Bosch will 3800 Stellen in Deutschland streichen – Insolvenzen steigen sprunghaft auf 23 Prozent an

„Den Bach rauf“ lautet der Titel des neuen Buchs von Robert Habeck. De facto geht es mit der Wirtschaft heftig den Bach runter. Eines von vielen Beispielen: Bosch. Der Autozulieferer will neben den 7000 bereits angekündigten 5500 weitere Stellen streichen, davon die meisten in Deutschland. Die DIHK rechnet in diesem Jahr mit mehr als 20.000 Firmenpleiten.

picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Einer Studie zufolge stieg die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im Oktober sprunghaft an. 1530 Personen- und Kapitalgesellschaften meldeten im vergangenen Monat Insolvenz an. „Die derzeitige Insolvenzwelle ist das Ergebnis eines perfekten Sturms aus lang­anhaltender konjunktureller Schwäche und drastisch gestiegenen Kosten“, sagte Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Zu den besonders betroffenen Branchen zählen das Baugewerbe, der Handel und unternehmensnahe Dienstleistungen. Im Verarbeitenden Gewerbe lagen die Zahlen ebenfalls auf sehr hohem Niveau.

„Den Bach rauf“ so lautet der Titel des neuen Buchs von Robert Habeck, das im Januar kommenden Jahres erscheinen soll. Ziemlich abstrakt und kopflastig, darf man spöttisch anmerken – denn de facto geht es mit der Wirtschaft heftig den Bach runter. Doch Habeck meint, man solle doch „den Mut wiederfinden“, und er wolle mit seiner Schrift Orientierung geben, wie der Verlag mitteilte.

Im Oktober stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 22,9 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig meldeten die Amtsgerichte endgültige Ergebnisse für den August 2024, in dem 13,4 Prozent mehr beantragte Unternehmensinsolvenzen gezählt wurden als im August 2023. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor. Die Forderungen der Gläubiger betragen rund 2,4 Milliarden Euro, nach etwa 1,8 Milliarden Euro im Vorjahresmonat.

Einige Beispiele

Autozulieferer Bosch will seine Sparanstrengungen verschärfen – weitere 5500 Arbeitsplätze sollen wegfallen
Im Frühjahr hatte Bosch bereits angekündigt, 7000 Stellen in Deutschland zu streichen. Der baden-württembergische Autozulieferer will seine Sparanstrengungen nun verschärfen. 5500 weitere Stellen sollen international gestrichen werden, davon 3.800 in Deutschland.

Autozulieferer ZF kürzt Arbeitszeit an deutschem Standort – Großteil der 9.800 Mitarbeiter betroffen
Der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen hat Ende Juli angekündigt, bis 2028 allein in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze abzubauen. Allerdings muss der Stiftungskonzern aus Baden-Württemberg aufgrund der aktuellen Marktlage an deutschen Standorten bereits jetzt Maßnahmen ergreifen und hatte im Oktober bekannt gegeben, am Standort Schweinfurt (Bayern) die Arbeitszeit der Mitarbeiter zu reduzieren.

Autozulieferer in Hessen meldet Insolvenz an: Arbeitsplätze auf der Kippe
Bo Parts Solutions ist spezialisiert auf die Produktion von Ersatzteilen für die Automobilindustrie. Die erneute Krise wurde durch das Auslaufen eines wichtigen Auftrags für ein Volkswagenmodell und den unerwarteten Verlust eines Ersatzauftrags ausgelöst.

Riesiger Baumarkt im Ruhrgebiet schließt – Räumungsverkauf läuft
Ein renommierter Baumarkt-Riese schließt seine Türen. Der Auslöser: mangelnde ökonomische Aussichten. Betroffen ist die „Toom“-Filiale in Duisburg-Wanheimerort in NRW. Daher läuft dort noch ein Räumungsverkauf mit Rabatten und dem entsprechenden Hinweis auf der Homepage: „Der Markt schließt.“ Mitte Dezember ist endgültig Schluss.

Großes Möbelhaus in NRW (Multipolster) schließt – Räumungsverkauf läuft
Für die Mitarbeiter soll es immerhin einen schwachen Trost geben – sie werden demnach auf andere Standorte verteilt und verlieren nicht ihren Job.

Blanke Türenwerke insolvent
Die Flaute im Bausektor bringt ein weiteres Unternehmen in Schwierigkeiten: Ein namhafter Türen-Hersteller ist insolvent. Nach 120 Jahren Unternehmensgeschichte steckt die Blanke Türenwerke GmbH aus Bad Iburg nahe Osnabrück in der Krise.

Immer mehr Unternehmen geht die Luft aus, berichtet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Fast jeder zweite Betrieb im Osten ist betroffen. „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt bedenklich weiter.“ Denn: „Hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, erhebliche Belastungen durch Steuern und Bürokratie – all das drückt auf die Geschäftsaussichten und die Finanzlage“, sagt Marc Evers von der DIHK. Er rechne für das laufende Jahr weiterhin mit deutlich mehr als 20.000 Unternehmensinsolvenzen, so Evers.

Der Fachmann verweist darauf, dass die Unternehmen insbesondere im Osten Probleme meldeten: Fast jeder zweite dort ansässige Betrieb berichte von finanziellen Schwierigkeiten – gegenüber 41 Prozent in Deutschland insgesamt. Der Anteil kleiner und mittelgroßer Unternehmen sei in den östlichen Wirtschaftsregionen besonders ausgeprägt, erläutert Evers unter Verweis auf die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage, an der sich rund 25.000 Unternehmen beteiligt hatten.

Wettbewerbsfähigkeit schlecht wie nie

Laut einer Ifo-Umfrage beurteilt die deutsche Industrie die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit so schlecht wie nie. Zwar wird dahinter ein Fragezeichen gesetzt: Doch die Mehrzahl der Industrieunternehmen berichtet in den Ifo-Konjunkturumfragen von einer verschlechterten Wettbewerbsposition in Deutschland, der Europäischen Union (EU) und weltweit. Ein Vergleich zu den Umfrageergebnissen in anderen europäischen Ländern verdeutlicht das Ausmaß der deutschen Misere.

Mit ihrer pessimistischen Einschätzung liegen deutschen Firmen weit unter EU-Durchschnitt. Den 2000 befragten Betrieben zufolge hat sich deren Wettbewerbsposition in den vergangenen beiden Jahren „so stark verschlechtert wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung im Jahr 1994“, sagte Ifo-Forscher Stefan Sauer. Während die Einschätzungen italienischer und französischer Industrieunternehmen über dem EU-Durchschnitt lagen, ist Deutschland am unteren Ende der Liste zu finden – gemeinsam mit Belgien, Österreich und Finnland.

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Kommentare ( 36 )

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H.D.
43 Minuten her

Dem Wirtschaftsterminator Habeck sei Dank. Ich befgrüße ca. 8000 neue AFD Wähler.

EndofRome
1 Stunde her

80 Prozent der Betroffenen haben ihre Vernichter selbst gewählt. Sei es drum. Die anderen werden clever genug sein, eine neuen Job zu finden.

Sterling Heights
1 Stunde her

Wegen den Klimazielen muss der sekundäre Wirtschaftssektor in Deutschland abnehmen. Wir müssen uns gesund schrumpfen. Täglich öffnen neue Barbershops , Doenerbuden, Nagelstudios, 1€ Laeden etc. In der Forschung sind wir Spitze in Genderforschung, Rassismusforschung, Politikwissenschaften. Deutschland steht gut da. Rheinmetall muss auch noch lobend erwähnt werden.

Karl Renschu
1 Stunde her
Antworten an  Sterling Heights

Endlich mal jemand, der nicht immer alles schlecht redet – bei uns läuft alles spitze, der Danke sei Joint und Spritze… (naja, soweit die noch lieferbar ist)

ErnstB
1 Stunde her

Alles richtig, was Sie sagen, lieber Herr Gallina, aber geht‘s denn nicht ein bisschen schärfer. Meine Empörung über die Machenschaften dieser demokratiefeindlichen Akteure ist kaum noch zu steigern!! Welch ein Abgrund, der sich jeden Tag weiter öffnet.

Wilhelm Roepke
2 Stunden her

Die Wähler sind dumm genug, die AfD wieder nicht zu wählen. Dann halt weiter in den Abgrund.

Rob Roy
3 Stunden her

Wenn schon Baumärkte schließen, geht es wirklich auf den Abgrund zu.

FZW
3 Stunden her

Das dauert alles viel zu lang. Die Kurzarbeitsanträge und die Kündigungen müssen unbedingt noch in diesem Jahr ´raus.
Auch, wenn es mir um jeden einzelnen Betroffenen leid tut – die deutschen Wähler lernen offenbar nur durch Schmerz und Selbsterfahrung. Und noch einmal 4 Jahre tatenloses und salbungsvolles Herumgestochere können wir uns beim besten Willen nicht mehr leisten.

Gabriele Kremmel
3 Stunden her

In der Zeit der Krisen kann ein stark geforderter Minister noch massenhaft Anzeigen gegen Bürger unterschreiben und ein Buch mit Durchhalteparolen schreiben? Wie geht das?

Petra G
3 Stunden her

Und niemand stoppt die ideologischen Brandstifter!
Die Firmen die jetzt jammern haben fleissig am Grab Deutschlands mitgeschaufelt und schaufeln noch immer mit.

Baron Fred
3 Stunden her

„Als Institut der Leibniz-Gemeinschaft wird sein institutioneller Haushalt zu je 50% von Bund und Ländern finanziell getragen.“ Wer solche abhängigen „Forscher“ zitiert hat die Gewalt über seine Argumentation verloren. (Karl Lagerfeld, leicht abgewandelt) Als Folge sagen diese „Wirtschaftsforscher“ nur, was die Politik vorgibt. Das diese unsägliche Politik die gesamte Energiewirtschaft schreddert, das fällt diesen „Forschern“ nicht auf. Wie denn auch, sonst ist die ganze Kohle weg. Wenn die ständig steigenden Steuereinnahmen in alle Welt verschenkt werden, vor allem um „unsere Demokratie“ in der Ukraine zu verteidigen bleibt auch kein Geld mehr für Konsum jedweder Art. Sage ich mal so, ohne lange zu… Mehr