Stunden her

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie wurde und wird durch die EU und deutsche Politik sowie einige Konzernlenker zunichte gemacht. Es hätte nicht zwangsweise dazu kommen müssen. Klar werden wir uns in die Hände der Chinesen begeben, die werden sagen, wo es lang geht, vermutlich jetzt sogar noch kompromissbereit sein. Wenn der Sinkflug so weiter geht, werden sie wohl keine Kompromisse mehr machen müssen, weil D dann froh sein kann, dass jemand die Ruinen wieder aufbaut, die diese Politik hinterlässt. Ich hab das Lied noch gelernt „Auferstanden aus Ruinen ….“.

Hubbel
2 Stunden her

Ob es das ist, was Trump möchte wenn er die Unternehmen in die USA lockt? „Stephan Soldanski, Gewerkschaftsvertreter aus Osnabrück…“ Mit dem Rücken zur Wand noch Bedingungen stellen? Wäre ich Investor wüsste ich spätestens jetzt welche Bedingungen ich garantiert nicht erfüllen würde. Ich erinnere nur an Opel Bochum: solange Bedingungen gestellt bis der Laden tatsächlich zugeschlossen hat. Leidtragend war die Belegschaft, die aber auch sehenden Augen mit in den Untergang marschiert ist. Manchem geht es offenbar noch zu gut, bleibt zu hoffen dass der Knoten mittlerweile geplatzt ist. Mit deutschem Gewerkschaftssumpf ist kein Gewinn mehr zu machen, wenn der DGB… Mehr

Reinhold
3 Stunden her

Es gab mal den Spruch von der gelben Gefahr. Die ist schleichend, denn die Chinesen haben ein ganz anderes Zeitgefühl als die hektischen Europäer. Sie haben unendlich Zeit und lassen sie für sich arbeiten. Ich bin schon älter und werde hoffentlich Deutschland als chinesische Provinz nicht mehr erleben.

Paul Brusselmans
3 Stunden her

Die Rahmenbedingungen für den erzwungenen Selbstmord der Autoindustrie – Verbrennverberbot PLUS saftige Strafzahlungen von 92 Euro für jedes Auto für jedes Gramm Co2-Ausstoss über dem festgelegten Flottenmittelwert – tja, die haben im EU-PArlament geschlossen ALLE „Sozial“demokraten und Grüne beschlossen. Sie haben damit vdLs irrsinnigen Green Deal Vorschlag auch noch gehärtet. Die Bundesregierung hat 2024 dieses gehärtete Machwerk im Rat mitbeschlossen.
Also liebe Genossen, zur Sonne, zur Freizeit…